Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. E 175. Montag dm 24. Juni. 186?. Meinet Wenn euer Blick mit tiefer Wehmuth heute Auf dem Geheimnis stiller Gräber ruht — Wenn in den Seelen wiederum erneute DeS GrameS Flamme ihre bleiche Glut — Warum euch Gott solch herbes LooS befrieden? So fragt ihr wohl, indeß der Glaube spricht: Stört nicht die Tobten, denn sie ruhn in Frieden, Kein Schmerz rührt sie mehr an — drum weinet nicht! Wohl ist'S ein bittrer Kelch voll Leid und Jammer, Das Herz, daran das unsre liebend hängt, ^ Gebettet wissen in die enge Kammer, Die ihre Schläfer freudelos umfängt. Wohl brechen immer wieder auf die Wunden, Sobald der theure Name nur erklingt, Und nimmer wähnt die Brust mehr zu gesunden, Die — blutend — mit dem Herrn wie Jakob ringt. nicht! Und doch, mag ihre Schrecken auch entfalten Die Sphinr des Todes mit dem starren Blick: Dem Kummer nahen himmlische Gestalten Und säen Sterne in das Nachtgeschick. DaS Lächeln, das die Lippe lang' gemieden, Umschwebt sie wieder und die Liebe spricht: Stört nicht die Tobten, denn sie ruhn in Frieden, Kein Schmerz rührt sie mehr an — drum weinet nicht! Da weht eS um euch, weht euch an so eigen Wie Geisterrauschen aus Cypreffennacht — Euch ist, als müßten sie dem Bett entsteigen, DaS Jedem Gottes weißer Engel macht. Ihr hört sie flüstern aus dem Kelch der Rosen, Sie schauen euch und eure Qualen an Und schlingen ihren Arm mit stillem Kosen Um euren Racken, wie ste sonst gethan. Da fühlt die Brust ein heilig sanfte- Beben, Die Thräne perlt vom Auge — süß und mild: Die Tobten sind unS nicht entrückt, sie leben, Hält Liebe fest ihr liebe- bleiche- Bild. Erinnrung fesselt Alle, die geschieden, An uns auf ewig, und die Hoffnung spricht: Stört nicht die Tobten, denn ste ruhn in Frieden, Gedenkt des Wiedersehn- und weinet nicht! Den todlen Heut', wo wir zu Grüften wallen Legen still wir einen Kranz Auch den Helden, die gefallen, Auf daS Grab im Morgenglanz. Wir pilgern im Geist nach Böhmens Gefilden, Darüber gedonnert die mordende Schlacht — Dort träumen die Tapfern aus ihren Schilden In der heiligen schweigenden TodeSnacht. Jäh, wie einst im Feuerwaaen Der Prophet gen Himmel fuhr, Mäht' in jenen arimmen Tagen Sie daS Erz aus fremder Flur. Ein Frieden umschließt jetzt die stille Runde, Der Gefallenen strahlendes Märtyrthum — Nur uns verblieb die brennende Wunde Wie ihnen da- Grab und unsterblicher Ruhm. Helden. Herz am Herzen ruhn die Krieger, AuSgesöhnt durch gleiche- LooS — Die Besiegten und die Sieger Birgt derselbe heilge Schooß. Tod und Verhängniß — die düstern — verketten Den Feind mit dem Feinde, der ihn erschlug, Und über des Mordkampfs grausige Stätten Führt emsig die Zeit den furchenden Pflug. Weiße Rosen laßt uns pflücken Und des Lorbeers ehrend Grün, Sie als Kranz aufs Haupt zu drücken Unsem Helden, stolz und kühn. Die Thräne, die perlende, netzt die Scholle, Wo Opfer auf Opfer verblutend sank, Den Boden, der bei der Donner Gerolle Die heißen Ströme de- Leben- trank. Tobte Helden, eure Ramm Werden unvergessen sein. Und ein große- Ja und Amen Spricht die Weltgeschichte drein. So schlummert sanft in de- Grabe- Bereiche Bis euch die Stimme de- Engel- ruft! Leis' rauscht der Wipfel der bätschen Eiche Johanne-lieder auf eure Gmft. —r.