Pyrenäen-Halbinsel als Ausfalltor 7 II. In neuerer Zeit hat man seine Aufmerksamkeit in erhöhtem Maße auf die Erforschung der Bedeutung gerichtet, die die geographische Lage eines Landes für die Lebensformen seiner Bevölkerung nach den ver schiedensten Richtungen hin hat, z. B. für die wirtschaftlichen, politischen, kulturellen Lebensformen. Als Hauptvertreter dieser den Anspruch, ein be sonderer Wissenschaftszweig zu sein, erhebenden Bestrebungen in Deutsch land muß Karl Haushofer genannt werden, der in Verbindung mit anderen im Jahre 1928 ein Sammelwerk „Bausteine zur Geopolitik" und im Jahre 1934 ein weiteres Sammelwerk „Raum überwindende Mächte" veröffent licht hat. Heinrich Frick hat dann in seinem 1936 erschienenen Werke „Deutschland innerhalb der religiösen Weltlage" die von den Vertretern der Geopolitik herausgearbeiteten Erkenntnisse in weitgehendem Maße zur Herausarbeitung einer Art Religionsgeopolitik benutzt, vor allem in An lehnung an die von dem Engländer Mackinder aufgestellte Lehre vom „Zerrungsgürtel". Was wir unter „Zerrungsgürtel" zu verstehen haben, beschreibt Frick in dem eben genannten Buche in einer Anmerkung auf Seite 6 folgendermaßen: „Wir bezeichnen mit dem Ausdruck Zerrungsgürtel dasselbe Stück Erdoberfläche, das Mackinder als .Inneren Halbmond' abgegrenzt hat gegen den .Äußeren Halbmond' der ozeanischen Mächte und gegen den Angel- oder Drehpunkt (pivor ok bisrorx), d. h. die kontinentale Land mitte. Die großartige Intuition eines einheitlichen Gesamtbildes der plane tarischen .Lage' der Menschheit im Verhältnis zum Boden, wie sie der Brite Mackinder gewonnen und formuliert hat, bildet den Grundstein im Gebäude der modernen Geopolitik. Immer wieder kommt Karl Haushofer darauf zurück. Er faßt den Kern der Idee einmal in folgenden wenigen Worten zusammen: .Mit glänzender Fähigkeit zur Prognose an einzelnen Stellen, mit der er 1904 Weltkriegssolgen voraussagte, stellt Mackinder die ozeanischen Mächte eines äußeren Halbmondes um die alte Welt: das Britenreich, Japan, die Vereinigten Staaten, dem Drehpunkt (pivor) der Geschichte in einem kontinentalen Steppen-Großreich, einst der Mongolen, dann der Zaren, heute der Sowjets gegenüber. Dazwischen hin- und hergerissen, zeigt er die von beiden .Räubern des Landes und der See' geplagten Uber gangsmächte des inneren Halbmondes: Jnnereuropa, Nahen Osten, Indien, China!' (Bausteine zur Geopolitik, S. 46)." Es kann und soll hier nun nicht untersucht werden, ob die These von dem Zerrungsgürtel richtig ist und ob es angängig ist, auf dieser These eine Religions-Geopolitik aufzubauen. Auf das Vorhandensein einer geo- politischen Wissenschaft und auf die Versuche, sie auch für die Probleme der