I. Das Thema ist ein missionsstrategisches Thema. Missionsstrategie ist in weiten Kreisen in Mißkredit geraten, und zwar nicht ohne Grund. Sie kann ein Akt des Übergriffes in die Rechte Gottes sein. Sie kann aber auch ein Akt des Gehorsams gegen Gott sein. Christus, der erhöhte Herr der Kirche, hat uns im Vaterunser beten gelehrt: „Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille ge schehe wie im Himmel also auch auf Erden." Und aus dieser Welt ist er zurückgekehrt zu seinem Vater mit dem Auftrag an seine Jünger: „Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker usw." Gewiß, wir sagen und singen besonders im Hinblick auf das Werk der Mission: „Die Sach' ist Dein, Herr Jesu Christ", und es kann keinem Zweifel unterliegen, daß es ganz besonders von diesem Werke gilt: „An Gottes Segen ist alles gelegen", aber ebenso gewiß ist — das Vaterunser und der Missionsbefehl bezeugen es —, daß der Herr der Kirche dieses Werk getan wissen will durch uns Menschen. Er will sein Reich auf Erden durch unsere Mitarbeit, dadurch, daß wir die frohe Botschaft von der Gnade Gottes verkündigen, aufrichten, nicht etwa, weil er unsere Hilfe nötig hat, sondern um unsertwillen. Indem er uns zur Mitarbeit ruft, obgleich er sehr gut weiß, wie sehr dadurch die Verwirklichung seines Willens erschwert wird, zeigt er uns, wie lieb und wert wir ihm sind. Und indem er uns Menschen durch Menschen zu sich ruft, gibt er zu erkennen, daß er nur solche Bürger seines Reiches will, die auf Grund freier Willensentscheidung, und nicht etwa auf Grund von magisch wirkenden Einflüssen seiner auf natürlichem Wege an sie gelangenden Einladung folgen. Sofern Gott sein Reich hier auf Erden durch uns Menschen gebaut sehen will, liegt auf uns eine unermeßlich große Verantwortung, die wir nicht ernst genug nehmen können. Die Größe und Schwere dieser auf uns gelegten Verantwortung macht es uns zur heiligen Pflicht, uns immer wieder die Frage vorzulegen, wie wir bei diesem uns anvertrauten Werke am besten Vorgehen können. Es mag fromm erscheinen, auf besondere Fingerzeige Gottes zu warten und, wenn wir sie wahrgenommen zu haben glauben, von einem „Gott will es!" zu reden, aber wir dürfen nicht über sehen, daß sich dahinter nicht selten ein menschliches Besserwissenwollen und