Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. . Durch die Agl. Post vierteljährlich U Ngr. Einzelne Nummern INa (Sonnt, bl» L L.) angenommen in der Expedition: Johannes-Aller u. Waisenhausstr. 6. Ritttdaeteur: Theodor Drokisch. tgr S4. Dienstag, dm 3. April L8S0. Auf das mit dem 1. April 1860 begon nene neue Abonnement der „Dresdner Nach richten" werden noch Bestellungen angenom men. Der Pränumerationspreis beträgt mit Einschluß der Zusendung für Dresden viertel jährlich 20 Ngr. Auswärtige haben sich an das ihnen zunächst gelegene Postamt zu wenden, vie LxpeMioii <1«r „vre^ner ^sednedteu". Dresden, den 3. April. — Oeffentlich« Gerichtsverhandlungen: Am vorigen Sonnabend trat wieder einmal rin trauriges Beispiel moralischer Verirrung an den Lag. In geheimer Sitzung wurde gegen den Schleifermeister Rdb. Kuriert aus Dippoldiswalde verhandelt, der als Ehemann einer schon in den Jahren vorgerückten Frau ein größeres Ge, satten an deren von ihr in erster Ehe gezeugten I3jähri« gen Tochter gefunden hatte und mit derselben, während die Frau einmal mehrere Lage auf einer Reise entfernt gewesen, so vertraut geworden war, daß dieselbe bald nach ihrer Confirmation eines Knäbleins genaß. Dem Vernehmen hat er seine Handlungsweise damit entschuldigt, daß er von der großen Strafbarkeit derselben keine Ahnung gehabt habe. Er wurde mit 3 Monaten Gefängniß bestraft. — Der „C. Ztg.* geht vom Hrn. Pastor Ll. Kum- mer Nachstehendes zu: „Irrigen und halbwahren Gerüchten zu begegnen, fühle ich mich veranlaßt, Folgendes auf Grund der Wahrheit zu veröffentlichen. Verwegen Bru- dermordrs am 31 v. M mit dem Tode bestrafte Hand arbeiter Joh. Ehr. Tr. Schumann aus Bärwalde ist nicht als verstockter, unbußfertiger Sünder gestorben, wenn auch bei mangelhafter Erziehung eine gewisse Rohheit und an fängliche Stumpfheit des Mannes nicht geleugnet werden mag. Still, verschlossen von Natur, hat er doch bei den seelsorgerlichen Unterredungen mehrfache unzweideutige Zei- chen wahrer Reue und gläubigen Vertrauens auf GotteS Gnade in Jesu Christo gegeben, beides auch in den letzten Tagen, namentlich aber am Morgen unmittelbar vor der Exekution unaufgefordert gegen mich betheuert; wie schon früher und wiederholt am 11. März, so auch seinem Wunsche gemäß, am Lage vor seiner Hinrichtung da» h. Abendmahl mit unverkennbarer, tiefer Rührung empfan gen, und «in jedenfalls nicht von Gott und seinem Wort verlassenes Gemüth bekundet in dem Traum, den er in der letzten Nacht während der drei Stunden »sanften Schlafes* gehabt, seinem Seelsorger aber vertrauensvoll unter vier Augen, um sich darüber aufzuklären, folgender- maßen mittheilte: eine menschliche Gestalt .in grauem Ge wand, mit häßlichem Gesicht* sei in die Zelle getreten, wo er geschlafen, am Fuße seines Lagers niedergekniet und habe ihm dann gewinkt mit den Worten: .Erhebe dich und diene mir!" Er aber habe sich nicht gerührt, noch gran- wortet, da seien Lichtstrahlen in das Gemach gefallen, Engel hätten über ihm geschwebt und zu ihm gesagt: .Fürchte dich nicht, wir kommen, deine Seele zu Gott zu führen.* — Natürlich wies ich ihn nach dieser Mit teilung auf Matth. 4, 9 — 11 und Luc. 16, 28. Unter brünstigen Gebeten, erwartete er mit Erge bung und männlicher Fassung den letzten schwe ren Augenblick, und überraschte mich noch an den Stufen deS SchaffotS dadurch, daß er mir und meinem Kollegen für die ihm erwiesene .Freundlichkeit* mit Hand und Mund dankte. .Gott sei seiner Seele gnädig und er barme sich über ihn!" — Vorgestern Nacht hat das Hochwasser der Elbe eine sehr bedeutende Höhe erreicht. Nachtö 2 Uhr er reichte eS die höchste Höhe, 7 Ellen über Null. Von 2 Uhr Nachts bis gestern 7 Uhr früh war wiederum Still stand. Seitdem ist die Elbe im Fallen begriffen. Um 9 Uhr zeigte der Pegel 6 Ellen 23 Zoll, ist jedoch bi» 2 Uhr nur um 1 Zoll gefallen. Vorgestern Abend war br« reitS der Packhofskai und die Apareill« unter Wasser ge- sitzt. Vorgestern früh standen das kleine Gehege, der un terhalb der Marienbrücke gelegene Hafrnplatz, die Stall- wiese, die an der Wasserstraße gelegenen Wiesen, die nied rig gelegenen Felder und Wiesen um .Antons* herum bi» zum Elbberg unter Wasser, so daß .AntonS" einer Insel glich. Die nach Meißen bestimmten Dampfschiffe konnten bereits nicht mehr durch die neue Brücke passiren und mußten statt an .Hotel Bellevue" in den obrngedachten Hafen, von 9 Uhr früh an aber am Elbschlößchen ihren Landungsplatz nehmen. Nachmittags'waren nur einzeln« wenige Stellen Boden im großen Gehege noch sichtbar. Auf der großen Ziegrlgasse neben dem Schulgut« trat um