Schölte, Johann Jacob Christoph von Grimmelshausen und die Illustrationen seiner Werke. 9 erzählt, wie ein aus dieser Schlacht entronnener Landsknecht so arm geworden sei, daß er sich dem Teufel ergeben und versprochen habe, ihm sieben Jahre zu dienen, dadurch daß er sich während dieser Zeit nicht reinige, niemals bete, jede Nacht in der Gespensterstunde eine Stunde Schildwache stehe und eine Bärenhaut als ausschließliche Kleidung und als Bettzeug gebrauche. Der Bärenhäuter hält sein Versprechen und wird dafür am Ende der sieben Jahre belohnt. Ein vornehmer Herr besitzt drei schöne Töchter, die sich so ähnlich sehen, daß sogar die Mutter sie oft nicht zu unterscheiden vermag. Wenn es dem Bärenhäuter gelingt, sie auseinanderzukennen, soll er eine zur Frau wählen dürfen, wo nicht, so soll er samt seinem Eigentum dem betreffenden Herrn mit Leib und Leben verfallen sein. Der Teufel hilft ihm aus der Schwierigkeit: „Wisse, dieser Herr pflegt auf solche Fäll die Jüngste in die Mitte und die Aelteste auff der lin- cken, die Mittlere aber auf ihre rechte Seite zu stellen.“ Als der Bärenhäuter die Töch ter richtig nach dem Alter unterscheidet und die Jüngste zur Frau begehrt, ist diese sehr traurig; der Vater aber schwört, daß er sein Wort halten wolle. Der Bärenhäuter geht, nach dem er seiner Braut ein Stück eines aus einandergeschraubten Ringes gegeben hat, und läßt sich vom Teufel reinigen, aufs prächtigste kleiden und mit Schätzen und Die nerschaft reichlich aus statten. Darauf kommt er zurück und wird, IDee crffen 25entbautcre Holzschnitt aus dem „Ersten Beernhäuter“ (1670). Nach dem Original in der Universitätsbibliothek-Göttingen. (Jost Ammans Kartenspielbuch, 1588, Blatt 50.) (>/i Größe.) unerkannt, zwischen die zwei ältesten Töchter gesetzt: er gibt sich aber zu erkennen und heiratet zur Enttäu schung der zwei älteren die jüngste Tochter. Grimmelshausen will durch diese Er zählung den „Ursprung des Namens Beern häuter“ aufgedeckt haben, wie sich aus der Einleitung seiner Erzählung zeigt:„Aber auff demSchloß Hohen- Roth hat sich ein uhr altes Gemähld gefun den, davon auch bey- gefügtes Bildnüß copirt worden, mit nach folgendem Bericht, wo raus dieser Name ent sprungen“. Über die Deutung dieses„Hohen- Roth“ sind die Mei nungen sehr geteilt. Heinrich Kurz, Simpli- cianische Schriften IV, Seite 454, fragt: „Ist es das DorfHohenrod ein Hannover, Landdrostei Hildesheim, oder das Dorf gleichen Namens in Kurhessen, Landgerichts Rinteln, oder Hohenroth in Bayern, Provinz Unter franken, Landgerichts Neustadt?“ — Julius Tittmann sagt, Simplicianische Schriften I, Seite 247: „Sollte eine bestimmte Örtlichkeit gemeint sein, so ist dieselbe in der Nähe des Rheins zu suchen; ein kleines Dorf des Namens liegt in Nassau, Amt Herborn“. — Professor Gaismaier aus Wien, der in einer inter essanten folkloristischen Studie „Die Bärenhäuter-Sage“ (Jahresberichte des K. K. Staatsgymnasiums Ried für 1903/04) auf Grund von Pfaffs Ausgabe von Arnims „Trösteinsamkeit“ (Freiburg i. B, zweite Auflage 1890, Seite 218) noch eine neue Lokalisierung, eine Burg „Hohinrot“, bei Obrigheim, gegenüber Neckarelz, anführt, sagt mit Bezug auf diese Lokalisierung: „Mit der Ortsangabe Grimmelshausens läßt sich kaum viel anfangen, wenn man nicht überhaupt viel mehr annehmen muß, daß man es hier mit einer Fiktion zu tun habe. Denn es ist ja keine Seltenheit, daß gerade in der volkstümlichen Literatur die Autoren vorgeben, ein Buch oder eine Handschrift in irgendeinem Schlosse gefunden zu haben, das sie nun an den Tag brächten“.