Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186707228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18670722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18670722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1867
- Monat1867-07
- Tag1867-07-22
- Monat1867-07
- Jahr1867
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1867
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
mißlingen sollt», nicht der Ausgabe gewachst» sei», da- le-i-lato- rische Baud zwischen dem Norden und Süden irgendwie zu ersetze» und weder bei dem großen norddeutschen Reichstage, noch bei den süddeutschen aesetzgebenfchen Gewalten die sür eine Vermittlerrolle notwendige Autorität zu erringen und zu behaupten vermögen. Gelänge aber jene Bereinigung, so wäre der Einfluß de- IuristentageS erst recht absorbirt durch da- allgemeine deutsche Parlament, welche- — entsprungen au- Volk-Wahlen und zweifellos auch die bedeutendsten theoretischen und praktischen Juristen in sich einschließend — in gerechtem Selbstgefühle wenig Gewicht auf die Aussprüche einer andern, nicht au- Wahlen, sondern au« eigener Entschließung hervorgegangeneu Versammlung legen würde. Hiernach bleib« auf alle Fälle als alleiniger Zweck für den deutschen Iuristentag eine rein theoretische Aufgabe: die För derung der Rechtswissenschaft, stehen. Ob aber hierzu nicht klei nere Kreise viel geeigneter seien, al- unser mitgliederreicher Ver ein; ob hierzu nicht ein längerer Zusammentritt als der allein mögliche von drei oder vier Tagen erforderlich; ob gerade die stre- beudsten juristischen Kräfte sich nicht lieber dem deutsche» oder auch dem nur norddeutschen Parlamente als demIuristeu- rage widmen würden; ob nicht hierdurch schon jetzt ein fühlbarer Mangel an Arbeitskräften und durch da- verminderte An sehen, den verminderten Einfluß de- Iuristentag«- eine Abnahme der Arbeitslust innerhalb de- Verein- bewirk werden würde; ob dann nicht die dringende Gefahr vorhanden sei, daß der Iuristentag von seiner früher« Höhe zu einem wesentlich „geselligen Vereine" herabsinke: da- seien Fragen, die seine- (Herrn Hierse- menzel'S) Erachten- unschwer zu beantworten wären. Daher, so schließt der Secretair der ständigen Deputation, stehe eS für ihn frst und viele Mitarbeiter für die bisherigen Zwecks de- IuristentageS theilten seine Ansicht: „Der deutsche Iuristentag habe die äußersten Marksteine seiner Wirksamkett erreicht!" Seine Arbei ten, ssine Bestrebungen würden der Nation unvergeßlich sein; seme Beschlüsse würden auf die Gestaltung der Zukunft um so nachhaltigeren Einfluß auSüben, je weniger die Autorität seiner Anssprüche durch einen langsamen TodeSkampf abgefchwächt werde rc. Diese dem Iuristentag« gestellte „Prognose mü letalem Aus gang" hat eine gründliche Widerlegung nicht nur in einer kurzen Entgegnung de- Prof. vr. von Holtzendorff in Berlin (in seiner allgemeinen deutschen StrafrechtSzeitung, (Leipzig sbei Ambrosius Barth), sondern auch in der (vom Stadtrichter Hirrsemenzel selbst (!) mit Unterzeichneten) Ansprache der ständigen Deputation de- Iuristen- tageS, gefunden, in welch' letzterer die Versammlung de- Iuristen- tag^s auf den 26. bis 29. Aug. d. I. nach München berufen wird. vr. von Holtzendorff sagt unter Anderem treffend: „bringt die Volkswahl uvd da- allgemeine Stimmrecht wirklich die bedeutend sten theoretischen und praktischen Juristen ins Parlament- Unter den Mitgliedern de- norddeutschen Reichstage- fanden wir zwar den Präsidenten drS JurrsteutageS, Vr. von Wächter, wir fan den die Namen von Gneist, Zachariä, Schwarze, Waldeck. Alleis sind diese Männer wegen ihrer theilS theoretischen, theilS praktischen IimSprudmz oder wegen ihrer politischen Parteistellung gewählt?" rc. „Angenommen aber, daß juristische Capacitäten in allen Par lamenten der Zukunft einen Platz fänden, insofern sie 1) sich in da- politische Gebiet mit geeigneten Mitteln hineinbegeben, 2) der je weiligen politischen Strömung entsprechende Glaubensbekenntnisse ablegen und 3) Diäten entbehren wollen, würden wir doch beschei denen Zweifel hegen an der Zulänglichkeit ihrer Kräfte gegenüber den mannigfachen Aufgaben der Gesetzgebung." „Selbst unter dieser höchst unwahrscheinlichen Vor aussetzung, daß da- Volt juristische Fachmänner um ich rer Rechtswissenschaft willen wählte, würde der Iuristentag seine volle Bedeutung behalten. Wäre es wirklich ein „gerechtes Selbst gefühl", welche- dem Parlamente untersagen würde, von den Be schlüssen de- IuristentageS Notiz zu nehmen- Wir würden die- Selbstgefühl unsererseits für ein Anzeichen bedenklicher Selbstüber schätzung ansehen müssen." Die größte Schwäche de- politischen Parlamentarismus sei seine geringe Leistungsfähigkeit auf dem Gebiete großer organischer Ge- etzgebungSacte oder zusammenhängender Codification. Die Ge- chrchte der Iulimonarchie lehrte die-; die Erfahrung der e»gli chen Juristen zwinge zur Anerkennung dieser Wahrheit rc. Wie komme eS denn, daß da- englische Parlament, welche- man „al- stolzefte Versammlung der Welt" betrachte, so große- Gewicht lege auf die Verhandlungen und Beschlüsse der National Association kor tbe Promotion ok 8ocial Science? daß mehrere höchst wichtige Gesetze unter dem nachweisbaren Einfluß dieser fachwiffenschaft- lichcn Vereinigung entstanden wären? Man könne eS abwar- tev, ob ein deutsche- Parlament der Zukunft so unbescheiden sein werde, sich — Alle- zuzutrauen. Nachdem vr. v. Holtzendorff zugegeben, daß der Iuristentag sich nicht mit den staatsrechtlichen Forme», welche Nord- und Süd- deutschland mit einander in Verbindung bringen sollten, zu be mühen Hab«, fährt er fort: Manche mögen glaube», daß eS nach der Schlacht von Königgrätz unmöglich geworden, deutsch« Juristen guS Preußen, Oesterreich und Bayern diScutiren zu lasten. Hier und da mag ftch Mancher vorstelle«, daß nunmehr di» Präsidenten^ klingel in einer solchen Versammlung die Größe einer Kirchenglocke haben müsse, und daß preußische und bayerische Staatsanwälte sich etwa wie ehemalige Besatzungstruppen der Stadt Frankfurt zu ein ander verhalten würden. Mag der Zweifel au einer norddeutsch- würtembergisch-österreichischen Gemüthtichkeit höheren Range- nach den Ereignissen de- letzten Jahre- immerhin erlaubt fern, wir denken zu hoch von der Btldung deutscher Juristen, alS daß wir deswegen in ernster Sorge sein könnten rc. Droht die Anwesen heit von k. k. Notaren und Advoeaten die Ergebnisse de- Prager Friedens rückgängig zu machen- Oder hat man Furcht vor im- provisirten Resolutionen gegen die gegenwärtige Gestaltung di- ruropäischen Gleichgewicht-? Ob Oesterreich noch zu Deutschland gerechnet wird, ob eS selbst die Hoffnung auf eine Wiedervereini gung mit Deutschland nährt, oder nicht; alle- die- sind Dinge, di» mit de» Aufgaben de- IuristentageS gar nicht in Coüision ge- rathen können. Sicherlich waren eS nicht Oesterreicher, welche auf den bisherigen Iuristentag«« den Rückschritten in gesetzgeberischer Beziehung das Wort redeten rc. v. Holtzendorff gedenkt sodann auch der Schattensetten de- IuristentaaS und bedauert hierauf, daß letzterer seinen Einfluß, und statt seinen Beschlüssen praktischen Nachdruck zu verschaffen, zu sehr auf die reinen Fachkreise beschränkt habe; er hätte für Ab tastung kurzer, prägnanter Denkschriften Sorge tragen, dieselben auf eigene Kosten massenhaft m den nächstbetheilrgten Ländern verbretten, mit der TageSpreste in engeren Verkehr sich setzen müssen, damit seine Beschlüsse nicht bloS registrirt, sondern auch für da- Verständnis der Laien morivirt und erläutert worden wären. Währeno man den Festlichkeiten der Iuristentag«- mttglieder die eingehendsten Schilderungen gewidmet hat, hätten die Nichtjuristen über die Tragweite der gefaßten Beschlüsse sehr wenig erfahren; kurz, der Iuristentag sei zu büreaukratisch und zu vor nehm, zu theoretisch, zu fremdartig gegenüber der öffentlichen Meinung der gebildeten Mittelklasse, deren Leitung er erstreben mußte rc. rc. Schließlich, und nachdem noch der Leistungen de- Iuristentag- in gebührender Weise Erwähnung geschehen, heißt eS: Wer Wesent liche« und Unwesentliches auSeiaanderhält, darf doch wohl aner kennen, daß der deutsche Iuristentag sich al- nützlich bewährt hat und auch fernerhin bewähren kann. Er ist ein Gegengewicht gegen zahlreiche Gefahren, welche das RechtSleben der Gegenwart in ihren nächsten Repräsentanten umgeben. Kein Parlament vermag gerade den Einfluß zu ersetzen, den der Iuristentag bei längerem Be stand« auf feine eigenen Mitglieder auöüct, indem er wissen schaftliche und praktische Tüchtigkeit stärk, die moralische Verant wortlichkeit de- RichterstanveS emporhebt und der routinirte« Gleichgiltigkeit gegen da- Bessere einen Maßstab entgegenhält an den Bestrebungen derjenigen, denen die Fortbildung des Recht- eine Gewissen-fache ist, die zu öffentlichem Zeugniß hindrängt. In dieser Zeit, wo so Viele- schwankt, wo so Viele sich nur durch äußerliche ZwtckmäßigkettSrücksichten bei derBeurtheilungder Rechts verhältnisse bestimmen lassen, tst es nothwendig, daß die obersten und höchsten Rechtsprinzipien gegen Beeinträchtigung ge schützt und in der Ueberzeugung der gegenwärtigen Generation lebendig erhalten werden; auch dies ist eine.Aufgabe de- Iuristentag-. (Schluß folgt.) Ltadttheater. Mit ihren diesjährigen Sommergästen ist unsere Bühne fort gesetzt ausnehmend glücklich. Kaum haben drei vorzügliche Wiener Künstler, Friederike Bognar, Adolf Sonnenthal uvd Josef Le> wtnSky, von Leipzig Abschied genommen und schon wieder erhält die Lmdenstadt aus der Kaiserstadt doppelten, nein! dreifachen Besuch, den sie alle Ursache hat, herzlich willkommen zu heiße». Zuvörderst hielten am 20. Juli Albin Swoboda, vielleicht, ja höchst wahrscheinlich der erste Gesangskomiker de- modernen deutschen Theater-, sowie Carl Rott, ein Charakterdarsteller von längstbegründetem Ruf und zweifelloser Originalität, ihre» Einzug Hierselbst; eS wird sich ihnen aber in den nächsten Tagen auch noch ein weiblicher Gast, von derselben Bühne (an der Wie») beigefellen: Fräulein Friederike Fischer, die besonder- alt „Soubrette für Offenbach" weitverbreitetes Revommi besitzt uvd z. B. „die schöne Helena" in Wien nicht minder, alS in Berlin, mit glänzendem Erfolg gesungen hat. Daß die letztgenannte, Epoche wachende Bouffonnerie nun endlich auch ans unseren Bret tern erscheinen soll, wissen wir der Direktion und de« Gästen ganz speciellen Dank. Die Besetzung ist folgende: Pari- Herr Swo boda (später Herr Rebling), Helena Fräulein Fischer (später Frl. Buse), MenelauS Herr Engelhardt, CalchaS Herr Hock, Agamem non Herr Gilt, Achill«- Herr Becker, Orest Frl Lehmann u. s. v. Die beiden Herren Swoboda und Rott habe» gleich au ihre» ersten AustrittSabend das Publicum vollständig auf ihre Seite ge bracht. Die Vorstellung begann mit dem Schwanke: „Der Nachbar zur Linken", vnd e- verhielt anfänglich da- Audi torium sich zwar ruhig und zuwarteud, jedoch schon da- Lied ,,vo«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder