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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.06.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186606079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18660607
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18660607
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1866
- Monat1866-06
- Tag1866-06-07
- Monat1866-06
- Jahr1866
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.06.1866
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367- cor«- soll bereit- jo weit vargeschrWe^ sein, daß die Covcen- trirutzg desselben in Berlin demnächst Hvorsteht. (Da- in der Bildyna begriffene zchnte Artilleye-Regiment gehört zu diesem neuen Ärmeecorps.) Die B. B.-Z. erzählt: „Als der König am 5. Juni Vor mittag vor seinem Palais durchmarschirende Truppen besichtigte, stürzte plötzlich ein offenbar irrsinniger Mensch (man sagt, eS sei ein Schreiber auS einem Berliner Bureau) vor dem Könige nieder, umklammerte fest dessen Kniee und erklärte, daß er auf Geheiß der ihm erschienenen Jungfrau Maria den König beschwöre, keinen Krieg anzufangen. Der Vorfall machte momentan große- Auf sehen, doch gelang eine baldige Entfernung des Wahnsinnigen, der zunächst in Polizeigewahrsam gebracht wurde." Der Constitutionnel meldet: Wir kennen bereits den Eindruck, den auch in London und Petersburg die österreichische Antwort auf die Einladung zur Conferenz gemacht hat. Man hat sich sofort mit Recht gefragt, wozu die Conferenz noch dienen sollte, wenn Oesterreich bei seinen jetzigen Vorsätzen beharrte. Zwei Fragen würden dadurch von der Tagesordnung der Conferenz gestrichen werden: die wegen der Herzogtümer, welche Oesterreich dem Bundestage zur Entscheidung vorgelegt hat, und die über Vemtien, in Bezug auf welche Oesterreich verlangt, daß dieselbe nicht berührt werden solle. Es bliebe also nur noch die deutsche Bundesreform, welche Oesterreich eventuell vor die Conferenz ge langen lasten wollte. Die Lösung dieser Frage aber könnte nur Deutschland angehen, so weit sie nicht daS europäische Gleich gewicht berühre; Europa aber könne unmöglich zu Berathungen über eine bloße Möglichkeit zusammentreten. Wir beklagen auf richtig die vom Wiener Cabinet angenommene Haltung. Jede Macht begreift allerdings ihre Pflichten und Interessen auf ihre Weise; aber es will unS bedünken, daß Europa wohl berechtigt wäre von Seiten einer konservativen Großmacht andere Entschließungen zu erwarten. Der Kriegscredit von 7,700,000 Gulden ist von der Würtem- bergschen Kammer ohne jede Bedingung mit allen gegen 8 Stimmen verwilligt worden. Man hört aus Weimar, daß man für das dortige Bundes- contingent Vorbereitungen zu einer möglichen Mobilmachung trifft; auch für die Contingente der anderen Thüringischen Staaten scheint man gleiche Maßregeln zu erwarten. So schreibt man aus Gotha: Die Conflicte, welche aus der mit dem Königreich Preußen abge schloffenen Militairconvention bei den dermaligen Wirren zu er wachsen drohten, werden abgewendet. Das Regiment Coburg- Gotha wird, seiner bundesmäßigen Bestimmung entsprechend, vor läufig — d. h. bis überwältigende Zeitereignisse etwas anderes herberführen — eben so wie die Conüngente der übrigen sächsischen Herzogtümer zur Besetzung der Bundesfestung Mainz mobil gemacht werden. Alle Nachrichten, die heute (am 6. Juni) bis gegen Abend eingegangen sind, lauten dahin, daß die Pariser Conferenz nicht zu Stande kommen und, in Folge davon, der Krieg kaum noch zu vermeiden sein dürfte. In der heutigen Sitzung der Bundesversammlung wurde der bayersche Antrag wegen Ordnung der Besatzungsverhältniffe in Frankfurt, Marnz und Rastatt einstimmig angenommen. Die Entfernung der österreichischen und preußischen Garnisonen auS diesen Plätzen steht daher m Aussicht. Vom Landtage. Bei überfüllten Tribünen fand gestern (5. Juni) die Debatte der 2. Kammer über die gegenwärüge Lage Deutschlands, resp. die Bewilligung des Geldes für die sächsischen Rüstungen statt. Am Ministertische nahmen die Herren Minister v. Beust, v. Friesen, v. Falkenstein, vr. Schneider Platz, der Kriegsminister fehlte. DaS Deputationsgutachten ist bekannt, der Hauptredner der Anken war der Abgeordnete Schreck. Derselbe ging in längerer, oft von Bei fall, auch der Galerieen begleiteter Rede vom deutschen Standpunct aus. Niemand wolle in Deutschland Krieg, als die beiden Cabinette in Wien und Berlin. Nach dem enormen Rüsten ent stünde Streit wegen des Abröstens. Inzwischen studirte der Congreß Napoleons, welche deutschen Länder verkaupelt werden könnten. Nach lebhafter Schilderung dieser Misere erklärte Abg. Schreck unter lautem Beifall: Angesichts dieser Ereignisse ist eS Pflicht, auszusprechen, daß daS Verfahren der deutschen Groß mächte ein sittlich - häßliches und zu brandmarken sei als Schmach deS 19. Jahrhunderts. Wir Sachsen widerstrebten der Annexion sowohl an Oesterreich als an Preußen. (Es folgte eine lebendige Schilderung der gegen alles Deutfchthum gerichteten, den Pro testantismus bedrohenden habsburgischen Politik, die kaiserliche Regierung, hilfreich den Magyaren, Tschechen, Kroaten und selbst Italiern in Triest und Tyrvl gegen die Deutschen, sei nur deutsch in der größten Kinanzcalamttät; hinter ihr aber stünde der katholische KleruS, hinter der österreichischen Armee kämen Pfaffen und Kroaten. Wehe unS, wenn wir unter diese- Re giment kämen! Doch diese Besorgniß sei zerstreut durch die Thronrede.) Auch die Annexion durch Preußen sei ein Unglück, die ««berechtigte Gewalt soll nie zur Herrschaft gelangen. Ost aber seien Fehler der preußischen Regierung dem preußischen Volke ungerechnet worden. DaS preußische Volk fti intelligent und unser Freund, die preußische Regierung unser Aller Feind. (Lebhaftes Bravo!) Diese letztere wolle unserer Dynastie den Thron ent ziehen, unseres Landes Wohlstand sich anmaßen. Gegenüber solcher Anmaßung sei in Sachsen Alles einig: Fürst unv Volk, Linke und Rechte in der Kammer. (Bravo!) Er wünsche, daß diese Worte in Berlin gehört würden. Ueber die Rüstungsfrage wolle er nichts sagen. Wenn es hieße: die sächsische Regierung rüste eine Elbflottlle gegen die preußische Manne auS, so würde daS Berliner Cabinet das glauben und daraus gegen Sachsen Capital schlagen; das einzige Mittel, weder österreichisch, noch preußisch zu werden, sei ein Parlament. Anzuerkennen sei die Bereitwilligkeit der Regierung, doch warne er vor zu großem Ver trauen. Dreimal schon habe sich die Regierung für ein solches erklärt; er bäte die Vorsehung, daß die Regierung auch dann, wenn sich die Wogen gelegt, dafür sei, — ein viertes Mal wäre eS zu spät. Schließlich wünschte er endlich die Wünsche des sächsischen Volkes erfüllt zu sehen: Geschwornengerichte, größere Preß- und Vereinsfreiheiten, em freisinnigeres Wahlgesetz. Zum Schluß ergriff Staatsminister v. Beust das Wort, um in dreiviertelstündiger, von öfterem Bravo unterbrochener Rede den Standpunct der Regierung nach allen Setten hin zu wahren. Wir geben nur folgende Einzelnheiten der Rede, die allgemeines Interesse haben, ohne weiteren Zusammenhang: Er menge nicht gern Persönlichkeiten in die Debatte, hier aber habe er es nur mtt den vorzüglichsten Eigenschaften deS Grafen v. Bismarck zu thun, das möge entschuldigen, wenn er sage: dieser Mann zeichne sich durch einen außerordentlichen, aber mcht etwa persönlichen Ehrgeiz auS, sondern durch hohe Vaterlandsliebe für Preußen, thatkrastige Entschlossenheit deS Handelns, durch große Intelligenz; daneben möge man manche glückliche Fügungen des Geschickes auf die Schwächen und die Nachgiebigkett deS Gegner- stellen, so werde die Kammer die Vorsicht der Regierung begreifen, die nach wich tigen Nachrichten, welche aus guter Quelle kamen, zu ernsten Maß regeln griff. Er wolle nicht an Friedrich II. (1756) erinnern, aber man denke an Rendsburg 1863! Man würde sonst nicht begreifen, warum die officiöse Presse Preußens Sachsen zu ganz, friedlicher Zeit als drohend auSgegeben und sich mtt.dem Gedanken belustigt habe, daß ein gutes Schlachtfeld und eine gewonnene Schlacht mehr werth seien, als die Freundschaft eines kleinen Staates (Sensation in der Kammer). DasZ Bismarck'sche ParlamentS- Project sei dadurch gekennzeichnet, daß in vier Wochen nur eine Bundestagssitzung habe stattfinden können, weil der preußische Ge sandte nicht da war, und nur mit großer Mühe habe man ihn genö- thigt, mündlich und dann schriftlich sich zu äußern. Die Regierung würde mit Ernst an das Parlament gehen, er bäte um Vertrauen. In Bezug auf die Schreck'schen Andeutungen wegen Oesterreichs gab er die bestimmte Versicherung, daß die sächsischen Beziehungen zu Oesterreich nie durch eine andere Betrachtung geleitet würden, als eineStheilS Erfüllung der BundeLpflicht und andererseits Beach tung der eigenen Landesintereffen sie erfordere. Seit fünfzehn Jahren habe sich dies genugsam bewahrhettet. — Redner weist auf das Verhalten Sachsens in der orientalischen Frage, auf das mu- thiae Vorgehen in Sachen des deutsch-französischen Handelsvertrags, auf die Anerkennung Italien- rc. hin, um darzuthun, daß in dieser Beziehung zu keiner Beunruhigung Anlaß gegeben sei. Weder dynastische, noch religiöse Interessen gäben den Ausschlag, wenn sie nicht mit den Interessen des Volk- zusammenfielen. Aber freilich könne andererseits die Regierung auch nicht bevorworten, daß man Oesterreich aus Deutschland hinauswerfe. Redner geht dann auf die schleswig-holsteinsche Angelegenheit und auf das Entstehen deS jetzigen Conflictes ein, wobei man zugeben müsse, daß Oesterreich lange Zeit nachgiebig gegen Preußen sich gezeigt.und darüber selbst das BundeSrecht mißachtet habe. Auf die friedliche Haltung Oester reichs habe nun Preußen einen Druck folgen lasten zu können ge glaubt, den Oesterreich dann ernst genommen habe, während nun Jenes vielleicht erkenne, daß eS seine Kräfte überschätzt. Was Sachsen betreste, so liege das Verhältuiß klar vor und, wenn er nicht beim Bundestage gegen die wiederholte Behauptung der Prio rität der sächsischen Rüstungen protestirt habe, so komme dies da her, daß — wenn auch Preußen eS nicht unter seiner Würde halte, sich durch Einberufung einiger sächsischer Recruten für bedroht zu halten, eS doch die sächsische Regierung, nachdem sie einmal wider sprochen, unter ihrer Würde erachte, dasselbe noch einmal zu wiederholen. (Bravo. Sehr gut.) AaLttheater. Frau Schmelka, Preciosa Frau Christine Genast geb. Böhlen. Schloßvogt Pedro Koch rc. Seitdem haben die Zeiten sich freilich gewalttg umgeändert! In Berlin, wo daS Swck jetzt ebenfalls wieder, wie hier bei unS und wie auch in Wien, auf dem Scher-
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