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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.02.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187102228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-02
- Tag1871-02-22
- Monat1871-02
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.02.1871
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1-rschkint tiigtich früh 6'/2 Uhr. «ctarll», «L »kPeSOckn JobanniZgafir 4/5. Lerantw Aedacteur Fr. HnIIair. Sprcchftunde d. Acdacrion Lomn»»^» »o» >1—12 Ut>r R ,o» t—L Uhl. Duuthme der für die nächst- fügende Nunimer bestimmten Jnsrnttr in den Wochentagen bis 3 Ubr Nachmittags. Mpztzer Lagcblall Anzeiger. Amtsblatt dcS Kömgl. BtjirkSgcrichtS und des Raths der Stadt Leipzig. Auflage 88VS. XdovnrmentrprciS Vierteljährlich l Thlr. 7'/« Nar., incl. Bringerlohn t Thlr. lO Ngr. Inserate die Spaltzeile t'/e Ngr. Ueclanien nnter d. ttedac!ion»l!iich die Spaltzeile 2 Ngr. /Iltale Stto »lemm. Univcrsitätüstraßc 22, Local-Comptoir Hainstrastc 21. Bekanntmachung. Die in tz. 21 de- Elementarvolkssckulgesetzes vom 6. Juni 1835 und in tz. 1 der Verordnung vom 8. August 18K4 enthaltenen Vorschriften, nach welchen zu Ostern jeden Jahres alle Kinder, die zwischen Michaelis deS vorigen und Michaelis des laufenden Jahres das sechste Lebensjahr vollenden, »ur Schule zu bringen sind, für solche Kinder aber, deren geistige oder körperliche Unreife einen Auf schub des Eintritts in die Schule erfordert, ein diesen Zustand ausreichend bescheinigendes Zeugniß bei-»önngen ist, werden hierdurch in Erinnerung gebracht. Leipzig, am 17. Februar 1871. Die Ackolmlpection. Der Superintendent. Der Rath der Stadt Leipzig. v. Lechler. vr. Koch. Wiltsch, Ref. Finanzieller Wochenbericht. Die Woche hatte wieder sehr staue Momente. Der Tempersturzeiger der Börse schwankte hin und her. Einmal Hecht es: sehr fest, ein andcresmal wieder: matt, mit allen Nuancen, welche dazwischen liegen. Die Spekulation vermochte sich Nicht den Banden zu entreißen, welche sie gefesselt Hallen, und man darf fast sagen, daß sie gegenwärtig mit größerer Unsicherheit umherlappte als früher, da noch der Kanonendonner seine drohende Sprache ertönen ließ. Die Nachrichten aus Frankreich bleiben unbeachtet. Man hält den Frieden für gesichert. Trotz der Pariser Wahlen, welcke die vollständige Unzurechnungsfähigkeit dieser Bevöl kerung bekunden (es verhält sich aber in andern großen Hauptstädten hinsichtlich politischer Wahlen häufig ähnlich), erwartet die Börse, daß die National- verrretung in Bordeaux es über sich gewinnen wird, die deutschen Friedensbedingungen zu unterzeichnen, und erblickt in dem Pochen auf einen „ehrenhaften Frieden" blos einen Ausfluß jener persönlichen Rcclamensucht und jenes großmänligen Wesens, welches Frankreich so viele Opfer gekostet hat. Wenn den Lesern diese Zeilen zu Gesicht kommen, ist der Würfel bereits gefallen, der Entscheid ge troffen. — Aus dem Eourszettel ist freilich nichts berauszulefen. Von Kriegscoursen ist ja längst keine Spur mehr; seit Monaten verzeichnen wir blos SiegeScourfe, und ob einige Lämpchen mehr oder weniger brennen, die Illumination ist doch hell genug, um keine Ahnung von dem kaum zum Stillstände gekommenen blutigen Ringen fern ab in Feindes Land aufvämmern zu lassen. Es kann nickt geläugnet werden, daß es den französischen Vertretern schwer ankvmmen muß, das Bekenntniß der völligen Besiegung ihres Volkes durch die „Preußen" schwarz auf weiß zu beur kunden, und daß nur die Ueberzeugung von der Aussichtslosigkeit längeren Widerstandes diese Selbst überwindung zu erzwingen vermag. Die Lage der Spekulation »st eine ziemlich schwierige geworden. Jeder äußere Impuls der Haufseconsortien fehlt, und ohne diese ist die Spekulation bei den hohen Eonrsen der inter nationalen Spielpapiere zur Unthäliakcit verdammt. Erst wenn der Einbildung der Boursiers das wahre oder falsche Bild einer aus unsichtbaren Regionen hervorlangenden und leitenden Hand vorgespiegelt wird, wagt sie sich in Marsch zu setzen. Diese leitende Hand fehlt, seitdem die Pariser Börse in LethßMe lgg, un» wie lauge noch wird es dauern, ehe chre Kundgebungen wieder alS Propheten- fkmme gelten? — Fünf Monate sind verflossen, senden» man von de« Pariser Platze blos noch durch Ballonposterl etwa» vernahm, seitdem er, von den übrigen VKpftn abgeschmtten, blos noch dahin vegetirte. Iadeß ist e»ne scharfe Sichel Uber daS wirthschaftliche Leben Frankreichs dahinge- sahren und hat von den fruchttragenden Halmen vielfach nur die Stoppeln übrig gelassen. Es fehlt uicht an Solchen, welche in dem Rückgänge und der flauen Haltung gewisser sonst von Paris haupt sächlich aus beeinflußten Effecten ein Anzeichen von den bereu- früher erwarteten größeren Verläufen sehen wollen. Es versteht sich von selbst, daß, wenn solche Verkäufe wirklich staltfinde» sollten, sie in einer Weise geschehen, welcke so wenig Auf sehen wie möglich erregt. Der englische „Economist" enthält eine Betrach tung der ökonomischen Lage Frankreichs, welche, abgesehen von den Verlusten des Landes und den neuen Schuldlasten in Folge des Kriegs, nach Abzug des bisher stetig gewesenen Deficits von jährlich 6 Millionen Pfund und des Einkommens der aÜzutretenden Landestheile, für zukünftig ein Erlparniß in den Slaatsausaaben und eine Er- ixkung der Einnahinen nn Gesamml betrage von mca 12 Millionen Pfund Sterling herauscalcu- lirt. Wir legen keinen besondern Werth auf der gleichen Berechnungen, gestehen aber gern zu, daß »ir an große Ersparnisse be»m französischen Auü- -ebe-Etal keineswegs reckt zu glauben vermögen, »icht sowohl deS Können» als deö Wollend wegen. Lever kurz oder laug möchte das egoistische Par- tkilreiben wieder zu einer Art Diktatur führen, »ad mag die LrivatthLngkeit in dem durch In dustrie upd B»de,srnch,barkeü -»-gezeichneten Lande noch so eania arbeiten, u«H den Schaden «Wtzabesieru, die MilUairwirtbschakr wird tzmh fvrtfahren einen großen Theil der Staatseinnah men zu verzehren, und an Stelle der Kreaturen des Kaiserreichs werden andere Schmarotzerhände ihren Saugapparat in Thätigkeit setzen. Sollten überdies die Orleans wieder auf den Thron ge langen, so werden sie, gewarnt durch das Schicksal des unkriegerischen Louis Philipp, der Selbst erhaltung wegen doch etwas »nilitairische „Gloire" dem Publicum vorsetzen müssen. Die Preußische Bank und die Nationalbank zeigen eine fortwährende Abnahme des Wechset- unv Lombardporteseuilles. Die Nationalbank er mäßigte daher ihren Zinsfuß für den Wechscl- unv Loinbardverkehr, und auch die Preußische Bank ist diesem Beispiel gefolgt. Aus Wien wird von massenhaften Eoncessions- gesuchcn gemeldet. Die dortigen Blätter wollen wissen, daß die Unionsdank in Berlin eine Filiale gründen wolle, unter der Firma: Deutsch-österrei chischer Eartellverein". Wir erwähnen dies nur als Eurivsität; zu einer solchen Selbstpersiflage »nag im Augenblick denn doch der Kamm den dortigen Emissivus Instituten noch nicht hoch genug geschwollen sein, wenn Wiener Berichte auch naiver Weise nnttheilen, die Bereinsbank suche gleichfalls auf preußischen Plätzen Abnehmer für die Titel einer kleinen stevetischen Localbahn. ES liegt aus der Hand, daß diesen Anstalten Alles daran gelegen sem muß, sich aus wärts ein Absatzgebiet zu eröffnen, um so mehr, als es darauf ankvmmt, einer Masse von un garanlnten Eisenbahneffecten Unterkunft zu ver schaffen. Was das aber heißt, zeigt das Beispiel der Kronprinz-Rudolph-Bahn, welche, wie wir bereits in d. Bl. erwähnt haben, hinsichtlich der Verzinsung ihrer Effekten gänzlich auf d»e Garantie der Regierung angewiesen »st. Die schwindelhaften Manipulationen bei den Eisenbahn-Gründungen führen eine Vertheuerung der österreichischen Bahnen herbei, so daß dieselben mit einem Koftenauswande beginnen, wie ihn große, kolossale Verkehre ver- mtttelnde deutsche Bahnen erst nach dreißigiäbrigem Bestehen aufzuweisen pflegen. Eine merkwürdige Ausgeburt des Bankschwindels ist der „Wiener Bankverein". Derselbe wurde durch die Bvdencredüanstalt ins Leben gerufen, welcke gern auch an den Gründung--G winnen Tkeil nehmen möchte, obgleich die Sphäre ihres Wirkungskreise» sich ganz wo anders hin erstreckte. Die Actien dieser blos mit Gründungen und Emissionen sich beschäftigenden Schöpfung wurden beträchtlich über 200 Fl. für 80 Fl. Einzahlung getrieben. Jetzt findet man sich durch eine Divi dende von 37 Fl. für 20 Monate getäuscht, weil so fette Grcknbungszeiten so bald ntcht wieder zu erwarten sind und außerdem der Betrag nur er reicht wurde, indem da- statutenmäßig geforderte Mnimum in den Reservefonds gelegt wurde. Die Direktion ist der Ansicht, daß bei dergleichen In stituten wie das ihrige der ganze jeweilige Gewinn verHeüt »verden müsse. Gal»z ä ta Napoleon I., welcher sich gleichfalls immer nur auf das „Vor wärts", und nie ans den Rückzug verstand. Daß es bei so hoch geschraubten Eonrsen eines blos auf Spekulationsgewinn angewiesenen Effects an Krisen und Katastrophen mckt fehlen kann, lehrt die Geschichte aller dergleichen Institute, mögen auch die Versuche der Contremine an dem Zusammen halten der verbündeten Coterien vorerst scheitern. Plötzlich, von Allen ungeahnt, kommt dann ein Moment, wo die ganze künstliche Herrlichkeit zu sammenbricht und die Unvorsichtigen. Verlrauens- seligen unter ihren Trümmern begräbt. (Schluß folgt.) Aus Sta-t und Fand. * Lazyig, 21. Februar. Hinsichtlich der Stempel- pflichligteit der Telegramme hat das K. Justiz ministerium mittelst Verordnung vom lO. Februar dahin entschieden: „Bereits im >iahre 1858 ist vom Finanz-Ministerium die Frage wegen der Stempel pftichtigkeil der Telegramme dahin entschieden worden, daß auch ein Telegramm in allen denjenigen Fällen, in welchen es die SleAe einer nach tz 13 de» Stempel- «aiidalS vom I I. Januar 1819 stetuvelpfiicki,«n Schrift vertritt, zwar an sich als stempelpstichitg sich darstell», daß jedoch, da dem Absender d«e Füglich keit nicht gegeben ist, iu dem Telegramm selbst den erforderlichen Stempel zu verwenden, wegen be fehlenden Stempels auf den bei öffentlichen Be hörden eingehenden derartigen Telegrammen ein «tempelstraf - Verfahren nicht einzutreten hat, vielmehr nur der fehlende Stempel selbst von der betreffenden Behörde zu den Telegrammen nach träglich zu verwenden, bei den von den Behörden ausgehenden Telegrammen aber der Stempel zn den in den Acten befindlichen Eonceplen zu ver wenden, und in beiden Fällen der Betrag des Stempels unter den Kosten mit in Ansatz zu bringen ist." * Leipzig, 21. Februar. Unter einer äußerst zahlreichen BetbeiliAung des Publikums fand am heutigen Vormittag in der zehnten Stunde die Dislokation der bisher in der Pleißenburg inter- nirten französischen KriegS-Gefangenen statt. Die Aufstellung erfolgte auf den» Parade platz des Schlosses, von wo aus dann der Marsch nach dem Barackenlager mit klingendem Spiele an getreten ward. Die Gefangenen waren fast aus nab,nslos fröhlich und guter Dinge; die Bedeckung bilderen Mannschaften unseres Ersatzbataillons. r. Leipzig, 2 t. Februar. Wenn das französische Volk im gegenwärtigen Kriege in seiner Gesammt- heil auch nicht an der Spitze der Eivilisaüon mar- fchirt ist, so war doch nicht ausgeschlossen, daß ein zelne Franzosen verständig blieben und namentlich darauf hielten, daß die Humanität durch den blu tigen Kampf nicht gänzlich verdrängt wurde. Der Beweis, daß es solche Franzosen gegeben, ist in dem in Viesen Tagen hier angelangten «chreiben eines Parisers Arztes an einen hier etablirien Kaufmann, besten Sohn am 2. December ver wundet worden, nach Paris alS Gefangener ge bracht und sich, weil wahrscheinlich noch nicht Irans ponfähig. noch gegenwärtig daselbst befindet, ent halten. Dieses Schreiben lautet: Mein Herr! Ihr Sohn Julius ist am 3. December 1870 in die Ambulanz der Straße Servan (Mairie de» 11. Arrondissements) eingetreten. Am linken Fuß durch eine Flintenkugel verwundet, welche den Fuß an einen» Theile durchdrungen, hat er inir während eines Monats die ernstesten Be- . sorgniffe, sowohl hinsichtlich der Erhaltung seines Fußes, als auch wegen des allgemeinen Zustandes eingeftößt. Jetzt habe ich die feste Hoffnung, »hm sowohl bas Leben als auch den Fuß zu erhalten. Der Appetit ist im Allgemeinen gut. Er hat nie Mangel gelitten, selbst mcht an ge wissen kleinen Leckereien, tvelche Kranken so an genehm sind. Ich habe ihn in der Anibu'anz behandelt, als wenn er mein Sohn gewesen ; er hat stets eine Dame um sich gehabt und hat sie noch, welche wahrhaft mütterlich für ihn sorgt. Der Direktor der Ambulanz, Herr Lespinasse, ist für ihn voller Eifer und Aufmerksamkeit: kurz, ,ch glaube nicht, daß er anderswo als in seiner Familie eine ebenso aufmerksame Behand lung hätte finden können. In einigen Tagen werde ich mich beehren. Ihnen neue Mttbeilnnaen über Ihr thenreß Kind zu übersenden. Für heute genehmigen Sie nochmals die Versicherung, daß i» Ihrem Sohne nie an dem Geringsten gefehlt hat und daß er stets mit der zärtlichsten «Sorgfalt gepflegt worden ist. Genehmigen Sie die Versicherung meiner ausgezeichneten Hoch- P«n-, 13. Februar 1871. vr. A. DusteriS, Gkirurxion on (Aiok ckn xrrmck kläptal. * Leipzig, 21. Februar. In der letzten Ver- scnmulung v«S Sächsischen Seidenbau-Ver ein- hier wurde zunächst dir wichtige Mittheilung gemacht, daß der Stadtrath zn Großenhurn beab- sichtige, größere Maulbeer-Anpflanzungcn in dor tiger Gegend zu bewerkstelligeu, sowie, daß dein hiesigen Verein wieder eine Offerte von ca 30 Pfund Grains aus Italien gemacht worden sei. Leider hatte der Verein auch den Tob zweier eifriger Vertreter des Seidenbaues, des Eantor Ehrhardt in Prettin und des Pfarrers Segnitz in Klopschen, zu beklagen. Die Seidenzucht des Er- sterrn ist weil über Deutschlands Grenzen hinaus als Musterzucht rühmlichst bekannt. Der Vorschlag, auch in diesem Jahre vor die Oestentlichkeit zu treten, indem der Verein durch einige seiner MU- Ll»»rr in mehreren andern hiesigen Vereinen Vor träge über den Seidenbau und seine Wichtigkeit im Volkswirthschasilichen Interesse halten lasse, fand allgemeinen Bestall. Die dieSiährige General- Bnstammlung soll im Laufe des künftigen Monats statlfiaden. («) Leipzig, 21. Februar. Gestern um die Mit tagsstunde harte der 10", Jahre alte LvuiS Große aus DSliü, Sohn des dasipen Handarbeiters Große, da- Unglück, auf dem Eise nnimttelbar hinter de» vr. Zeh«e'jch<n Grundstücke m Dölitz ein- Mhuuchk». Er war mit noch zwei anderen Kindern in de« -der der Pleiße liegenren Raibsgrholz ge- »efe», um etüx»» dürres Hotz heim zu holen, halte ckdrr. »ädrend seine Begleiter bei der Rückkehr den oberhalb de» Dorfes bkfludltchen, sie direkter nach ihren Wohnungen führenden Steg gewählt hatte.», es wagen zu dürfen geglaubt, über bas den Fluß noch deckende Eis zu der iin unteren Dorfe ge legenen elterlichen Behausung zurück zu gehen. Das Eis war jedoch leider unter dem armen Jungen zusammengebrochen und, das Hol; an einem Hakenstocke über der Schulter tragend, war er hin-rb- gcsnnken in die Tiefe, das Holz an dem Stocke, als das Resultat derJetzten Arbeit seines kurzen Lebens, auf der Eisdecke znrücklastend. Er hatte zwar sich zunächst noch an dem Stocke festgehalien und drei Mal um Hülfe gerufen, jedenfalls aber ist sehr bald in Folge des Schrecks und der Einwirkung des eisigen Elementes ein Schlag eingetrcten, der seine sich anklammernde Hand gelähmt hat. Die sofort angestelltcn sorgfältigsten Nachsuchnngen sind bedauerlicher Weise erfolglos geblieben und mußten Abends 7 Uhr wegen des mit rapider Schnelligkeit anschwellenden Wassers aufgegeben werden. Möge dieser neue Unglücksfall auch eine neue Warnung vor Unvorsichtigkeit sein, die gerade in der hier fraglichen Richtung leider nur zu oft noch be gangen wird! Voll. Leipzig, 20. Februar. Seit einigen Tagen zeigt Herr D. W. Prinz lau aus Hainbmq, einer der intelligentesten und geschicktesten Mecha niker, ein großes, 12 Fuß hohes, .5 Fuß drei! es Kunstwerk, das so in jeder Hinsicht alle, wenn auch etwas hock gespannten Erwartungen über trifft, daß wir nicht umhin können, ganz besonders daraus aufmerksam zu machen. Dieses Kunstwerk ist höchst sinnig der berühmten MUnstern>)r in Straßbnrg nachgealmit. In der Milte erblickt man die eigentliche Uhr, uin diese herum in größeren Abthellirngen aber scenische, durch mehr als 70 plastische und bewegliche Figuren be lebte Darstellungen, welche uns «Heils das Leben Christi, thcils die Stufenjahre deS Menscl>en recht treu und lebendig Vorführer». In vier Nischen nehmen wir außerdem noch die vier Jahreszeiten, allegorisch dargestellt und von Perlmutter in Eben holz eingelegt, und vier andere Figuren (Nähr-, Lehr-, Ehr- und Wehrstand wabr und endlich die Evangelisten Matthäus und JobanneS als Deckenvetzierung. Außerdem ist das Ganze noch mit drei verschiedenen Musikwerken (Glockenspiel, Stahlharmonika und Orgelwerk) in Verbind» ng gesetzt, welche 18 verschiedene Piecen mit unge meinem Wohlklange spielen, so daß also hier ebenso das Ohr, wie das Auge ergötzt wird. Die ganze äußere Umgebung ist sehr geschmackvoll rnd größtentheils in Holzschnitzwerk kunstvoll ausge- sührt, die ziemlich großen Figuren sind kehr sanier modetlirt und naturgetreu in Form und Bewegung, die Darstellungen in Perlmutter gewäbren einen reizenden Anblik, und das Ganze bietet eine 'S große Mannigfaltigkeit, daß man fick gar lange unterhalten und gefesselt fühlt. Kürz, es ist An es so vortrefflich, daß wir das Kunstwerk niibedingt das beste von Allen neunen müssen, die wir in dieser Ar > je hier gesehen haben. Außerdem sind auch noch mehrere Automaten, darunter ein weintrinkender Matrose und ein Tabaksschnupser, ausgestellt, die sehr cha rakteristisch dargestellt und deren Augenspiel, Mund- und Armbewcgung treu der Natur abgclauicht sind. — Leider gelang es Herrn Prinzlau nicht, einen größeren Saal zu bekommen, und so sah er »ch aenölhlgt, seine Schaustellung in ein Partcrre- iocal in der Großen Fleischergasse, der Wagner- chen Glashandlung gegenüber, zn verlegen. Wir wünschen Herrn Prinzlau einen reckt zahlreichen Zuspruch, der nack dein Gesagten gewiß nicht aus- vleiben wird. h Leipzig, 21. Februar. Gestern Abend ",7 Uhr traf abermals ein Sanitätszug, durch Bayern kommend, mit loo Mann kranken Preußen und einigen Sachsen aus den Lazarethen von Versailles, Ehartres und Orleans hier ein. Die Sachsen verblieben hier, während die preußischen Mannschaften, nachdem sie beköstigt und mil Eigarren versehen worden waren, >58 Uhr auf der Dresdner Bahn weiter befördert wurden, um in schlej. che Lazarethc untergebracht zu werden. — Von Altenburg kamen gestern Abend GO Uhr Ersatzmannichaftcn des 00. Infanterie- Regiments in der Stärke von 230 Mann lier an. Sie gingen nach kurzem Aufenthalte weiter nach Jülerbogk. — Die Aufführung des Haydn'schcn Oratoriums „D ie Scköpfnn g" seitens derSingakade in i e ist auf Dienstag den 28. Februar festgesetzt worl.cn. ß Dresden, 20. Februar. Die Volksver sammlungen, welche die Herren Socialvemoki rlen hier veranstaltet haben, um ihren Reicbslage--an- didaten Anhang zu verschaffen, wollen keinen reu,teil Anklang finden, und so kann man denn auch sch ,» im Voraus wissen, daß die Herren TI o Walst er im 4., Liebknecht iin 5. und Müller im Wahlkreise wenig Sliinmen gewinnen werter. Letzterer, ein rhrensester Maurer, der sich ln re» Wahlversammlungen im Plauen'schen G>ui»r wahrscheinlich gestern ebenso wie vorgestern in der hiesigen Eentralhalle, verpflichtet hat, ein neues.
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