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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186702135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18670213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18670213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1867
- Monat1867-02
- Tag1867-02-13
- Monat1867-02
- Jahr1867
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1867
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1040 d) mit der Verlegung des Krankenhause- aus dem Jacobs- hoSpital in das neue Waisenhaus unter Ergänzung der da selbst noch fehlenden Räume vorbehältlich der auf beide Fragen bezüglichen speciellen Vorlagen einverstanden sind? Der Ausschuß empfahl die Beibehaltung der sogenannten tran sitorischen Station vorbehältlich der Genehmigung darüber, ob dieselbe nicht etwa in einem bereits vorhandenen städtischen Ge bäude einzurichten sein dürfte. Die Familienerzirhung der Waisenkinder betreffend glaubte der Ausschuß schon in dem zu Conto 8 des diesjährigen Budgets ge stellten Anträge des Collegiums erledigt zu finden, nach welchem die Waisen auch ferner, soweit deren körperliche und geistige Ver hältnisse eS gestatten, in Familien untergebracht werden sollen, und will die Beschlußfassung über Verlegung deS Krankenhauses vorläufig auSgesetzt sehen, da eineStheilS bis jetzt keine Aufklärung darüber vorhanden sei, was aus dem JacobShospitale demnächst werden solle, anderntheilS über die Dimensionen des projectirten Anbaues am Waisenhause irgend welche bestimmten Angaben mangelten. Einstimmig trat die Versammlung den Vorschlägen und An sichten ihres Ausschusses bei. Htadttheater. Unter musikalischer Leitung deS Herrn CapellmeifterS D um ont ging am 11. Februar, nachdem die ganze vorige Woche nur ver schiedene Wiederholungen gebracht,neu einstudirt HalevyS „Jüdin" in Scene. Diese an einigen Stellen zwar auch innerlich packende und ergreifende, meist aber doch nur äußerlich blendende und frappirende Oper, ihrer Zeit eine der frühesten, indeß sogleich charakteristischsten Schöpfungen deS von Meyerbeer in Mode ge brachten Essect-Styls — sie wurde zuerst hier 1835 gegeben (mit Dlle. Ringelhardt, nachmaliger Frau Baumeister in der Titelrolle) — war auch wieder im Herbst. 64 dir erste Oper unter der Witte schen Direction und erschien sie damals in folgender Besetzung: Cardinal — Herr Hertzsch; Eleazar — Herr Grimminger; Recha — Frau Palm-Spatzer; Eudoxia — Fräul. Kropp; Leopold — Herr Henrion. Jetzt nach zwei und einhalb Jahren ist von diesen fämmtlichen Fünf nur noch der einzige Herr Hertzsch übrig ge blieben; und freuen wir uns dessen, denn fest steht, daß genannter Sänger einer der vorzüglichsten Bassisten der ganzen gegenwärtigen Bühne ist. Speciell der Partie deS CardmalS wird er aufs Schönste gerecht mit würdevollem, durchweg gediegenen Vortrag und musikalisch höchst nobler Behandlung seines edelklingenden Organs. Eleazar und Recha befanden sich in den Händen des Herrn Groß und der Fräul. Blaczek, und, wie eS überhaupt eine Eigenthümlichkeit unseres Heldentenors ist, sich allemal gleichsam erst „einsingen" zu müssen, stets erst in den späteren Acten recht warm und völlig Herr seiner Stimme zu werden, so trugen, waS„die Jüdin" anlangt, diese Eigenschaft Beider Leistungen an sich, die wir hier nannten. Nicht nur Herr Groß, sondern auch Fräul. Blaczek hätte zu Anfang wohl noch mehr aus sich herausgehen können, ohne sich schon zu übernehmen; die berühmte Stelle der Zwei im ersten Act während deS ZugS muß, soll sie recht wirken und zün den, noch ganz anders ins Gehör fallen — auch sonst wäre aus den früheren Aufzügen wohl Manches zu erinnern, indeß im weiteren Verlaufe wuchs, waS das Sängerpaar bot, so zu sagen, unter unfern Augen und erreichte schließlich überraschende, echt künstlerische Höhe und Bedeutung. Besonders excellirte Herr Groß am Schluß deS 4. Aufzuges. Nur verdient waren die doppelten Hervorrufe. Frau Dumont als Eudoxia gab fast durchweg Be friedigendes und hatte ihren Glanzpunct in dem zarten und zier lich gefeilten Vortrag der Scene deS 2. Actes; auch daS Duett mit Recha im vierten brachte sie für ihren Theil zu angemessener Geltung. Etwas gewagt war es, in der so manche Klippe ent- baltenden Partie des Leopold einen noch so sehr am Beginn der Bühnenlaufbahn stehenden Sänger, wie den jungen Theodor Wachtel, zu beschäftigen; um so mehr freut es unS indessen, be richten zu können, daß die große Mühe, welche sich offenbar der Genannte gab, entsprechend belohnt wurde. Ist auch die Stimme „och nicht recht gefestigt und vollklingend, so hat sie doch bereits eine tüchtige Schul und die ganze Figur trat vor unS hin in meist sicherer und löblicher Haltung. Die kleineren Rollen des Schult- beiß und deS OfficierS waren bei den Herren Becker und Gitt wohl aufgehoben, daS Ensemble — auch das musikalische — ge nügte fast durchweg. vr. Emil Kneschke. Ciu englischer Specialcorrespondent auf Reisen über das muflkgelehrte Leipzig und daS neue Lehramt für Musis an der Universität. rv. Leipzig, 10. Februar. In der großen Londoner Musik zeitung „Ido Uusieal Yorick" vom 26. v. M. haben zwei Ar tikel für Leipziger Leser ein besonderes Interesse. In der ersten Abtheilung dieser Nummer findet sich eine Auswahl von Briefen unsere- liebenswürdigen unvergeßlichen Albert Lortzing in eng lischer Übersetzung, Briefe an Düringer in Mannheim, dd. Berlm 11. Juli, 1. August 1850 rc. Diese Veröffentlichung läuft schon durch mehrere Nummern. Dann ist aber darin abgedrockt eine Schilderung deS musikgelehrten Leipzig- in Form eines Briefes des Specialcorrespondenten deS Blatte- in Deutschland an Professor W. Sterndale Bennett, der bekanntlich einen Lehrstuhl für Musik an einer der englischen Hochschulen bekleidet. Prof. vr. Bennett wird manchem unserer Leser von seinem länger« Aufenthalte in Leipzig her in guter Erinnerung stehen. Der Brief datirt vom 21. v. M. und lautet in Uebersetzung wie folgt: Sir! WaS ich den Lesern der Londoner Welt in nachstehender Schilderung zu geben beabsichtige, ist nicht ein historisch-analytisches Bild de- musikalischen Lebens m Leipzig, nein, nur eine einfache Skizze desselben, um daran zu zeigen, wie weit diese verhältaiß- mäßig kleine Stadt in musikalischer Hinsicht vor unserer Weltstadt voraus ist. In der That besitzt Leipzig, obschon eS die musikalische Hegemonie in Europa nicht mehr behaupten konnte, welche sie thal sächlich unter dem allgewaltigen Scepter eines Mendelssohn und Schumann in den Händen hatte, auch jetzt so viele musikalische Größen von namhafter Bedeutung und so viele musikalische In stitute und Vereine, daß eS dadurch noch immer «ine der wich- tmsten und interessantesten musikalischen Pflanzstädte der civilisirten Welt ist. Das Conservatorium, gegründet am 2. April 1813 unter dem directen Patronat des Königs von Sachsen, hat sei» eigene- Gebäude und in demselben seit einigen Jahren einen eignen kleinen Concertfaal für die Privatfoireen der Schüler, die soge nannten „Musikalischen Abendunterhaltungen". Die erfolgreichste Wirksamkeit der renommirten Musikschule zeigt sich auf dem Ge biete der Compositionslehre und deS ContrapunctS, wo vr. Haupt mann Lehrer ist, des Geigenspiels, worin David, deS Pianoforte- spielS, worin ein MoscheleS und Reinecke (und Ferdinand Wenzel, last not least) unterrichten. Die gesangliche Abtheilung ist voll ständig bedeutungslos (huite null). Der Leiter und Bervalter deS ConfervatoriumS ist Herr Conrad Schleinitz, ein Rechtsanwalt, großer Musikfreund und trefflicher Sänger (Tenor), welcher eine lange Reihe von Jahren hindurch seine Zeit, seine Intelligenz und sein Geld der Förderung der Anstalt gewidmet hat. Erst mit diesem Winter 1866/67 hat die Universität eine Art musikalischen Lehrstuhls erhalten, indem sich ein vr. MI. O-car Paul für dieses Fach in der Artistenfacultät habilitirte. Bis da hin lasen über Musik nur etwa voetores pudliei, welche nicht in den engern Facultätsverband gehören. Einer derselben, ein her vorragender Musiker, war der Redacteur der ehedem hochangesehenen gelehrten „Allgemeinen Musikalischen Zeitung", vr. Ml. Gott fried Wilhelm Fink, welcher 1846 starb. Gegenwärtig ist außer vr. Paul noch der Ehrendoctor der philosophischen Facultät dieser Hochschule, Hermann Langer, Director deS Pauliner Säuger vereins befugt, Vorlesungen über Musik an der Universität zu halten. Da vr. Paul ein ausgezeichneter Forscher auf dem Ge biete der musikalischen Aesthetik und der Gesch chte der Musik ist und wegen seiner Jugend über die Grenzen seine- engern und weitern Vaterlands hinaus wenig bekannt sein dürste, so halte ich dafür, daß eine biographische Skizze von ihm der musikalischen Welt willkommen und interessant sein werde. Oscar Paul wurde 1836 in einer kleinen Stadt, Freiwalden, in Schlesien geboren, wo fein Vater Pfarrer war. Nachdem er feine ersten Studien an der gelehrten Schule von Görlitz gemacht, ging er zur Universität Leipzig, um Theologie zu studiren. Er hatte von frühester Jugend her eine große Neigung zur Musik, mußte jedoch auf deren Studium schlechterdings verzichten, darr in einem Alter von 16 Jahren das Gehör fast ganz verlor. Nach einer langen, aber glücklichen Cur in Leipzig unter Leitung seines Freundes, vr. Theodor Weber, eines Sohne- deS berühmten Anatomen und Physiologen Ernst Heinrich Weber, wurde Paul vollständig wieder hergestellt. Von diesem Augenblick ließ er di« Theologie bei Seite und begann Musik zu studiren mit der ganzen Glut und Energie seiner Seele. Im Jahre 1860 oder 1861 machte er sein Doctor- und Magister-Examen und 1866 habili- tirte er sich mit seiner höchst interessanten musikgelehrten Abhand lung „Die absolute Harmonik der Griechen, Leipzig, Alfred Dörfsrl, VIII. 44. XXVIII Seiten und 5 Tab. in 4«" alS Privatdocent der Musik in der philosophischen Facultät Leipzig. In diesem Werke verfolgt der junge Gelehrte seinen ureignen Weg, um die Benennungen der Töne, die thetischen und dynamischen Bezeich nungen der Klänge in- Klare zu stellen und die Tonarten des Claudius PtolemauS und die Heptaccorde TerpanderS unS ver ständlich zu machen. Paul genoß schon vor feiner Habilitation eines geachteten Namens in der musikalischen Literatur als musi kalischer Correspondent von gediegenen Blättern wie die „Nieder rheinische Mufikzeitung", die Wiener „Recensionen" und einzelnen politischen Blättern, wie die königl. „Leipziger Zeitung" (Wissen schaftliche Beilagen). In den „Recensionen" erinnere ich mich vor einigen Jahren folgende größere Aussätze von ihm gelesen')« haben: „Shakespeare als Musiker", eine Zusammenstellung der Aussprüche de- großen Briten über Tonarten rc., (bei Gelegenheit de- Shake speare-Jubiläums veröffentlicht), eine Kritik von Ambro-' Musik-
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