Dresdner Nachrichten : 04.05.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186305044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18630504
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18630504
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1863
- Monat1863-05
- Tag1863-05-04
- Monat1863-05
- Jahr1863
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- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.05.1863
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Mitredaeteur Theodor Drobilch. Mo. LS4 Montag, den 4. Mai 1863. Anzeigen t dies Blatte, da« »»r Zeit»» ^80<> erscheint. finden eine «rsoiareich» Berbreti»«« Dresden, den 4. Mai. — Wenn das Jubiläum eines Lehrers, die 25jährige Wirksamkeit eines Schulmanns, dieselbe Berechtigung hat wie die Jubelfeier einer andern Amtsthätigkeit, so säumen wir nicht, dem am Freitag stattgefundenen Jubiläumsfest des Herrn Lehrer Müller am hiesigen Taubstummen-Jnstitut hiermit einige Zeilen zu widmen. Begrüßt durch die herzliche Ansprache des Direk tors, eines Lehrers, zweier Zöglinge, dem ein schriftlicher Mor gengruß von sämmtlichen Lehrern vorangegangen war, entfalte ten sich in allen diesen Ovationen die Worte der Anerkennung und des Dankes für das wackere Bestreben und die aufopfernde Liebe. Als sichtbare Zeichen der Verehrung empfing Herr Müller von Lehrercollegium eine goldene Uhr, von den Zöglingen zwei silberne Leuchter, einen Teppich und in anerkennender Zuschrift von Seiten des Cultus-Ministerii eine Gratifikation von hun dert Thalern. Am selbigen Tag kam auch von sämmtlichen Lehrern des Leipziger Taubstummen-Jnstituts ein Gratulations schreiben an und so schloß dieser Tag zu Ehren eines Mannes, der treu und bieder 25 Jahre jang gemeinsam am Bildungs- W«k unglücklicher Taubstummer mitgearbeitet. — Die Aufführung des „Sommernachtstraum" am K. Hoftheater in Dresden. Die neue Bearbei- und Jnscenirung von Shakespeares „Sommernachts- tjraum" wird auch in Privatkreisen mannichfach besprochen. Ge statten Sie einem alten Kunstfreunde, der, zwar Laie, doch manchen Sommer im Bereiche der Kunst gesehen und durchlebt hat, ein kurzes Wort in dieser Sache. Lassen Sie ihn, nach Art der Herrn Referenten, sich hierbei des üblichen xlurglis majostatious oder vielmehr moäestia« bedienen. Auch wir sahen in Zeiten der bereits abwärts gehenden Lebenssonne Tiecks den Som mernachtstraum zu wiederholten Malen am K. Hoftheater in Berlin, sowie am Dresdner während eines Aufenthaltes hier im Monat März des Jahres 1844. Einrichtung, ^Aus stattung und Jnscemrung stimmten unseres Erinnerns an bei den Theatern vollständig überein. Erinnern aber können wir uns durchaus nicht jener erstaunlichen Zauberdinge, welche An dere, neuesten Versicherungen zufolge, ehedem in Berlin ge sehen haben wollen, die aber in Wahrheit weder dort noch hier in dem gepriesenen Umfange zu sehen waren. Es liegt dem vielleicht ein uns Deutschen eigenthümlicher, rührender Zug idealer Schwärmerei, jene phantasievolle Pietät, mithin Selbst täuschung zu Grunde, die Vergangenes so gern mit dem Gold staub liebender Erinnerung bestreut und zu verschönern sucht. Nicht in Berlin, wohl aber auf dem Prinzeß-Theater in London erinnern wir uns, den Sommernachtstraum mit ei nem zwar immerhin raffinirt-sinnreichen, gleichzeitig aber auch die Sinne abstumpfenden Opern- und Ballet-Ausstattungs apparat in Scene gesetzt gesehen zu haben. Wir erinnern uns aber ebensowohl, mit manchem kunstgebildeten Engländer die Achsel bedauernd darüber gezuckt zu haben, die herrlichen Worte Shakespeares unter der unfreiwilligen Bürde solchen Opern- und Ballet-Pompes auf- oder nahezu unter gehn zu sehen. Seit 1844 wohnten wir einer Aufführung des Som mernachtstraumes in Dresden nicht wieder bei; im Jahre 1859, zur Zeit der Vermählung des Prinzen Georg, K. H., trug uns ein Schiff Hunderte von Meilen vom gastlichen Ellb- florenz fern über den breiten Rücken deS OceanS. Nun aber haben wir kürzlich zwei der Vorstellungen des Sommernachtstraumes hier gesehen, und müssen gestehen, daß wir nicht wider, son dern über Erwarten befriedigt waren. Nicht als wenn wir Bearbeitung und Jnscenirung für vollkommen hielten, im Spiele standen Einzelne gegen früher sogar zurück. Wie lieblich, vom Duft der Feen-Poesie überhaucht war z. B. der damalige Puck, irren wir nicht, ein Fräulein H elb i g (?), dazu eine Berg und Bayer in ihrer Jugendblüthe als Hermia und Helena, Herr Winger ein markiger Theseus. Freilich haben die Kunst leistungen jetzt fast in der ganzm Welt, hier immer noch in geringerem Grade abgenommen. Das Ganze aber hat uns einen, entschieden wohlthuenden Eindruck gemacht. Es war eine geschmackvolle, einer Hofbühne ersten Ranges würdige Aufführ ung: Zunächst den Text anlangend, so sind mit Geschick und Pietät die für unsere Zeit ermüdenden Längen beseitigt, an welche» die frühere Bearbeitung bedenklich krankte. Den größten Gewinn aber erblicken wir in der Abschaffung der von Tieck mit viel Phantasie und noch mehr gutem Willen auf eine Weile wieder herausbeschworcnen Shakespearebühne. Ueberwundenes wieder ins Leben rufen, ist ein Vergehm an der Zeit, ein Unmögliches, von welchem nachgerade auch die Reaktion vom reinsten Wasser sich hinlänglich überzeugt haben dürfte. Erstände Shakespeare heute, wir zweifeln nicht, er wäre der Erste, seine ehemalige Bühne als antiquirt auf Nimmerwiederhervorholenin die Rumpel kammer der Vergangenheit zu verweisen. Die neue Einrichtung des Schauplatzes des Sommernachtstraums ist mit Phantasie und Geschicksämmtlichen Situationen des Stückes angrpaßt, die De koration mit künstlerischer Vermeidung grober Effecte, aus vollem Ber- ständniß der zart und duftig gewebten Dichtung hervorgegangen, ebenso schön empfunden wie geschmackvoll ausgeführt Die Costüme sind reich und angemessen; sinnig stellen die Elfen die verschiedensten Blumen dar. Ihre Tänze lassen größere Grazie, Leichtigkeit und Feinheit bisweilen vermissen, anerkennend aber haben wir hervorzuheben, daß jedes Uebermaaß in Ausstattung und Scenerie, daß mit nicht gewöhnlichem TaÜ Alles vermieden ist, wodurch das Wort wie die reizvolle Musik beeinträchtigt werden könnte. — In diesen letzteren jedoch nicht in kaltem Pomp und Spielwerk dürfte Wesen und Wirkung der schönen Dichtung bestehen. Man scheint fortschreitend dem feinen Geiste Tiecks pietätvoll nachgegangen zu sein. Von den neuesten Proben Londoner Ausstattungs-Manie, im Lyceum-Theater und andern, haben wir uns erst ohnlängst unwillig hinweggewrndet; künstlerischer Bankerott wird ihre unausbleibliche Folge sein. Das Dresdner Publikum und Theater wolle die Reinheit des Geschmackes bewahren, welche das Extreme nicht begehrt, oder doch dasselbe immer wieder auszuscheiden den Willen und die Kraft in sich trägt,
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