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Dresdner Nachrichten : 19.01.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186501198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18650119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18650119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1865
- Monat1865-01
- Tag1865-01-19
- Monat1865-01
- Jahr1865
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- Dresdner Nachrichten : 19.01.1865
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Feuerlänn herbeigerufene Leute haben «it den anwesenden Arbeitern da« Feuer gedämpft, so daß dasselbe nur auf dir Druckstube, welche eben au«gebrannt ist, beschränkt blieb. — s Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 18 Januar. Da« schwarze Brett im GerichtShause kündigt heut an, daß ein Musikus die Anklagebank betreten soll wegm Un terschlagung. Er heißt Ernst August Ulbricht und ist aus Helmsdorf. Es tritt hier der eigenthümliche Fall ein, daß die Braut die Anklägerin gegen den Bräutigam wird. Ulbricht war beim Militair Signalist, kam zur Kriegsreserve und wurde dann in Burgk bei der Knappschaftskapelle engagirt. Seine Braut, die 29jährige Auguste Louise Kleinert aus Königstein, die hier in Dresden dient, ist die zumeist Verletzte Sie rich tete sich schon auf die bevorstehende Heirath ein, es wurden Möbels angeschafft. Die Braut sah schon im Geiste, wie sie heut bekennt, ihre zukünftige Wohnstube eingerichtet, aber ihr Bräutigam hatte das Meiste bei Seite geschafft, meist versetzt. Die Kleinert halte von ihrer früheren Dienstherrschaft in Pirna noch 10 Thaler zu erhalten, die sie dort zum Aufbewahren niedergelegt hatte. Er soltte die 10 Thaler holen. Er that es auch, behielt aber das Geld für sich und verwendete es in seinen, Nutzen. Befragt, warum er das gethan, meint er, die Braut habe ihm erlaubt, die 10 Thaler zu behalten, im klebrigen habe er ihr nach und nach Einiges zurückgezahlt, wenigstens 7 Thaler. Die Braut soll das Geld deshalb nicht angenommen oder erhalten haben, damit es die Schwieger mutter nicht in die Hand bekommen sollte, weil er mit ihr „gespannt" war. Ebenso gab ihm eines Tages die Braut Finen Spiegel mit Goldrahmen, der zum künftigen Wirth- schaftsmeublemcnt gehören sollte. Aber als sie eines Tages in den Spiegel sehen wollte, fand sie dafür nur einen Pfand schein vor, auf dem geschrieben stand, daß der Spiegel mit Goldrahmen für 2 THIr 10 Ngr. versetzt war. Ferner ver setzte er einen Mantel seiner Braut, den er bereits in Ver wahrung hatte. Er soll 4 THIr. 15 Ngr. Werth sein. Ferner will Ulbricht im Aufträge seiner zukünftigen Frau eine Bett stelle bei einem Tischler bestellt haben, die 3 THIr. '0 Ngr. kostete. Der Tischler sabrizirte die Bettstelle und als sie fertig war, glaubte die Braut ebenfalls, sic würde nunmehr auch zu den Möbeln der zukünftigen Hauswirthschaft gestellt werben, aber das war nicht der Fall; ihr Verlobter hatte die Bett stelle geholt und verlaust. Er gesteht fast Alles zu. Auch ein gewisser Earl Gottlieb Riediger, 8 t Jabre alt, Ziegel streicher und Musikus aus Eoßmannsdorf, erscheint heut als Verletzter. Von ihm lieh sich Ulbricht ein Tenorhorn zum Gebrauch, um hie: und da bei Tanzmusiken spielen zu können. Er verkaufte es für 8 Thlr 15 Ngr., wie alle andern Sachen aus fremden Händen, die in seine eignen kamen. Ulbricht befragt, ob er gegen die Taxe von 13 Thlr. etwas cinzu- wenden habe, sagt er: „O ja! Für 8 Thaler koofe ich a ganzes Schock solche Dinge. Die voigtländschen Härner sind um die Hälfte billiger, als die Leipzger und Drasner. Auf 13 Thaler gehe ich nich ein, das kann ich nich!" — Das Horn hat übrigens der Zeuge Schuster für 4 Thlr. 15 Ngr. weiter verkauft und zwar an einen Unbekannten, so daß wohl die Wiedererlangung des «orpus ckelicli niemals ermöglicht werden wird. Schließ!,ch liegt noch ein Verbrechen vor. Ulbricht lieh sich von dem heut ebenfalls als Zeuge erschienenen 40jäh- rigen Colporteur und Musikus Carl Gottfried Berger, der in der Gegend von Tharand wohnt, eine Violine, um sich Tänze einzuüben. Doch die Violine kam auch in eine dritte Hand als Versatz- resp. als Berka,ifsarnkel. Ein gewisser Drechsler in Deubcn gab ihn, 1 Thlr. 15 Ngr. dafür und verkaufte sie später an den Musikus Reich. Die Violine ist auf 4 Tblr. taxirt. Herr Staatsanwalts Held läßt sich auf die Prüfung der Glaubwürdigkeit der Aussagen des Angeklagten nicht erst ein, er stützt sich einfach auf die Zeugen und hält somit die Anklage gegen Ulbricht aufrecht; nur in Bezug auf die Ver pfändung des Mantels läßt er sie halten. Nachdem Herr Held noch Eini'.eS über die Strafabmessung gesprochen, be antragt er schließlich einfach die Bestrafung des Angeschul digten. Der Musikus Ernst August Ulbricht erhielt wegen Unterschlagung fünf Monate Gefängniß. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen. Heute Vormittag 0 Uhr Wider den Handarbeiter August Friedrich Julius Klotz aus Bärenfels wegen Diebstahls. Vorsitzender: Gerichtsrath Ebert. — Morgen, den 30. Januar finden fol gende Verhandlungstermine statt: Vormittags 9 Uhr wider den Getreidehändlec Kockisch Hierselbst; j12 Uhr Wider Anna Clara Näßchen zu Oberpesterwitz; ^13 Uhr wider den Hand arbeiter Johann Christian Vogel aus Trachau. Vorsitzender: Gerichtsrath Ebert. Tagesgesckicbte Berlin, 17. Jan. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses erscheinen am Mmisterlisch die Herren v. Bismarck, Graf zur Lippe, v. Bodelschwingh, Gras Jtzen- plitz, Graf zu Eulcnburg. Der Präsident verkündet die Wahl der Schriftführer und Fachkommissionen. Darauf nimmt der Minister des Innern das Wort zu einem Protest der Re gierung gegen die gestrige Rede des Präsidenten Grabow, welche den König, die Negierung und das Land befremden müsse und den Konflikt eher steigere als ihn beseitige. Die Regierung werde sich von dem Wege der Verständigung da durch nicht abbringcn lassen (Beifall rechts. Zischen links.) — Präsident Grabow verwahrt sich gegen den Vorwurf der Amtsüberschreitung. Er habe seine Pflicht gethan, indem er den Gefühlen des Landes Ausdruck gegeben. Wolle man Schäden heben, so müsse man sie aufdccken. Der Schluß seiner Rede habe den Weg der Verständigung angegeben, nur auf diesem Wege werde man zu Heil und Segen kür Preußen den Konflikt ausgleichen. — Reichensperger glaubt das Recht der Minoritäten wahren zu müssen. Der Präsident sei Organ des Hauses, nicht der Majorität desselben, Redner sei gestern nicht zugegen gewesen, sonst hätte er eine Erwiderung auf die Rede des Präsidenten folgen lassen. Er hoffe auf die Un parteilichkeit desselben. Nachdem Waldeck noch für den Prä, sidenten gesprochen, wird dieser Gegenstand verlassen. — Der Finanzminister übeneicht da« Budget für 1868. Dasselbe schließt in Einnahme und «u«gabe ab mit 150,714,031 Thlr. und weist auf an fortdauernden Ausgaben 142,835,009 Thlr., an einmaligen au-erndentlichen Ausgaben 8,179,022 Thlr. Die Steigerung der Bruttoeinnahme gegen da« Vorjahr be trage 9,388,780 Thlr., der Nettoeinnahme 7,147,641. Der Minister theilt weitere Einzelheiten mit und bemerkt, daß 19 Etat- bereit- gedruckt seien, und daß das Ganze bis zum 19. d. M. in den Händen des HauseS sein könne. — Abge ordneter v. Hennig beantragt Äorberathung des Budjets im Hause. Man müsse vor Einbringung eines Militairgesetzes wissen, wie das Budjet zu behandeln sei. Die Thronrede lasse die Einbringung eines Militairgesetzes völlig zweifelhaft. Die Thronrede sei überhaupt nicht so versöhnlich, als sie scheine. Im vorigen Jahre habe man jede Aussicht auf Verständigung abgeschnitten, seitdem habe die Regierung alles verfolgt, was nicht ihrer Meinung war, und leider habe sie Gerichte ge funden, welche diese Verfolgung unternommen. (Lärm.) Redner bittet seinen Antrag anzunehmcn. Der Präsident rügt den auf die Gerichte bezüglichen Ausdruck. Der Justizminister muß eine solche Kriktik im Namen der Regierung abweisen. Nach längerer Debatte wird der Hennig'sche Antrag abgelehnt und das Budget der Budgetcommission überwiesen. Der Preuß. Staatsanzeiger enthält nachfolgenden Er laß. „Ich habe beschlossen, den bei der Erstürmung der Düp- pclstellung und bei der Eroberung der Insel Alscn gefallenen heldenmüthigen Streitern Denkniäler zu errichten, und habe hierzu den Schauplatz ihres Ruhmes, den Boden, den sie mit ihrem Blute gewinnen halfen — das Schlachtfeld von Düppel und das Gestade von Alsen — ausersehen. — Sodann will ich als ein dauerndes Zeichen des ehrenden Dankes, den Ich und das Vaterland allen denen widmet, welche in dem nun mehr beendeten Kampfe durch ihre Ausdauer und Tapferkeit Preußens Waffen neue Lsrbecrn, dem Vaterlande neuen Zu wachs an Ehre und Ansehn errungen haben, in meiner Haupt- und Residenzstadt ein Monument aus den Trophäen dieses Feldzuges errichten, und damit für alle Zeiten ein bleibendes Andenken an den glorreichen Krieg und an die tapferen Krieger stiften, dessen ruhmvoller Verlauf und deren herrliche Thaten für immer in das Buch der Geschichte eingezeichnet sind. — Ich beauftrage das Staatsministcrium, diese Meine Ordre dem Lande bekannt zu machen, und will in Betreff der Aus führung sämmtlicher vorbezeichnetcn Denkmäler näheren Vor schlägen entgegensehen. Berlin, den 18. December 1804. Wilhelm. An das Staatsministerium." Friedberg, 16. Januar. Ehe ich Ihnen weitere Nach richt über das Befinden Gutzkow s zugehen lasse, muß ich vor Allem bemerken, daß bei näherer ärztlicher Untersuchung die Verletzungen nicht so bedenklich und gefährlich befunden wur den, als man Anfangs glaubte annehmen zu müssen. Das Befinden Gutzkow's am gestrigen Tage kann im Allgemeinen ein befriedigendes genannt werden. Abends stellte sich Wund fieber ein, in Folge dessen die Nacht etwas unruhig verlief. Im Laufe des heutigen Nachmittags wird der Verband ab- gclöst werden, und ich werde nicht säumen, Ihnen über den Befund zu berichten, was ich-.Zuverlässiges vernehmen kann. Nach der Versicherung des behandelnden Arztes ist eine Be sorgnis; für das Leben Gutzkow s bis jetzt nicht vorhanden. Gestern noch trafen seine Frau und eiucr der Söhne ein und auch von Frankfurt und Offenbach waren Glieder der Famile herbeigeeilt. Auch der Grvßherzog von Weimar hatte einen seiner Adjutanten geschickt. In einer Pariser Korrespondenz der „Franks. Postztg." heißt es: Macht die Encvclica den Herren Ministern zu schaffen, so raubt das preußische Zündnadelgewehr dem Kaiser den Schlaf. Nicht nur Se. Maj. selbst forscht emsig nach einem verbesserten Gewehr für die französische Armee, sondern auch das Genie hat Auftrag, „eine Erfindung zu machen." — „So lange wir nichts Besseres erfinden, als das Zündnadelge wehr," — sagte ein Genieoffizier — „werden wir Frieden haben." * Ein Eisenhändlcr in einer Wiener Vorstadt bemerkte schon durch längere Zeit, daß seine Tochter in dem zu seiner Wohnung führenden Gange heimliche Zusammenkünfte mit einem ihm unbekannten Manne habe, und da trotz seines Ver botes die mysteriösen Konferenzen fortdauerten, so nahm er zu folgendem merkwürdigen Mittel seine Zuflucht. Errichtete in dem Gange ein Fuchseisen auf und stellte sich auf die Lauer, um den Erfolg seiner List zu beobach-en. Es dauerte auch gar nicht lange, so hörte er einen durchdringenden Schrei, und als er aus seinem Verstecke hervoreilte, fand er den Verehrer seiner Tochter, in dem er augenblicklich einen Schneidergesellen aus der Nachbarschaft erkannte, mit zer schmettertem Schienbein auf der Erde liegen. Der durch den allzu glänzenden Erfolg seiner List erschreckte Vater willigte in seiner Angst in Alles, was der junge Mann ver langte. Der letztere wird Zeit seines Lebens hinken, bekommt, aber als Entschädigung eine liebenswürdige Frau mit einer anständigen Mitgift, da noch in diesem Frühling seine Ver mählung mit der „Eisenhändlerischen" stattfinden wird. * Ein Donato auf dem Eise. Am 9. d. erregte auf der Eisbahn in Prag nicht wenig Aufmerksamkeit ein einbeiniger junger Mann, der an seinem ganzen Beine einen Schlittschuh angeschnallt und seine Krücke mit einem scharfen Dorn versehen hatte. Die Sicherheit und Raschheit seiner Bewegungen zeigte hinlänglich, daß er an Beharrlichkeit sich an seinem spanischen Vorgänger ein Beispiel genommen habe. * Aus Amerika. Als Port Hudson noch im Besitze der Eonsöderirten war, welche von diesem Fort aus die vor übersegelnden Schiffe bombardirten, machte Farragut's Flotte den unglücklichen Versuch, den gefährlichen Ort zu passiren. Der Admiral hatte seinen Sohn bei sich — ein Bürschchen von etwa zwölf Jahren — der seinen Vater immer mit der Bitte plagte, ihn nach der Kadetten-Anstalt West-Point zu schicken, weil er Soldat werden wolle. Der alte Farragut aber suchte ihn mit dem Einwurfe zu bescheiden: „Da- wird sich nicht machen; ich glaube nicht, daß Du Courage genug hast, Dich de« Feuer de« Feinde« au»zusetzen." — gewiß, Vater, gewiß Hab« ich da«." war di« Antwort. — „Nun wohl, mein Jimge, wir woS«, einmal sehen; komn, herauf mst«ir."— Admiral und Sohn stiegen zusammen in dm Mastkorb; der Alte ließ sich und den Anabm an dm Mast festbinden und so passirten beide Port Hudson. Um ihr« Köpfe sausten Kugeln und Bomben und schlugen vor und hinter dem Schiss« in dm Mississippi ein. Farragut joaior aber ließ sich da- nicht an fechten : er bewegte nicht eine Muskel, zwinkerte nicht mit dem Augenlidc. „Wohl, mein Junge," — sagte der Admiral, als sie an dem Fort vorüber waren — „das gmügt; Du sollst nach West-Point gehen." * Man schätzt daS jährliche Einkommen eine- Berliner Arzte-, freilich einer europäischen Nolabilität, — (d. h. doch Wohl des Hrn v. Gräfe oder des Hrn. v. Langenbeck —) auf 160,000 Thaler. Einer seiner Diener allein soll an Trinkgeldern, welche ihm die häuslichen Consultationm seine» Herrn von Seiten der Patienten verschaffen, eine JahreSre- nenue von 2500—3000 Thlr. haben. * Die Königin von Pre»ßen hat dem Fräulein Luise Braun, auf dem Attenberg bei Aachen, aus Anlaß der durch dies hochherzige Mädchen bewerkstelligten Rettung zweier Men schen vom Tode de- Ertrinkens (auf dem Eise) ein goldenes Medaillon mit dem Doppelbildniß des Königs und der Kö nigin nebst nachstehendem Handschreiben übersendet: „Eben vernehme ich die That aufopfernder Nächstenliebe, durch welche Sie Muth und Geistesgegenwart bewiesen haben. ES gereicht Meinem landesmütterlichen Herzen stets zur Freude, wenn Ich eine solche anerkennen kann, um so mehr, wenn sich der weib liche Beruf in seinem vollen Werthe durch edle Beispiele kund giebt. Empfangen Sie mit dem Ausdrucke Meiner Theil- nahme beifolgendes Andenken. Gezeichnet Augusta." * Das Gewitter vom 6. hatte es am meisten auf die bayerischen und württembergischrn Kirchthürme abgesehen. Auch in Hannberg bei Erlangen schlug der Blitz an dem unheilvol len 6. d, Mittags halb 1 Uhr, in den kolossalen Kirchthurm und zündete. Der Thurm brannte nieder und wurde dabei auch das schöne harmonische Glockengeläute vernichtet'. Die Kirche wurde mit Mühe gerettet. — In Nöttingen, O.-A. NereShkim, schlug während der Nachmiltagsandacht um 1^ Uhr ein Blitzstrahl in den Thurm der Pfarrkirche. Später entdeckte man, daß der Blitz den vom Kuppelknops und der blechernen Spitze derselben umgebenen Balken entzündet hatte. Nar der aufopfernden Thätigkeit gelang d'ie Rettung des Thurnues. In der gestrigen Nummer dieses Blattes ist ein Stand, den wir anzugehören uns zur Ehre rechnen, auf die scham loseste Weise von einem Mann angegriffen worden, der durch seinen langjährigen Verkehr mit dem deutschen Buchhandel wohl eine besse re Meinung von demselben haben sollte: Wir können und wollen nicht schweigen, damit das Publikum nicht die Ansicht gewi nne: die deutschen Buchhändler seien Vampyre am Lebensmarks der deutschen Schriftsteller. Wir wollen in einigen Worten zeigen, wie wenig? die deutschen großen Verleger diesen Vorwurf verdienen, unter denen es viele Männer giebt, auf welche die Nation wahrhaft stolz sein kann und gerade Solche find <s, welche Herr Oettinger zu brandmarken sucht Es ist eine ausgemachte Thatsache, daß bei keinem Ge schäftszweige so enorme Summen verloren wer den, als beim Verlagsbuchhandel, denn cs ist sicher, daß van je 10 Ver lagsartikeln mindestens bei 5 derselben das IVerlagscapital verloren, bei 3 vielleicht die Kosten nach Jahren gedeckt wer den und erst 3 vielleicht einen Gewinn ergeben. Meint nun Herr Oettinger in Hinblick au; f das so er schütternde Ereigniß der jüngsten Tage, die ,Fni ckrigkeit" der Verleger trage die Schuld daran, so führen wir.beispielsweise an, daß F. A. Brockhaus, der Verleger der «ftutzkow'schen Werke, demselben für seinen Ritter vom Gorst ,in der un günstigen Periode von 1848 zu 49 3000 Thlr., ftiv den Zauberer von Nom 3000 Thlr. und einen bedeut enden- Bei trag zur Reise nach Italien zahlte. Cotta ferner j iahlt z. B> an die Erben Göthe's für jede neue Auflage 40/000 Thlr. und Keil, auf den Hr. Oettinger ganz besonders i»«t giftigen Blicken hinzuweiseg scheint, weil derselbe durch rast lose Thä tigkeit und Umsicht große Erfolge erzielt, zähst se hr vielen Schriftstellern bis zu 100 Thlr. pr Bogen Honorar. Man. frage doch deutsche Schriftsteller wie B Auerbach-, Ludw. Storch, Ferd. Stolle und noch viele Andere, die mit: Keil in. näherer Geschäftsverbindung stehen, ob sie nicht ge rade dik, Ehrenhaftigkeit desselben zu rühmen wissen. Wie viel theure und kostbare Werke verlegten ni cht z. B.! W. Engclmann, Vieweg, I. Perthes, F. A. vrockhauis, Ferd. Enke, B. G. Teubner, Cotta, Gerold, Braumüller, Arnolds Fr. Dunker, G. Wigand und noch sehr viele emdene Buch händler, Von denen diese Männer sicher im Voraus tvußten,. dabei viel Geld zu verlieren; aber sie thaten eS um der Wissenschaft zu dienen und jungen Talenten Bahn zu brechen. Ein anderer ehrenwerther Leipziger Buchhändler opferteben größten Theil seines ganzen Vermögens, um große begonnene Werke-der' deutschen Literatur zu Ende zu führen, trotzdem er wohl wußte, nie - wieder sein Geld herausziehen zu können; ja diese über- ' nommenen Sorgen führten sogar seinen leider viel zu-frühen^ Tod herbei. Kann uns vielleicht Herr Oettinger beweisen, daß die-? Verleger seiner Schriften durch dieselben reiche Leute ge-^ worden sind? Wo es galt gemeinnützige und edle Zwecke zu fördernd da ist auch — dies Zeugniß kann man dem deutsche» Buch-« Handel geben — derselbe stets opferbereit gewesen. Schmach aber dem deutschen Schriftsteller, der mit eine» altersschwachen Frau die schändlichste That eines Machthaber» als ein der deutschen Nation geschehenes Recht und «ine Wohlthat für dieselbe billigt und lobt! — Schmach ab« auch dem deutschen Buchhändler, der von einem solchen Schrift- - steller je wieder eine Zeile in Verlag nimmt. Mehrere Buchhändler Dresden«,
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