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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186703104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18670310
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18670310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1867
- Monat1867-03
- Tag1867-03-10
- Monat1867-03
- Jahr1867
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1867
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1672 seffen, wurde ein Gesetz (nicht da- Wahlgesetz) erlassen, daß der mit Zuchthaus Bestrafte beschälten sei. Daß es bei dem ReichS- wahlgesetze von 1849 die Absicht gewesen ist, die politisch Verur- theilten zuzulassen, ergiebt sich auS der 176. Verhandlung vom 24. April 1849 deS Frankfurter Parlaments. Da daS preußische Wahlgesetz auf Grund deS Neichswahl-Gesetzcs erlassen ist, so muß man auch politisch Bestrafte zulasten. Seitens des preußischen Regierung--CommistarS im preußischen Abgeordnetenhause hat sich allerdings eine andere Auslegung geltend gemacht. Die Commission hat sich dafür erklärt, den Zusatz, wenn er auch überflüssig sei, aufzunehmen. Die mecklenburgische Regierung hat offenbar ge meint, daß, wenn da- preußische Gesetz m Mecklenburg eingeführt werde, ich wählbar sei, und darum hat sie entgegen dem preußi schen jenen Paragraphen ausgenommen." (Sehr wahr!) — Bei den Verhandlungen nun sagte Herr v. Wächter: „Meine Herren, ich stelle mich auch streng auf den juristischen Standpunkt. Nach meiner Ueberzeugung läßt sich die Wahl de- Herrn WiggerS nicht anfechten. Welche rechtlichen Folgen haben die Thatsachen, die Herr WiggerS erzählt hat? Und sind diese Folgen nach preußischen oder mecklenburgischen Gesetzen zu beurtheilen? Die Praxis hat große Bedenken gegen die ausgedehnte Anwendung der Status normen, und in der neueren Zeit sind dieselben auch in der Theorie angefochten. ES können nur die Gesetze deS Staate- gelten, in denen der betreffende Fall die Gesetze zur Anwendung kommen läßt. DaS allgemeine Landrecht, da- angeführt wurde, steht noch auf dem früheren, jetzt überwundenen Standpunkt in der Status frage. Die deutsche Wechselordnung enthält keine Ausnahme, son dern eben den Ausfluß des Princips, indem sie bestimmt, daß über die Wechselfähigkett nur die Gesetze deS Ortes entscheiden, wo der Wechsel ausgestellt ist. Dasselbe Princip auf daS Staats- recht angewendet, kann kein Zweifel an der Gültigkeitserklärung der Wahl sein. Die Gesetze über staatsbürgerliche Rechte sind zwingende Gesetze und wir müssen hier daS preußische und nicht daS mecklenburgische Gesetz anwenden (Bravo.) Ich stimme des halb durchaus für die Aufrechtcrhaltung der Wahl". vr. Luthardts neunte Vorlesung hatte zum Thema die Mittel der Gnade: daS Wort und die Sacramente. - In Christi Person und Werk ist da- Heil der Gemeinschaft mit Gott Wirklichkeit; die Kirche trägt eS als ihren Schatz in sich, in der Schrift haben wir da- urkundliche Zeugniß davon. Was hier außer unS vorhanden ist, soll nun auch inneres Eigenthum des Menschen werden. Wie aber daS Christenthum eme Thai Gottes innerhalb der Geschichte, so ist auch der Geist ein Werk Gottes innerhalb unseres LebenS. Wenn wir Christen werden sollen, so muß eine neue schöpferische Geistesmacht in den Zusam menhang unseres sittlichen LebenS hineintreten, und die- ist das Wesen der Gnade und ihrer Wirkung im Menschen. Sie ist eine wirksame Thatsache, eine schöpferische Macht, welche neue Gedanken und Willensbewegungen in uns hervorruft; sie ist nicht ein Er- zeugniß unserer eigenen sittlichen Kraft, sondern die Erneuerung derselben ; sie muß uns entgegenkommen und selbst sich uns mtt- theilen. Gott muß das Neue in unS beginnen, die neue sittliche Kraft-uns mittheilen ; eS ist der Geist GotteS, der auf unfern Geist wirkt. Der Geist GotteS macht zu Mitteln seiner Gnade: Wort und Handlung. Von jeher hat die Kirche diese beiden: Wort und Sacrament, als die Gnadenmittel bezeichnet, durch welche die Wirk samkeit des Geistes GotteS uns nahe kommt und in unS eingeht. Die Form deS Geistes und daS Gewand, in welche- der Gedanke sich kleidet, ist daS Wort. Das Wort ist die Offenbarung des Geistes, in welcher er Leib wird; so hat sich auch die Offenbarung GotteS von Anfang an in daS Wort gekleidet. Das Wort ist daS Mittel deS geistigen Verkehrs und die Macht der geistigen Ein wirkung. Auf jeder Stufe der HeilSoffenbarung sehen wir ein neues Wort GotteS, welches an die Überlieferung der vorher gehenden anknüpft und es weiter führt. Auf diesem Worte ruht dann erst die schriftliche Aufzeichung, damit sich an dieser die Ueber- lieferung des Wortes zu jeder Zeit zurechtfinden und erneuern kann. Alles vorchristliche Wort zielte auf Den, der das Wort schlechthin heißt: IesuS Christus, der die absolute Offenbarung ist und in welchem Gott sein ganze- Herz und seinen ganzen Willen niedergelegt und gegen uns ausgesprochen hat. Die Form seiner Offenbarung aber und das Mittel seiner Wirksamkeit war wieder daS Wort, in welches er sich selbst hineinlegte und welche- auch seinen Wundern und Zeichen und seiner ganzen Erscheinung ihr» eigentliche Bedeutung und Wirrung verleiht. L)arum be zeichnet« er den Jüngern da- Wort als die Macht, durch welche sie die Welt au- den Angeln heben sollten, und die Verkündigung des Wortes als ihren Beruf. Seit jener ersten Predigt am Tage der Pfingsten geht daS Wort der Verkündigung durch die Welt. Das Wort ist die Macht der Kirche und ihrer Ausbreitung, da- ist der Beruf der Mission, welche nicht bloS Religion, sondern auch Cultur den Heiden bringt. DaS Wort tritt unS in verschiedener Gestalt entgegen; seine eigentliche Gestatt ist aber die öffentliche Verkündigung desselben in der Predigt, in der wirklichen Predigt de- Wortes GotteS. Die Predigt war das Hauptgeschäft Irsu Christi auf Erden, sie bestimmte er zum Hauptberuf seiner Jünger, sie war daS Geschäft der Apostel, sie hat den Widerstand der Religionen der alten Well gegen daS Christenthum gestürzt. Die Predigt ist die welt bewegende und die, seelenbewegende Macht. Das ganze Wort aber besteht aus Gesetz und Evangelium, welche beide ihre Wirkung auf uns üben müssen, wenn es zur völligen An eignung der Gnade kommen soll. Gott geht mit der gesummten Menschheit wie mit den Ein zelnen einen pädagogischen Gang; das sittliche Gesetz der Erzie hung aber ist: durch das Gesetz zur Freiheit. Das Gesetz ist eme nothwendige Stufe der sittlichen Entwickelung, aber eS ist eine Durchgangsstufe zur Freiheit. Zwar Viele kommen nicht über das Gesetz hinaus; aber wir Alle sollen darüber hinaus kommen und von ihm frei werden. Das geschieht zuvörderst, indem eS selbst uns in Zucht nimmt, unsere Leidenschaften hemmt, uns Selbst beherrschung lehrt. Aber die Selbstbeherrschung ändert nicht unser Herz, das sittliche Ideal allein hilft uns nicht, auf dem Wege der eigenen sittlichen Anstrengung kommen wir nicht zur wahren sittlichen Freiheit. Die alte Welt ist ein laut redendes Denkmal der menschlichen Grenzen; je weiter herab, um so mehr häufen sich die Stimmen ihrer edlern Vertreter, welche den unseligen Zwiespalt in unserm Innern beklagen, den wir nicht zu über winden vermögen. Und DaS ist die Erfahrung Aller, die diesen Weg gegangen sind: sie haben sich unglücklich gefühlt. Und DaS soll sem, das ist das Ziel des Gesetzes;^da setzt dann daS Evan gelium ein. DaS Evangelium von IesuS Christus ist der In halt aller christlichen Predigt. Er hat sich selbst gepredigt und seine Apostel haben ihn gepredigt; das ist auch unsere Predigt. Iesum Christum predigen heißt: die Gnade Gottes, die Ver gebung der Sünden, den Trost des Gewissen- predigen. Der Kern der apostolischen Predigt war: IesuS Christus der Gekreu zigte; da- Wort vom Kreuze aber ist daS Wort von der Ver söhnung. Die Predigt Luthers, die Grundlehre unserer Kirche lautet: die Rechtfertigung auS dem Glauben, die Aneignung der Versöhnung in der Sündenvergebung und Gotteskindschaft durch die gläubige Annahme der Gnade GotteS. Gegen diese Lehre von der Rechtfertigung auS dem Glauben hat man von jeher die An klage erhoben, sie beeinträchtige die Moral, sie trenne die Religion von der Sittlichkeit, sie schwäche den sittlichen Ernst und Esser. Schon Paulus hatte diese Angriffe zu erfahren; sie bildeten den Kampf seines LebenS. Nicht der Glaube, sondern die Werke, so sagten seine Gegner, sind der Weg zum Heil; der Glaube und vre Werke — sagte die folgende Zeit. Nicht der Glaube, sondern die Gesinnung, lehrt der Rationalismus. Nicht blos der Glaube, sondern vor Allem die Gesinnung und die Werke der Liebe, lehrt die römische Kirche. Während die Römischen sagen: wir kommen zur Rechtfertigung auf dem Wege der Heiligung, sagen wir: wir kommen zur Heiligung auf dem Wege der Rechtfertigung. Wir müssen erst der Gnade GotteS gewiß sein, ehe wir ihm die Freudig keit deS Herzen- schenken können, und alles Leben heiligen Gehor sams ist nur die dankbare Antwort auf die Gabe der Gnade Gottes. Wir werden aber der Gnade GotteS gewiß nur durch den Glauben. Denn eS ist unsere schwerste Last, die auf uns liegt: die Schuld und ^as Bewußtsein der Schuld; und es ist unser dringendstes Bedürfniß, das wir in unS tragen: Vergebung der Sünde zu haben und der Gnade GotteS gewiß sein zu dürfen. Ehe wir an die neue sittliche Arbeit gehen, ehe wir die Besserung unsere- Lebens wahrhaft beginnen können, müssen wir zuerst dieser Last ledig fein und von der Schuld unS frei wissen. Wir müssen da- Recht haben zu vergessen was dahinten liegt, um nur nach Dem zu streben, was vor unS liegt; das Recht aber, unsere Sünden zu vergessen, kann nur Gott geben, denn vor ihm haben wir gesündigt. DaS ist die Rechtfertigung, daß uns Gott unsere Sünde und Schuld vergiebt und unS zu Gnaden als Kinder an nimmt, nicht weil wir fromm, sondern obgleich wir Sünder sind; ja eben weil wir Sünder, aber an seine vergebende Gnade glau bende Sünder sind, werden wir von Gott frei und ledig und gerecht gesprochen. Durch das Wort aber giebt der Geist GotteS Zeugniß unferm Geiste, daß wir GotteS Kinder sind. DaS ist die göttliche Gewißheit, wie sie der Christ besitzt, wie wir sie be sitzen müssen, wenn wir wahrhaft christlich leben und selig sterben wollen. DaS ist das Ziel des Worte- und sein Triumph. Dem Worte GotteS treten zur Seite jene Begleiter, welche Gott verordnet hat, seine Wirksamkeit zu unterstützen und unserer Schwachheit zu Hilfe zu kommen: die Sacramente. Die Sa cramente sind zunächst symbolische Handlungen. Keine Rel^ior: ist ohne Symbol, auch die christliche nicht; das Symbol entspricht einem Bedürfniß der menschlichen Natur, unser ganze- Leben ist von Symbolen durchzogen, warum nicht auch das religiöse Leben? Höher als daS Symbol der Sache aber steht daS Symbol der Handlung; da- concentrirte Symbol ist die symbolische Handlang, und der CultuS ist ein System symbolischer Handlungen, auch der christliche. Die vorchristlichen Religionen waren Religionen der Weissagung, da- Christenthum ist die der Erfüllung: dort wiese«
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