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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.01.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186701046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18670104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18670104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1867
- Monat1867-01
- Tag1867-01-04
- Monat1867-01
- Jahr1867
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.01.1867
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72 „Welschen Marter" auf einen zweispäuttigen Kohlenwagen. Dessen Führer hatte sich verfahren und war, anstatt über die Bahn, auf dem Geleise entlang nach Pirna zu gefahren. Der Kutscher bemerkt dieß, indem er von weitem den Zug kommen sieht; er spannt schnell die Pferde aus, wodurch er und sein Gespann vom Gleise wegkommt. der Zug fährt aber in der Finsterniß auf den stehen gebliebenen Kohlenwagen, reißt diesen auseinander, daß die Kohlen rc. bis über den letzten Packwagen geflogen sind und schleppt da- Hinter gestelle, ehe der Zug zum Halten gebracht werden kann, eine Strecke mit fort, wodurch dasselbe in viele Stücke zersplittert wurde. Der Personenzug, welcher buchstäblich über diesen Kohlen wagen gefahren ist, hat einen größeren Schaden als daß an der Maschine Messinghähne rc abgerissen wurden, nicht erlitten. Ein Entgleisen hat nicht stattgefunden, auch ist Niemand beschädigt worden. Der Zug traf eme halbe Stunde später hier ein. — Am Neujahr, Mittag, löste eine Abtheilung der sächsischen Leibbrigade die preußische Wache am Zeughause ab und nahm von selbigem Besitz. Die gegenüberliegende Iägercaserne hat hin gegen noch preußische Besatzung. * Leipzig, 3. Januar. Die N. Allg. Ztg. bemerkt: Nach Mittheilungen, die wir für wohlverbürgt zu halten Ursache haben, ist in dem Entwurf der Verfassung für den Norddeutschrn Bund daS Stimmverhältniß für den BundeSrath in dem preußischen Entwurf nicht daS Verhältniß der Stimmenvrrtheilung, wie es für den engeren Rath des ehemaligen Bundestage- bestand, sondern daS des Plenums jenes Collegium- zu Grunde gelegt. Zweitens ist die für den einzelnen Mann deS norddeutschen Bundesheeres zu zahlende Rate auf 225 Thaler, nicht auf 220 Thaler jährlich festgestellt. Drittens ist in dem preußischen Entwurf allerdings für den künftigen Reichstag die Ausschließung der Beamten vor geschlagen, eine Ausschließung, die ja auch in England, welches doch als constitutioneller Normalstaat gilt, in Hinsicht auf die Staatsbeamten mit wenigen Ausnahmen stattfindet. Auf daS zu nächst einzuberufende Norddeutsche Parlament, mit welchem die Verfassung vereinbart werden soll, findet diese Proposition aber natürlich noch keine Anwendung, da dies Parlament nach dem Reichswahlgesetz von 1849 gewählt wird, welches die Beamten von der Wählbarkeit nicht ausschließt. Endlich ist zu bemerken, daß der preußische Verfassungsentwurf nicht, wie einigen Blättern ge schrieben wird, auS 12 Abtheilungen mit 64 Paragraphen, sondern aus 13 Abtheilungen mit 69 Paragraphen besteht. Wahrschein lich rührt der Jrrthum in letzterer Hinsicht daher, daß einem frü heren Entwurf später noch Bestimmungen über das Post- und Telegraphenwesen hinzugefügt worden sind. * Leipzig, 3. Januar. AuS der Rede, mit welcher gestern Herr Bürgermeister vr. Koch die neuen Stadtverordneten ein führte, war u. A. die interessante Notiz zu entnehmen, daß die im verflossenen Jahre hierfelbst gegründete Städtische Vor- schußbank nicht nur für Einwohner unserer Stadt, sondern auch für viele Auswärtige sich wohltbätig erwiesen hat, indem mehr alS die Hälfte der Vorschüsse an diese letztere Kategorie gewährt worden ist. — Als eine bedeutsame Folge des Ausfall- der letzten Stadt- verordnetenwahlen darf der Umstand betrachtet werden, daß bei der Wahl deS Vorsitzenden Herr vr. Joseph, der am 2. Januar 1866 mit 50 Stimmen zum Vorsitzenden erkoren wurde, gestern nur 33 Stimmen erhielt (21 fielen auf Hrn. vr. Günther), wäh rend bei der Wahl des Vicevorstehers Herr vr. Günther gestern gerade so viele Stimmen erhielt wie im Vorjahre, nämlich 53. Nachträglich ist noch zu berichten, daß gestern in den Wahlaus schuß die HH. Auerbach, Klemm, Seyfferth und Hempel gewählt worden sind. *§.* Leipzig, 3. Januar. Die „Gelbe Suppe" war gestern zahlreicher als andere Jahre besucht. Außer den beiden Herren Bürgermeistern waren von Seilen deS Stadtraths die Herren Rüder, Vogel, Hehler, Häckel, Kettembeil, Reichenbach erschienen. Den ersten Trinkspruch brachte in längerer Rede, worin auf die großen politischen Ereignisse deS Jahres besonders Bezug genom men ward, der Stadtverordneten - Vorsteher vr. Joseph auf die Stadt Leipzig und die Bürgerschaft auS. — Herr Bürgermeister vr. Koch brachte hierauf em Hoch auf daS Stadtverordneten- Collegium, welches er als daS bewegende Element der Gemeinde verwaltung bezeichnete. — Herr Vicevorsteher vr. Günther er wähnte die Umsicht und Festigkeit, womtt in so schlimmen und bewegten Zeiten der Stadtrath stets gehandelt habe ; sein Toast galt dem RathScollegium und besonders den beiden Herren Bür germeistern. — Herr Vicebürgermeister vr. Stephani erwiderte hierauf, daß eS dem Rath unmöglich gewesen sein würde, ohne die thalkräftige Unterstützung der Bürgerschaft den an ihn ge machten Anforderungen zu genügen, und daß auch die Heilung der inneren Krankheit, an welcher wir jetzt noch leiden, nur von dem gesunden Bürgerfinne, der in Leipzig stets geherrscht habe und auch in Zukunft nicht verloren gehen werde, erwartet werden müsse. Er brachte diesem echten und gesunden Bürgersinne ein Hoch auS. — Herr Lorenz bewillkommte in zum Theil humori stischer Rede die Neueintretenden. Er vermißte den „Pelissier" in ihren Reihen und meinte, daß sie sehr bald mit Verwunderung §rkennen würden, wie da- Collegium der Stadtverordneten nicht eine von großen politischen Parteikämpsen bewegte Versammlung sei. sonder» sich vielmehr mit ganz andern Dingen, Schleußen rc. beschäftige. Herr Hempel erzählte von den Mühe» der Wahl deputation und ließ die Wahlgehülfen leben. — Herr Jul. Müller stellt als Motto den Satz auf: Wo viel gesündigt wird, da wird auch viel vergeben. Er geißelte in humoristischer Weise allerlei Vorkommnisse beim Rathe wie bei den Stadtverordneten und ließ schließlich die Pünctlichkeit leben. — Herr Cavael theilte mit, daß gerade vor 25 Jahren der Bürgermeister vr. Koch in daS Stadt verordneten-Collegium eingetreten sei und damit seine öffentliche Wirksamkeit für die Stadt begonnen habe, und brachte ein Hoch auf den Jubilar auS. — Herr Anschütz als wieder Neueintretender spricht im Namen der Uebrigen und schließt mit einem Hoch auf die beiden Vorsteher. — Herr Näser spricht die Ueber- zeugung aus, daß man in Kurzem nicht mehr wissen werde, welche Männer unter den Stadtverordneten vom Patriotischen Verein, welche von anderer Seite gewählt feien; sie haben eben Alle nur Ein Ziel: die Hebung und Förderung aller Interessen der Stadt, und werden in der Wahl der Mittel dazu ich bald einigen. Er gedachte der treuen und langjährigen AmtS- ührung deS früheren Archivar- und jetzigen Stavtraths Heßler, welchem ein Hoch gebracht wurde. — Herr Geheimrath v. Wächter, welcher noch spät von Dresden herbeigeeilt war, um an dem Fest essen Theil zu nehmen, entwickelte in längerer Rede feine politische Anschauung der gegenwärtigen Sachlage, und schloß mit einem Hoch auf Sachsen.— Die Versammlung, welche sehr spät aus einander ging, war von einem heitern, frischen Geist durchweht; kein Miß ton störte daS fröhliche Beisammensein. * Leipzig, 3. Januar. Der Anmeldetermin zur Aushe bung der Gestellpflichtigen von 1866 ist auf den 1. Febr. 1867 festgesetzt. Zu den Pflichtigen gehören die im Jahre 1846 geborenen, die bei der Aushebung im Jahre 1865 wegen zeitlicher Untauglichkeit und wegen noch zu erwartender Körperlänge zurück gestellten Mannschaften, überdies aber auch nach den Bestimmungen deS neuen Gesetzes über Erfüllung der Militairpflicht die Dienst reservisten sämmtlicher drei Altersklassen (von 1863, 1864 und 1865), insoweit nicht im vergangenen Frühjahre die Einziehung der letzteren und der wegen Körperlänge zurückgestellt gewesenen Mannschaften erfolgt ist oder die Einstellung von Stellvertretern stattgefunden hat. DaS AushebungSgeschäst selbst soll spätesten- zu Anfang März beginnen. * Leipzig, 2. Januar. Die Lehranstalt für erwach sene Töchter zur Ausbildung für den kaufmännischen GeschäftS- und Gewerbebetrieb zu Leipzig wurde am 9. April 1863 von ihrem Gründer, dem Herrn vr. Otto Fiebig, eröffnet, und bi- zu seinem Ausscheiden am 22 September 1866 geleitet. Von da ab kam sie in den Besitz des Herrn Gustav Wagner, welcher sie jetzt im Vereine mit feinem Freunde und Collegen Herrn vr. Wilh. Zimmermann leitet, mit dem er an der Anstalt seit ihrer Grün dung als Lehrer thätig war. Bis Michaelis 1866, also innerhalb 3*/s Jahren, besuchten 230 Damen die Anstalt. Trotz der un günstigen Zeitverhältniffe hat sich die Frequenz seit Michaelis 1866 in erfreulicher Weise vermehrt, so daß der gegenwärtige Bestand 110 beträgt. * Leipzig, 3. Januar. Wie man sich erinnern wird, hatte der akademische Senat der hiesigen Universität seiner Zeit be schlossen, den Schluß deS gegenwärtigen Semester- (wegen de- durch die Cholera verspätigten Anfangs der Vorlesungen zu Michaelis) vom 15. auf den 23. März 1867 zu verlegen. Neuer dings ist vom Senate beschlossen worden, bei dem CultuSministe- rium zu beantragen, daß der gesetzliche Anfang deS Sommerhalb jahrs 1867 wegen deS ungewöhnlich spät eintretenden Osterfeste- vom 15. April bis zum 24 April hinausgeschoben werde. ** Leipzig, 3. Januar. Gestern herrschte in der hiesigen Pleißenburg-Caserne ein ungemein reges Leben unter den Militär-; eine Abtheilung 52er bezog in den Nachmittagsstunden da- neu« Quartier an der Turnerstraße, andere Abtheilungen der 60er brachten die Proviant-, MunitionS- und Gepäckwagen aus den Magazinen in der kleinen Burggaffe nach dem Schloßhofe zu dem, wie unS gesagt wurde, morgen als den 4. erfolgenden AuSmarsch jenes letzterwähnten Regiments. H Leipzig, 3. Januar. Heute trafen abermals gegen 200 Mann preußische Recruten auS Schlesien hier ein, davon gingen 50 Mann Jägerrecruten mit 1 Offizier auf der Magdeburger Bahn Wetter nach Sangerhaufen, die übrigen Mannschaften, der Linien-Jnfan- terie zugehörig, beförderte die Thüringische Bahn nach der Rhein provinz. Eine andere ebenfalls au- Schlesien kommende Recruten- abtheilung von 108 Mann, für Erfurt und Kassel bestimmt, ging heute gleichfalls auf der Thüringer Bahn von hier ab. — Heute Morgen fand man den 23jährigen Sohn deS hiesigen SchieferdeckermeisterS V, welcher bei feinen Ellern wohnt, in fei nem Zimmer in den letzten Zügen auf einem Stuhle sitzend vor, neben sich eine Medizinflafche mit Morphiumauflöfung, wovon er allen Anzeichen nach eine größere Quantität genossen haben mußte. Trotz sofortigen ärztlichen Beistände- gab der Unglückliche kurz darauf unter den Symptomen der Vergiftung seinen Geist auf. Ob eine Unvorsichtigkeit oder selbstmörderische Absicht vorliegt, ist
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