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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.04.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186604279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18660427
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18660427
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1866
- Monat1866-04
- Tag1866-04-27
- Monat1866-04
- Jahr1866
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.04.1866
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28SV Bereich, in dit Diese Shakespearescher Komödrek vermag sie nicht zu dringen. Ihre Katharine war eine ganz ansprechende Leistung, wenn man den Charakter so obenhin ohne individuelle und psycho logische Besonderheit faßt. Ein Autor gewöhnlichen Schlags würde Schöpfer der Mädchenfigur sein können, die Fräulein Götz vor unS hmstellte — daß bei dem großen Britten auch noch die Wider spenstige, die Zänkische in poetischem Lichte sich zeigt, war der Dame nicht aufgegangen. Wo blieb m dieser Repräsentation das rasch- blütige Kind, das nur etwas in den Tölpeljahren stecken geblieben und bei dem daS Blut über den Verstand mächtig geworden ist? Wo blieb die drollige Verblüfftheit dem werbenden Petruchio gegenüber? Wo die Liebebedürstigkeit Katharinens, welche allein den ganzen Handel recht erklärt? Wo dre reizenden Lichterchen neckischen Humor- da, wo die heitere Probe auf Petruchio'S Be rechnung gemacht und die strenge Zucht sich in scherzendes LiebeS- spiel auflöst, wie z. B. an der Stelle vom scheinenden Mond? Zwei vortreffliche Leistungen sind der Baptista und der Vin- centto der Herren Stürmer und Hock. Auch Herr Deut- fchinger als Gremio, Herr Claar als Tranio, Herr Krafft als Crumio leisten BraveS! Etwas farblos erschienen Herr Herz- feld als Lucenüo und Herr Link als Hortensio, während auch Fräul. Porth nur ein „stilles Wässerchen" war, auf dessen Grund kaum etwas gelegen, wie eS doch der Fall sein soll. — Den Be schluß deS AbendS machte der bekannte Görnersche Schwank: „Englisch" mit Emil Devrient als liebenswürdigem Sonder ling. vr. Emil Kneschke. Signatur Leipziger Correspoudrvz. Der Rector des Leipziger Nicolai-Gymnasiums, welcher den amtlichen Katalog der Schüler aufzeichnet, aufbewahrt, und auS demselben Zeugmß giebt, macht in Nr. 114 deS Tagebl. auS eben diesem bekannt, in welcher Steigerung die Schülerzahl von Ostern 1857 bi- Ostern 1866 zugenommen hat, und unterzeichnet die Angabe mit seinem Namen. Da liefet er von einem Anonymus angeblich auS amtlichen Nachrichten m Nr. 115, daß der Cötus der Nicolaitaner von 290 auf 188 herabgekommen sei. Hier muß ich eine Appellation ad anon>mo male inkormato aä Lvon^mum melius mkormanäum einlegen. Er mag nächsten Sonntag, wenn er sich eine- andern überzeugen will, Vormittags um 11 Uhr zur Einsicht de- Schüler-Katalogs seit 1790 in den großen Schulsaal zu St. Nicolai sich bemühen. Denen, welche ein Interesse daran haben, diene zur Nachricht, daß zu Ostern 1767 90 — O. 1777 109 — O. 1787 90 — O. 1797 81 — O. 1807 67 — O..1817 96 — O. 1827 156 — O. 1837 134 — O. 1847 132 — O. 1857 156 und O. 1866 187 Nicolaitaner in den Katalog eingezeichnet sind, den selbstverständlich nur der Rector im Schularchrv verwahrt. WaS die Vergleichung der beiden hiesigen Gymnasien nach ihrer Frequenz betrifft, so bemerkte der König Friedrich August II. bei einer öffentlichen Audienz im Blumenberge 1851 gegen mich und meinen Freund Stallbaum sehr richtig, daß man zuvor die Zahl der Alumnert und Exspectanten abrechnen müsse. Prof. vr. Nobbe, Rector zu St. Nie. Verschiedenes. ) Leipzig, 26. April. Der Herzog Adolph von Nassau traf heute Morgen */,7 Uhr von Prag kommend mit Dienerschaft auf der Dresdner Bahn hier ein und reiste um ^8 Uhr mittelst der Berlin - Anhalter Bahn weiter nach Dessau. * Leipzig, 26. April. An der Universität zu Leipzig wollte sich ein junger Gelehrter habilitiren und zwar in der theologischen Facultät. Er reichte eine Abhandlung ein, die aber zurückgewiesen wurde. Der Brief, den der derzeitige Decan der theologischen Facultät, Domherr Professor Kahms, an den Gelehrten schrieb, ist jetzt in der Dresdner Constit. Zeitung abgedruckt und aus ihm geht hervor, daß die Facultät an der sehr negativen Stellung de- jungen Gelehrten zu der Bibel Anstoß genommen hat. „Die theologische Facultät", heißt eS in dem Briefe, „glaubt in mehr als einem ihrer Glieder bewiesen zu haben, daß sie der freiesten Forschung Raum gönnt, aber sie kann eS nicht billigen, wenn die unbewiesenen und bedenklichen Resultate einer Schule, die un verkennbar ihrer Auflösung entgegengeht, als bekannte Wahrheiten vorausgesetzt werden." (Unter dieser Schule ist natürlich die Tübinger gemeint, welche von Baur ausging und deren berühm tester Vertreter David Strauß ist.) * Leipzig, 26. April. Der unter der Leitung der Frei maurerloge Balduin zur Linde hier bestehende Frauen-Verein zur Unterstützung hülfSbedürftiger verheiratheter Wöchnerinnen hat laut de- in dessen gestriger Generalversamm lung erstatteten Jahresberichts im Laufe deS verflossenen Jahres 296 Wöchnerinnen's 18 mehr al- im Vorjahr) unterstützt, und zwar 142 zum 1. Male, 69 zum 2., 38 zum 3., 25 zum 4., 12 zum 5., 7 zum 6., 2 zum 7., 1 zum 9. Male. Aerztliche Be handlung empfingen 16 Wöchnerinnen durch Herrn vr. Ploß, 14 durch Herrn vr. Helfer, 13 durch Herrn Prof. vr. Hennig, 8 durch Herrn Vr. Kirsten. Vertheilt wurden an 296 Wöchnerinnen 277 Bettchen, 257 Ueberzüge, 448 Windeln und 551 Kleidungs stücke (darunter 229 Röcke, 74 Jacken, 50 Kinderhemden). Außer dem noch 170 Holzrettel ü. 5 Ngr. — Seit Gründung deS Ver eins (1827) hat derselbe im Ganzen 7348 Wöchnerinnen unterstützt. * Leipzig, 26.April. Bei der vorgestern Hierselbst abgehaltenen Generalversammlung des Erbländischen ritterschaftlichen CreditvereinS waren 24 Mitglieder mit 102 (von 1248) Stimmen vertreten. Im Jahre 1865 traten in den Verein 816,425 Thlr. Rentencapitale ein, und zwar 15 Ritter- und 42 andere Güter, während auf bereits früher beigetretene 17 Ritter und 12 Baueraüter nachträglich 165,525 Thlr. ausgenommen wor den waren. Die Rückzahlungen betrugen 40,525 Thlr. Der Gesammt-Umfang des rentenpflichtigen Capitals ist jetzt auf 6,681,400 Thlr. angewachfen, welche auf 596 Gütern hypothekarisch haften. Diese Güter sind zur Grundsteuer mit 1,893,772,Ein heiten eingeschätzt und stellen daher, die Steuereinheit zu 12 Thlr. angenommen, einen Werth von 22,725,268 Thlr. dar. * Leipzig, 26. April. Wie großartig der Verkehr auf der Leipzig-Dresdner Eisenbahn sich gestaltet, mag an der Thatsache bemessen werden, daß ihre Einnahmen in den ersten drei Monaten deS laufenden Jahres die des gleichen Zeitraums in dem (doch so günstigen!) Jahre 1865 um mehr als 86,000 Thlr. überstiegen haben. * Leipzig, 26. April. Den zahlreichen hier und in Sachsen überhaupt sich aufhaltenden Preußen, welche noch der Land wehr angehören, wird es von Interesse sein, von einem Berliner Telegramm Kunde zu erhalten, nach welchem in vier bis sechs Wochen von jetzt ab gegen 40,000 Mann Landwehr zu Hebun gen zusammengezvgen werden sollen, nämlich 27,000 M. Infan terie m 57 Bataillonen und außerdem Cavallerie, Jäger und Train. * Leipzig, 26. April. Zum Vergleich mit den betreffenden Einrichtungen in unserer Stabt, über welche unlängst ausführ licher berichtet worden, mögen hier einige Angaben über die Feuerlöschanstalten Dresdens folgen. Die Stelle eines technischen DirectorS für das Feuerlöschwesen, zu welcher im vorigen Jahre eine Wahl stattgefunden, ist infolge der Nicht annahme Seiten deS Gewählten zur Zeit noch unbesetzt. Die Nachtfeuerwache besteht aus zwei Oberwächtern und 58 Wächtern, die Spitzenmannschaft in Altstadt aus 6 Spritzenmeistern, 6 Schlauchführern, 6 Rohrführern, 120 Spritzenleuten; in den Vorstädten aus 5 Spritzenmeistern, 10 Schlauchführern, 1V Rohr führern , 90 Spritzenleuten; in Friedrichstadt auS einem Spritzen meister, 3 Rohrführern, 3 Schlauchführern, 27 Spritzenleuten ; in Neustadt aus einem Spritzenmeister, 3 Rohrführern, 3 Schlauch führern, 27 Spritzenleuten; in Antonstadt aus 3 Spritzenmeistern, 6 Rohrführern, 6 Schlauchführern, 54 Spritzenleuten. Für die Turnerfeuerwehr sind 162 Thlr. 15 Ngr. BekleidungSgeld, 300 Tblr. Remuneration ausgeworfen. H Leipzig, 26. April. Leider haben wir abermals von einem Selbstmorde zu berichten, der in der Gerbergaffe hier vorgekommen ist. Man fand in der fünften Morgenstunde den hiesigen Auf- läder Wilhelm Kuntzsch auS Langenreichenbach, einen allerdings durch diffoluten Lebenswandel heruntergekommenen Menschen, an dem zu seiner Wohnung führenden Treppengeländer erhängt auf. Lebensüberdruß hatte den Unglücklichen zu dem entsetzlichen Schritte geführt, den er in einem hinterlassenen Briefe selbst damit begründet. Er war unverheirathet und 42 Jahre alt. — Gestern Abend, als die Communalgardenwache aufzog, er laubten sich zwei Studenten einige unpassende Bemerkungen über das Commando des Zugführers. Sie brachten sich dadurch in die unangenehme Lage, arrettrt und zunächst der Polizeiwache übergeben zu werden. — An einer Bude auf der sogenannten Sauweide, die haupt sächlich zur Aufbewahrung von Handwerkszeug dient, fand mau heute früh einen total betrunkenen Handarbeiter auf, der sich unter ganz eigenthümlichen Umständen in diesen Zustand versetzt hatte. Er war nächtlicher Weile in die Bude eingebrochen und fand unter den dortigen Vorräthen auch ein volles Brandweinfäßchen, daS ihm nicht wenig entaegenlächelte. Er kostete und sprach dem ihm mundenden Inhalte so fleißig zu, daß er, alle- Andere ver gessend, endlich niedersank und heute Morgen mittelst Wagen- vom Platze geschafft werden mußte. — Als heute Mittag */z1 Uhr die Ehefrau des Buchdrucker Deubel von Kleinzschocher mit einem Tragkorb Wäsche nach dem Trockenplatz gehen wollte, streifte auf dem PeterSsteinwege ein Droschken geschrrr, das an ihr vorüberfuhr, mit dem Wagentritt so hart an die Frau an, daß sie niederstürzte und überfahren wurde. Ein Rad ging ihr über das rechte Bein und sie erlitt erhebliche Contusionen am Bein und dem rechten Arm. Sre wurde - wegen dieser Verletzungen nach Hause nach Kleinzschocher gefahren. — An der Ecke der Bosenstraße und Ulrichsgasse wurde heute Nachmittag abermals ein Kind, der 6jährige Knabe des Fleischer meister Naumann in der Ulrichsgaffe, von einem einspännigen Ge schirr überfahren und wie eS leider scheint gefährlich verletzt. Man trug das Kind in die nahe Wohnung der Aeltern. ** Leipzig, 26. April. Gestern Abend gegen 6 Uhr wurde an der Landstraße in der Nähe der Thonbergstraßenhäuser ein un-
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