22 o. Hilko Wiardo Schomerus: Die Wenn wir bedenken, in welch, man ist versucht zu sagen, unerhört großem Umfange die Spanier und Portugiesen sich für das Werk der Be kehrung der nichtchristlichen Welt während der Glanzzeit ihrer Geschichte eingesetzt haben, als sie die Meere beherrschten und ihnen fast die ganze außereuropäische Welt, soweit sie damals bekannt war oder bekannt wurde, und zeitweise auch ein großer Teil Europas gehorchen mußten, und wenn wir weiter bedenken, daß an die Stelle Spaniens und Portugals sowohl als Kolonialmacht als auch als missionierendes Volk die Bewohner der britischen Insel getreten sind, als missionierendes Volk freilich viel später denn als Kolonialmacht, dann werden wir unwillkürlich an die früher er wähnte geopolitische Theorie von dem Zerrungsgürtel erinnert. Denn so wohl die Pyrenäen-Halbinsel als auch die britische Insel liegen außerhalb des sogenannten Zerrungsgürtels, d. h. sie gehören nicht zu der Gruppe derjenigen Völker, die innerhalb des Gebietes wohnen, „das innen an den Landkern, außen an die See grenzt, so daß seine Bewohner auf beiden Seiten an Nachbarn stoßen, deren Einflüssen sie sich nicht entziehen können, mit denen sie sich fortwährend auseinandersetzen müssen, hin- und her gezerrt zwischen ihnen". (Frick: Deutschland innerhalb der religiösen Welt lage, S. 8.) Sie gehören vielmehr zu der Gruppe derjenigen Völker, die zerren, die Tendenz in sich fühlen, über die Grenzen ihrer Länder hinaus zustreben, nach außen hin zu wirken, anderen Völkern sich als Herrscher oder wenigstens als Lehrer anzubieten oder aufzuzwingen. Gezerrt, ge waltig gezerrt haben Spanien und Portugal nicht minder, ja vielleicht noch mehr, als es nach ihnen die Briten getan haben und noch tun und als es jetzt im Osten die auch außerhalb des Zerrungsgürtels wohnenden Japaner in Erstaunen erregender Weise zielbewußt und zäh zu tun begonnen haben. Die Spanier und Portugiesen waren zerrende Völker. Die große Frage ist, ob sie für immer ihre Rolle als zerrende Völker ausgespielt haben oder ob sie als solche noch eine Zukunft haben werden. Gewiß, im Zeitalter des sich immer mehr vervollkommnenden Verkehrs ist man viel leicht geneigt, der geographischen Lage eines Landes für die Zukunft eine weit geringere Bedeutung zuzuschreiben, als man ihr für die Vergangen heit zuzugestehn geneigt sein wird. Und doch glaube ich, daß andererseits die Ereignisse und die Zeichen der neuesten Zeit, die eingesetzte Zurück- drängung der Europäer und ihres Einflusses in der Welt der Farbigen fast auf der ganzen Linie, das immer mehr sich bemerkbar machende Vor dringen des Islam in die unmittelbar an sein bisheriges Herrschaftsgebiet grenzenden Länder und der engere Zusammenschluß der mohammedanischen Welt zu einem einheitlichen festen Block, also die gerade jetzt zu beobachtende Verbreiterung und Stärkung des mohammedanischen Sperrgürtels, der überall in der Welt sich mit elementarer Gewalt geltend machende Natio-