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Dresdner Nachrichten : 14.03.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186003146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18600314
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18600314
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1860
- Monat1860-03
- Tag1860-03-14
- Monat1860-03
- Jahr1860
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.03.1860
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dasselbe, sowie auch den Rumpf auf dem Lischt, aufs Genaueste zu untersuchen und sich zu überzeugen, daß aus beiden alles Leben entflohen sei, was sie darnach auch laut vor dem Publikum erklärten. Da trat aber der Gaukler wieder vorne an die Bühne, um den Zuschauern mitzutheilen, daß er dem Ent haupteten den Kopf wieder aufsetzen und ihn inS Leben zurückrufen werde. Er nahm das Haupt in die Hände und begann, eS dem Halse an der Stelle, wo eö von demselben getrennt worden war, wieder anzupaffen, wobei er einige Worte vor sich hinmurmelte und vazu verschie dene Zeichen machte. Nach ungefähr fünf Minuten kehrte der enthauptet gewesene Mann sein geisterhaft bleiches, noch furchterweckend verzerrtes Antlitz dem Publikum wie der zu, was auf dasselbe einen fast noch ergreifenderen Eindruck machte, als der erstvollführte Schwerthieb. Nach wenigen Augenblicken öffneten sich die Augenlider des Wie- derbelebten allmählig, die Augen hatten aber noch das verglaste Ansehen einer Leiche. Nach und nach gewann diese jedoch wieder neue- Leben, und über das bleiche An tlitz verbreitete sich gleichzeitig eine natürliche Röthe. End lich streckte der Mann auf dem Tische behaglich seine Glie der weit aus, erhob sich von seinem harten Lager, machte rasch seine Toilette, verließ die Bühne, und — verlor sich unter dem Haufen. DaS Schauspiel war beendet. Der Nacken drS an scheinend Enthaupteten zeigte rundum eine rothe Schmarre, gleich einer frischvernarbten Wunde. Alles dieses habe ich mit eignen Augen gesehen, in gleicher Weise getäuscht, wie Lausende andere Zuschauer. ES ist mir nicht mög lich gewesen, daS schaurige Gaukelspiel in irgend einer ver nünftigen Weise zu enträthseln; inzwischen habe ich auch nie gehört, daß dasselbe noch von irgend einem andern gegeben worden wäre; eö mag also wohl von ihm erfun den und mit ihm wieder begraben worden sein. Es dürfte übrigens kaum unerklärlicher sein, als so manches andere Kunststück der Innung der orientalischen Gaukler über haupt. Feuilleton und Vermischtes. * Kunterbunt geht «Sjetzt in Flensburg zu, denn dort herrscht »in wahre- SchrrckenSregiment. Die Mitglieder der Ständeversammlung stehen alle durch die Bank unter polizeilicher Aufsicht und Haussuchungen sind an der Tagesordnung. Man scheut sich nicht in die Zimmer der Damen einzudringen, wo all« Zeit Spürnasen nach der Adresse schnopern. Einlaufende Brief« an di« Abgeordneten werden in Gegenwart derselben ge öffnet und gelesen. Der niederländische Eonsul wurde von der Polizelvcrwaltung unter Androhung der Nealcitation aufgefor dert, auf dem Polizeiamt zu erscheinen, um in Sachen der Adresse der Sländ« an den König Rede und Antwort zu stehen. Der Eonsul sah sich nicht gemüßigt, dieser Aufforderung nachzukom men, weshalb er wegen EinseMung der Adresse an seine Regier ung zu einer dreitägigen Gefängnißstrafe bei Wasser und Brod verurtbeilt wurde. * Für das französische Finanzministerium ist im Budget pro 186 i die Summe von 972 Millionen auSge- worfen, 25 Mill. 652,000 KrS. mehr als im diesjährigen Bud get, fast die Hälfte kommt auf di« consoldirte Schuld und die Amortisation, nämlich 451 Mill. 234.000 Fr«. (8 Mill. 542,000 FrS. mehr). Di« schwebend» Schuld kostet 24 Mill. Zinsen, dir Schuld auf lebenSlänglichr Renten 71 Mill. 600,000 8rS. Die Ehrenlegion erfordert «in Mehr von 900,000 FrS. * Sonderbare« Gesuch. Zn der Kreuzzeitung, i» welcher »in christlicher Gärtner, »in« conservativ» Kammerjungfer und dergleichen gesucht wird, steht folgend« Anzeige: „Wenn Je mand, dem in dieser Welt Güter gegeben find, Willens ist, dem Herrn ein» Anleihe zu machen, von etwa 3000 Thalern, deren Zinsen im Himmel zu erheben wären, der gebe das Nähere zu erfahren, sein« Adresse an die Expedition ab/ * Ein junget Amerikaner, Trabi« mit Namen hat seit vorigem Juni nicht weniger als etlf Mädchen in den verschiedenen Gebieten der Union geheirathet und Alle fitzen lassen, gleich den ungezählten früheren, mit denen er sich in Ealifornten hatte trauen lassen. * Einem sehr gelehrten Manne, dem Professor W. au« Berlin, ist eS vor nicht langer Zeit auf der Thüringer Eisenbahn recht fatal gegangen. Derselbe kam mit seiner Gattin nach Halle und reiste von dort nach Gotha weiter, vergaß aber in Halle seinen sehr werthvollen Relsestock mitzunehmen. Die Frau Professorin stieg deshalb in Naumburg anS, um »ach Hall« tele- graphiren zu lassen, daß der Stock nach Gotha geschickt werde. Sie hatte fich aber etwas zu lange aufgehalten nnd der Zug ging ohne ste ab. Deshalb stieg nun wieder der Herr Professor in Apolda aus, um die Gattin zu erwarte», die, wie er hoffte, mit dem nächsten Zuge Nachkommen würde. Als er nicht wieder im Wagen erschien, bemerkten di« andern Passagiere, daß der Herr Professor, seinen Paletot, Hutschachtel rc. liegen gelassen habe, und gaben diese Effecten nach der Adresse auf dem Bahn hofs in Gotha ab. So befand sich nun die Hutschachtel und der Paletot in Goiha, der Herr Professor in Apolda, die Frau Professorin in Naumburg und der verrtnsamtr Reisestock in Halle! * Ein Berliner Dienstmädchen, welches von der Natur mit vielen Vorzügen au-gestattet ist, ihr sauer verdiente« Lohn aber nicht blo- zum Flitterstaate verwendet«, hatte lange den Nach stellungen der Männer Widerstand geleistet, war aber doch end lich einem jungen, schönen und lebenslustigen Handwerksgesellen hold geworden, der ihr viel von Lieb« und Treue vorgeschwatzt hatte. Der jung« Mann setzte al-bald den Zeitpunkt der Hoch zeit fest, eS war ihm aber hierbei weniger um die Heimführung der Braut zu thun, als darum, daß dies« ihm ihre Schätz« offen baren solle. Er erfuhr denn auch von ihr, daß sie hier und dort einige auSstehende Forderungen habe. Man beschloß, die selben zu kündigen und in monatlichen Zahlungen von 10 Tha lern bei der Sparkasse auf den Namen der Braut niederzulrgen, um des Geldes zur bestimmten Zeit sicher zu sein. AIS die erst« Zahlung geleistet war, hörte die Braut zu ihrer Verwunderung, daß daS Sparkassenbuch nicht auf ihren, svndern auf dm Na- men des Bräutigams auSgefertigt worden war. Dieser beruhigte sie indessen, indem er ihr erklärte, er könne da« Geld nachher desto rascher flüssiger machen. AIS ihm nun das sechste Mal 10 Thaler gezahlt worden waren, stellte er seine Besuche bei der Braut ein. Ein Tag nach dem andern verging, oha« daß er fich sehen ließ, endlich lief sie nach seiner Schlafstelle; aber auch dort war er nicht anzutreffen, sie erfuhr vielmehr dort, daß er, nachdem er sich viele neue Sachen angeschafft, Berlin angeblich verlassen Hab«. Di« Braut begab fich nun nach der Sparkasse und erkundigt« fich nach dem Stand» des Eonto'S ihres Bräu tigams. Die« war noch unverändert: «S waren 60 Thlr. und Zinsen zu fordern. Da plötzlich erscheint Jemand und präsew- tirt daS Sparkassenbuch, um da« Kapital zu kündigen. Der Besitzer desselben hatte <S von dem durchgegangenen Bräutigam gekauft. Da- arme Mädchen hat nun ihr Geld und ihren Lieb haber verloren. * Eine drollige Bitte hat der Schauspieldtrector zu Klagenfurt in Betracht der immer umfangreicher werdenden Cri- noltnen an di« Sperrsitz-Inhaberinnen gestellt. Er bittet: die Erinoline auf da« durch die Breite de« Sperrsitzes bedingte Maß zu beschränken, da Fälle vorgekommen, daß Späterkommende ih- rrn gelösten Sitz durch dir aufschwellenden Crinolinen ausgefüllt fanden und eine Einschiebung in den bestimmten Platz gar nicht möglich war. * Di» Großherzogtn von Hessen hat als Beitrag zur Lotterie der Schiller- und Tiedge-Stiftung das Brustbild Schillers in Silber geschenkt. * Traurig. Im Schlochauer Kreise (Westprrußen) herrscht so großer Nothstand, daß z B. in einem Zeiträume von vierzehn Tagen zehn Krauen im Wochenbette an Entkräftung ge storben find.
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