Dresdner Nachrichten : 08.02.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186302085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18630208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18630208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1863
- Monat1863-02
- Tag1863-02-08
- Monat1863-02
- Jahr1863
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- Dresdner Nachrichten : 08.02.1863
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Mitredacteur Theodor Drobisch. M«. »». S-imtaa. den 8. Februar 186S. Dresden, den 8. Februar. — f-Oeffentl ich e Gerichtsverhandlung vom K.Febr. Die erste der fünf heutigen Einspruchsverhandlungen betrifft eine Streitigkeit, die zwischen den Parteien schon längst existirt und nunmehr den Culminationspunkt erreicht hat. Die Zwistig keiten entstanden in Folge des Aufbaues eines Vermachwerkes an einem Fußsteige. Der Eine war Grundbesitzer, der Andere der Servitutberechtigte, Beide hatten wohl daher die opivio juris für sich. Die Sache spielt in Hermsdorf, Eduard Liebert und Christian Brendel sind die gegenüberstehenden Parteien. Das Vermachwerk am Fußsteig mochte dem Liebert im Wege sein, er riß es nieder, Brendel baute es wieder auf, und das geschah so einige Male, bis endlich eine Mistgabel und ein Pfahl die Waffen wurden, die unter dem Feldgeschrei: „L— ich ersteche Dich — L— ich erschlage Dich!" an dem Vermachwerk im Abendsonnenglanz drohend erglänzten. Die Anklage geht gegen Liebert auf Widersetzung gegen erlaubte Selbsthilfe, Körperver letzung, Beschädigung fremden Eigenthums, Bedrohung und Be leidigung. Der königliche Staatsanwalt Herr Held läßt fast alle Anklagen bis auf die Widersetzung geg>n erlaubte Selbst hilfe fallen und beantragt Bestätigung des früheren Bescheides, insofern Liebert zu 3 Thaler Geldbuße, Beide aber zu je ein Dritttheil Kosten verurtheilt sind. Als Brendel auf's Neue das Vermachwerk aufbaute, da schrie Liebert zum Fenster lachend heraus: „Brendel, bau nur nich zu sehr feste, ich reiß's doch wieder weg!" — Brendel spricht heut sehr viel, redet den Ge richtshof mit „Hochwürdige Herrn!" an und verlangt „eine höhere Mission" zur Besichtigung des Kampfplatzes und des Zaunpfahles, mit dem ihm Liebert habe den Kopf auseinander - hauen wollen. Ja, er verlangt, daß der Zaunpfahl zur Stelle gebracht werde, was aber der Gerichtshof ablehnt. Liebert und Brendel haben gegen oben angeführtes Erkenntniß des Gerichts amts Döhlen Einspruch erhoben. Das vorige Urtel wird be stätigt. Die Kosten des heutigen Rechtsmittel tragen die Par teien zur Hälfte. — Die nächste Verhandlung betrifft einen Uhrendiebstahl, dessen der Uhrmachergehilfe Carl Moritz Huhn beschuldigt wird, der durch drei Vierteljahre hindurch bei dem Uhrmacher Lorenz Dober in Zwickau gearbeitet. Das Dresdner Bezirksgericht hatte ihn zuerst der Unterschlagung beschuldigt, später wurde er freigesprochen. In Folge polizeilicher Recherchen kam nun aber der heutige Diebstahl zur Sprache. Huhn war der einzige Gehilfe bei Dober zu jener Zeit, als der Bergarbeiter Haunstein eine Uhr im Werthe von 3 Thlr. 15 Ngr. (gericht lich nur 3 Thlr. taxirt) zu Dober zur Reparatur am 27. Juli . brachte Die Uhr war zu kennen, sie war im Innern mit 0. 37 und andern Nummern gezeichnet. Sie verschwand aus der Werkstätte und wurde später wieder einmal dem Dober von dem 76 Jahr alten Uhrenhändler Zehmisch zum Verkauf Ange boten. Zehmisch sagt, er habe sie von Huhn erhalten und ihm 3 Thaler darauf geborgt; da er sie nicht einlösen konnte, so gab ihm der alte Uhrenhändler noch eine Kleinigkeit, dazu — und so kam sie in sein Eigenthum. Huhn leugnet Alles, ob gleich sein Leumund nicht der beste ist: er soll oft betrunken sein schlechte Atteste und viel Geldnoth gelitten haben. Haunstein hat von Dober die Uhr mit 5 Thlr. 15 Ngr. ersetzt erhalten. Beide sind vereidet worden Huhn wurde wegen Diebstahls zu 3 Wochen Gefängniß verurtheilt, wogegen er Einspruch erhob. Herr Staatsanwalt Held beantragt auch hier die Bestätigung. Huhn behauptet, Dober habe in seiner Dummheit oft Uhren verkauft und sie dann ersetzen müssen, da könne er wohl auch die Haunstein'sche auf diese Weise verloren haben Er verlangt andere Beweisaufnahme, die aber abgelehnt wird. Es bleibt bei 3 Wochen. — Nunmehr erhob der 55 Jahr alte, unver- heirathete, noch nie bestrafte Bergarbeiter Johann Gottlob Schütze aus Schweinsdorf Einspruch gegen eine Strafe von 2 Monat und 1 Woche Gefängniß, die er wegen einer Unter schlagung erhalten und die ihm zu hoch erscheint. Der Ge meinderath zu Schweinsdorf beauftragte nämlich 4 Wochen vor Weihnachten den Schütze, von den dasigen Unansässigen eine Geldauflage einzuziehen, was er auch that. Er zog etwa 5 Thlr. 22 Ngr. 5 Pf. von den „Unansässigen" ein — er sollte 10 Thaler bringen. Jndeß er lieferte nicht einmal das Eingezo gene ab. sondern verwendete es in seinem Nutzen Sr räumt ein, diesen Auftrag erhalten und auch das Geld nicht abgeliefert zu haben. Dafür giebt er drei Gründe an, von denen Wohl der letzte der sonderbarste ist: 1) „Ich habe mir damals die Hand verbrannt und nicht arbeiten können!" 2) „Ich war Wohnungszins schuldig, da brauchte ich Geld!" 3) endlich: ,Jch mußte Gevatter stehen, da brauchte ich auch Geld!" Er will Ersatz leisten Herr Staatsanwalt Held verwendet sich selbst für eine Herabsetzung der Strafe. Diese erfolgt auch. Schütze darf nur 5 Wochen fitzen. — Vorgestern Abend feierte im Meinhold'schen Saale der hiesige gewerbliche Bildung-Verein, jetzt „Arbeiterbildungsverein", sein zweites Stiftungsfest. Wie Nur dem Jahresberichte des ersten Vorsitzenden, Herrn Kupferschmiedemeister Försterling, ent nahmen, zählt der Verein jetzt 300 Mitglieder, außerdem be nutzen noch 124 jüngere Leute die von ihm gebotenen Bil dungsmittel, als: Unterrichtsstunden in Kalligraphie, Ortogra- phie, Arithmetik, Geometrie, Geographie, Englisch, Französisch, Physik rc Geistige Anregung gewährten ferner verschiedene Vorträge, woran sich wiederum der Ehrenpräsident des Vereins, Herr 0. Schlimper, ein besonderes Verdienst erwarb. Die von demselben gehaltene Festrede legt in beredter Weise den Zusam menhang de- Zwecks, den sich der Verein gcheckt, mit den höch sten Aufgaben der Gesellschaft dar. Der Bildung gehöre die Zukunft. Zum Schluß kam der Redner auf die neueste soge nannte „Arbeiterbewegung" zu sprechen. Da habe man Fra gen aufgestellt, wie die: welche Stellung der Arbeiterstand in der politischen Verfassung einnehme, wie er sich zum National verein verhalten solle. Er bedauere, daß man solche Fragen überhaupt aufwerfen konnte. Sei eS nicht ein Anachronismus, nachdem man die ganze Standes- und Kastenscheidung über Bord geworfen, sie für den Arbeiterstand wieder aufrichten zu
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