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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187103272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710327
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-03
- Tag1871-03-27
- Monat1871-03
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1871
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und uu- Multn, U mit kr ster. .'lasientn. d. Ml«. "lief nach ngSvolln n, igen dick en hin- Lr-dt. lag 3 Uhr ern Leiden Schwester 'ifert rübt ihren um stiller afsenen. schwerem ! Eugenik, ) Bekann- d Frau, lhr Nachm. . längeren Aller vvn > Freunden heilnahme. lufseher, rdern. Tod unsm >ee vn». ileid bitten röner. itschlafenen en Denen, s Sarges, Ruhestätte abcrt, hier- izusprechen. Flügel. olle Theil- ck bei dem illt u. Fam. »8l muß in th Conrad, hannisgLffe" ralur erS 2ü» rnzt. Den immer ge be hat m arousal an ächtet, das ieselben im n Angriffe, Journal" Fort- voll- i sind. Der immune ist lhne aufge- Widcrstand mehrere Ba- ammeln. ->nd hat der n Deutsche« rs feierten, enwart det ) dcmolirt. :n. — Dal haben ihre pheu-Corrc- vom heuti- r de- pren- estcrn gegen 'thätigmten Unter den nderen Per» n Radowi- m deutsche» a der Pöbel verhaftete» Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Lrdaclto» »«d rrptditto» JohanniSgaffe 4/b. f-er-ntw. Redacteur Fr. HilNurr. Sprechstunde d. Redaktion »«nmtta,» von tl—» Uhr «achmmag« »oa 4—L Uhr. >r»m»-«e der für die nächst- ftltzkube Nummer bestimmten f Kürrate in den Wochentagen bis 3 Uhr Nachmittags. Schn. I M 88. Mipsigcr.Tagelilalt Anzeiger. Amtsblatt des Köui-l. Bezirksgerichts und dck Raths der Stadt Leipzig. Montag den 27. März. Auflage 880». ikl>an»eme>«»prri» Vierteljährlich 1 Tdlr. 7'/, Nqr., incl. Bringerlohn 1 Thlr. tONgr. Inserate die Spaltzeile l'/«Ngr. Neelamea unter d. Urdaettonr-rich die Spaltzeile 2 Ngr. Ftllalk Otto Klemm. UriivcrsitälSstraßc 22, Loral-Comptoir Hainstraße 21. 1871. Bekanntmachung. Die Station für Pockenkranke wird in diesen Tagen aus dem IacobShoSpitale in die hinter dem neuen Krankenhause errichteten Pavillons verlegt, und es können daher vorn SS. diese- MouatS an männliche Pockenkranke und vom SK. dieses MoaatS an weibliche Pockenkranke nur noch in diesen Pavillons, welche ihren Zugang von der CarolinenstraH« a«S habe», nicht mehr im alten IacobShoSpitale Ausnahme finden. Leipzig, am 24. März 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Vogel. hleißner. Vermiethung. DaS am Naschmarkte im Erdgeschoß des RathhauseS zwischen dem Wohlwerth'scken Gewölbe und der Hausvaterwohnung gelegene Gewölbe soll vom 1. Juli d. I. an auf sechs Jahre an den Meistbietenden anderweit vermiethet werden. Wir fordern Miethlustige auf Dienstag den 28. dies. Mon. Vormittags LL Uhr an Raihsstelle sich einzufinden und ihre Gebote zu eröffnen., Daselbst können auch schon vor dem Termine die Luitations- und Vermiethungsbedingungen «gesehen werden. Leipzig, den 18 März 1871. DeS RathS der Stadt Leipzig Finanz-Deputation. Die öffentlichen Prüfungen der Realschule werden Dienstag d. 28 März von Bormittag 8 und Rachmittag 2 Uhr an, Mittwoch d. 29. März von Bormittag 8 Uhr an, und Donnerstag d. 30. März von Bormittag 8 und Rachmittag 2 Uhr an im 1. Stock des westlichen Flügels der 1. Bürgerschule avgehalten. Zum Besuch demselben ladet hierdurch im Rainen deS Lehrer-Collegiums ergebenst ein Der Direktor Pros. »m. Geflügel-Ausstellung. * Leipzig, 25. März. Am heutigen Bormittage ist die von dem hiesigen Geflügelzüchter-Berem > veranstaltete zweite allgemeine Geflügel-AuSstellung in den Räumlichkeiten der Esche'scheu Restau ration eröffnet worden. Schon von Weitem hört > man das lustige Treiben der durch die aünstige Witterung in dre beste-Laune versetzten gefiederten ^ HauSthiere, in den Ausstellungsräumen selbst aber berührt die musterhafte Ordnung, überlMpt das rorteffliche Arrangement auf das Angenehmste. Vom Entrsezimmer betritt man die Saalräume, lin welchen die Tauben untergebracht sind. Auch > diesmal sind ausgezeichnete Exemplare zur Ansicht gestellt worden, von denen wir für heute mir dte j berühmten englischen Kröpfer, die Holländer und Brunner Krövser, Cvprianer, vorzügliche Tümmler und Pfautauven, Mövchen, Lockentauben und In dianer Hervorheven. Ebenso ist die Abtheilung der Hühner, welche zumeist in den geräumig hergestellten Colonnaden des Etablissements plaeirt ^sind, durch hervorragende Sendungen vertreten, unter denen sich namentlich prächtige Oröve-covui-, englische Kampfhühner, bergische Krähcr, Eochin- china, b-a tlöell« und Straußhühner, Brabanter und Holländer auSzeichnen. Dasselbe gilt von der Abtheilung der Wasser-, Zier- und Sing vögel, unter denen die SpccieS der Canarien treff- lite GesangSkünstlcr aufzuwcisen hat, während außerdem gelehrige Papageien, eine Menge anderer fremdländischer Sing- und Ziervögel das Ganze verherrlichen. Auf der Ausstellung sind folgende Orte ver treten: Altenburg, Zeitz, Götzmv, Gera, Greiz, Lrißensels, Naumburg a/S., Schmölln, Ronne burg, Münza bei Altcnbura, Gehren bei Alten- burg, Nachschau bei Greiz, Gomla bei Greiz, Roda, Großenhmn, Dresden, Reichenbach i/B^. Plauen i/B., ! Meerane, Chemnitz, Freiberg, Hohenstein, Limbach, j Lommatzsch. Grimma, Gröbern, Kaufungen b. Penig, Strießen,Zeulenroda, Eisenbera, Mertendorf, Bran dts, Markranstädt, Zwenkau, Reichenau beiZittau, Großschönau, PulSmtz, Bautzen, Rochlitz, Püchau, Siebenlehn, Obersrohna, Kändler, Trautzschen, GohliS, Stötteritz, Neuschönefeld, Plagwitz, Rasfe- ivhla, Frankfurt a/M., Solingen, Braunschweia, Hamburg, Eßlingen a/N., Berlin, WiSmar, Stral sund, Weimar, GoSlar und Darmst-dt. Die Zahl der Aussteller in der Abtheilung der Tauben be trägt nahezu 100, in der Abtheilung der Hühner ca. bO und in der Abtheilung für Ziervögel rc. ca. 3V. — Am Dienstag schließt sich der Ausstellung die Lotterie an, für welche bereits die werthvollsten Preise in Aussicht genommen sind und manchem LooSinhaber einen Stamm prächtiger Hühner, Tauben rc. zuführen werden. Möge die Ausstellung der allseitiasten Beachtung empfohlen sein, da das hier dem Auge Gebotene zu dem geringen Ein- trittSgrlde in keinem Verhältnisse steht. In der Abtheilung der Tauben sind fol gende besonder- beachtenswerthe Exemplare, auf die wir aufmerksam gemacht haben wollen: die Kropstauben von A. Dittricy in Leipzig, die Col lection von Rührig in Frankfurt a. M. ^ die Echwarzschwinger von Metzger in Reichenbach l. B, die Echwarzschnippen von Heivenreich in Merten dorf bei Naumburg (Seltenheit), die englischen Kröpfer vvn Sreling in Neuschönefeld und von Kratzsch in Zeitz, ein seltenfarbiger Tauben von Aüaer in Schmölln, ein Paar rothschnippige Mrvchen und zwei Paar Pfautauben von Müller » Kraschwitz, d« ganze Collection von Th. Schulz in Bautzen, von Schönfeld in Kaufungen und be sonders von du Roi in Braunschweig, die Band oder Scheckenstügel von Schubert in Reumark, ein Paar Eyprianer von Trobitzsch in Plauen i. B., die Mövchen von Schüller in Hamburg, die Col- lectionen von Friebel in Limbach, Gromada in Dresden, Schader in Stötteritz und Zetzsche in Altenburg. die Mövchen von Pctzold in Berlin, die pötckmgerr Pfantanbe« deS vr. Krutzsch in Trautzschen, die Tümmler und Calotten von Neulich in Msmar. — Unter den ausgestellten Hühnern zeichnen sich aus die Oröve-coour von Seeling in Neuschönefelv und Schilbach in Leipzig, die schlvarzen Bantams von Scherpe in Leipzig, die Cochinchina- und Kampf- bantamS von du Rot in Braunschweig, Ua tlöebe von Schulze in Altcnbura, die Dorking, tlöolw und Gold van tams von F. Schmidt in ))kcuschöne- feld, die Goldbrabanter und Spanier der Gräflich von Hohenthal'schen Fasanerie zu Püchau, die Cochinchina von Springer in Altenburg, die Holländer von Gangloff in Leipzig, die Andalusier vvn Köhler in Weißenfels Seltenheit), die Cochinchina von Scholze in Reichenau, die Brahma-Putra und-Cochinchina von Struck in Stralsund, die Brahma-Putra von Dietzsch in Gomla, die prächtigen bergischen Kräher von Hörster in Solingen, ein Stamm weißer Deutscher von Höfer in Leipzig, die Collectionen von B. Friedrich in Leipzig, von I. Körner in PulSnitz, Zwirn mann in Raumburg a/S. und Noack in Beffungen bei Darinstadt. — In der Abtheilung der Master-, Zier- und Singvögel heben wir hervor die Canarien von L. Heroux und Adv. BurkaS in Leipzig, die Fasanen der Fasanerie Püchau, ein gelernter Canarienhahn von E. Fischer in Anger bei Leipzig, ein Stamm schwedischer Enten von E. Friedrich in Leipzig, die Canarienvögel mit Lernkasten) von M. Höfer in Leipzig und endlich die ausgestellten fremdländischen Exemplare der Handlung exotischer Vögel (am Markt) in Leipzig, darunter besonders die chinesischen Königßfasanen. — Der Besuch der Ausstellung, unter dem wir die angesehensten Familien hiesiger Stadt zu erblicken die Freude hatten, ist ein anhaltend zahlreicher und der Aufent halt in den Ausstellungsräumen infolge des vor trefflichen Arrangements ein angenehmer. Tagesgeschichtliche Ileberflcht. Der Kaiser spricht im „Staatsanzeiger" fol genden Dank aus: „Nach dem nunmehr glücklich beendigten Kriege in die Heimath zurückgekehrt, sind Mir an Meinem Geburtstage nicht nur aus sämmtlichen Provinzen der Monarchie, sondern auch aus allen übrigen Theilen deS deutschen Vater landes von Gemeinden, Corporationen, Bereinen, Festversammlunaen und einzelnen Personen zahl reiche Glückwünsche schriftlich wie telegraphisch zu gekommen. Diese Kundgebungen, welche Mir als ein Beweis treuer Liebe und Anhänglichkeit gelten, haben Mich mit freudiger Bewegung und Genug- tbnung erfüllt. Mein Herz drängt Mich, Allen Meinen aufrichtigsten und tiefgefühltesten Dan ' dafür auSzusprechen. Ich beauftrage Sie, dies zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Berlin, den 24. Mär» 1871. Wilhelm." DaS neue Deutsche Reick hat, wie schon kurz ge meldet, in Bayern eine Erbschaft anzutreten, ein werlhvolles Gebäude mit fast 120 Tagwerken Grund und Boden, die Walhalla bei RegenS- burg. Der Erbauer König Ludwig I. hat darüber Folgendes bestimmt: „Die Walhalla und was zu ihr gehört, vermache ich Deutschland, meinem großen Vaterland, lieber die Ausnahme in dieselbe hat der Bundestag zu entscheiden. Würde, was Gott verhüten wolle, der Deutsche Bund aufhören, so fällt die Walhalla an Bayern. Würde später jedock wiederum ein Bund Deutschland vereinigen, so würde die Walhalla aufs Rene Eigenthum Deutschlands und hat wieder inS Leben zu treten, was ich in Ansehung ihrer verfügte." ES kann wohl kaum ausbleiben, daß Deutsch land den neuesten Vorgängen in Paris gegen über sich gezwungen sehen wird. für die Erfüllung der in dem Friedensschluß stipulirten Bedingungen erhöhte Garantie zu beanspruchen. Nament lich fällt dabei die,Bedeutung von Paris als erste Festung der Welt ins Gewicht, da später, wenn erst, wie für die Zahlung der ersten Rate der Kriegsconlribution ausbedungen, die gegenwärtig deutscherseits noch besetzt gehaltenen Forts geräumt sein werden, eine Erneuerung dieser Vorgänge Deutschland nur zu leicht in die Lage versetzen könnte, die Belagerung der französischen Haupt stadt unter weit ungünstigeren Umständen als im September v. I. von Neuem aufzunehmen. Eine genügende Sicherheit vermöchte dafür nur die noch für mehrere Jahre auszubedingende Besatzung eines oder einiger Pariser Forlö zu gewähren. Daneben euvacksen aus der gegenwärtigen Lage der Dinge aber Deutschland außer den durch dieselbe beding ten wirthschaftlichen Verlusten und Rachtheilen noch riesige Ausgaben, indem die Besoldung für die noch auf voller Kriegsstärke befindliche Armee, wie der Unterbalt der Gefangenen zunächst doch aus deutschen Mitteln bestritten werden müssen. Unendlich schwerer als Deutschland wird natürlich Frankreich von den neuesten Vorgängen in Paris betroffen und leiden namentlich die ohnehin schon durch den Krieg so schwer heimaesuchten, deutschez- sells noch besetzt gehaltenen Landest Helle, denen zunächst die Last der Ernährung der deutschen Heere zufällt, welche nack einer ungefähren Schätzung täglich 2t»0,ooo Thlr. beansprucht. Ein baldiger Abschluß dieses nack allen Beziehungen so nachtheiligen Verhältnisses müßte demnach für beide Thelle im höchsten Grade wünschenswert!) erachtet werden, und da dieser Abschluß wenig stens für Deutschland mit der Gewährung der erwähnten Garantie bewirkt sein würde, so darf deutscherseits der Aufstellung einer derartigen For derung wohl mit Bestimmtheit entgegenacsehen werden, während andererseits ein Eingehen yierauf der gegenwärtigen französischen Regierung durch die Ausschreitungen der revolutionairen Partei erleichtert würde. Tie Vermuthung hinsichtlich der Ausdehnung der rothen Republik in Frankreich hat sich schnell bestätigt. In Lyon ist die Revolution Meister der Stadt und der Forts und auch aus anderen Städten: Bordeaux, St. Clienne rc. werden Symptome gemeldet, die auf den baldigen AliSbruch der Erhebung hindeuten. Rächst Paris hat nun freilich keine Stadt Frankreichs eine solche Arbeitcrbevölkcrnna wie Lyon aufzuweisen, die ohnehin durch die Lage der von derselben bewohn ten Vorstädte die Stadt strategisch beherrscht. Die Ideen des Umsturzes haben daher s;il den Tagen der ersten Revolution in Lyon stets einen frucht baren Boden gefunden, und der Aufstand daselbst mußte dem in Paris selbstverständlich folgen, namentlich da der letztere so entschieden socialer Natur war. So dürfte zunächst die rothe Re publik als Siegerin aus dem Kampfe hervorgehen, Dank der Schwäche der Februarregierung, welche, anstatt sofort die Nationalversammlung zur Ge nehmigung energischer Entschließungen der Regie rung aufzurufen und für die ncngeschaffene SlaatS- form einzutreten, von dem Parlament selbst Schutz und kräftiges Vorgehen erwartete, um sich hinter besten Autorität verkriechen zu können. Gerüchte nennen den aus der Gefangenschaft heimgekehrlen General Ladmirault als den erkorenen Ober befehlshaber der Streitkräfte der Februarregie rung. General Ducrot dagegen soll von den meuternden Truppen bereits erschossen sein. Wäh rend Thiers, wie aus Versailles gemeldet wird, noch 14 Tage warten will, ob die Insur genten nicht reumüthig nach Hause gehen, scheinen diese einen besseren Begriff von dem Werthe der Zeit zu haben, da sie entschlossen sind, sich ru Herren von ganz Paris zu machen. Ein schreck licher Straß'enkampf darf demnach wohl als unmittelbar bevorstehend betrachtet werden. Der feigen Ermordung der Generale Le- comte und Clement Thomas ist bekanntlich nach einigem Zaudern die Approbation des Pariser Central-EomiieS ertheilt worden, das in dieser scheußlichen Frevelthat schließlich den „berechtigten Ausdruck patriotischer Entrüstung" erkannte. Die Nationalgarden vom Montmartre selbst scheinen aber rin weniger weites Gewlffen zu haben; sie haben auf eigene Faust eine Untersuchung des Falles angestellt und dabei ermittelt, daß unter den 34 Subjekten, die sich an der Ermordung betheiligr hatten, 16 Linieninfanteristen, lo ChaffcurS zu Fuß, 2 Zuaven, 5 Pariser Mobi^arden und 1 Franc- tireur gewesen sind. Zum Feuern ist von einem Rationalgarden-Capitaln, ehemals Maschinisten in einem der Pariser Theater, commandirt worden. Eine nettere Gesellschaft zur „Kundgebung patrio tischer Entrüstung" dürfte kaum aufzutreiben ge wesen sein. Die Pariser Aufrührer übertragen den be kannten Satz, Eigemhum sei Diebstahl, immer handgreiflicher in die Wirklichkeit. Rach den Re quisitionen bei der Bank und bei Rothschilds kamen die Ersparnisse des Hausvaters im Stadthause an die Reihe, und neuestens ziehen sie auch den Leuten auf der Straße das Geld aus der Tasche. Unter Verbürgung der vollsten Wahrheit ihrer Mitthei- lung erzählt die „Verite", am Sonnabend Abends sei der beim Cominiffariat des Ouartiers Mont martre beschäftigte Herr Dher am Wege nach seiner Wohnung von Insurgenten angehalten wor den, die eine Barrikade besetzt hielten. Man habe ihn durchsucht, ihm seine Baarschaft im Betrage vvn 320 Francs abgenommen und ihn dann seiner Wege ziehen lassen. Mr. Dher weiß jetzt, was die Brüderlichkeit zu bedeuten hat, wenn die Apostel dieser schönen Phrase das Heft in die Hand bekommen. Eine bedeutsame Nachricht bringt der Telegraph über Marseille. Danach sollen auch die Araber Algeriens nun derartig Geschmack an den Revo lutionen des Mutterlandes gefunden haben, daß sie fick ebenfalls mächtig erheben und in einer Stärke von 40,000 Mann bereits auf 25 Mellen an Algier herangerückt sind. Günstiger konnte die Gelegenheit nicht gewählt lvcrden. Wird auch später em algerischer Feldzug den Franzosen zur Wiederaufrichtung deS HeereS recht willkommen sein, so ist doch schwer abzusehen, mit welchen Mitteln und Äreilkräften jetzt die überall in Frankreich emporlodernde Revolution bewältigt werden soll. Die Lage kann leicht zur PreiSgebung des größten TheilcS der Eolonie nöthiaen, und auch die Bevölkerung der Stadt Algier selbst wird ange sichts der lächerlichen Verwaltung des republi kanischen PrLfecten nicht allzu freundlich für die Regierung gestimmt sein. Dem Feldpostbriefe eines Siebenundvierzigers, der mit seinem Regimenle noch in Frankreich steht, entnehmen wir die Notiz, daß die Bevölke rung gegen unsere heimwärts kehrenden Truppen sich auf das Brutalste benimmt. Man wirst nach den Soldaten, welche die strengste Wei sung haben, aus ihrer Zurückhaltung nicht heraus zu gehen, mit Steinen. Man entzieht ihnen die nothwendigsten Lebensmittel, obwohl die höchsten Preise willig geboten werden, mit infamer Hart näckigkeit. Das französische Bvlk scheint in einer sittlichen Auflösung sich zu befinden. Keiner weiß, was er will, und nur in dem einen Gefühle be gegnen sich Alle, daß man aus jede Weise den „Prussieils" Schaden zufügen müsse. Bisher haben unsere Regimentskommandeure selbst die gemeinsten Verlästerungen und Angriffe auf die Soldaten ignorirt, um nicht Oel inS Feuer zu gießen; allein die Nachsicht, die bisher geübt worden, hat ihre Grenzen, und cs kann bei fortgesetzten Aufretzungcn von französischer Seite unmöglich ausbleiben, daß überall da, wo unsere Soldaten Beleidigungen irgend welcher Art ausgesetzt sind, die Gemeinden als solche für AüeS verantwortlich gemacht und in hohe Strafen genommen werden. Vernünftige, gesetzte Franzosen, die in aller Misere ihre Un- oefangenheit nicht verloren haben und denen Paris mit seinem zerfahrenen Parteileben bekannt ist, halten, so hoch auch die Wellen des Aufruhrs, gemischt mit politischem Wahnwitz, schlagen, un wcigerlich an der Ueberzeugung fest, das ^Regieren der Rothen werde nur ganz kurze Zeit sich halten können. ES steckt Nichts weiter dahinter, als der LÜerordinärste Egoismus, Arbeitsscheu und Be stechung. Dem Imperialismus ist jedes Mittel gerecht, um sich wieder in den Vordergrund schie ben zu lassen. Neuere Nachrichten aus Paris vom 2l. März melden: Das Eemralcomitv empfing gestern und heute Abgesandte aus Lyon, Bordeaux, Marseille und Rouen. Dieselbe kamen, sich über die Natur deS Pariser Aufstandes zu unterrichten, und reisten wieder schleunig ab, um Signale zu ähnlicher Er hebung zu aeven, die überall vorbereitet sind. Eine große Anzahl Geschütze wurde gestern auf dem Platze vor dem Stadlhause aufgefahren. Der Platz ist von starken Barrikaden umgeben. Die Insurgenten nahmen 20 mit Munition beladene Wagen weg, die für Versailles bestimmt waren. Die Bataillone der Nationalgardc von Montrouge werden durch l5 Kanonen verstärkt. Die Züge von Versailles sind verspätet einaetroffen. Agenten de- Centralcomitc-S legten auf die Regierungs- depcschen von Versailles Beschlag. Der Zug vvn Paris wmde aufgehalten, die Agenten des Eentral- comitss ließen vie Reisenden zweimal aussteigen, verhafteten die Soldaten und nahmen die Muni-
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