Pyrenäen-Halbinsel als Ausfalltor 23 nalismus mit seiner Tendenz, sich nach Möglichkeit gegen die anderen Völker abzugrenzen und ein Eigenleben zu führen, und noch manches mehr uns geradezu dazu zwingen, den geographischen Beziehungen der verschie denen Völker zueinander unsere ganz besondere Aufmerksamkeit zu widmen und dem mehr Rechnung zu tragen, daß trotz aller Steigerung der Ver kehrsverhältnisse für das Schicksal eines jeden Volkes seine benachbarten Völker wichtiger sind als die entfernter gelegenen. Sollte es so abwegig sein, dem Glauben Ausdruck zu geben, daß ge rade für die kommende Zeit die doch nicht wegzuleugnende und als Folge erscheinung des Weltkrieges und der ihn beendigenden Friedensdiktate zu bewertende Verbreiterung und Befestigung des mohammedanischen Sperr gürtels immer mehr an Bedeutung gewinnen wird? Die mohammedanische Welt kann wieder wie in früheren Jahrhunderten eine Gefahr für das christliche Europa und für die jenseits des Sperrgürtels wohnende, durch hingebende Missionsarbeit gewonnene junge Christenheit werden, vor allem wenn die europäischen Völker sich weiterhin so zerfleischen und bekämpfen, wie sie mit dem Weltkrieg begonnen haben, es zu tun, und wie sie allem Anschein nach nicht mehr aufhören wollen oder können, und wenn der Abfall vom Christentum, wie er in erschreckender Weise in dem orthodoxen Rußland und neuerdings leider auch in unserem evangelischen Deutschland sein Haupt erhebt, sich noch weiter auswirken und noch größere Dimensionen und brutalere Formen annehmen wird. Wenn es richtig ist, daß bei weiterer politischer und religiöser Schwächung Europas der Islam die größten Aussichten erhält, sich auf Kosten des Christen tums, vor allem jenseits, vielleicht aber auch diesseits des Sperrgürtels neue Eroberungen zu machen, dann werden die Völker der Pyrenäen-Halbinsel sicherlich den islamischen Druck, sofern er sich nach dem Norden wenden wird, zuerst und am intensivsten zu spüren bekommen, wenigstens in West- und Mitteleuropa, dem für das Christentum wichtigsten Teil Europas. Es wird dann für Europa nicht gleichgültig sein, ob und wie die dem Islam gegenüber gewissermaßen auf Vorposten stehenden Völker der Pyrenäen- Halbinsel diesem Druck Widerstand leisten werden. Ja, man wird vielleicht sagen dürfen, daß das Schicksal Europas, wenn vielleicht auch noch nicht unmittelbar, so aber doch in einer nicht mehr allzu fernen Zukunft von der Kraft abhängen wird, mit der sie diesem Stoß standhalten werden. Nun ist es bekanntlich die beste und erfolgreichste Politik, einem zu erwartenden Stoß oder Angriff zuvorzukommen. Ich meine das nun nicht in dem Sinne, daß das christliche Europa sich zu einem militärischen oder politischen Kreuzzug gegen die Welt des Islam rüsten soll. Daß die Aus einandersetzung zwischen dem Christentum und dem Islam von den ersten Anfängen an bis zur Gegenwart in erster Linie — und zwar auf beiden