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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.11.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186211190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18621119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18621119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1862
- Monat1862-11
- Tag1862-11-19
- Monat1862-11
- Jahr1862
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.11.1862
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K3S0 losizkeit, indem er mit der Unterwerfung in demselben eine Dar legung vieler, senst vereinzelt dastehender Kenntnisse verband. Wie Verdienstliche« er auch hier geleistet, dafür zeug« sein Schulatla«, seine Naturbilder, seine Geographische» Landschaft«- und Geschichts bilder u. m. A., durch welche er, abgesehen von allem klebrigen, auch die wohlwollende Freundschaft de« unsterblichen Alexander v. Humboldt sich gewann. Vogel war während seine« ganzen Leben« nicht nur selbst rastlos thätig, sondern wirkte auch stet« anregend auf Andere. Mit einer vielseitigen wissenschaftlichen Bildung verband er sin klare« Urtheil, einen praktischen Scharfblick, einen durchdringenden Verstand, und alle diese Vorzüge wurden verklärt durch eme echt humane Ge sinnung. Welche Liebe er sich in seiner Berufsthätigkeit erworben, dafür zeugte die allgemeine herzliche Theilnahme, welche ihm bei der Fner seines 25iahrigen Jubiläum« gespendet wurde; von der Achtung und Anerkennung, welche sein Wirken auch an höherer Stelle gefunden, geben die ehrenvollen Auszeichnungen, welche ihm von mehreren Regierungen zu Theil geworden, unvergeßliche Kunde. Den Abend seine« Lebens verbitterte leider die traurige Un gewißheit über da« Schicksal de« geliebten Sohne«, der, am 7. März 1829 geboren, im Februar 1853 seine weltberühmt ge wordene Erforschungsreise nach Afrika antrat und dessen letzte briefliche Kundgebungen an seine Lieben au« dem December de« Jahre« 1855 datiren. Bekannt ist, welch ein beängstigende« Dunkel über dem Schicksal de« kühnen Forschers schwebt, und daß diese« Dunkel zeitweilig nur durch erschütternde Nachrichten von dem wahrscheinlichen Tode Eduard Vogels durchbrochen wurde. In tiefer Bekümmerniß um da« Loos de« geliebten Sohne« schied un längst die gebeugte Mutter ; auch de« Vater« letzte Stunden sollten durch keine fröhliche Hoffnung erhellt werden. Sonst betrauern ihren Heimgegangenen Vater noch ein Sohn und zwer Töchter, von denen die eine, unter ihrem Frauenuamen Elise Polko, eine sehr geachtete Stellung in der deutschen Lesewelt sich errungen hat und wegen ihrer musikalisch-belletristischen Schriften mit Recht hoch geschätzt wird. Heute früh 9 Uhr fand in der Anstalt, welcher er so lange und so segensreich vorgestanden, eine zunächst für die Lehrer und Zöglinge derselben bestimmte Trauerfeier statt, bei welcher im Namen der Realschule Herr Delitsch, im Namen der Bürger schule Herr vr. Po mp per Gedächtnißreden hielten. Daran schloß sich um 2 Uhr Nachmittags eine allgemeine Gedächtnißfeier, bei welcher^ nach einander Herr Bürgermeister vr. Koch, Herr Superintendent vr. Lechler, Herr vr. Bornemann im Namen de« Lehrervereins, Herr Director Heger au« Dresden im Namen der Dresdner AmtSgenossen und schließlich Herr vr. Ahlfeld, der den Segen sprach, das Wort ergriffen. Die Feier wurde mit dem Vortrag de« voati mortui durch den Gesang-Verein Ariou emgeleitet und mit den ergreifenden Klängen eine« Chorals geschloffen. Kurz vor 4 Uhr setzte sich der lange Zug von dem Hofe der ersten Bürgerschule au« in Bewegung. Derselbe wurde eröffnet durch Träger von Lorbeerkränzen, denen sich die Zöglinge der ersten Knabenclaffen und Schüler der Realschule unter Führung von Lehrern anschloffeu. Darauf folgten die Lehrerkollegien der verschiedenen Schulen in langer Reihe; an der Spitze dieser Ab theilung wurden die dem Verewigten verliehenen Orden getragen. Den Schluß de« Zuge« bildeten lehr viele Freunde und Verehrer de- Heimgegangene» au« allen Ständen und eine bedeutende Zahl von Trauerwagen. Nekrolog. . Leipzig, 18. November Gestern in den Nachmittagsstunden wurde die irdische Hülle des am 14. November gegen Mitternacht entschlafenen Buchdruckereibesitzers und Oberältesten der Buchdrucker- Innung Earl Gustav Naumann unter großer Theilnahme zur Ruhestätte geleitet. Die beiden Fahnen der Buchdrucker, so wie eine große Zahl von Marschällen mit den Insignien der Kunst- genoffenschaft geleiteten den langen Zug der Leidtragenden. Am Grabe selbst enthüllte Hr. Stadtrath R. Härtel in längerer Rede ein Bild, welche« den Verewigten als Familienvater, Freund, Eollegen und als Bürger unserer Stadt vor die Blicke der An wesenden stellte. Der zweite Sprecher, Herr H. Heiulein, wie- darauf hin, daß der Heuugeganaeue der letzte Träger einer Würde im Berufsleben war, die in dieser Weise mit seine» Tode erlosch; hob die Schwierigkeiten seine- Amte- mit den Bestrebungen und Mahnungen der Neuzeit hervor, daß der Entschlafene da« Gute stet- gewollt und daß keiner mehr als er selbst, mit seinem ver söhnenden Herzen, schmerzlich gefühlt, wie unmöglich e« sei alle wlderstreiteuven Bestrebungen vollständig zum friedlichen Schluffe zu führen. Am LuSgaug dieser Rede senkten sich die Fahnen als Scheldegruß zum Sarge. Hierauf sprach Herr Pastor vr. Ahlfeld Über da« religiöse Leben de« Verklärten und zum Schluß de» Segen. Die Sänger der Breitkopf und HLrtelscheu Ossi in hatten bereit willigst tle Ausführung der am Grabe stattgchrndene» Gesänge übernommen. — Naumann wurde I7tztz in Leipzig gebar«, trat 1818 in der Kr. Richter*scheu (jetzt Polz'scheu) Buchdmckerei in die Lehre «ud war nunmehr seit 20 Jahren mit kurzen Unterbrechungen Oberältester der Leipziger Buchdrucker-Innung. Frieden feiner Asche! Der Ehrentag der Sötttnger Sieben. Der 18. November diese- Jahres brachte da- fünfundzwrnzig- jätzrige Jubiläum der ManneSthat, durch welche einst sieben Göt tinger Professoren vor aller Welt die Ehre des deutschen Namen- und des deutschen Geistes retteten und verherrlichten. Biele von uns, die sich im Geist noch zurückversetzen können in die trüben Novembertage de- Jahres 1837, werden sich de- HochgefühlS erinnerv, ^>aS ganz Deutschland durchzuckte, als die erstaunte Nation vernahm, wre sieben Männer und zwar hochverdiente und weitberühmte Zierden deutscher Wissenschaft dem starren englischen Tory, der das heilig verbriefte Recht eine- deutschen Volksstammes antasttte, den sittlichen Muth der Rechtsverwahrung und unbe dingten Heilighaltung beschworener Eide entgegensetzten und der Gewalt, welche man gegen sie anwendete, lieber wichen, als daß sie das Banner des Rechts, der öffentlichen Moral und de« Ge setzes auch nur einen Augenblick verlassen hätten. Für da« jüngere Geschlecht, dem die damaligen Ereignisse weniger geläufig sind, mögen die nachfolgenden Mittheilungen hier stehen. Seit dem Jahre 1714, wo der Kurfürst Georg Ludwig von Hannover als Urenkel Jakobs l von England und als nächster protestantischer Anverwandter der verstorbenen Königin Anna den englischen Thron als König Georg I. bestieg, war da- Kurfürsten thum und spätere Königreich Hannover stetes Besitztum der briti sche« Monarchen gewesen u»d hatte sich unter diese» mehrfach vortheilhaften Verhältnissen, bei selbstständiger Verwaltung, über ein Jahrhundert lang sehr wohl befunden. Als aber am 20. Juni 1837 durch dev Tod König Wilhelms IV. die britische Krone vom MauneSstamme an die weibliche Linie (Königin Victoria) überging, fiel da- Königreich Hannover, wo die weibliche Erbfolge auf Grund des Salischeu Gesetze- ausgeschlossen ist, an den nächsten männ lichen Verwandten de« verstorbenen englischen König«, an den Prinzen Ernst August, Herzog von Cumberland, und dieser zog nun als erster selbstständiger König in das deutsche Land ein. Wie der Tod de« vorigen König« die Bevölkerung HanuoverS überrascht hatte, so gewann die ganze Lage der Dinge dem im Lande fast gänzlich unbekannten neuen Monarchen gegenüber einen Schein der Unsicherheit, ja der Furchtbarkeit. Man ahnte, Wa der Jubel der Iunkerpartei unter Schele zu bedeuten hatte; man verstand bald, was es heißen sollte, daß der neue König noch als Thronfolger unlängst so Manche« getadelt und die Hauptstadt, die er besuchte, gerade in dem Augenblicke verlassen hatte, wo die Ständeversammlung eröffnet wurde; mau erinnerte sich de- ver trauten Verhältnisses, in welchem Ernst August während seine- langjährigen Aufenthalt- in Berlin mit dem wohlbekannten Herzog Karl von Mecklenburg und den Helden der ReactionSpartei gelebt und welche Grundsätze er in der gefährlichen Atmosphäre de- preußischen Hofe« eingesoge» hatte. Ernst August fand die Ver fassung«- und Verwaltung-Verhältnisse Hannover« nicht in Ueber- einstimmung mit seinen Ansichten; er trat deshalb die Regierung an ohne den verfassungsmäßigen Formen Genüge zu thun, ver tagte sofort die versammelten Stände, zog in einem Patent vom 5. Juli die RechtSbeständigkeit des bestehenden Staatsgrundgesetzes in Zweifel und erklärte, daß dasselbe für ihn unverbindlich sei, hob es durch fernere« Patent vom 1. November ganz auf und entband die Staatsdiener ihres auf die Verfassung geleisteten Eides. Im ganzen Lande war mau durch diese Gewaltchat betäubt, aber es fehlte alle Verbindung des Volks unter einander ... eine Taste-- presse von irgend welcher Bedeutung gab es nicht, die Stande waren mittlerweile auch aufgelöst, in den verschiedenen Eorporatione» fehlte es sowohl an Geist wie an Kraft, sich der Gewalt zu wider- setzen. Das Volk schien in stummer Ergebung Alle« hinzunehmen. Durch einen königlichen Erlaß vom 14. November wmd« von allen Staatsdienern und so auch von den Professoren der Hoch schule zu GöttingeN verlangt, daß sie dem neuen Herrscher den HuldistungSeid leisten und dre gesetzwidrig wieder in« Leben gerufene Verfassung von 1819 als zu Recht bestehend anerkennen sollte». Das brachte der wackre Dahlmann, Professor der Geschichte und der Staat-Wissenschaften, nicht über fern ehrliche- Herz; er entwarf eine entschiedene Verwahrung gegen solches Ansinnen, sechs seiner AmtSgenossen schloffen sich ihm an, und nun sendeten unter dem 18. November die Siebe» ihre» gemeinschaftlichen Protest »ach Hannover. Sie erklärten, daß sie sich durch ihren auf die (un gesetzlich aufgehobene) Verfassung von 1833 geleistet« Eid fort während für verpflichtet hielten. »Wenn wir-, schrieben fie, „uns nicht anders überzeugen können, al« daß da« StaatSaruudgesetz seiner Errichtung und seinem Inhalte »ach giltig ist, so könne« wir auch, ohne unser Gewisse» zu beschwere», e« nicht geschehe» lasse», daß dasselbe allein auf dem Weg« der Macht zu Grunde gehe.- Obwol von Seite» der sämruüichen Übrig« UniverfltätS- collegm vollständig oh« Unterstützung, btiebeu dre stede» deutsche» Männer fest ans ihr«, Standpnnete de« Recht« «nd Gesetze«
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