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Dresdner Nachrichten : 22.02.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186502221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18650222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18650222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1865
- Monat1865-02
- Tag1865-02-22
- Monat1865-02
- Jahr1865
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- Dresdner Nachrichten : 22.02.1865
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das Wohnhaus mit Stall und Ap-DD-Hau», sowie die Scheune mit Wagen- und Holzschuppen de- Gutsbesitzer- Heimich nieder, wobei der größte Theil des Mobiliar-, sowie über 70 Scheffel Getreide, 130 Ctr. Heu und eine Menge Stroh zu Grunde gingen Wegen d>S starken Nebels und Schneegestöbers wurde das Feuer von den Nachbarorten gar nicht temerkt. — Am 17. d MtS Abends brannte in Lüptitz das Wohnhaus des Steinbrecher Lehmann sammt dem größten Theile der Mobilien in ganz kurzer Zeit bis auf den Grund nieder. Da» Feuer, welches sich bei dem heftigen Winde mit rasender Schnelligkeit verbreitete, soll im Innern des über der Stube befindlich gewesenen Futterbodens auSgebrochen sein. — An demsilben Tage brannte in Dörnthal das Wohn haus des Korbmacher Theile nieder — Tags darauf wurde in fiscalischer Waldung bei Flöha ein Mann erhängt ausge- fundcn. — Am 20. d. M Abends brannlen die sämmtlichen Gebäude des Gutsbesitzer Hunger in Sora total nieder. Trei Schweine und ein Kettenhund kamen hierbei im Feuer um. TageSgescdiedt«. Am 30. Januar fand man in der winterlichen Einöde des St Bernhardinberges die Leiche eines polnischen Flücht lings. Ein Billct, das er bei sich trug, lautete in polnischer Sprache: „Ich bin das Opler einer gerechten, aber unglück lichen Sache, Flüchtling ohne Rückkehr, mit schwerem Leben ohne Zukunft. Unter solchen Umständen ist cs mir zur Last gefallen und ich endete dasselbe ohne Schmerz Ich bin katho lischer Religion und bitte die Eantonsbehörde um ein beschei denstes Begräbnis;. Im Hotel bin ich circa 1 Fr. sckuldig, bei mir befinden sich 1 l Fr. St. Bernhardin, 20. Januar." Der Unglückliche hat sich durch Gist gctödtet. Das Züricher Tageblatt brachte dann am e-. Januar folgende Beerdigungö- anzeige: „Leopold Melanowsli, polnischer Flüchtling, seines Alters 55 Jahre. Bom neuen Eantonsspital aus. Seine ' Landsleute werden um Betheiligung gebeten." Ueber die GrkenxtniK der Wuthkrankbeit * bei den Hunden. Au-zng am- einem Bourage oon H. Boule;,. 1 Bon allen Krankheiten, welche zur ärztlichen Beobachtung gelangen, ist die Hundswulh unstreitig in jeder Hinsicht die verzweifelungspollste. Wo sie freiwillig aunritt, wie dieses bei dem Hunde Vorkommen kann, sind uns nur ihre Symptome und ihre Uebertragbarkeit durch Impfung bekannt. Befällt sie andere Thiere, als die den Gattungen Hund und Katze angehörigen, jo wissen wir nur das Eine mehr, daß sie näm lich auf diese Thiere übertragen worden ist. Was das Wesen, den Sitz, die Ursachen ihrer freiwilligen Entwickelung und ihre Behandlung betrisst, so herrscht über alle diese Punkte noch ein vollständiges Dunkel. Heute noch, wie in den frühesten Zeiten der Heilkunde, ist die Kunst vollkommen uumächtig, den weiteren Verlaus der Krarkheit zu hemmen, sobald einmal ihre ersten Symptome in die Erscheinung getreten sind. Alle, die von ihr betroffen, sind unvermeidlich dem Tode v rfallen, und ihre Leichen sind dem anatomischen Forscher gegenüber heut zutage noch eben so stumm, als sie zu den Zeiten unserer Bor fahren waren. Und dennoch, wie vielfältig waren die Bemühungen, die dunkele Frage der Hundswuth nur einigermaßen aufzullären! Unzählig sind die Leichen-Untersuchungen, welche zu diesem Zwecke angestcllt wurden; sie sind um so verdienstlicher, da Jene, wekhe sie Vornahmen, sich in der That ernstlichen Ge fahren dabei aussetzten. Alle Mittel der Herlkunst sind ber.its aufgeboten worden, um die Krankheit zu bekämpfen. Sowohl in dieser Hinsicht, als auch in Bezug auf das W-sen und die Entstehungs-Ursacheu der Krankheit ist die Phantasie bis auf den heurigen Tag ungemein thatig gewesen, die wissenschaft liche Lücke auszusüllen. Trotz alledem sind uns von der Hundswuth nur ihre Symptome und ihre ansteckende Eigen schaft bekannt. Mit der Vorstellung von der Hundswuth verbindet das größere Publikum gewöhnlich die Vorstellung von einer Krank heit, welche sich nothwendigerweise durch Wutbausbrüche. Bissig keit .'e. kennzeichnet. Dieser Jrrthum hat zur Folge, daß man einem kranken Hunde gegenüber, der keine Lust zum Beißen zeigt, ohne Mißtrauen bleibt, und dennoch kann dcr Hund recht Wohl schon von der Wurh befallen siin. Tie Klugheit gebietet daher, daß man vor einem Hunde, der anfängt nicht mehr die Kennzeichen der Gesundheit darzubieten, stets auf dcr Hur sei. Die ersten Symptome der Hundswuth g.ben sich, wie Aouatt treffend bemerkt, durch eine düstere, mürrische Laune und ausfallende Unruhe kund, welche sich durch fortwährende Veränderung der Lage bemerkbar macht. Der Hund flieht seinen Herrn; er zieht sich in seinen Korb, in seinen Käsig, in die verborgensten Winkel der Zimmer, unter die Möbel zurück, zeigt jedoch keine Lust zum Beißen. Ruft man ihn, so gehorcht er noch, aber langsam und mit Widerwillen. Er liegt zusammenzekrümmt und hält den Kopf tief zwischen Brust und Vorderbeinen verborgen. Bald wird er unruhig, sucht «inen neuen Platz, um zu ruhen und verläßt auch diesen bald wieder, um ihn gegen einen anderen zu vertauschen. Hierauf lehrt er in seine eigene Lagerstätte zurück, in der er sich fort während herumbcwegt, ohne eine paffende Lage ausfindig machen zu können. Von seiner Lagerstätte aus bückt er mit einem fremdartigen Ausdrucke um sich herum; sein Aussehen ist düster und verdächtig. Er ko^mt von einem Familien- gliede zum anderen und blickt jedes unverwandt an, als ob «r Hülfe gegen sein Leiden suche. Allerdings sind diese Symptome nicht von der Art, daß man sie als allein gültige bezeichnen könnte; aber wie viel drückt sich schon in diesem ersten Bilde aus! Wenn diese Zeichen auch noch nicht hin reichen, um das Bestehen der Wuthkrankheit sogleich sicher hin zustellen, so sind sie mindestens geeignet, die Besorgniß des Auftretens derselben rege zu machen. Eine der seltsamsten und beachtenswertheften Eigenthüm- *) Aus der Zeitschrift „Rückkehr zur Natur". lichkeiten der Hund-Wuth liegt in der Fortdauer de, Anhäng lichkeit und Zuneigung, welch« da» Thier, selbst in der vor gerücktesten Periode der Krankheit, gegen d»e ihm nahe stehen den Personen bewahrt. Diese Gefühl« bleiden so mächtig, daß das unglückliche Thier, selbst in voller Wnth, sich der Angriffe gegen Diejenigen enthält, die eS liebt. Hierau- entspringen die häufige» Täuschungen, denen sich die Eigenthümrr wüthen- der Hunde bezüglich der Krankheit derselben hingeben. Wie sollte man an die Wuth denken, bei einem Hunde, der sich immer noch freundlich und folgsam zeigt, und dessen Krank heit sich nur durch Traurigkeit, Unruhe und ungewohntes Um herschweifen zu erkennen gicbt? Entsetzliche Täuschung! Denn dieser Hund, der so wenig Verdacht erregt, kann wider seinen Willen einen tödtlichen Biß versetzen, sei cs nun, daß er auf einen Widerstand stößt, oder das er. wie dies häufig vor kommt, durch eine Züchtigung seines Herrn gereizt wird, dem er nicht schnell genug gehorchte, oder auf dessen Drohung er durch eine aggressive Geberde antwortete. Im Anfangsstadium dcr Wuth und so lange die Krank heit noch nicht vollkommen ausgebrochen ist, sowie auch in den Zwischenzeiten der Anfälle, beobachtet man bei dem Hunde eine Art von Delirium, welches man als „Wuthdelirium" be zeichnen kann. Dieses Delirium kennzeichnet sich durch selt same Bewegungen, welche zu erkennen geben, daß das kranke Thier Gegenstände sieht und Geräusche hört, welche nur in seiner Einbildung bestehen. Bald nämlich bleibt das Thier unbeweglich -und mit gespannter Aufmerksamkeit sichen, wie auf der Lauer, fährt dann plötzlich auf und schnappt in die Lust, wie es ein gesunder Hund zu thun pflegt, wenn er eine Mücke im Fluge erhaschen w>ll; andere Male fährt es auf und heult gegen eine Wand hin, als ob es jenseits derselben drohende Geräusche gehört hätte. Wer indeß über die Bedeu tung dieser Erscheinungen nicht belehrt ist, wird ihnen keine ('.sondere Beachtung schenken, rm so mehr, els sie sehr flüch tiger Art sind und in der RegA die Summe des Herrn schon genügt, um das Thier zum Bewußtsein zurück zu rufen. „Durch diesen magischen Einstuß", sagt Pouatt, „verschwindet jedes Schrcckbild und das Thier kriecht mit demselben Ausdrucke von Anhänglichkeit, wie früher, zu seinem Herrn hin. Es tritt alsdann ein Augenblick der Ruhe ein; die Augen schließen sich langsam, der Kops neigt sich nach abwärts, die vorderen Glied maßen scheinen unter dem Körper hinzuschwinden und das Thier ist nahe daran, umzusinken. Plötzlich aber richtet cs sich wieder auf, blickt mit wildem Ausdrucke um sich herum, schnappt in die Luft und stürzt sich, so weit es seine Kette zuläßt, auf einen Feind, der nur in seiner Einbildung vor handen ist." tZorls.yun,, fi)!g,.> * Die „Meißner Ztg" theilt Folgendes mit: „In einer Privat-Waffensammlung zu Weimar befindet sich ein von ei nem alten Invaliden erworbener Säbel, welchen derselbe irgend wie im Freiheitskriege an sich gebracht halte. Beim wieder holten Bemühen, die Waffe zu reinigen, kam aus dcr Scheide ein vergilbtes Blatt Papier zum Vorschein, welches, ohne Zweifel um die Klinge gefaltet, über 50 Jahre unbemerkt darin geruht hatte. Das Blatt Papier ist vielfach mit Blut befleckt und auf den beiden Seiten befinden sich, mit Blut kräftig geschrieben und mir zum geringen Theil verwischt und undeutlich geworden, folgende Aufschriften, die hier buch stäblich genau mitgetheilt werden, mit Beibehaltung der in dcr Schrift weniger auffälligen zeitweiligen Verwechselung von S. mit Z. lcli Korde, meine lland ritleri, Ick Kabe rveiter nickt-, ru ver lieren als mein leben und meinen sabel, moZe -ick meine vslcrlands liebe vererben aus den erbe» meinen Xadelr:, ick slcrde, »der un?»r ist der Lieg es lebe die breikeil, adee! adee! adee! v. Kirsing. Auf der andern Seite steht: >nno 1313 gen 19 vctobri bin Ick durck eine Oanrusircke Kug-I in äie Leile aelrocken gefallen, der breikeit meinen Liidel. v. Kissing. Es macht einen ernsten Eindruck, das befleckte, zerknitterte, gelbgcwordene Blatt zu betrachten, auf welches ein Sterbender vor 50 Jahren mit seinem letzten Blute diese Zeilen voll edelster Begeisterung niederschrieb, die eins der vielen Zeug nisse sind für die großartige Herrlichkeit jener Zeit und ihrer Bewegung. (Angehörige des Gefallenen können von der Re daction der „M Z." den Namen des Einsenders und von diesem den gegenwärtigen Besitzer jenes Blattes erfahren.)" * Dir königl. sächsische Post in der „guten alten Zeit" war rin Institut, das so gut seinen gewaltigen Zopf an sich trug, wie andere Organismen jener Gott sei Dank so ziemlich überwundenen Entwickelungsperiode. Was heutzutage das ..Postverordnungsblatt" ist, das Jedermann für sein Geld mit halten kann, waren früher die als lose Flugblätter erscheinen den „Generalien". Da fiel uns dieser Tage eins derselben in die Hände, das charakteristisch genug ist, um mitgetheilt zu werden. Inhalt ist eine Verordnung an „Unfern lieben Ge treuen, das Ober-Post-Amt zu Leipzig." Friedrich August König von Pohlen, Hertzog zu Sachsen, Jülich, Cleve und Berg, Engern und Westphalen. Rath, liebe Getreue, Uns ist gebührend vorgetragen und verlesen worden, was ihr wegen derer Negotianten und Eorrespondente» zu Leipzig, bey wel chen der Gebrauch aufkommen will, daß sie die Briefe, so ihnen nicht angenehm, anständig oder unnütze seyn, nicht aus- lösen snicht annehmen, würden wir heute sagen), nichts desto weniger aber wider die Vorenthaltung derer andern Briefe protestiren und es auf Unser- Ober-Post-Amts Gefahr auS- gestellet seyn lasten wollen, unterm 19. Julii letzthin unter- thänigst berichtet, und euch zu bescheiden gehorsamst grbethen, worauf hiermit Unser Begehren, ihr wollet, weil doch Unser Ober-Post-Amt der besagten Corre-pondenten unanstän dige Briefe auf denen Posten mitführen, ja auch gemeiniglich die Auslagen dafür bezahlen muß, ihnen dergleichen zu einer bösen conrnqqvfl« gereichende Unterfangen weite, §icht Nach sehen, sondern vielmehr Denensekben, die anders rm sie hü tenden Briese so lange, biß sie die ersten ihnen nicht anstän dige ausgelöset, zurück« behalten, und sie dadurch ohne deßwegen eine Verantwortung auf euch zu laden, zu ihrer Schuldigkeit compelliren, »doch vorhcro diese- ihnen durch ein Avertisse ment bei Unserm Ober-Post-Amt annoch vx skundeuli jzum Ueberflußj bekannt machen, und sie vor Schaden warnen. An dem geschieht Unser Wille und Meynung. Datum Dreßde«, am 12. August 1727. Was würde man heutzutage dazu sagen, wenn man unfrankirte oder mangelhaft frankirte Briese nicht zurückweisen dürfte, und wenn die Post sogar berechtigt wäre, alle folgenden Briefe zurückzubehaltcn, bis man die früher» angenommen hätte? * Folgende auf etwas originelle Weise zu Stande ge kommene Heirath bildet in Königsberg Stadtgespräch: „Auf einem gräflichen Gute unserer Provinz conditionirte eine Bonne aus der französischen Schweiz und ein Jnspector aus Königsberg, sie war seit 36 Jahren au« der Kindheit hinaus, er seiner Mündigkeit entgegensetzend. Die mehr als majorenne Bonne verfolgte den Jüngling auf Stegen und Wegen mit zärtlichen Blicken, Seufzern, Worten und Liebesbriefen, der Jüngling ging diesen Liebkosungen stets mit stoischer Ruhe aus dem Wege. Trotzdem wurde das Verhältniß so bemerk bar, daß der Gutsbesitzer ihm dadurch ein Ende machte, daß er dem Jnspector ein anderweitiges Placement verschaffte. Aber auch hier verfolgten ihn die Liebesseufzer der Jungfrau, die ihre Schwabenjahre längst hinter sich hatte. Einen, zwei Liebesbriefe, die sie an ihn per Estafette sendete, legte er sä acta. Nach einiger Zeit aber langte ein dritter Brief der Liebenden arß Dieser wurde nicht ruhig bei Seite gelegt.' Es hieß darin wie etwa im Götheschen Faust: „Bester Mann, von Herzen liebe ich Dich!' Daß Du meine ersten Briese nicht gleich beantwortet, ist mir erklärlich, ich war so arm, doch plötzlich istS anders g'wordcn, mein Onkel in der Schweiz ist gestorben und bat mir seine Besitzung und 30,000 Thlr. nach liesigem G.lre vermacht, willst Du jetzt mit meinem Herzen, mit meiner Hand mein Besitzchum theilen, dann schlage ein, sage „Ja"! Er sagte sofort und unvcrweilt „Ja"! und auch, daß er sic stets und zwar aufrichtig geliebt batte, daß er keine Worte dafür hat finden können, jetzt endlich platze er damit heraus, er wolle sie zur Frau haben, aber gleich, da rum mögen alle Schritte getroffen werden, das Hochzeitsfest in Gang zu bringen, damit — nicht etwa ein Dritter da- ztvischcntrete. Bei noch anderen Verständigungen schrieb die Braut, sie würde sich sofort etwa 2000 Frcs. aus ihrer Erb schaft bei kommen lasten, um das Hochzeitsfest zu einem wür digen, glänzenden zu machen. Die deshalb erwarteten Briefe aus der französischen Schweiz kamen auch an, sie las ihm die französisch geschriebenen Briefe vor, er verstand von dem Französischen aber nichts weiter, als daß die 2000 Fr. aus- geblicben waren „Nun, das thut nichts zur Sache, nach den dortigen Landesgesetzen darf kein Geld über die Grenze gehen, lege Du sie nur aus, sie sind uns sicher genng. Den Tag unmittelbar nach der Hochzeis reisen wir, wie das da jetzt an und für sich Sitte ist, von Königsberg fort, unserer neuen Heimath zu." Der seelenvergnügte Bräutigam, oder vielmehr sein Vater, ein ehrsamer Tischlermeister Hierselbst, besorgte die Hochzeit, die in einem großen Salon Königsbergs stattfand unter Beiwohnung gratulirender Gäste. Man schwelgte in Genüssen, man badete sich in Champagner. „Zwe, Herzen und — ein Schlag!" „Jetzt, thcurer Mann, packe die Hoch- zcitsgeschenke und sonstigen Kleinodien in einen Koffer und sende ihn sofort ab. Morgen reisen wir nach unserem Be sitzthum und in Stuttgart nehmen wir den vollgepackten Kof fer in Empfang." Der Abschied war rührend. Rührender noch seine Klagen, als er mit der „jungen" Ehefrau in Stutt gart ankam und den Koffer nicht vorfand. „Laß mich nur machen! Ich schreibe einen französischen Brief, der Brief gebt zurück und der Koffer ist da, wenn wir in der Schweiz sind." Die Grenze wurde überschritten. Sie waren in der Schweiz, in der sogenannten französischen Schweiz. War auch noch kein Koffer da, so war doch die zweite Heimath, das Erbbesitzlhum nah. Je näher man kam, um so mehr pochte das H»rz der „jungen" Ehefrau, bis sie dicht vor der Thür ihm an den Hals flog und ausrief: „Ach, bester Mann, noch eine Mittheilung muß ich Dir machen, ehe wir in das Haus der Meinigen einziehen, ich liebte Dich so unaussprech lich, daß ich Dir, um Dich zu besitzen, die Geschichte von der Erbschaft vorgespiegelt habe, verzech, vergiß, was ich that, mein Herz ist desto reicher, Alles wird es Dir ersetzen." Dem jungen Ehemann soll hierbei etwa so zu Muthe gewesen sein, als wenn er, wie es in e.nem Märchen heißt, „aus sieben Himmeln in den Patscheimer siel!" Doch, da half nichts, immer weiter ging's, bis er in die bescheidene Hütte der Mut ter der Ehehälfte, einer Sennerin, trat! Ein Eimer erfrischen der Milch war Alles, was er — erhielt. Sofort telegraphirte er nach Königsberg: „Papa! glücklich angckommen, von Erb schaft gar nichts vorgefunden. Koffer perdu, in den nächsten Tagen siehst und hast Du mich wieder!" Der aus sieben Himmeln gefallene junge Ehemann ist wieder in Königsberg eingetrosfen. Daß es hier heißt: „Wer den Schaden hat, darf für den Spott nicht sorgen!" versteht sich von selbst. Der junge Mann ist der Gegenstand der Neugierde ganz ins besondere der jungen hübschen vermögensarmen Mädchen. Daß er durch das Ereigniß sehr verwirrt worden ist, ergiebt sich daraus, daß er selbst nicht einmal den Namen des Orte- nennen kann, der jetzt seine „junge Ehefrau" birgt. Ueber- raschungen haben ihn mit Bnndheit geschlagen. Einem Ge rüchte zufolge wird die ihn immer noch rasend liebende „junge" Ehefrau Wirde» zurückkehren und eventualiter die Gerichte in Anspruch nehmen, damit der Ehegatte seinen ehelichen Pflichten weiter Nachkomme. ' Bodenbacher Bier-Riederlag« N-nnpeschestraße Nr. 8 (Töpfchen 3 Ngr.)
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