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Dresdner Nachrichten : 13.08.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186508137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18650813
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18650813
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1865
- Monat1865-08
- Tag1865-08-13
- Monat1865-08
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 13.08.1865
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Her man den Aufklärungen über das Geschick de» transatlan tischen Kabels entgcgensieht. Zwar stellt sich Niemand mehr die Frage, ob noch eine Aussicht auf Erfolg vorhanden sei; die Ursache d.» M ßlingenS allein ist das Problem, welche» Jeder durch direkten B weis gelöst zu sehen verlangt. DaS Interesse ist ein rein wissenschaftliches geworden, wo es nicht auf bloßer Neugi.r beruht. Die elektrischen Stö ungen, welche in der vorigen Woche sowohl anfangs das Signalisieren als später das Experimentiren beeinträchtigten, sind seit Sonntag früh auch bis zur geringslbemcrklichen Spur verschwunden. Neu- Hypothesen schießen unterd>ß noch wie Pilze aus der Erde. Nachdem der Haifisch und all die oceanochen Unge heuer, welche Schiller der Hyäne des Meeres zu Genossen giedt, sogar der harmlose Walisisch und endlich ein im August eigentlich unmotivirt heranschwimmender Eisberg rhre Dienste gethan und bald auch ihren Kredit verloren haben, war ein Gerücht verbreitet und ward vielfach geglaubt, daß eines der Kabelrcscrvoirs auf dem Great Eastern geborsten oder sonst verunglückt sei; und von andrer Seite wird die Pcrmutbung ausgeUllt, daß den Dampfmaschinen des Schiffes ein Unfall zugestoßcn sei. Letztere Annahme hatte eher eine Wahrschein lichkeit für sich, als crstere. Doch kann keine von beiden auf eine Begründung in den uns bekannten Thatsachen Anspruch m ich.« Amerika. Wenn die Unionsregierung ihre Arme- be deutend reducirt, so bat dies seine guten Gründe. Die „Times" schreibt nämlich in ihrem Bericht: „Nach d.n letzten Nachrichten aus Newyvik war Piäsident Johnson im Begriff, zu Washington eine Konferenz mit einer Anzahl der hervorragendsten Finanz männer und Kapitalisten aus verschiedenen Gegenden der Union abzuhalten, über die Unzulänglichkeit der gegenwärtigen Ein nahm n und über geeignete Mittel, dieselben zu vcrb.ssern. Nur roch ca. 6,000.000 L autonsirter B.ndS blieben zu emittircn, und wenn diese erschöpft sind, wird der Staats schatz keine Mar.l habe», irgend welchen Ansprüchen anders zu begegnen, als aus den gewöhnlichen täglichen Steuer und Zolleinnahmen, da fünf Monate verfließen wc den, bevor wei ter- Anl ihen vom Kongresse sancO.onnt tv.rden können. Und doch werden bis dahin dre Gelderfordernisse, wie et heißt, nur um tvmig geringer sein, ols zur kostspieligsten Z-it des Krieges. Gewöhnlich ist die Negierung mit ihren Zrhlungen vier Monare im Rückstände, so daß in den nächsten zwei Mo- raten eie Schülern von Mitte März bis M>tle Mae berichtigt werden müssen — für einen Zeitraum, während d.ssen die Ausgaben nicht wesentlich rerucirt waren, sondern etwa 20,000.000 L monatlich betru'en. AöttjßssrHes Lirvfrbrater Dinorah, Oper in 3 Lei n von Meyerbeer, kam nach längerer Pau'e am l l. d. wi.d.r >ur Auffüheung jNeu war uns die Besetzung der Titelrolle durch Frl. Häniich, die des Hoöl du ch Hnr. D'gele und, was der den ausreichenden tüchügcn Gesangcekräften des König!. Instituts übcrraichte, die Be- setzung der Oiolle des HUlenknaben durch ein Nichtmitglicd des Hostheaters. Frau Johann» Schubert. Fräul Hänisch bemühte sich mit bestem Erfolg die seltsame Erscheinung der in fortwährender Geiste, siorung herumirrendcn Dinorah musi kalisch und dr-mr!i?ch wi ksam durchzuführcn. Vorzüglich ge ling idr di-, dre höchste Stimmlage erfordernde und mW bedeuten der C? oratur ausgestattetc Arie des Schatt ntan; s. so wie die Scene des letzten Actes, in welcher Dlnorah mit Eittzück.n und in V.iklärung die Wallfahrt nahen si:hr Hr Degele 'ang ganz besonders innig und crgrOfend d;e Arie des drit ten Llctcs bei der cntscOten Braut, ferner das folgende Duett mit Dinorah und schwang seine rr'.ff.iche hohe Baritonslimme zu wiederholten Matten glanreoll bis zur Tcnorlazc empor. Der Eercntrn ist für Herrn Nudolph wie eschassen und sel ten wird eine andere Bühne einen im Sp.el und G sang für di-se Partie so geeigneten Sänger o.ufwe:sen können. Das Theater war trotz d r ?->rso'> inniie ziemlich gut besucht, das Auditor um sol te der in allen seinen Tbnlen unter Leitung des Herrn Hofkapellmeistcr Ki-bs gut durchg-.führlen Oper mit voller Ausmcrlsenr.keit und lehnte die einzelnen Leistungen, namentlich die der Fräul Hänisch mit wiederholtem H.rvor- rur und Beifall. 2scv Mann nrit den wripera Natten. Durch lange Jahre hat man fast täglich auf dem schö nen Platze, der sich vor der Saint-Sulp ce - Küche auedchnt, e nen Mann bewundern können, der sich nicht sowohl durch fern A ußcrcs, als vi.lmehr durch die Art und W.ise s.irres Ausirelens und die eiaenthümliche Zusammensetzung seiner näheren Umgebung von anderen ähnlichen Erscheinungen un terschied, und nie verfehlte, einen dichren Kreis Neugierig r hsranz zi hm Der Mann stand hoch in den Fünfzigen vielleicht Grau mit Blond untermischt war sein struppig wachsender Bart. DaS ziemlich regelmäßig geformte Gesicht war mit Blatter narben und Runzeln bedeckt. Die lichtblauen Äugen lagen ti.f in ihren Höhnen und schossen, wenn sie einem Menschen- antlitz b gegncren, scheue Blitze. Rings von dem ziemlich ho hen Schädel herab floß in langen Ningellockm eine rörhlich braune Pcrrücke. dis ihrerseits zu gewissen Zeiten von einem Hut bcklönt wurde, der ein Ausbund von üeulenfülle und Kahlheit genannt zu werben ve,diente. Die Schuhs, die der Mann trug, schienen für die Füße eines Niesen gemacht >u sein, so groß und plump waren sie Weite blauleincne Bein kleider, eine von Fett glänzende Weste, ein vorn flott herab- wallendes roihcs Halstuch un: cm in der Farbe verschossene? graugelb gewordener Tuchrock verrollst«,.diztcn las Ganz- der Tracht, der ein verdrossen liederliches Etwas nicht a'ozuspre- chen war. Den Mann begleitete des Morgens bei seiner Ausfahrt ein W-ib. Beide zogen j- eimn zweirädrigen Wagen. D e La dung desselben bestand in Käsigen von Holz und metallenem Draht. Vor Saint-Sulprcr angelangt, entledigte man die Wa gen ihrer Last und pflanzte die Käfige zu Seiten einiger Tische m mehreren Reihen über und neben einander auf. Mittler weile simnelte sich ring» umher das Volk an, und die Vor st llunq konnte beginnen. Der Mann mit der Perrück« nahm seinen unfashionablen Hut ab', stellte ihn etwa in den Mittelpunkt drs Kreises, der im Entstehen begriffen war, was so viel heißen sollte, als: „Nur da hinein mit dem Lohn!" — und erschloß einen der Käfige. All-S das that er stumm wie ein Fisch; dann aber in r- melte oder grunzte er vielmehr doch einige Worte, Comman- doworte, die l) an ein halbes Dutzend weiße Natten, 2) an eine» gezähmten Hasen, 3) an ein Stachelschwein, und 4) an ciire Nachteule gerichtet wurden Die weißen Natten ließ er der Reihe nah aus ihrem Käsig über einen Stock hinweg auf einen d:r Tische spazieren. Dort rref er sie einzeln beim Namen, nachdem er ihnen den Rückweg abgeschnitten hatte — o cs waren ganz allerliebste, selbst aristokratische Nainen da runter, und den kleinen rothäuzizen Dämchen und Herrchen lchlre eS nicht an einem gewissen Gefühl von Tact, denn sie warfen nicht selten bei Nennung ihres NamenS das spitze Köpfchen irr die Höhe und kamen wie ein Pfeil vorgcrannt, — stellte zwischen seinem Oberarm und dem Tisch die Stock- Verbindung h.r und ermahnte nun die Schaar, vorsichtig über die schmale Brücke sich zu ihm herüber zu begeben, worauf Fräulein Emma, Monsieur Arthur u. s. w. auch behend die Reise antratea und einen lustigen Rundgang um die Pcrrücke arrssüh-ten oder auch wohl den Muthwillen so weit trieben, daß sie sich auf dem Gipfll derselben wie auf einer Platt form versammelten und, auf den Hinterfüßen sitzend, nase weise Umschau hielten. Während ab und zu einer von den Zuschauern in die Tasche griff und mit einer Kupfermünze das gähnende Unge heuer von einem Hut bombardirtc, führte der Mann mit der Pflücke die erste Vorstellung zu gutem Ende, indem er die Ratlensamilie in den Käfig zurück commandirte; dann rückte er mit seinem Hasen vor. Lampe verrichtete wirklich für ein Hasenherz ganz Aus gezeichnetes Er fürchtete sich nicht nur nicht vor einem Hunde, e: verfolgte einen solchen auch und brennte ihm, ver mittelst einer kl-incn. festgeschraublen Kanone, Eins auf d>n PU, Hierbei siel natürlich wieder Etwas in den Hut, und mit verdopp.I'e'm Einste — lachen oder nur lächeln sah man ihn nie — schritt der Mann an die dritte Vorstellung, welche die Leistungen eines Stachelschweines zum Gegenstand hatte. Mitglied des Pariser Thierschutzv-reins mußte er wohl nicht sein, denn ein Stachelschwein schwimmen und wiedir schwimwen lassen, wie der Mann es im Bassin des Spunz- b-.unnens that, gehört wohl nicht zu eines solchen Ressort, und der Eifer, womit der Unhold die sonderbare Schwimm- parthie veranstaltete, noch viel weniger; aber Zuneigung zu seinen Untergebenen schien er doch zu besitzen, und beim Ab leben einer L.ebliiigsratte wollte man ihn einmal sogar Thrä- nen haben vergießen sehen. Nun, bei dem Stachelschwein bewies er cs eben nicht, und auch die Eule, die er ohne Weiteres d»m Sonnenl chte aur setzte und an einem Bindfaden in die Last warf, konnte Aehnliches von ihm gewiß nicht be haupten. Ob es wahr, was sich die Leute in Paris erzählen, daß dis Eule sich einmal dafür an ibm grausam gerächt, indem sic nach Art der Schwalbe, der Tobias seine Blindheit verdankte, beim N edeiflartern auf des würdigen Mannes Perrücke in ungemein Prosa scher W.ise sich an derselben versündigte, kann nicht m t G wißheit lfestgestellt werden, gelö.t auch nicht zur Sache. Sie war Mitglied des Qaartetts, sovitt sicht sest. Und so oft am Tage, nach Bildung eines neuen Pub- Ikuns^ durch eine Leim Weinwieth verbrachte Pause dea Eyclue der Vorstellungen sich erneuerte, war sie und Lampe und das Slachelschw.ln :.nd die Weiße Nattcnsamilic mit dabei. Es war immer, mit geringcr Abwechslung, die alte Geschichte. Das hatte so .arge, lange Jahre gedauert. Ganz Pa ris kannte den Hasenmann, ten Rattenmann, den Froschmann u. s. w., denn vor Jahicn besaß ec auch einen wohldicssirbn FuLch. All in Niemand wußte im Giw'de, wer er war, woher er ackomm n wie er eigentlich hi-.ß Uns selbst ist zeitweise eine Frage nach der sonderbaren Persönlichkeit und den Verhältnis! ir entfahren; rndcß kein Mensch, d.r Auf schloß zu geben vermcch'.e, der nur seinen Familiennamen gewußt hätte. Alles, was man über ihn erfahren konnte, war. daß er an der Barriöre de l'Ecolr wohne und eine Köchin, wahischeinlich fline Begleiterin am Morgen, zur Lieb sten habe. Bis dahin war das Näthselhaste der Erscheinung durch Nichts erhellt, der sie umhüllende Schleier in Nichts gelüftet worden. Man hatte sich endlich taran gewöhnt, in ihn nur den ,Mann mit den Weißen Natten" zu sehen Und das währte schcn ziemlich lange, als plötzlich vor Saint-Srttp.ee der Nat tenmann sich nicht mehr einfand und kurz darauf ein dunkles Gerücht immer mehr Consiitenz bis zu folgender Erzählung gewann, die nunmehr zu Paris in Jedermanns Munde ist: Dw Mann mit den w ißen Ratten war krank gewor den. Man hatte ihn in's Hotel Dieu Spital gebracht. Da eifaßte ihn ern heftiges Fuder. Er redete irre, eine ganze Nacht hindurch. All rhand schauerliches Z-ug sagte er Un ter Anbenn sprach er von einem nächtlichen U-b.rfall im Walde, von einer Axt, von Blut und Hirn, von einem Morde Zug um Zug entstand im Munde des Fieberkrank»« ein B.ld, eine schaur-ge Off.nbarunz. Die Wäner körten es, und einen solchen Eindruck machte da? Gehörte auf sie, daß sie hingingcn und bei ihr n Vor gesetzten Anzeige davon machten. Vor etwa 26 Jahren, in der Nähe von Marseille, war die Sache palsut. Der Mann habe eine Maitrrffe gehabt, und um sie sich vom Halse zu schaff»«, derselb«n nächtlicher weile mit einem Genoffen im Walde aufgepaßt und sie er schlagen. Beide haben hierauf geschworen, sich gegenseitig nicht zu verrathen und seien nach Pari« gezogen Jnculpat, der eine Narbe im Gesicht gehabt, Hab« f» lange einen falschen Bart getragen, bis sei» eigener groß ge nug gewesen, um die Narbe zu verbergen. Und sofort habe er sich dadurch eine unabängige Stellung gesichert, daß er sich auf das Abrichten von Thieren gelegt und diese dann de« Publikum vorgeführt habe So sonderbar diese Aussagen lauteten, so nahm man doch Notiz davon: die Behörde schrieb nach Marseille wegen des vorgeblichen Mordes, und richtig, die kurz darauf einlau fende Antwort bestätigte die gelieferten Details nicht nur, son dern lieferte noch andere dazu, die über das Schuldigsein de» Patienten fast keine Zweifel mehr zu ießen Als er von seiner Krankheit wieder hergestellt war, theilte man ihm mit, sein Mitschuldiger habe ihn bei Gericht denun cirt, worauf er m die Worte ausbrach: „Der Elende!" Dann schaffte man ihn nach Marseille, ließ ihm den Bart abnehmen und verhörte ihn in Gegenwart der noch lebenden Schwester der Ermordeten, die ihn augenblicklich erkannte und damit die letzten Zweifel, die noch Betreffs seiner Schuld obwalten konnten, hob. Demnächst soll nun die Sache vor den Assisenhof kom men, und bald wird man mit Bezug auf den Jnculpatcn wohl sag n können: So endtte der Mann mit den weißen Ratten * Eine gefährliche Farbe. Das preußische Han delsministerium macht darauf aufmeiksam, daß in neuer Zeit in der Färberei vielfach ein gelbes Pigment unter dem Na men Pckiingelb oder Anilingelb verwandt wird, welches theil» aus reiner Pikrin-Salpctersäure, größtentheils aber aus Prä paraten besieht, in denen letzt.re als wesentlicher Bestandtheil sich befindet Nach den bisherigen Wahrnehmungen ist dieser Farbstoff ein zu spontanen Entzündungen und Detonationen nicht geneigter Kö>p:r. Er wird drsholb auch ohne beson dere Vorsichtsmaßregeln verpackt, versandt, mit andern Arti- tcln zusammen gelagert und ia größeren Mengen in den Ar- b i:s- und Verkaufs-Localen vorräihig gehalten. Die Annahme, daß alle Gattungen dieses Farbstoffes ungefährliche Körper se.en, trifft jedoch nicht zu. Ern unlängst in Berlin vorge- kommrner, von brklagenswerthen Folgen brgleiteter Unglücks fall hat zu Ermittelungen Anlaß gegeben, als deren Ergebniß sich herauest.llle, daß unter den käuflichen, als Pikrinsäure oder Anil ngelb bezeichmtcn gelbe» Pigmenten Products Vor kommen, tvttche leicht, schon durch einen bloßen Funken, ent zündlich sind, mrt ungemeiner Heftigkeit detonircn und wegen dieser Eigenschaft ,u Uirglrickssällen Anlaß geben können. Die Alkalien enthaltenden gelben Pikrin-Farbstoffe sind von der reinen Pikrinsäure dadurch unterschieden, daß die letztere in der Regel ausschließlich aus lleinen ausgebildeten Krystallen besteht, welche eine Helle schwefelgelbe Farbe zeigen, während das gefährliche Pigm nt als ein feines Pulver von etwa» dunklerer gelber Farbe erschünt. Zur Vermeid.ng von Un- glückssällcn möge man diesen Unterschied sich merken. * Nochmals der Wüstenlöwe. Abd-el-Kader, wel cher gcginwärtig in Paris weilt scheint sich, trotz der afrika nischen Temperatur, welche aug»nrlicklich dort herrscht, oder vielleicht auch gerade wegen derselben, da sie heimische Er innerungen in ihm weckt, so gut zu gefallen, daß es Hecht, er werde bis Ende August dort bleiben. Allerdings ist er auch der Löwe des Tages. Die Damen namentlich und die Frem den reißen sich um seinen Anblick, und er wird von Audienz» g-.suchen förmlich b stürmt. Am 19. Juli wurde ihm zu Eh ren eine Vorstellung der großen Oper gegeben. Man wollte dem a ten Herrn noch einen specüllcn Genuß bereiten und lud ihn ein, sich auch hinter die Coulchsen in die Foyers der Tän zerinnen zu begeben. Allem der alte Emir, ent veder, um die Gerüchte von einer allzu großen Verehrung, welche er dem schönen Geschlecht widme, turch die That siegreich zu wider legen oder aus Fu cht vor der Eis rsucht seiner eb;n erst er- helratheten jungen Zirlassierm, oder vielleicht aus r«in sittli chen POncipien lehnte den Besuch derselben ebenso standhaft ab, wie weiland d.r junge König Gcorgivs von Griechenland, dem man bei seinem Besuche der Oper vor einigen Jahren dasselbe An rbieten gemacht halte (man scheint dort hohen Häuptern gegenüber daraus ein Geschäft zu machen). Ich weiß nicht, ob der alte Afrikaner es auch mit demselben llassi» schm Worte gelhan. welches man dcm König Georgios bei jen r Gelegenheit in den Mund legte: „Wozu mich dahin begeben? Ich kann von meinem Platze aus Alles ganz gut sehen!" * AuS Plombiörcs bringt die „France" eine wahrhaft idyllische Beschreibung des kaiserlichm Badelebens. Kein Hof, k.in Cecemoniel, keine Machtcntfaltung, Alles einfach, bürger lich. Der Kaiser giebt keine Audienz. spricht mit Jedem, der ihm angenehm ist, sitzt an der Promenade, besucht die Bäder im Orte und „kneipt Natur" wie jeder Mann, der sich nach saurer Arbeitszeit einmal gründlich ausruht. Am Sonntag kommt der Minister des Innern. Am meisten verkehrt der Kaiser im Cabinet mit dem Chef der kaiserlichen Druckerei, da der zw.ite Band des „Cäsar" im Druck ist. Sonntags giebt der Kaiser auch wohl ein Diner in der Nouvelle-Feuillve unter freiem Himmel, wo drei Dutzend Gäste sich in lustigen Ein fällen üb.rbieten und viel grlacht wird. Auch wohnte der Kaiser schon einem Balle im Casino bei, den ihm die Bade gäste gaben und wo er drei volle Stunden in schönster Hitze S and hielt, nachdem er den Ball mit der Frau des Präsekten eröffnet hatte. *DasNeuesteausdemWelfenreich. In Norderney fand am l. August bei Hof ein Diner statt, an welchem auch das Biaulpaar. Prinzeß Llexandrine von Preußen und Herzog Wilhelm von M cklenkurg Theil nahmen. V.i Tische geruhte Seine welfische Maj.stät auf das Wohl des durchlauchtigsten Brauipaares einen Toast auszubringen und stimmte darauf „nach althannovcrscher Sitte" ein „Hep Hcp-Hurrah" an, wrlcheS neunmal wiederholt wurde und wobei Se. Majestät die Nagelprobe machte.
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