Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.03.1867

Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des RathS der Stadt Leipzig. M Donnerstag dm 28. März. 1867. Bekanntmachung, den Verkauf -tproeentt-er StaatSschuldeueaffenfcheine betreffend. Das Königliche Finanzministerium hat zu mehrer Bequemlichkeit de- sich beteiligenden Publicum- mit Verkauf Lprocenttger Köntgl. Sachs. StaatSschuldencaffeuscheine der Anleihe vom 2. Januar 1866, neben der Finanz-Hauptcaffe zu Dresden — Bekanntmachung in der Leipziger Zeitung Nr. 66 d.J.— in dort angegebener Maße auch die Unterzeichnete Lotterie-Darlehnscaffe beauftragt und wird Solche- andurch mit dem Bemerken zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß von gedachter Anleihe zu dem Preise von S3»/o für Abschnitte zu 500 Thlr. 95o/y - - zu 100 Thlr. Posten in beliebiger Höhe hier entnommen werden können. Leipzig, den 26. März 1867. Köntgl. Lotterie-DarlrhuSeaffe. Ludwig Müller. Göbel. Bekanntmachung. Die zum Theater-Neubau erforderlichen Anstreicher- und Lackirer-Arbeiten sollen auf dem Wege der Submission an einen oder mehrere Unternehmer vergeben werde». Diejenigen, welche sich daran beiheiligen wollen, werden aufgefordert, Bedingungen und Zeichnungen im Bureau de- Theaterbaue- einzusehen, die Anschlagsformulare mit ihren PreiSforderungen auszufüllen und dieselben versiegelt und mit Namrn-unterschrift versehen bi- spätesten- Donnerstag den 11. April I8V7 Abend- 6 Uhr auf dem RathS- Bauamte abzugeben. — Leipzig, den 22. März 1867. DeS Raths Bau-Deputation. Bekanntmachung. In der Georgenhalle soll die größere Hälfte der zeitherigen Fleifchkellee durch Einziehung einer Scheidemauer von den übrigen, noch in Gebrauch bleibenden Fleischkellern abgetrennt und nach Hinwegnahme der jetzt die einzelnen Abtheilungen bildenden Verschlage in einen mit besonderem Zugang versehenen freien Kellerrannr von ca. 2175 UlEllen Grundfläche verwandelt, dieser aber als Lagerkeller von Johannis d. I. an (nach Wunsch auch schon früher) auf sechs Jahre an den Meist bietenden vermiethet werden. Miethluftige wollen sich Donnerstag de« 4. April d. I. Vormittags 11 Uhr an RathSstelle einfinden und ihre Gebote thuu. Dem Rathe bleibt die Au-wahl unter den Bietern und jede sonstige Entschließung Vorbehalten. Die LicitationS - und VermiethungSbedingungen sowie ein Plan der Kellerlocalnäten liegen an Ratböstelle zur Einsichtnahme auS. Leipzig, den 23. März 1867. DeS RathS der Stadt Leipzig Finanz-Deputation. Bekanntmachung. Sonnabend den 30. März d. I. Vormittags 9 Uhr sollen auf der großen Wiese im obern Park circa 25 Reisighaufen und 2 Klaftern Pappelholz an den Meistbietenden gegen sofortige Zahlung und Abfuhre öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 27 März 1867 Die Deputation des Raths zu den Anlagen. Lankdirector Polte vor den Geschwornen. Ueber die am 22. und 23. in Eisenach stattgefundene Schwur gerichts-Verhandlung tragen wir noch folgende Einzelheiten nach: Der Angeklagte Wilhelm Polte ist 56 Jahre alt; er ist in Magdeburg geboren, hat dort als Kaufmann gelernt und später ebendafelbst 16 Jahre lang im Dienste der königl. preußischen Bank gestanden. Im Jahre 1853 ist er nach Weimar gezogen, hat dort, wenigstens seiner Behauptung nach, die Weimarische Bank begründen helfen und vom November 1853 an bi- zum October v. I. die Stelle eines vollziehenden DirectorS bei diesem Institute bekleidet, ist auch als solcher im Mai 1854 von dem Stadtgericht zu Wermar auf die Statuten der Bank erdl'ch verpflichtet worden. Diese Statuten verbieten den Bankbeamten, insbesondere auch den Directoiev, ausdrücklich jede- Privatgeschäft mit der Bank, na mentlich jede Creditentnahme von derselben ; Polte hat jedoch in der bezeichneten Richtung vielfach gegen die Statuten gehandelt und dadurch feinen Diensteid verletzt. Noch ist im Allgemeinen »n bemerken, dak di? Cast? der Ban? in zw?i Theil? zerfällt, in den Tresor — die Hauptcaffe — zu welchem der Cassirer einen Schlüffe!, den andern ein Bankdirector (und zwar ist dieser in der Regel der Bankdirector Behlendorf, nur ausnahmsweise der An geklagte, gewesen) führt, und in die TageScaffe, zu welcher der Bankcassirer allein den Schlüssel besitzt und welche reglementS- maßig nicht über 10,000 Thlr. anwachsen und allabendlich in den Tresor abgeliefert werden soll. WaS nun die einzelnen, dem Polte zur Last gelegten Ver brechen betrifft, so ist darüber zu erwähnen: 1) Am 28. Juli 1866 fand eine außerordentliche Revision der Weimarischen Bank statt und e- entdeckte dabei der Hofbuchdruckerei besitzer Böhlau. der als Mitglied de- VerwaltungSraiheS der Bank diese Revision mit vornahm, daß e- dem Lombardconlo de- Land- kommiffärs Kästner zu Weimar an der nöthigen Deckung fehlte. Polte, über diesen Umstand befragt, gestand dem rc. Böylau, daß das fragliche Conto nur zum Schein auf Kästner- Namen gestellt sei, in der Thal aber ihn selbst angehe, und erbat sich einige Tage Frist, um die Angelegenheit in Ordnung zu bringen Es ergab sich ferner hierbei, daß der Angeklagte auf den Namen Kästner- 35.300 Thlr. von der Bank für sich erhoben und zur Deckung dieses Conto- früher 20.000 Thlr. Leipziger Creditaclien, dem Hofrenimeister Rremann in Weimar gehörig, und 15 000 Thlr. Weimarische Bankactien, dem Kaufherrn JuliuS von Eichel-Streiber zu Eisenach gehörig, ohne Wissen und Willen dieser Eigentümer auS den Depot- derselben entnommen und al- Pfänder für da- angeblich Kästner'sche Conto eingelegt, später aber auch diese Pa piere in die Depots der Eigentümer zurückgelegt und so da- ftaa- lichrLombgrdconlv ohne Deckung gelassen batte. Um nun diese Sach? zu ordnen, ließ Polte durch den ^Cassirer Sußdorf au diesem Conto 11,150 Thlr., welche er früher für seinen Schwager L'HermeS, und 12 450 Thlr , welche er für den Zuckerfabrikbesitzer Reihe in Jrx- leben an die Bank gezahlt habe, da diese ihm dafür wenigsten- moralisch ersatzpflichtig sei. als baar geleistete Zahlungen abschreiben und legte noch 12,000 Thlr. an Wertpapieren ein, die er sich jedoch erst von der Bankfiliale in Leipzig, der sie verpfändet waren, von den dortigen Bankbeamten hatte zuschicken lasten. Diese- Ver fahren wurde jedoch sofort entdeckt, und es nimmt hinsichtlich de--