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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186607111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18660711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18660711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1866
- Monat1866-07
- Tag1866-07-11
- Monat1866-07
- Jahr1866
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1866
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422« Gegen -ie Cholera. Für die Zeit der Cholera, die uns näher und näher rückt, da sie in Berlin bereits sehr stark auftritt, merke man sich Dreierlei: 1) Durch richtige DeSinfection ist der Entwickelung und Ausbreitung der Cholera entgegenzutreten. — 2) Herrscht, wo man sich aufhält, die Cholera, dann suche man durch Warmhalten des Bauches und zwar ganz besonders in der Nacht, katarrhalischen Durchfall (Cholerine) und den Ausbruch der wirklichen Cholera von sich abzuhalten. — 3) Wurde man von der wirklichen Cholera befallen, so bestrebe man sich, aber so schnell als möglich, durch reichlichen Genuß wässrigen Getränks den großen Ver lust des BluteS an Wasser, welcher dieser Krankheit eigen ist, zu ersetzen und dadurch die Bluteindickung mit ihren schlimmen Folgen zu verhüten. — Ein Arzneimittel, welches den übermäßigen Wafferaustritt aus dem Blute in den Darm zeitig genug zum Stillstand bringt, existirt zur Zeit noch nicht. 1. Was die DeSinfection betrifft, so muß dieselbe, aber schon wenrz die Cholera zu nahen droht, darin bestehen, daß alle im Bereichs menschlicher Wohnungen vorhandenen Abfalls und Auswurfsstoffe, bei denen die Entstehung von Fäulniß- producten zu besorgen ist, desinficirt werden, weil faulende, von Thieren und Menschen stammende Stoffe einen günstigen Boden zum Keimen des Choleragiftes abgeben. Vorzugsweise sind Senk gruben und Appartements, zumal dann, wenn diese von auS Choleragegenden kommenden Reisenden benutzt werden, zu deS- inficiren. Ist die Cholera wirklich da, so ist es nothwendig den Fäulnißproceß aller von Cholerakranken kommenden Stoffe, zumal der Excremente, durch DeSinfection zu unterdrücken. Auf welche Weise die DeSinfection vorzunehmen, ist schon in Nr. 171 und 173 d. Bl. durch die hiesige KreiSdirection und durch Herrn Geh. Med.-Rath Wunderlich ausführlich angegeben worden. Höchstens ließe sich noch erwähnen, daß das Günthersche Desinficirungs pulver, sowie eine Mischung (2 Loth derselben auf 1 Kubikfuß Excremente) von 20 Theilen Eisenvitriol, 75 Theilen Gyps und 5 Theilen Kreosot (Carbolsäure) von Manchen dem bloßen Eisen vitriol vorgezogen wird ; daß die Leib- und Bettwäsche von Cholera kranken auch in Kreosotwaffer (1 Loth auf 100 Quart Wasser) eingeweicht und dann darin gekocht werden kann; daß die Kranken zimmer mit Kreosotwasser auszuwaschen sind. 2) Das Warmhalten des Bauches, und zwar ganz besonders in der Nacht, kann am besten durch eine Bauch binde (von Flanell u. s. w.) erreicht werden, nur darf dieselbe im Schlafe nicht herab- oder so hinaufrutschen, daß der Bauch unbedeckt ist. Wer sehr unruhig schläft, trage in der Nacht bis in die Magengrube reichende Schwimmhofen von Flanell. — Es ist das Warmhalten des Bauches aber deshalb durchaus nöthig, weil Kühl- oder Kaltwerden desselben die Disposition zum Durchfalle und zum Ausbruche der wirklichen Cholera veranlaßt. — Jeder, auch der leichteste Durchfall muß, wenn man zwischen Cholera kranken lebt, sofort berücksichtigt und gehörig diätetisch behandelt werden. (Arzneimittel sind daÜei ganz unnöthig.) Man vermeide zu diesem Zwecke sehr kalte Getränke und schwerverdauliche (be sonders Pflanzen-) Nahrung, kaue feste Speisen recht ordentlich, genieße warmes Schleimiges und wärme den Bauch. 3) Wird man von der wirklichen Cholera heimgesucht, dann setze man sein Vertrauen ja nicht blos auf eine Medicin, welche den Durchfall und das Erbrechen mit Gewalt stillen soll, denn zur Zeit existirt noch kein Arzneimittel, welches die rapide WafferauSfuhr aus dem Blute in die Höhle des DarmcanalS hin hemmen könnte. Man strebe lieber darnach, so schnell alS mög lich die gefährlichen Folgen dieses WafferauStrtttes, — und das sind die aus der dem großen Wafferverluste nothwendig folgenden Eindickung des Blutes hervorgehenden Störungen des Blut- lebenS, — diese also möglichst ungefährlich zu machen. DieS dürfte aber wohl nicht anders zu ermöglichen sein, als daß dem einge dickten Blute die nöthige Menge Wassers wieder zugeführt wird. Es ist nicht unmöglich, daß Einspritzungen von Wasser oder leben den Blutes in die Adern von Vortheil sind, zur Zeit existiren darüber aber noch keine hinreichenden Erfahrungen. Also wird man wohl versuchen müssen, dem Blute das Wasser auf dem ge wöhnlichen Wege, durch Trinken, vom Magen (vielleicht auch durch Einspritzungen von der leeren Harnblase?) aus zuzuführen. Heißes Wasser, weil es schneller die Magen- und Gefäßwand durchdringt, ist dem kalten Wasser weit vorzuziehen. ErstereS muß nun aber nicht etwa blos täßchenweise und in größeren Zwischen räumen, sondern oft (alle 5 bis 10 Minuten) becherweise getrunken werden, und zwar immerfort, auch wenn es zum großen Theile wieder mit ausgebrochen wird. Man kann dem heißen Wasser auch eine kleine Quantität Spirituöses (Wein, Rum, Effenliqueur u. dgl.) zusetzen. Niemals darf man aber dem Kranken, der oft sehr apathisch ist, das Trinken nach seinem Gutdünken und Willen gestatten; er muß trinken und braucht deshalb eine strenge Abwartung. Da sich der Wassermangel deS BluteS beim Kranken, der meist auch trotz seiner äußern Kälte eine große innere Gluth empfindet, durch heftigen Durst auSspricht, so dient eS sehr zur Erquickung desselben, wenn er von Zeü zu Zeit zwischen dem heißen Wasser ein GlaS kaltes Getränk (gutes Bier, Wein, Champagner u. dergl.) bekommt. Das Bewäffern deS eingedickten BluteS muß so lange energisch fortgesetzt werden, bis der Blutlauf wieder ordentlich vor sich geht, die Kälte, bläulichgraue Färbung und Trockenheit der Haut weicht, und sich die ersten Spuren von Urinabsonderung zeigen. Denn neben den reichlichen Ausleerungen von wässriger, trüber, grauweißlicher (reiS- wasserähnlicher) Flüssigkeit charakterisiren die Veränderungen der Haut (Trockenheit, Kälte, bläulichgraue Färbung), sowie das Stocken der Urinabsonderung die wirkliche asiatische Cholera am meisten. Schließlich dem Leser nur noch die Versicherung, daß die unter 2 und 3 gegebenen Rathschläge von Unterzeichnetem nickt etwa am Schreibtische ausgeklügelt worden sind, sondern aus der Erfahrung stammen. vr. Bock. Die neue Ladeanstalt. Inmitten kriegerischer Wirren und unbegünstigt vom Wetter ist die Eröffnung unsrer neuen Badeanstalt erfolgt. Beides ist Ursache, daß die Einwohner Leipzigs weniger davon berührt worden sind, als es sonst wohl der Fall sein würde, denn eS muß die Eröffnung dieser Anstalt immerhin zu den Ereignissen gezahlt werden, durch welche unsere Stadt ein neues Zeugniß ihres regen Sinnes für Förderung von Gesundheit und Wohlergehen aller Claffen ihrer Einwohner abgelegt hat. Gemeindevertretung wie Gemeindeglieder haben gleichmäßig gewetteifert das Ihrige zu thun, um eine Einrichtung zu schaffen, die ein eben so dringendes Bedürf- niß war, wie es jetzt ein glücklich gelungenes Werk zu nennen ist. Lage und innere Einrichtung des BadeS entsprechen vollständig seinem Zwecke, so daß man, obgleich es noch nicht ganz vollendet ist, doch schon mit Genugthuung sehen kann, es werde dieser Ort fortan eine Stätte sein, in welcher Jedermann sich mit un getrübter Freude dem herrlichen Genüsse des Badens und Schwim men- im frischen, fließenden Wasser hingeben kann. Einhundert- undzwanzig Badezellen mit allem Erforderlichen zwar einfach aber zweckmäßig ausgestattet, fassen die eine Seite deS großen Bassins ein und für eine noch größere Anzahl Besucher bildet die offene AuSkleidehalle, in der es ebenfalls an nichts Nothwendigem oder Wünschenswerthem fehlt, die andere Seite. Zahlreiche Treppen führen hinunter in die erfrischende Fluth, wenn die Schwimmer es nicht vorziehen, sich gleich kopfüber vom Sprunggerüfte oder vom Perron in das ihnen so liebe Element zu stürzen. Ueberall geben WafferstandSzeiger die von 2^8 bis 14 Fuß ansteigende Tiefe an. Wasserturngeräthe fehlen nicht, und um keinerlei Vor sicht zu unterlassen ist das Schwimmbassin durch ein gefälliges Gitter vom Badebassin getrennt, welches letztere wieder durch eme verschiebbare Barriere je nach dem Wasserstande im Flusse in zwei Abtheilungen für Erwachsene und Kinder geschieden wird. Der Boden im Badebassin ist mit Ziegelsteinen ausgelegt, wäh rend der im Schwimmbassin von der natürlichen Erdschicht gebildet wird, so daß Niemand zu befürchten hat, weder dort aus einen scharfen, spitzen Stein zu treten, noch hier bei einem Tiefsprunge kopfvorne auf harten Boden zu stoßen. Eine sinnreiche Vorrich tung. bestehend in einer das Badebassin durchziehenden breiten, mit Latten überlegten Rinne, ermöglicht trotz des nothwendig un gleichen Niveaus doch einen kräftigen Wasserdurchstuß. Selbst die Füglichkeit des Absperrens vom Flusse, z. B. bei Hochwasser und der Entleerung des Bades behufs gründlicher Reinigung ist ge geben. Zwei gut construirte Wafferthore und die in den Hoch zeitwehrgraben führende Abflußrinne dienen zu den angegebenen Zwecken. — So ist Alles geschehen, was man billigerwerse von einem VolkSbade erwarten darf, und Gemeindebehörden wie Actio- naire und ausführendes Comite haben sich durch Schaffung des selben den Dank der Einwohner der Stadt Leipzig erworben, namentlich hat der Verwaltungsrath durch seine angestrengte Thä- tigkeit, die eS trotz der Ungunst der Zeit ermöglichte, daß schon jetzt das Bad benutzt werden kann, sich wohl verdient gemacht. — Mögen denn nun sich fortan Viele, ja recht Viele, dieser Anstalt zu ihrer Freude, Erholung und Kräftigung bedienen, damit der heilsame Einfluß des fleißigen Badens und Schwimmens uns recht reichlich die Zinsen des aufgewendeten CapitalS an Gesund heit und Wohlergehen einbringe. Soll dies aber im höchstmöglichsten Maße geschehen, ssoll das Bad wirklich ein Volksbad, eine allen Claffen der Einwohner zu gängliche Stätte sein (und man darf dies wohl erwarten oei einer Einrichtung, zu der die Stadt so reichlich beigesteuert hat und welche von wohldenkenden Menschen begründet worden ist, die sicher nicht bloS eine reiche Rente von ihren Actien im Auge haben) so muß auch der Preis sür die Benutzung des BadeS damit über einstimmen und hier gestatte man, einige Wünsche auszusprechen und deren Erfüllung, wenn nicht triftige und unumstöß liche Gründe dagegen sprechen, vom geehrten VerwaltungS- rathe vertrauensvoll zu erwarten. Sieht man sich den Tarif für die Benutzung deS BadeS an, so muß man bekennen, daß der AbonnementSpreiS in der offenen Halle sowohl wie in den Zellen ein sehr billiger und ent sprechender ist. Ein Gleiche- gilt von dem Preise der Wäs«s für täglichen wie einmaligem Gebrauch, höchsten- könnte man '' — ^ - -
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