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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.05.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186605232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18660523
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18660523
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1866
- Monat1866-05
- Tag1866-05-23
- Monat1866-05
- Jahr1866
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.05.1866
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— Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts imd des Raths der Stadt Leipzig. W 143. Mittwoch den 23. Mai. 1866. Politische Ueberficht. ES wird den Lesern des Tageblattes nicht entgangen sein, daß dasselbe in der letzten Zeit, was es seit Jahren nicht mehr gethan, öfters, ja regelmäßig auch die politischen Tagesereignisse mit in den KrnS ferner Mitteilungen und Berichterstattungen gezogen hat. Die Erklärung dieser Thalsache gibt sich von selbst Jedem in die Hand: die bedeutungs- und verhängnißvolle Zeit, in welcher wir jetzt leben, macht auch Solchen, die sich bei einem ruhigeren Laufe der Dinge wenig oder nicht um Politik und TageSgeschichte zu kümmern Pflegen, die Bekanntschaft mit den politischen Ereignissen zur Notwendigkeit, und die unter andern Verhältnissen leichter entbehrte fortlaufende Kenntnißnahme von den wichtigsten Tagesbegebenheiten wird sowohl von der gemütlichen wie von der geschäftlichen Seite zum unabweisbaren Bedürfnis Gerade jetzt nun, wo die große Krisis, unter deren Drucke ganz Deutschland bisher so schwer gelitten, noch immer einer end gültigen segensreichen Lösung harrt, wo binnen kurzem der Zu- ammentritt eines Congrefses und die Versammlung mehrerer der nichtigsten Landtage bevorsteht, wo der Abgeordnetentag bereits eine Thätigkeit begonnen hat, wo, mit Einem Worte, jeder Tag voraussichtlich genug der interessantesten Nachrichten zu bringen verspricht, ist es, fast noch mehr als früher, geradezu Pflicht deS Tageblattes, allen Ereignissen der politischen Welt eine fort laufende und sorgfältige Aufmerksamkeit zu widmen und damit eine Thätigkeit wieder aufzunehmen, welche eS in früheren aufgeregten Zeiten (1848, 1849 rc.) bereits zu entwickeln für ge boten erachtete. Wir erfüllen übrigens, wenn wir von jetzt an täglich eine politische Uebersicht in gedrängter Kürze geben, auch die von verschiedenen Setten uns in Bezug darauf kundgegebenen Wünsche zahlreicher Leser. Die Kriegsgefahr ist, wenn auch noch nicht vollständig be seitigt, doch wenigstens in die Ferne gerückt und man darf demnach mit einigem Grunde hoffen, daß der Friede werde erhalten werden. Wie ein Extrablatt des Dr. Journ. berichtet, ist' nämlich der Congreß von allen Betheiligten angenommen; die Eröffnung desselben findet in Paris nächsten Freitag statt. — Mittlerweile ist, wie unsere Leser bereits wissen, der Avgeordnetentag in Frank furt zusammengetreten und hat am 20. Mai folgenden Antrag seines Ausschusses angenommen: „Der Sieg der Waffen hat uns unsre Nordmarken zurück- gegeben. Ein solcher Sieg würde in jedem wohlgeordneten Reiche zur Erhöhung des Nationalgefühls gedient haben. In Deutschland führte er durch die Mißachtung deS Rechts der wiedergewonnenen Länder, durch das Streben der preußischen Regierung nach gewaltsamer Annexion, und in Folge der un heilvollen Eifersucht der beiden Großmächte zu einem Zwiespalt, dessen Dimensionen weit über den ursprünglichen Gegenstand deS Streites hinauSreichen. Wir verdammen den drohenden Krieg als einen nur dyna stischen Zwecken dienenden CabinetSkrieg. Er ist einer civilisirten Nation unwürdig, gefährdet alle Güter, welche wir in fünfzig Jahren des Friedens errungen haben und nährt die Gelüste oeS Auslandes. Fürsten und Minister, welche diesen unnatürlichen Krieg verschulden oder auS Sonderintereffen die Gefahren desselben erweitern, machen sich eines schweren Verbrechens an der Nation schuldig. — Mit ihrem Fluche und der Strafe deS LandeSverrathS wird die Nation Diejenigen treffen, welche in Verhandlungen mit auswärtigen Mächten deutsches Gebiet preiSgeben. Sollte e- nicht gelingen, den Krieg selbst durch de« eiu- müthig ausgesprochenen Willen des Volks noch in der letzten Stunde zu verhindern, so ist wenigstens dahin zu trachten, daß er nicht ganz Deutschland in zwei große Lager theile, sonder« anf den engsten Raum beschränkt werde. Wir erblicken hierin daS wirksamste Mittel, um die Wieder herstellung des Friedens zu beschleunigen, die Einmischung deS AuSlandä adruhalten, durch die Heeresmacht der nichtbetheiligten Staaten die Grenzen zu decken und, im Falle der Krieg einen europäischen Charakter annehmen sollte, mit noch frischen Kräf ten oem äußern Feinde entaegenzutreten. Diese Staaten haben also die Pflicht, so lange ihre Stellung geachtet wird, nicht ohne Noch in den Krieg der beiden Groß mächte sich zu stürzen. Insbesondere liegt es den Staaten der südwestdeutschen Gruppe ob, ihre Kraft ungeschwächt zu erhalten, um gegebenen Fall- für die Integrität des deutschen Gebietes einzustehen. Es wird Sache der Landesvertretungen sein, wenn sie über Anforderungen zu militärischen Zwecken zu entscheiden haben, diejenigen Garantien von ihren Regierungen zu fordern, welche die Verwendung in der oben ausgesprochenen Richtung und im wahren Interesse deS Vaterlandes sichern. Nur hier durch wird sich die Gefahr abwenden lassen, aus den jetzigen Verwickelungen eine neue Aera allgemeiner deutscher Reaction entspringen zu sehen. Wie ein deutsches Parlament allein die Behörde ist, welche über die deutschen Interessen in Schleswig-Holstein zu ent scheiden vermag, so ist auch die Erledigung der deutschen Ver- faffungSfrage durch eine freigewählte deutsche Volksvertretung allein im Stande, der Wiederkehr solcher unheilvollen Zustände wirksam zu begegnen. Die schleunige Einberufung eines nach dem Reichswahlgesetze vom 12. April 1849 gewählten Parla ments muß daher von allen Landesvertretungen und von der ganzen Naüon gefordert werden." Wahrend der Referent (vr. Völk) seinen Vortrag erstattete, erschütterten 4 Detonationen, hervorgebracht durch das LoSbrennen von Kauonenschläaen, das HauS. Eine unbeschreibliche Auf regung und Unruhe entstand dadurch. Die Fortsetzung der Ver sammlung wurde aber nicht gestört, trotzdem sich die Schüsse später wiederholten. Ein Unglück, welche- leicht hätte entstehen können, da ein Theil der Versammlung, besonders die anwesenden Damen, ein Unglück fürchtend, aus dem Saale flüchteten, ist nicht zu beklagen. Anwesend waren im Ganzen 146 Mitglieder. Der Ausschußantrag wurde angenommen. Die Anträge auf Bildung eines Vorparlaments und eines Wohlfahrtsausschusses blieben ohne Unterstützung. — Man darf übrigens nicht glauben, daß in Folge der allem Anscheine nach den Frieden verkündenden Bemühungen, die auf den Kriegsfuß gestellten Heere, namentlich die der beiden deutschen Großmächte, ihre bisherige drohende Ausstellung gegen einander bereits aufgegeben hätten oder auch nur Anstalt dazu machten, im Gegentheil vollziehen dieselben, unbeirrt von allen sonstigen Vor gängen, ihren Aufmarsch ganz nach den ursprünglichen Anord nungen. ' WaS Sachsen insbesondere betrifft, so ist die Armee seit dem Abend deS 19. Mai auf den Kriegsfuß gesetzt und die Soldaten und Officiere beziehen daher nicht blos den doppelte? Sold, son dern die Letzteren erhalten auch EquipirungSgelder und eS findet nunmehr KrieaSeinquartierung statt. Wie man wissen will, sollen die täglichen Kosten der Mobilmachung sich aus 50,000 Tylr. be laufen; der augenblickliche Gesammtbestand der Armee wird eben falls nach oberflächlicher Schätzung auf 30—32,000 Mann geschätzt. Aadtthrtter. Ein echte- „ FeiertagSstück", da- denn auch seine Wirkung auf da- — am 21. Mai — freilich nicht sehr zahlreich versammelte Publicum äußerte, ist Adami'S nach dem gleichnamigen Roman von Alexander DnmaS bearbeitete- Drama: „Königin Margot oder die Hugenotten". Feine und künstlerische Mittel sind eS zwar nicht, wodurch hier Bühnenefsecte erzielt werden, dafür
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