Dresdner Nachrichten : 16.07.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186007166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18600716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18600716
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1860
- Monat1860-07
- Tag1860-07-16
- Monat1860-07
- Jahr1860
-
-
-
-
-
-
-
-
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 16.07.1860
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
lisch» Seit- über solche- Verfahren wehr und Mehr entrüstet wurde. Die- Alle- geschah am Montag gegen Abend, und hörte ich erst, als ich gegen halb 9 Uhr in die Stadt kam, um mit meinen Freunden jusammenzutreffen, die ganze Geschichte. Natürlich war noch bedeutender Auflauf. Von 9 Uhr an ver sammelte sich ein großer Lhcil bei Schatz im Universität-keller, um über die stattgehabten Ereignisse zu verhandeln. Später fielen noch einige Arrcturen vor. Dienstag wurden noch Col legia gelesen, doch die Gährung wuchs, besonder- als die Com- munalgarde, was sonst nie geschieht, deS Tages auch auf Wache zog. Es war dies eine Maßregel, die ich nicht wohl begreifen kann War keine Communalgarde da, so konnten auch keine Excesse stattfinden, aber so reizte man die Studen ten unnöthigcr Weise zu neuen Excessen an. Es erfolgten nun wieder Arreturen: Mittwoch früh war abermals die Commu nalgarde auf Wache gezogen. Die Studenten versammelten sich ziemlich zahlreich bei Schatz (ungefähr 409 Mann). Wir zogen von dort au- ganz ruhig die Grimma'schc S>raße herab, und als wir beim Naschmarkt vorbeikamcn, schweiften unsere Blicke unwillkürlich hinüber in jene herrlichen Gegenden, wo die Garde ihre Nachtwachten zu halten pflegt. Vorher bei Schatz zeigte sich allgemein große Lust zu einem Spaziergang für den Nach mittag, um nicht wieder den schlimmen Excessen der vorherge henden Tage ausgcsetzt zu fein. Halb 2 Uhr hatte der früh angekommene Rector v. Wächter die Studenten in die Aula ein geladen und sprach dort sehr schön und besänftigend. Er be gann seine Rede gleich damit, daß er jetzt nicht als Rector, sondern als Freund mit uns spreche, bat dann, ihm die Sache allein in die Hände zu geben, versprach uns darauf, nachdem wir uns damit einverstanden erklärt hatten, was in seinen Kräften stehe, für uns zu thun. Er sei auch Student gewe sen und wisse, wie es dem Studenten ums Herz sei, wenn seine Freiheit angctastet würde rc. Ein auf den geliebten Rec tor ausgebrachtes Hoch schallte hierauf durch die Hallen der Aula und es ging darauf in das Hofel de Taxe, wo man allgemein überzeugt war, das Wort, das wir der Magnificenz gegeben, so am besten halten zu können, wenn wir den Ein griffen der Communalgarde aus dem Wege zu gehen suchten. Es heißt die Sachlage total verkennen, wenn uns angcdichtet wird, cs hätte der Wunsch, nicht vor der Hand mehr in Leip zig zu sein, irgend welche Demonstration zum Zweck gehabt; es wäre dies dann ja die offenbarste Wortbrüchigkeit gewesen, nachdem wir unserem geehrten Rector versprochen, weitere Ex- ccsse zu vermeiden. Ich kann auf das Entschiedenste versichern, daß man hierüber nicht so leicht hin gedacht hat. Fast an al len Tischen konnte der Vorübergehende hören, wie man darüber disputirte und wie man es allgemein für eine Bestätigung unseres Jawortes hielt, wenn wir nicht vor der H -nd in Leip zig blieben. Sagte doch v. Wächter selbst, daß er wohl fühle, es sei schwer, sich in solchen Fällen selbst zu überwinden. So gingen wir ganz ruhig aus Leipzig fort, vor der Hand bis Gohlis. Was wir wollten und bezweckten, wurde erxeicht, es blieb in Leipzig ganz ruhig, und wurde auch gestern unserem Wunsch, daß die Communalgarde nicht mehr des Tages auf ziehe. gewillfahrt», so daß gestern sich unsere Schritte wieder nach Leipzig wenden konnten. Gegen 5 Uhr Nachmittags (Mittwoch) ging der Zug weiter nach Möckern, und sind alle Berichte, die Excesse und Verdrießlichkeiten mit den dortigen Bauern melden, als entschieden falsch zu bezeichnen. Wir be fanden uns dort sauwohl. Es wurde eine Commcrstafel ein gerichtet und gesungen rc. Gegen 9 Uhr erschien der Pedell und brachte uns einen Brief von der Magnificenz, in dem die selbe bat, wir möchten wieder nach Leipzig zurückkehren. Die Studentenschaft ließ hierauf mündlich dem Rector sagen, daß er unsere Schritte verkenne, wenn er irgendwie eine Demonstra tion darin erblickte, wir wären unsere» Versprechens wohl ein gedenk und würden es halten, im Uebrigen morgen (Donner stag) durch das Komitee, das aus den Vertretern der Corps und der sogenannten Finken bestand, ihm schriftlich über die ganze Angelegenheit und Sachlage Bericht abstatten. Das Co- mitce traf darauf Fürsorge, daß wir in Möckern und, so es notwendig, in Wahren Unterkommen finden möchten. Die Bauern nahmen uns freundfchaftlichst auf. Von Excessen war keine Rede, und wird «in Dank, der nächstens im Tageblatt erscheinen wird, genug erweisen, daß die Bauern Möckerns uns in bester Weise ausgenommen haben. Freilich, das Nachtlager war so, so, aber Spaß haben wir die Menge gehabt. Ich lag mit 15 Mann zusammen, an Schlafen wurde nicht viel gedacht, wohl aber viel Witz getrieben. Zwei Pudel« (nicht Pedelle) bewachtzn uns und tractirten uns mit Flöhen. Halb 3 Uhr dachte man schon wieder ans Bufstehen. Mehrfach wurde die Bemerkung gemacht, wie schön doch da- Landleben sei. Man ging hinunter in den Hof. wusch sich an der Plumpe, unterdessen bereitete die dienstwillige Bauersfrau einen famosen Kaffee, und unter vielem Spaß verstrich die Zeit. In den Gast hof zurückgekehrt (gegen halb 5 Uhr) fanden wir schon viel Leute vor, beim Bier-, Kaffee- und anderen Scaten, und er fuhren jetzt, daß der „Amtmann aus Leipzig" während der Nacht dagewesen sei und um Rückkehr nach Leipzig gebeten habe. Der Mann war sehr freundlich gewesen. Früh gegen 8 Uhr ging aber trotzdem, da wir die Antwort unserer nach Leipzig geschickten Deputation abwartcn mußten, der Zug weiter in da- benachbarte Wahren, wo ebenfalls an Excesse nicht zu denken war. Gegen 12 Uhr wandelten wir zurück nach Möckern, dort machte uns unser Comitee dar Resultat seiner Mission be kannt. Das bereits requirirte 3. Bataillon der Communal garde hatte Contreordr« erhalten, und w>r beschlossen einstim mig, da wir erreicht, was wir gewollt, die Rückkehr nach Leipzig. Diese ging auch ganz ruhig von statten, und lang ten wir gegen 4 Uhr wohlbehalten in Leipzig wieder an, zo gen ins Hotel de Taxe und lösten uns dort ruhig auf. Der gestrige Abend ist ohne Excesse vorübergegangen und steht heute auch nichts zu erwarten. Wohl bin ich froh, wieder in mei ner lieben Bude zu sein und mein schönes Bett zu haben. Heute habe ich mit unseren Professoren gesprochen, die den statt gehabten Auszug ebenfalls für das beste Mittel erklärten, daß fernere Unannchmlichkeittn vermieden wurden. Auch hat sich heute früh Se. Magnificenz im Colleg ganz günstig darüber auSge- sprechen, hat auch gedankt für die Ruhe und Ordnung, mit der der Einzug in Leipzig geschehen. So steht die Sache, die Collegia haben heute wieder begonnen. Wer von den Studen ten sowohl, als von der Communalgarde gefehlt hat, wird be straft werden, und so hoffe ich bestimmt, daß neue Excesse nicht zu erwarten stehen." Feuilleton und Vermischte-. * Künstliches Bein. Der Kunsttischler Franz Rhein zu Prag hat nach den Angaben des k. k. Oberstabs- und Chef-Arz tes am dortigen Garnisonsspital Nr. 1, v. Rußheim, ein künst liches Bein verfertig?, das bei allen Sachkennern vielen Beifall fin det. Die Vorzüge dieser Vorrichtung bestehen darin, daß der wunde, amputirte Theil gänzlich geschont wird und keine Anstreng ung zu üben braucht, sondern in einer seinem Umfange angemes senen Höhlung ruht, der Eigcnthümer desselben Fuße- sitzt gewis sermaßen darin, es ist Alles elastisch daran und dem Körperteile angepaßt, an dem es anliegt. Ein Gurte um den Leib und über die Achsel hält es, ohne zu belästigen, der Mann kann ohne jede Beihilfe z. B. eines Stocke», auch rasch vorwärts schreiten; er kann sich einen sogenannten Stelzfuß anschrauben oder diesen durch einen Fuß ersetzen. Wenn er sich niederlaffen will, so beugt sich, durch einen Druck, das Knie, wie das gesunde Bein. Man rühmt die sinnreiche und gut vollführte Prager Arbeit, welche berufen sein wird, vielen Unglücklichen Trost zu geben, ja sie selbst zu allen Beschäftigungen zu befähigen. Ein Militär, dem in'der Schlacht von Solserino der Fuß abgeschossen wurde, trägt seit einiger Zeit da« künstliche Bein und fühlt sich in dessen Besitz ganz glücklich. * .Punsch" witzelt: „Endlich hat sich Groß(?)-Britannien ermannt und wieder einmal Etwas gethan! — Nun was denn? — Ja, man höre nur! Großbritannien hat — den französischen Conferenz-Vorschlag Betreffs der Schweizerfrage acceptirt! Großer, weltgeschichtlicher Act, würdig der ersten Nation.' — Wann diese Conferenzen zusammentreten, weiß man noch nicht. Mo, weiß man noch weniger. Wozu sie zusammentreten, daß weiß man am allerwenigsten!"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht