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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187102281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-02
- Tag1871-02-28
- Monat1871-02
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1871
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Erscheint täglich früh 6-/2 Uhr. L,-actton «nt »rpc-ilto« JohanniSgaffe 4/5. seiantw Rcdactrur chättarr Sprechstunde d. Redaction >«NI»II,^« »on tl—lr Uhr «»chmitiag« »vn 1—5 Uhr. Lwahmc der für die nächst, tuende Rnmmer bestimmten Zierate in den Wochentagen dis 3 Uhr Nachmittags. V s». Anzeiger. AmMatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths dn Stadt Leipzig. Dienstag den 28. Februar. Auslage 8800. ^donnemcatopreis Viertel jährlich I Tllr. 7'/, Rar., incl Vringerlobi, I Tdlr. 1«>Rgr. Zostrate die Lpaltzeile t'/iNgr. Urclamrn «ater d. vc-artio«»strich die Spaltzeile 2 Rgr. /tllale Otto Klemm, Uiiiversitätsstraße 22, Loeal.i5omptoir Haiustraße 21. 1871. Bundes-Kriegs-Anleihe betr. Tausend Thaler Schuldverschreibungen am 2. Januar gefällig geworden, nicht Bei unterzei dnser abgehoben, beziehe Die Betheiligten werden ersucht, diese Angelegenheit doch baldigst zu erledigen. Leipzig, den 25. Februar 1871. König!. Lotterte - DarlehnScasse. Ludwig Müller. Hobel. Bekanntmachung. W den Meubau der Ricolaischule an der fortgesetzten Königsslraße hier sollen die Lteiometzarbejten im Wege der Submission vergeben werden. Diejenigen Herren Steinmetzmeister, welche die Ausführung dieser Arbeiten zu übernehmen ge sonnen'sind, wollen die Blankette, Bedingungen rc., so wie die dazu gehörenden Zeichnungen auf unserem Bauamle gegen Hinterlegung einer Eaution von io Thalern abholen und ebendaselbst, mir ihren Preisforder-ungen versehen, btS zun» 7. März d. I. wieder abgeben. Die auSgesüllten, beim Bauamle innerhalb vorstehender Frist einzureichenden Blankette sind zu versiegeln und mit der Aufschrift „Nicolaischul-Neubau" zu bezeichnen. Leipzig, am 25. Februar 1871. Der Rath der Ltadt Leipzig. l)r. Koch. Wilism. Res. ^ Bekanntmachung, Reichstagswahl betteffend. Im XIV. Wahlbezirk hat der von uns ernannte Wahlvorsteher Herr Ilr. pbil. Tchubart um Enthebung von diesem Ehrenposten gebeten, und haben wir an seiner Statt zum Wahlvorsteher Herrn Kaufmann Martin Levin bestellt, waS wir hiermit bekannt machen. Leipzig, den 27. Februar 1871. Der Rath der Ltadt Leipzig. I)r. E. Stephani. Schleißncr. Der Friede ist da! 7 So reich der nun abgeschlossene Krieg an jfloßariigen Ueberraschungen aller An war, so reich ist Aehnliches von seinem jetzt glücklich her- btigtkoiiimenen Ende zu sagen. Im Geaentheil: sei: Wochen durchdrang jede deutsche Brust die Ucberzcugung, daß der Friede nun nicht mehr dem Reiche der frommen Wünsche angehöre, daß der Ab schluß des Krieges in naher und nächster Aussicht stehe; und wenn die förmliche Bestätigung dieser Hoffnung länger auf sich warlen ließ, als es der verzeihlichen patriotischen Ungeduld wohl angenehm war, so liebte man sich mit dem stets neck gern chigen, cinrlen Worte zu beruhigen, daß, was lange währt, desto besser gelingen müsse. Betrachten wir die neuesten Telegramme zuvör derst nach ihrem Inhalt. Danach sind also am Sonntag den 2t». Februar in Versailles die Frie dens Präliminarien unterzeichnet, d. h. die Frie- densbedingungen in ihren wichtigsten Umrißen fest- gestellt worden. Der Kaiser selbst hat der Kaiserin am 2«. nach Berün gemeldet: »Mit tiefbewegtem Herzen, mit Dankbarkeit gegen Gottes Gnade zeige ich Dir an, daß die Friedens-Präliminarien soeben un terzeichnet sind. Run ist noch die Einwilligung der Nationalversammlung in Bordeaux abzuwarten." Diese dem Vertrags-Instrument noch fehlende Zustimmung der französischen Volksvertretung, welche ausdrücklich französischer Seils Vorbehalten war, erscheint indeß als eine unter den obwaltenden Umständen thalsächlich bedeutungslose Formel, denn es ist wohl nicht zu erwarten, daß die Mehrheit jener Versammlung sich so weit vergessen könne, dem Abschluß ihre Bestätigung zu versagen. WaS deutscherseits ursprünglich gefordert und ob und in wie weit davon nn Laufe der Unterhand lungen und im Interesse eines baldigen Abschlußes derselben etwas nachgelassen worden ist, davon ent hält das kaiserliche Telegramm kein Wort. Und auch ein anderes amtliches Telegramm aus Per berichtet nicht über den Verlauf, sondern nur über das Ergebniß der Verhandlungen. Es lamet: „Tie Friedens-Präliminarien enthalten die Abtretung von Elsaß außer Belfort, von Deutsch- Mhrinaen einschließlich Metz; eine Contributron von 5 Milliarden (Francs, also 1333'/, Millionen Thaler wird binnen 3 Jahren gezahlt, und so lange bleiben Theile Frankreichs außerhalb der neuen Grenze besetzt." ES kann nicht verschwiegen werden, daß zwei Pnucte dieser Mittheiluna wohl geeignet sind, in manchen Gemitthern eine schmerzliche Enttäuschung herrorzurufen. Zuerst der Geldpunct. Schon seit langer Zeit war s» in allen Zeitungen mit mög lichster Zuversicht mitgetheilt worden, daß Graf Bismarck als Entschädigung für die ungeheuren Ldser, welche dieser Krieg unserem Vaterlande auf- rrlegte, die Summe von 8 Milliarden Francs oder 2M Millionen Thaler fordern und von dieser Summe nicht abgehen werde; jetzt stellt sich die deutsch« Geldforderung sehr wesentlich tiefer, um 666", Millionen Thaler geringer, als die allge meine Annahme erwartet hatte Gewiß wird es nicht an Sott über Keilst klagen und die Festigkeit kanzlnS stark in Zweifel ziehen möchten ; es ist da gegen aber allen Ernstes aufmerksam zu machen darauf, daß eine amtliche oder sonst verbürgte Angabe über die Höhe der von dem Reichskanzler zu stellenden Forderungen bisher gar noch nicht in die Lefsentlichkeit gekommen war, und daß deshalb für jetzt nicht einmal die Annahme, es sei an der ursprünglich festgesetzten Entschädigungssumme über haupt etwas nachgelassen worden, als eine berech tigte bezeichnet werden darf. Wie Dem aber se»: es ist^ewiß nicht anzunehmen, baß die von deut scher Leite verlangte Entschädigung weniger be nage, als wir mit gutem Gewissen fordern können und im Hinblick guf die von uns gekrackten Opfer zu fordern verpflichtet sind, und deshalb ge trosten wir uns, daß DaS, was die Franzosen uns an Geld zu gewähren haben, vollständig ausreichen werde, um Deutschlands gerechte., Ansprüchen zu genügen. Der andere Punct betrifft die Festung Belfort, welche bei Frankreich bleiben soll. Auch diese Rachrichl muß überraschen, nachdem daö Gegentheil s davon längst als völlig zuverlässig angenommen und, wie allbekannt, noch in der allerletzten Zeit auf den Besitz der elsässischen Felsenvefte deutscher seits ein unverkennbar sehr bedeutendes Gewicht gelegt worden war. Doch auch hier müssen wir uns bis auf Weiteres mit dem Gedanken trösten, s dürfe weder den obersten Leitern der deutschen Politik noch den obersten Lenkern der deutschen Kriegführung zngetraut werden, daß sie durch den Verzicht auf Belfort ein wichtiges deutsches Interesse zu verletzen oder zu beeinträchtigen im Stande wären Eine eingehendere Beurtheilung der Frage wird jedenfalls auf eine spätere Zeit verschoben werdet, müssen: übrigens ist es ja möglich, daß nvck im letzten Augenblicke das Verbleiben Belforts bei Frankreich durch ein Zugeständnis von gegne rischer Seile erkauft worden wäre, besten Bedeu tung für Deutschland unS wohl über den Verlust jenes festen Platzes zu trösten vermöchte. Lasten wir uns aber vor Allein dieser Stunde schönes Gut durch irgend welchen Trübsinn nicht verkümmern! Freuen wir uns au» volle« Her-cu, daß endlich den» grausen Kriege zwischen zwei gro ßen Nationen ein Ziel gesetzt ist, daß unsere über alles Lob erhabenen Krieger hoffentlich recht bald in die liebe Heimath zurückkehren, daß das gesegnete Walten des Friedens und der Ruhe nun wieder einziehl in die weilen Gebiete Deutschlands und Frankreichs, und daß die Herrlichkeit unsers fest geeinten und neu gekräftigten deutschen Vaterlandes, welcke die Tapferkeit des „deutschen Volks in Waffen" init so schweren Opfern erkämpft und errungen, immer glanzvoller und kräftiger sich entfalte vor allen Nationen der Erde. DaS walle Gott! Gerhard Nohlss. * Leipzig, 25. Februar. Der Vortrag, welchen am gestrigen Abende unser berühmter Landsmann, der Afrikareisende Gerhard Rohlfs den Mit gliedern und Gästen des Kaufmännischen Vereins im großen Saale deS Schützenhauses (welcher vollständig gefüllt war) hielt, kann nn Großen und Ganzen als eine Wiederholung des ersten Vortrags in der Buchhändlerbörse bezeichnet werden. Das Tageblatt vom 13. Januax (Nr 13) hat bereits eingehend darüber berichtet, so daß wir uns bezüglich des zweiten VortragS nur auf eine ausführlichere Schilderung der Oasen Tafilet und Tuat und die Uebcrsteigung des großen AtlaS, sowie auf einige Skizzen üver Sitten und Gebräuche beschränken. Den Eindruck, nach mühevoller Reise durch die Sahara endlich an eine der Oasen gelangt zu sein, schildert Rohlfs als einen überwältigenden und großartigen. Die Ueppigkeit des Pflanzen reichs rivalisirt mit den gesegnetsten Strichen Süd- Europas und die Gastfreundschaft der Landbewoh ner (wenn dieser Ausdruck hier gerechtfertigt er scheint) ist eine unbegrenzte; in den Städten ist dies freilich anders, da inan auch dort hinsichtlich der Bezahlung die Gesetze der civilisirten Nationen zu kennen scheint. Interessant war die Beschreibung eines solchen städtischen Gasthofs. Man denke sich einen hofähnlicken Raum, der durch die Transport mittel, in Eseln, Kameelen und Pferden re. be stehend, vollständig angefüllt ist. Von hier aus führen thürähnliche Oefsnungen in die Zimmer, d. h. Räuine, deren keiner mehr als bei uns eine große Gesängnißzelle mißt, oder wie der Redner sagt, so groß ist, daß ein langer Mann sich be quem dann ausstrecken kann; in diesem Gelaß sitzen 5 bis 6 Personen zu ebener Erde, und zur Mittagszeit um eine Schüssel herum, aus welcher sie mit den Händen die Leckerbissen herauslang und dem Fremden der sich dies obendrein zur hohen Ehre anrcchnen muss) ein Stück der Mahl zeit zuwerfen. Dabei ist der Schmnz in allen diesen Räumen geradezu entsetzlich, und eS ist ge wissermaßen Regel, daß der Ncuankommende den Schmu; seines Vorgängers resp. der früheren Gäste beseitigen muß. Die Kleidungsstücke be stehen aus den billigsten ordinairsten Stoffen und werden, namentlich vom Proletariat, bis znm letzten l Faden getragen, während die Reichen die Stoffe nach Verlauf einer gewissen Zeit und namentlich l bei hohen Festtagen durch neue ersetzen und den' Bediensteten das Alte überlassen. Nur einmal im Jahre, am großen Benramsfeste, erfolgt eine wirk- iche Waschung der Kleider; zu diesem Feste, oder vielmehr am Vorabende desselben stürzt Jung und Alt wie unsinnig nach den Wasserplätzen und reinigt hier Kinder und Gewand. Der Vortragende schilderte alSdann weiter die Beschaffenheit eurer marokkanischen Universität, die allerdings bei uns zu Lande kaum den Namen einer Elementar-Schule verdient; oftmals schon mit dein 6. Jahre inseribirt, verweilt der Studiosus bis zum 30. Jabre darin; hat er in diesem kurzen Zeitraum Schreiben und Lesen gelernt, so wird er zum Schristgelehrten designirt; versteht er den Koran auszulegen, so ist ihm der Docrortitel ge wiß. Wie in der Eultur überüaupl zurück, so ist auch das Volk der Marokkaner trotz der Ucppig- keil und außerordentlichen Fruchtbarkeit des Bodens gänzlich zurück; nur wenige Getreide-Arten werden angebaut, sonst aber pflügt der Landbewohner heut- ttage vvck mit demselben Pfluge, mit dein einst braham schon den Boden bestellte. Ueverall, wohin Rohlfs gekommen, hat derselbe mehr oder minder Anfechtungen hinsichtlich des Zweckes seines Besuchs zu erleiden gehabt, da man ihn regelmäßig als einen Spion, „der das Land den Fremden verrathen wolle", betrachtete; indeß die Geleitscheine und besten Empfehlungen der Groß Scherisss haben il,m in der Regel gut sortgeholfen, und nach dein meuchlerischen Ueber- fall in der Oase ist, wie er selbst freudig bekennt, niemals das Glück wieder von ihm gewichen, so daß ibm, nach einigen vergeblichen Versuchen, es endlich auch gelungen ist, die so langersehnte Oase Tuat zu erreichen und ebenso glücklich die beschwer lichste der Reisen, über den großen Atlas, zurück zulegen. Redner hat die gefürchtetsten Raubstaaten Ueppigkeit der Pflanzen rc. die größte Achnlichkeil mit den Gegenden der Schwei; und Tyrols. — Lauter Beifall des Auditoriums, das auch einen zahlreichen Damenkreis zählte, folgte der Schilde rung deS verdienten Mannes. Neues Theater. Leipzig, 27. Februar. Deinhardstein'S Schauspiel: „Hans Sachs" entwirft uns in den ersten Acten ein ganz ansprechendes Bild deS bürgerlichen und poetischen Lebens im alten Rürn berg, obgleich die schüchternen Züge diese- Bildes gegen die glänzendere Ausschmückung der Wagner'- schen „Meistersinger" verblüffen; m den beiden letzten Acten aber haben wir die beliebte Lösung der chinesischen Dramen, wie wir sie auch in an deren österreichischen Stücken, z. B. in den ,/BSsen Zungen" finden. Irgend ein höherer Mandarin oder gar der Kaiser, der Sohn deS Himmels selbst, erkannt sich des liebenden Paars, daS sonst nicht zum Ziele gelangen kann, und zerhaut den jknoten mit dem Schwert seiner Machtvollkommen heit und Majestät. Nürnberg liegt auf den Knieen vor der Glanzerscheinung des allergnävigsten Herrn, und der stoue Bürgermeister beugt sich vor dein Willen deffeeveu und giebt seine Tochter dein sange-lustigen Schuster. Diese Cabinetsjustiz aus dem Iosephinischen und Friederieianischen Zeitalter ist überdies eine Verfälschung jener freieren Zeit, in welcher ein ritterlicher Kaiser die deutsck«' Krone trug und welche durchaus von jenem ServiliSmuü frei war, wie ihn die Vertreter der altösterreichischen Muse und ihre jung-deutschen Schleppenträger sich von einer aus den Knieen umherrukschenden Muse dictiren lasten. jsräulein Bland fand in der „Kunigunde" wiederum eine Aufgabe, welche ihr anmnthiges und doch verständig charakteristrendes Spiel »m hellsten Licht zeigte. Diese „Kunigunde" ist nicht blos eine liebenswürdige Schöne von hinaebender Innigkeit; sic ist zugleich ein etwas hoffähnige- Mädcken, vaS gelegentlich wie die wiverspeitfitge „Käthe ' Sbakespecneo Lust bekommt, dem väter lich verordnten Bräutigam die Augen auSzukrayen und auch ihren Liebsten, trotz der Haustvevse, nicht gerade goelhenhaft herunterkanzelt und tat echtst«. Dock dieseTeufelch.n werden zuletzt von derMachtder Liebe gänzlich auSgelrieben. Fräulein Bland ließ sich von den Unarten des verzogenen Patricier- kindes nichts abhandeln; sie brachte dieselben mit aller Uberinüthigen Keckheit vor; dock machten sie nirgends einen verletzenden Eindruck, da die ganze Erscheinung etwas echt Weibliches halte und tue Töne der innigen warmen Empfindung um so an- in ruhender im Gegensatz zu ,enen Ausbrüchen einer bald rücksichtslosen, bald schalkhaft spottenden Laune wirkten. Fräulein Bland erntete reichen Bei fall; wir dürfen die begabte Darstellerin wohl letzt die unseriae nennen. In die Lvrveern des Abends theilte sich Herr Mil terwurzer, welcher den „Hans Sachs" mit biederer Naivetät und schlichtem treuherzigen Aus druck der Empfindung spielte, eine Haltung, die der Dichter seinem Helden giebt und die sich auch in den Reimversen ausprägl. Gelegentlich brachte der Darsteller das volksthümlick Derbe recht energisch zur Anschauung. Die ganze Gestalt muß etwa- HvlzschnittartigeS, etwas treuherzig Schlichtes haben. Daß Herr Mitterwurzer stets für seine Rollen den rechten Grundton zu treffen weiß, spricht kür sein Talent. Herr Tietz machte aus dem Rathsherrn Eoban Hesse, diesem Prügel- jungen des Stücks, eine ergötzliche Charge. Die Repräsentalioussiguren, der ritterliche Kaiser und der dumme, aufgeblasene Bürgermeister, wurden von Herrn Grans und Herrn Hänseler mit ein sprechender Charakteristik dargestellt; ebenso die Meistersänger und Nürnberger Bürger von den Herren Rahn, Schlick, Eckert und Gilt. Die ersten Acte des Deinhardstein'schen Stückes erweckten lebendigere Theilnahine als die letzten, in denen sich alle Personen in Marionetten ver wandeln in der Hand eines Gewaltigen und die äußere mechanische Lösung des Eouslicls höchst er- Rndolf kältend wirkt. f Gottsckall. Lammermukk. Lciprig, 2o. Februar. Die letzte Kammermusik im zweiten Eyclus wurde mit dem dreisätzigen Eoncert fllr zwei Principal-Violinen mit Beglei tung von rwei Violinen, Viola und Baß von Ioh. Seb. Bach in der würdigsten Weise eröffnet; denn die vorzügliche Arbeit des Anfangs- und Schlußs-tzes, sowie die vorn herrlichsten Wohllaut durchzogene lyrische Innigkeit deS Mittelsatzes be rechtigen zu der Meinung, daß man in der er wähnten Schöpfung eines der vollendetsten Erzeug nisse ans dein Gebiete der Instrumentalmusik vom mächtigsten Beherrscher der Polyphonst zu erkennen Lat. Die Reproduktion von -Leiten der beiden Herren Eoncertmeister David und Röntgen (Principal-Violinen). welche durch daS vorzügliche Accompagnerneut einiger Orckrestermilglieder und mehrerer Schüler des Evnservatvriums unterstützt wurden, ist als eine bis ins Detail gelungene zn bezeichnen, deren bedeutender künstlerischer Werth von der dankbaren Zuhörerschaft die rechte Aner kennung erhielt. Grossen Erfolg erzielte Herr Eapellmeister Rei necke mit dem Vorirage der „O'Iur-Fantaste und Fuge für Pianoforle von Mozart, welcher sich namentlich durch feinsinnige Zergliederung deS periodisch geformten Inbalts, durch künstlerische Ruhe nnd meisterhafte Niiainirung auSzeichnete, während demselben die Wiedergabe der Planoforte partie von Robert Schumann's mächtig zündendem O.uinrelt für Elavier und Streichinstrumente weniger gelang, weil jedeusallsin Folge großer Anstrengungen, die jeder gewissenhafte Leipziger Musiker aus sich nehmen muß, der Ton ruckt immer voll und mächtig genug erschien, auch das technische Clement dem Willen des Künstler- nicht allenthalben gehorchte. Trotz jener Kleinigkeiten war aver die Leistung doch immerhin eine sehr hervorragende; daher er warb sich auch der Pianist den stürmischen Beifall des zahlreich erschienenen Publicums, welches das vorangehende große Quartett für Streichinstrumente ttmoliop. 132 von Beethoven resepectvoll entgegen- nahm. So bedeutsam Vieles in diesem Onartetl erscheint, so großes Interesse der Musiker an der Gc- daakenbeherrschuag und formellen Ausgestaltung de« hmen muß — die Inhaltes ne- die Tiefe und die Schön-
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