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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186212200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18621220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18621220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1862
- Monat1862-12
- Tag1862-12-20
- Monat1862-12
- Jahr1862
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1862
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7078 sich die Passage aus tiefer gelegenen Wegen noch viel schlimmer gestalten. Hieran anknüpfend deutete Herr Julius Müller auf die schlechte Beschaffenheit des UebergangS nach der KöuigSstraße hin. Hier sei trotz vielfach laut gewordener Klagen immer noch keine Abhülfe getroffen und eine solche sei doch so leicht zu bewerkstelligen. Eben so sei der Zustand vieler, von der Stadt längst übernom mener Straßen in den Vorstädten wahrhaft traurig und eS sei Zeit endlich auf Abhülfe zu dringen. " Der vr. Heyner'sche Antrag fand mit dem N äs er'scheu Amendement darauf einhellige Annahme. 1. Die Versammlung schritt sodann zur Wahl für Besetzung des zur Erledigung kommenden Vicebürgermeiper-Amtes. Es waren dabei 49 stimmberechtigte Mitglieder anwesend, eben- soviele Stimmzettel gingen ein. Sie ergaben für Herrn Stadtrath CichoriuS 38 Stimmen, - Stadtrath Francke 6 Stimmen, - Geh. Iustizrath Gebert 5 Stimmen. ^ Herr Stadtrath CichoriuS war sonach mit unbedingter Stimmen mehrheit zum Bicebürgermeister gewählt. Hieran schloffen sich zwei Gutachten des Ausschusses zum Bau-, Oekonomie- und Forstwesen. Sie betrafen: 2. die Veräußerung eines Arealstreifens an der Kleinen Gaffe an Herrn Hausbesitzer Lauckner daselbst. Herr Lauckner hat den früher gebotenen, vom Collegium als zu niedrig bezeichnten Preis von 22 »/r Ngr. für die lüTlle auf I Thlr. erhöht und der Stadtrath dies Gebot anzuuehmen beschlossen. Der Ausschuß rieth der Versammlung einstimmig an, zu der Veräußerung des betreffenden Streifens zu dem ge botenen höheren Preise nunmehr Zustimmung zu ertheilen, jedoch nur unter der ausdrücklichen Bedingung, daß Herr Lauckner sich für seine Person und für alle seine Besitznachfolger rechtsverbindlich verpflichte, bei späterem Abbruch seines, an der UlrichSgaffe gelegenen Gebäudes in die Fluchtlinie des gegenüber an der Ecke der UlrichS gaffe und der kleinen Gaffe gelegenen Scharlachschen Grund stücks zurückzurücken und das dadurch von seinem Grund stücke abgeschnittene Areal der Stadtgemeinde für den Preis von 1 Thlr. pro iüElle abzutreten. Die Versammlung genehmigte einstimmig den Verkauf unter der vom Ausschuß vorgeschlagenen Bedingung. 3. Den Verkauf von Areal am niederen Park an die Deutsche allgemeine Creditanstalt. (Referent Herr Häckel.) „Die allgemeine Creditanstalt — schreibt der Rath u. A. — hat. als Eigenthümerin des allhier am Brühl unter Nr. 64/427^ und am niebern Park unter Nr. 2/797^. gelegenen, „Kraft'S Hof" genannten Grundstückes, an die Stadtcaffe, laut der von emem ihrer Vorbesitzer, Herrn Christian Petrus Wilhelm Kraft, ausgestellten Reverse einen jährlichen ErbzinS von 26 Thlr. 10 Ngr. zu ent richten. Davon werden 25 Thlr. für Ueberlaffung emeS Platzes am sonstigen Halle'schen Zwinger, jetzigem niedern Park gewährt, welcher Platz m einer Lange von 58 Ellen 6 Zoll und einer Breite von 10 Ellen 20 Zoll bis 11 Ellen 18 Zoll dem dama ligen Besitzer zum Bebauen bi- auf Widerruf und mit der Ver pflichtung eingeräumt wurde, das darauf Gebaute, dafern der Rath den Gebrauch sothanen Platze- „zum allgemeinen Besten" nöthig finden sollte, sofort wieder abzutragen. Der Betrag von 1 Thlr. 10 Ngr. dagegen wird für Gestattung emeS AuSgangS nach dem niedern Park bezahlt." „Gegenwärtig ist nun die Allgemeine Deutsche Creditanstalt mit dem Gesuche bei uns eingekommen, diese Angelegenheit end gültig zu regeln, und bietet uns zu dem Zweck em Capital von 1200 Thaler unter der Voraussetzung an, daß der ErbzinS in Wegfall gebracht, da- näher beschriebene Areal ihr eigenthümlich überlasten und der dortige AuSgang unwiderruflich genehmigt werde. Wir haben beschlossen, dieses Anerbieten mit allen daran geknüpften Bedingungen anzunehmen und ersuchen die Herren Stadt- verorvneten um gefällige Zustimmung zu diesem Beschlüsse" rc. Der Verkauf dieses nicht unbeträchtlichen Stücks städtischen Areals am niederen Park an die Allgemeine Deutsche Credit anstalt zu dem Bauschpreise von 1200 Thaler hatte zwar an sich innerhalb de- Ausschusses keinen Widerspruch gefunden; der ge botene Preis war aber, selbst bei Beachtung der vorliegenden besonderen Verhältnisse, mtt dem Werthe und Umfange de- zu veräußernden Areal- in keinem irgendwie entsprechenden Verhält nisse befunden worben. Der Ausschuß rieth daher der Versammlung an, die Zustimmung zu dem Verkaufe für den gebotenen, als viel zu niedrig zu bezeichnenden Preis adzulehne». Dieser Vorschlag fand einhellige Annahme. Herr CichoriuS enthielt sich bader als Mitglied de- Verwaltung-rach- der Credit anstalt der Abstimmung. Den vierten Gegenstand der Tagesordnung sollte der Beacht de- Ausschusses üb« einen Antidg de- Herr» Stadtv. Kohner bilden, welcher auf die Einschlag«»- recht licher Schritte gegen die Entscheidung der Regierungsbehörde in der Angelegenheit wegen Geradelegung der Frankfurter Straße gerichtet war. Nach dem Bauregulative hat der Rath die Baufluchtlinie zu bestimmen. Im Vertrauen auf diese- Recht und daher die Fest haltung der vom Rathe angenommenen Linie hatten die Stadt verordneten ihre Beschlüsse bezüglich der Reguliruvg der Frank furter Straße gefaßt. Die Regierungsbehörden halten jedoch eine andere Linie, als die vom Rathe bestimmte, genehmigt und dadurch die Frage über Erwerbung des von der ersten Linie abgeschnittenen Areals m eine andere Lage gebracht. Hierauf bezog sich der An trag Herrn KohnerS. Dieser bemerkte dazu, daß sein Antrag dadurch, daß die Mehrheit des Collegiums von der früheren Ansicht zurückgetreten und jene Geradelegung genehmigt habe, factisch er ledigt sei. Doch wolle er nicht unerwähnt lassen, daß die König liche KreiSdirection bei Bestätigung jenes Mehrheitsbeschlusses die Opfer, welche die Geradelegung beanspruche, als unverhältviß- mäßig hohe bezeichnet habe. In Anbetracht der jetzigen Sachlage zog darauf Herr Kohner seinen Antrag mit Zustimmung der Versammlung zurück. Eine SazarnoveUe. OScar Schulze hatte beim Mittagessen seiner Louise erzählt, er werde leider Abends erst spät nach Hause kommen können, weil er zu einer AuSschußsitznng des kaufmännischen Vereins geladen sei; um 7 Uhr Abends aber »änderte er mit seinem Freunde vr. IustuS die Hainstraße entlang. Wie flammten und blitzten ihnen die Hellen Lichter aus dem dunkeln Grün zweier mächtiger Tannen vor Pologne in die Augen, und wie funkelten und glitzerten die goldigen und silbernen Aepfel und die Nüsse herab. Sie traten still durch den scharf aber höflich controlirten Eingang in die feenhaft geschmückten Räume de- Bazar. OScar, der wegen de- unerlaubten AuSkneifenS eine ziemliche Beengung gefühlt hatte, begann sich um Vieles leichter zu fühlen. Die Herrlichkeit all der Dinge und das lebhafte Gewühl der Menschen übertäubte seine Gewissensbisse. Doch schon nach den ersten Schritten fiel ihm seine liebe Gattin wieder ein. Ach, sagte er, wenn ich doch meiner Louise ein solches Pianino kaufen könnte, wie da- hier! Der Künstler, der e- verfertigt hatte, hörte den Stoßseufzer, trat näher und bat da- Instrument zu versuchen. OScar schüttelte bedenklich den Kopf, aber IustuS trat näher, griff in die Tasten und voll und herrlich rauschten die Accorde durch den Saal. Oscar wurde aber noch wehmüthiger gestimmt, denn von 165 Thalern, dem Preise des Instrumentes, mußte er ;a mit Familie vier volle Monate leben, und die Karre, die ihm die Adresse de- Künstler-: C. E. Schumann, kl. Windmühlengaffe Nr. 15, nannte, hätte er lieber nicht angenommen. IustuS tröstete ihn beim Fortgehen pathetisch mit den Worten: Entbehre, was Dir Gott beschieden, genieße gern was Du nicht hast! Sie traten vor einen Riesen teppich hin, der in kunstvoller Tuch mosaik Jerusalem und ringsum die Bilder der deutschen Kaiser enthielt. Während sie in Betrachtung versunken dastanden, traten zwei Damen in den Saal, und die Eine sagte mit halblauter Stimme: Herrgott, mein Mann! Es war Louise, die mit einer Freundin während der Abwesenheit ihre- Mannes dem Bazar einen Besuch zugedacht hatte. Sie wollte sogleich wieder umkchren, aber die Freundin zog sie schnell vorwärts und durch eine Thür in einen zweiten Saal hinein. Oscar und IustuS wandelten nach der Beschauung de- TeppichS ebeufalls weiter, doch wollte in Oscar gar nicht die rechte Freudig keit wieder einkehren. Er beschaute sich mechanisch die Herrlich keiten, die in der Reihe von kleineren Sälen, welche sie zuerst durchwandelten, im geschmackvollsten Arrangement ausgestellt waren. Die feinen Thee-, Zucker- und Cigarrenkästchen, die Toiletten mit Stahl-, Silber- und Goldbeschlagen, die niedlichen Puppen, die zierlichen DrechSlerwaaren, die AlbumS und Mappen in Sammet und Seide, die Spielwaaren und Ritterwaffen von Pappe und Blech, die in tropischer Ueppigkeit aus geschmackvollen Sidero- lithäschen emporstrebenden Zierpflanzen, zwischen denen in zier lichen Käfigen bunte, niedliche Göglein ihr Liedlein schmetterten und mit neugierigen Aeuglein auf die goldigen Flschchen herab- schauten, die m zierlichen Becken in klarem Krystall sich tummelten, die Springbrunnen von duftigen Wässern, alle diese prächtigen Sachen vermochten nicht seinen Trübsinn zu verscheuchen und er begann sich erst wieder etwas wohl zu fühlen, als er sah wie sein HauSwirih, ein reicher Glaser, dem er nur beim letzten Hagel wetter allein einen Reingewinn von 5000 Thlr. nachgerechnet hatte, sich in einem möglichst weilen Bogen bei der Sammelbüchse vorbei drückte, die am Eingänge zum Stereoskopen-, »nd Pano ramensaal ausgestellt war um milden Herren Gelegenheit zur Bei steuer für die Christtescheerung an arme Kinder zu geben, die all« jährlich ve« Bazarmrein veranstaltet wird. Da ermannte er sich,
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