Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 15.07.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186007153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18600715
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18600715
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1860
- Monat1860-07
- Tag1860-07-15
- Monat1860-07
- Jahr1860
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 15.07.1860
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Die Sonnenfinsterniß. Nach Erde und Mond Vcreinsbeschluß, den 18. Ju lius, am Tage Eugenius. Wenn der Mensch doch Alles so genau berechnen könnte, wie eine Sonnenfinsterniß, dann wär's gut, dann würde so Mancher seine Rechnung finden. So aber, zum Exempel, verrechnet sich mancher Mensch schon mit seiner Geburt, vorzüglich die Frauen zimmer, denn eine Jungfer, die 1820 geboren, will jedenfalls erst 1830 zur Welt gekommen sein. So mancher Dichter und Componist rechnet im Theater auf eine gute Aufführung seines Werkes, daß er aber falsch gerechnet hat. zeigt sich — bei der Probe. Der Staatsanwalt rechnet auf Verminderung der Gauner und Spitzbuben, sieht aber seinen Jrrthum ein, wenn man zur Kettenrechnung schreitet. So Mancher rechnet auf den Treuschwur seiner Geliebten und — die Rechnung geht in die Brüche. Man hat berechnet, daß die bevorstehende Sonnenfinsterniß um 2 Uhr. 36 Minuten beginnt und bis 4 Uhd 37 Minuten an- halten werde. Dies ist ein Trost für Leute, die sonst nichts zu berechnen und zu zählen haben. Also «ine Sonnenfinsterniß, zu deren Beobachtung Herr Loebel in der Schloßgasse bereits Brillen angekündigt hat. Die Welt will schwarz sehen, das ist eine alte Sach«. Wer sich keine Brille kaufen kann, nimmt ein Stück Gla«, eine zerbrochene Fensterscheibe und es geht an's Anräuchern, ein Geschäft, in welchem Viele eine große Routine besitzen, denn Anschmieren und Qualm machen ist ein Hauptwerk unserer Zeit, Ist dies zu Stande gebracht, so wird das Glas hcrgenom- men, ein Auge zu gedrückt und hinein geschaut in den Schatten. Im Grunde genommen nichts Neues, denn das Helle, das Strah lende und Glänzende von der Schattenseite zu betrachten, das ist für viele Menschen ein wahres Gaudium. Als im Jahre 1835, 1842 und 1851 eine gleiche Finster niß eintrat, las man in den Journalen, daß an vielen Orten die Hühner Nachmittags um drei Uhr zu Bette gegangen, die Fleder mäuse und Eulen aus den Schlupfwinkeln hervorgekommen und die Ochsen im Felde vor'm Pfluge unruhig geworden. In Böh men hatte man sogar bemerkt, daß eine Heerde Rindvieh sich kreis förmig mit den Köpfen zusammcnstcllte, als wenn ein Sturmwind heranzöge, oder ein feindlicher Angriff geschehen sollte. Wird dies vielleicht wiederum geschehen? Wohl nicht! die Zeiten haben sich geändert. — Jetzt giebt es Ochsen, die sich ge rade recht freuen, wenn die Dunkelheit überhand nimmt und cs recht finster in der Welt wird. Es giebt in unfern Tagen eine Sorte Rindvieh, die durchaus nicht das Horn wetzen und ausschlagen, wenn das göttliche Licht des Himmels durch die mit Obseurantismus verbrämten Pudelmützen aufgefangen und ein Plumpsack daraus gedreht wird. Laut Zeitungsnachrichten von jener Sonnenfinsterniß soll nach Beendigung derselben auf einem Hühnerhofe ein Hahn aus seinem Versteck herausgekommcn sein und das neu hervorbrcchende Licht mit lautem Hahncnruf und Freudengeschrei begrüßt haben. Solche Hähne sind in unserer Zeit auch rar geworden. Wenn jetzt ein neues Licht anbricht, da kräht kein Hahn darnach, höchstens der gallische Hahn, bekanntlich der einzige Hahn, der jetzt noch Hahn im Korbe ist. Um wieder auf die Finsternisse zu kommen — der Finster nisse in den Köpfen vieler Theologen gar nicht zu gedenken — ach, wie viele giebt es da nicht in der Welt. Finsternisse in Lassen und Contobüchern,- Finsternisse in Gerichts-Acten und Gesetzbüchern; Finsternisse am häuslichen, wie am Ehestandshimmel, vorzüglich wenn der Mann seine werthc Person wie eine Glasscheibe zur Sonnenfinsterniß behandelt und — an geräuchert nach Hause kommt. Welche Finsterniß, wenn Einer aus der Bahn der Zahlungs fähigkeit heraustritt und sich seinen Gläubigern gegenüber in den Schatten eines AccordS stellt. * In 223 synodischen Monaten, das ist in 16 Julianischen Jahren, 4 Tagen und 7 Stunden, ereignen sich 41 Sonnen- und 29 Mondfinsternisse. Was können da während dieser Zeit für Finsternisse in einer StaatScasse eintreten, zumal wenn Conjunc- turen drohen, wenn das Land mit^ einer feindlichen Macht ist Fehde geräth und der Kriegsminister den Finanzminister verschlingt. Wie man hört, wird die Sonnenfinsterniß am 18. Julius in Spanien und Algerien eine totale sein. Gelehrte aus Dor pat und Petersburg sind schon nach Spanien abgereist, um dort die merkwürdigen Zacken und Spitzen am Sonnenrande zu beobachten, was man ihnen nicht verdenken kann, da bekanntlich in Rußland das Licht lange Zeit auf die Spitze gestellt war. Nach Spanien, Algerien oder Canada gehen wir nicht, die Fahrt kommt uns zu thcucr; wir werden uns aber an jenem Tage nach Loschwitz auf den Burgberg begeben und dann über das Phänomen berichten, der einzigen Verdunkelung, der einzigen Finsterniß, der wir uns einmal annchmen und das Wort reden wollen. Feuilleton und Vermischte-. * Einen merkwürdigen Armeebefehl hat zu Wien der General v. Benedek erlassen, einen Befehl, der Wahrhei ten enthält, welche nicht genug beherzigt werden können, wenn es mit Oesterreich überhaupt vorwärts gehen soll. Benedek sagt in dem Befehl u. A., daß der Geist der Armee gelitten habe und zwar in dem außerdienstlichen und mündlichen Benehmen der Offiziere und der Militärbcamten, in der „fast fabelhaften Rang-Avancements- und Ordenssucht, im Egoismus, Eigendün kel und leidigen Hang zur Kritik". Hierauf erklärt er, daß es der Armee ganz gleichgiltig sein müsse, in welchen Standes verhältnissen und in welcher Religion er erzogen worden sei; aber dies solle die Armee wissen, daß er ein gottesfürch- tiger Soldat sei, „ohne sich gerade viel mit den Formen zu befassen", daß er versöhnlich und tolerant ge- gen alle Religionsbekenntnisse sei, achtungsvolle Rücksicht der Sprache, den Sitten und Eigcnthümlichkeiten aller Nationen des Kaiserstaates zolle, -und daß er adelig denke und fühle in der edelsten Bedeutung des Wortes. Sein höchster Stolz sei: seines Kaisers und Kriegsherrn ehrenhafter, verläßlicher, unbedingter, treuer und darum geachteter Soldat zu sein. Sein ganzes Glaubensbekenntniß, seine Soldatcntugendcn und Philosophie, seine besten Grundsätze habe er aus dem Dienstreglement ge schöpft. Im Geiste desselben werde er das Kommando führen, einfach und recht, wohlwollend für Alle, mit festem Willen, und wenn eZ die Ehre der Armee erheische — mit eiser ner Hand. Nun folgen die einzelnen Punkte, deren Befolgung er den Truppencommandanten, Offizieren und der Mannschaft dringend ans Herz legt. Jeder soll Soldateneide, Soldaten treue und Kameradschaft streng bewahren und Kene, die nicht nach dem Dicnstreglcment zu leben und zu sterben wissen, mö gen freiwillig aus den Reihen der Armee treten. SalVorbil dung halte er für den Offizier nicht für noth- wendig, aber cs dürfen nicht Schicklichkcitsgefühl, Wohlerzo genheit und Anstand fehlen. Junge Offiziere sollen die Gesell schaft älterer Kameraden aufsuchen und Harmonie alle Solda ten beseelen, ohne Unterschied der Waffengattung.* Sie mögen ferner Maß in den Ausgaben und im Spiele halten. „Ich verbitte mir", heißt eS ferner, „ein für allemal jede regleinents widrige Ovation; ich kann den Fackelzügen der Neuzeit und ähnlichem aus dem Jahre 1848 stammenden unmilitärischen Plunder keinen Geschmack abgewinnen, verbitte mir auch Zeit und Geld kostendes Zureiscn, blos um sich — ohne spccicllen Grund — vorzustellen." Ferner dulde er nicht, daß Offiziere oder Militärbeamte directer oder indirekter Weise Zeitungsarti kel liefern;, jedoch finde diese Bestimmung nicht Anwendung auf wissenschaftliche Aufsätze. Er empfahl ferner rücksichtsvolles Be nehmen gegen alle Stände; doch solle die Armee dabei den Sol- datcn-Gemeinsinn bewahren. Am Schluss« richtet er noch an die pensionirten Militärs die Mahnung, sich jeder Kritik der Regierungsmaßregeln zu enthalten, widrigenfalls er unverbesser liche veterane Schwäher oder Schreier zum gebundenen Aufent halte in eine abgelegene Festung schicken werde! * Uebcr einen Vorfall im Berliner zoologischen Garten erfahren wir Folgendes: In voriger Woche sollte im zoologi schen Garten am Elcphantenhause eine kleine Reparatur vorge- nommcn werden, mit welcher der Schlosscrmeister Eggert in der
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder