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Dresdner Nachrichten : 16.07.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186707165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18670716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18670716
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1867
- Monat1867-07
- Tag1867-07-16
- Monat1867-07
- Jahr1867
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- Dresdner Nachrichten : 16.07.1867
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i. >>! o.- '. >, Z-ZS El'? >s ^ Tonhalle, dert war auch die Nähe,in Naumann. Da rS reg nete, erbot sich Uwira, die Naumann nach Hause zu begleiten. Da« Anerbieten wurde angenommen ; eS ging nun bis auf die Hchöaefelderstraße. Nachdem Uwira die Naumann an der Hau? thüre verlassen hatte, bemerkte sie, in der Hausflur angekom men, daß ihr die Broche fehle, welche sie kurz vor der Thüre noch gehabt habe. An der Hausthür hätten sie Beide noch eine kurze Zeit gestanden, und Uwira hätte sie auch dort einigemal am Kinn ungefaßt. Sie schloß sofort die Hausthüre wieder aus, sah aber Uwira nicht mehr. Von dieser Zeit an, erzählt sie, wäre sie jeden Sonntag aus die Tonhalle gegangen, um ihren Begleit.r von d..mals zu treffen. Kurz vor Ostern habe sie ihn einmal gesehen, aber er sei sofort verschwunden gewesen. End lich am 27. Mai traf sie ihn in der Tonhalle wieder, und setzte ihn wegen dieser Entwendung zu Rede Uwira stellte den Besitz in Abrede, will aber ihr Ersatz versprochen haben, da sie diesen Verlust seinetwegen gehabt habe, er erbot sich schließlich wieder, sie nach Hause zu begleiten. Sie nahm das an, zeigte aber in der Hausflur der Tonhalle angekommen und dort einen Gensdarmen treffend, die Entwendung an. Aus Befragen Sei tens des Gensdarmen erklärte Uwira, die Broche nicht zu ha ben. Am nächsten Morgen erhielt die Naumann durch ihre Schwester die Broche zurück. Uwira befragt an Gerichtsstelle hat angegeben, daß er die Broche nicht genommen habe, er habe sie vielmehr gefunden, als er das Mädchen an jenem Abende verlassen habe, er habe zwar gedacht, daß die Broche ihr ge höre, da er aber sie für werthlos gehalten rind hier fremd, die Straße nicht gewußt habe, habe er sie in seinen Koffer gelegt , und nicht mehr daran gedacht. Den Gensdarmen habe er »er standen, ob er sie jetzt im Besitze hätte. Bereichern habe er sich nicht wollen, denn er habe ja am nächsten Tage die Broche zurückgeschickt. Das Gerichtsamt nahm Diebstahl an und ver- urtheilte Uwira zu 14 Tagen Gefängniß und Tragung der Kosten. Derselbe erhob Einspruch, weil er unschuldig und auch die Strafe zu hoch sei. Staatsanwalt Held beantragt Bestäti gung des Bescheids, welche auch erfolgte. — In der Beilage deS „Dresdner Anzeigers" vom 23. Januar 1867 befand sich eine Annonce: Offener Brief an den Herrn KreiSdirector Uhde in Zwickau, in welcher am Schluffe die Frage aufgeworfen wurde: Ist eS wahr, wie mir Seitens dm Polizeidirection er öffnet worden ist, daß während des stattgehabten Gesprächs ein endgiltigeS Entlassungsprotoeoll geschrieben worden ist, und ist e- wahr, daß unter dieses Protoeoll, was Sie mir nicht »orgelesen haben, priwlevtam geschrieben steht? Ur. Keiler. Im „Dresdner Journal" Nr. 24 weist Herr KreiSdirector Uhde die Beschuldigung Ur. Keilers als der Wahrheit zu- rvidertaufend zurück und giebt seiner Vorgesetzten Dienst- Behörde anheim, einen Straf-Antrag gegen ttr Keiler zu stellen. Dies geschah von Seiten deS Ministeriums des Innern. DaS Justizministerium beauftragte die Staatsanwaltschaft, die Anklage zu erheben, was auch erfolgte; das Gerichtsamt ver- urtheilte 11r. Keiler demgemäß zu 25 Thalern Geldbuße und Tragung der Untersuchungskosten wegen öffentlicher Beleidigung, indem es in der veröffentlichten Annonce den Vorwurf einer Pflichtwidrigkeit fand, die Herrn KreiSdirector Uhde zur Last gelegt wurde. Gegen dieses Erkenntniß erhob Or. Keiler Ein spruch und erschien mit seinem Verteidiger Adv. Kuntzsch im Termin. Letzterer bestritt die Absicht des Angeschuldigten, be leidigen zu wollen, was auch Herr Or. Keiler mündlich bestä tigte, und trug auf Freisprechung an. Der Gerichtshof erkannte, daß daS Urtel der ersten Instanz zu bestätigen sei. — Vom Herrn Adv. Fränzel war gegen den Schlossermeister Carl Aug. Rätzsch eine Anklage wegen Widersetzung gegen erlaubte Selbst hilfe und Haussriedensstörung erhoben worden. Am 20. Juni 1866 sei Rätzsch zu ihm gekommen und habe eine Rechnung zur Bezahlung überreicht. Fränzel fand einzelne Ansätze zu hoch urü> verweigerte die Zahlung nach Höhe der Rechnung. Darüber sei Rätzsch sehr erzürnt geworden, habe sehr beleidigende Aeußerungen gegen ihn gethan, die Wohnung nicht verlassen, obgleich er dazu aufgcfordert worden sei, und auch durch Er heben der geballten Faust eine drohende Bewegung gemacht. Schließlich wurde ein Gensdarm rcquirirt, der Rätzsch entfernte. Durch zwei Zeugen sind diese Thatsachen bestätigt worden, ob gleich der Angeklagte M'hreres in Abrede pellt. In Folge dessen erkannte das Gerichtsamt aus 4 Wochen Gefängniß und Tragung der Kosten. Rätzsch erhob Einspruch. Staatsanwalt Held halt den Schuldbeweis für erbracht und beantragt nach dieser Richtung Bestätigung des Bescheids, hinsichtlich der Höhe der Strafe enthält der Staatsanwalt sich eines Antrags, da die Strafe wegen Beleidigung, die doch das strafbarste Vergehen deS Angeklagten sei, nicht zu seiner Beurtheilung gehöre. Von Seiten des Gerichtshofes wurde der Bescheid bestätigt. Tag«»geschichte. Berlin In der letzten Zeit sind erhebliche Sendungen von Zündnadelgewehren in rheinischen Festungen eingetroffen und in den Zeughäusern unteraebracht worden, welche sich von den früheren Gewehren vortheilhaft dadurch unterscheiden, daß sie braun angestrichm sind, also nicht glitzern und auch zum Putzen wenig Zeit beanspruchen Wien. Die „Situation" vernimmt aus W>en und Ro.u, daß Herr v. Neust schon seit länger als einem Monat mit dem heiligen Stuhle wegen einer Revision des ConcordatS unter handle. Leider könne man jetzt schon Vorhersagen, daß diese Unterhandlungen zu keinem Ziele führen werden. Der Vatican wolle sich höchstens zu der Revision einiger untergeordneter Ar tikel verstehen, deren Beseitigung an dem Geiste des ganzen Vertrags nichts ändern winde. Herr v. Neust, schreibt man der „Situation" auS Wien, ist fest entschlossen, über diesen Widerstand hinweg zu schreiten. Wenn der heilige Stuhl eine Reform verweigert, welche die öffentliche Meinung in Oesterreich fordert, so wird Herr v. Bevit dm Vertrag kündigen, welcher noch die Negierungen von Wien und Nom bindet. Paris, 14 Juli. Die „France" schreibt: Der Kaiser Napoleon sandte dem Minister Nouher den Stern der Ebren- legion in Diamanten nebst beglnckwünsche-dem Schreiben für seine in der Depulirlcnkawmcr gehaltene Rede. Se. Majestät spricht in dem Handschreiben die Hoffnung aus, diese freund schaftliche Aufmerksamkeit werde Herrn Nouher die Verdrießlich keiten seiner Stellung vergessen kaffen und die Erfolge der Dienste ins Gedächtniß rufen, die er Frankreich täglich leiste. London, 12. Juli. Der Sultan ist heute Nachmittag 4 Uhr hier cingetroffm, wurde vom Prinzen von Wale« am Bahnhofe empfangen und fuhr im offenen Wagen nach der für ihn bereit gehaltenen Wohnung im Palais. Petersburg, 9. Juli. Auf eine Petition der Kauf- mannSgilden um Ausgleichung der Kalender-Differenz und Ein führung des Gregorianischen Kalenders ist am 24. (12.1 Juni dahin Bescheid ergangen, daß die Sache noch der Synode vor- liegc, daß jedoch die Regierung nunmehr diese Angelegenheit ernstlich in Betracht ziehen und eine Erfüllung der darauf be züglichen mehrfachen Anträge so bald als möglich herbei zu führen suchen werde. New-Pork, 4. Juli. Die Vertreter Englands und Preußen« hattm gegen die Hinrichtung des Kaisers Maximilian energisch protestiert; der letztgenannte Gesandte versicherte Juarcz, mehrere europäische Monarchen würden die sofortige Heimreise Maximilians garantiren. Juarcz erwiderte, die Sicherheit des Landes gebiete die Hinrichtung. Königliche- Hoftbearer. Sonntag, am 14. Juli. I). — Don Juan, romantische Oper von Mozart Herr Stägemann, vom k Hoslheater zu Hannover, Don Juan, als Gast. — Fast durchgängig, wenn Mozarts romantische Wun derschöpfung in ihrer harmonischen Zauberfülle und melodischen Anmuth über die Bühne schreitet, ist das Publikum reich ver treten, und so war es ganz besonders vorgestern Abend. Die Nolle deS Don Juan ist eine von denen, in welcher der rechte Mann am ersten hoffen darf, seines Namens Gedächtniß zu stiften, und vor nicht langer Zeit gab Referent dieses eine Zer gliederung von dem tragischen Charakter der diesem Südland- Faust innewohnen muß. Leider müssen wir heute das Bekennt nis; oblegen, daß dies die allerschwächste Darstellung des GasteS war und Herrn Mitterwurzer gegenüber, der sich früher im Be sitz dieser Parthie befand, bedeutend in den Hintergrund trat. ES trifft dieses sowohl Spiel wie Gesang, wobei wir nur an die Recitative erinnern wollm, welche Herr Stägemann theil weise fallen ließ, jene Recitative, in denen sein Vorgänger eine Meisterschaft entfaltete. Man sage durchaus nicht: der Erfolg hat entschieden, man komme uns nicht mit der Redensart: der Gast wurde nach Scenen und am Schluß zweimal gerufen, man hat ihm sogar einen Lorbeerkranz mit Bändern zugeworsen. Dies Alles ist „gemachte Sache" und der auS der Loge der Schauspielerinnen so plump herabgeworfcne Kranz in dem Mo ment, wo der Gouverneur als Gast eintreten soll, dies erregte Lachen. „Wer sie nicht kennte, die Elemente", das heißt: die ausgestellte und oft im Schweiß ihres Angesichtes arbeitende Claque. Wir gönnen einem Jeden wohlverdienten Applaus, denn der Künstler will in begeisterungsfähigem Zustand erhalten sein, besonders jugendlich Lorwärtsstrebende. Freilich, wer sich erkühnt, anderen Sinnes zu sein als die dressilten Tonangeber, tritt in Opposition mit selbigen und die nie vom Gängelband loskommende Schlange legt bösen Willen, Parteisucht, ja wohl gar Diangel an Sinn und Urtheil unter. Jetzt aber zur Sache und Gründe herbeigcschafft, welche documentiren, daß dieser Don Juan einer der schwächsten war, die wir im Laufe vieler Jahre aus einheimischen und fremden Bühnen gesehen haben. Es fehlte ihm durchgängig Feuer und Belebung, es fehlte die ritterliche Feinheit, Galanterie und Gym nastik, überhaupt die dithyrambische Schwungkraft, der unge meine Lebensdr-ng, die chaotische Uebersülle, zu der diese spa nische Mischung von alcibiadischer Unwiderstehlichkeit und fausti schem Gigantentrotzes die'Phantasie berechtigt. Sodann herrschte in den Recitativen mehrfach geradezu Unverständlichkeit, es war ein überstürzender Ton und von dem Talent des Verführers in den Scenen mit der Zerline und während des Tanzes legte er schwache Proben ab Don Juan hat einen leidlichen Fond von Humor, davon kam wenig zur Geltung, ebenso war der felsenfeste Trotz zu vermissen, mit denen ein achter Don Juan allen Gefahren, allen Warnungen und endlich selbst der höllischen Mächte spottet Es ist dies Alle- keine Leichtigkeit, zumal noch die Attribute männlicher Schönheit verlangt werden, um dies in technischer Vollendung zur Anschauung zu bringen. Und dennoch war es Mozart mehr um wahre Verlebendigung dieses, den Dämonen der Unterwelt anheim gefallenen, vollendeten Ge nußmenschen, als um meisterlichen Vortrag seiner Gesangsparthie zu thun. Wenn nicht Alles trügt, geht es schon aus dem Um stande hervor, daß er diesen eigentlichen Helden des Stückes in musikalischer Hinsicht am wenigsten bedachte, indem er ihn fast gänzlich von Arien fern hielt und selbst in den Ensembles keine höheren Anforderungen an ihn stelt. Dies ist unsere Ansicht und Urtheil von dem sonst mit schönen Mitteln ausgestatteten Gast, wie er dies in einigen an deren Parthieen bewiesen. Wir sind überzeugt, daß es Herrn Stägemann ernstlich um die Kunst zu thun ist und er sonach auch Widerspruch vertragen kann. Beim Theater giebt es keinen wahren Freund, und nicht selten sind, es außer demselben gerade solche, die für Feinde erachtet werden, weil sie mit der Wahr heit nicht hinterm Berge halten. Wenn wir keiner Täuschung unterliegen, ließ Frau Otto- Älvsleben in der Elvire eine Verstimmung zum Eintrag ihrer son'i so großen Vorzüge gewahren. Selbst Frau Kainz- Prause hatte mit Hemmnissen in der sogenannten Brief-Arie zu kämpfen. Die Rache-Arie gelang ihr weit bester und der gute Eindruck schwächte sich nur durch das nicht zu billigende Hervorrufen nach den einzelnen Scenen ab. Mit Wuth und Rachcgedanlen erfüllt, geht Donna Anna von dannen, man klatscht und — mit lächelndem Gesicht, tiefer Verbeugung tritt sie sogleich wieder vor uns hin. Herr Eichbcrger war mit der Nolle des Leporello be traut mord-n Die komische Wirkung stand indeß seinem Ge sänge rach, wobei jedoch rühmend anzuerkennen, daß er sich vor deijenig'N L'ck i zmachcrei gänzlich fern hielt, die von dem frühe ren De:rst-1>er r orz?.glich störend in der Kirchhoficene bemerkt durch Fräulein HLnisch. Sie hatte einen schwierigen Stand punkt, indem Frau Jauner-Krall in guter Erinnerung stand. Fräulein Hänisch ist aber in Besitz von Requisiten, welche zum Siege führm und diese sind: anmuthige Gestalt, reizende Ge sichtsbildung, jugendliche Munterkeit und Frische der Stimme. Wahr und lebendig, in einfach idealisirter Vauerntracht, wirkte sie mit leichter Manier im Grfange ganz vortrefflich. Gleiches Lob sei auch dem Herrn Schild als Don Octavio gespendet, der diese liebeklagende, »örtliche Pygmäennatur durch Charakte- risirung hob. Die so schwierige Finalscene de« zweiten ActeS fand wiederum durch Herrn Scaria — Comthur — eine Ausführung würdigster und schönster Art und unter der kräf tigen Direktion deS Herrn Hofkapellmeister Krebs war denn diese Oper abermals eine Denkfeier jenes Tonsetzerü, der bi» jetzt noch unerreichbar dasteht. wwde. benfalls neuer Besetzung sehen wir er l ine * Wer ist Tschinkel. Am 30. v. M fuhr ich auf der Eisenbahn von Leipzig nach Dresden; mit mir im Coup« 2. Cl. saß ein ältlicher, behäbig ausschcnder Herr, welcher das Ge spräch sehr bald auf Krankheiten aller Art, namentlich auf die Cholera brachte, auch im Laufe des Gesprächs erzählte, daß er vom Cholera-Congreffe in Weimar komme und nach seinem gegenwärtigen Wohnsitze Breslau zurückreise, und endlich sich als Tschinkel auS Kalisch in Polen, den Verfolger und Besieger der Cholera, zu erkennen gab. Da ich bald sah, daß ich eS nicht mit einem Beutelschneider zu thun hatte, sondern mit einem, vielleicht von einer fixen Idee Befangenen, wurde ich neugierig, und Herr Tschinkel, hierüber sichtlich erfreut, thaute sehr bald auf und gewährte mir einen Einblick in seine Papiere. Das eine desselben enthielt eine ausführliche Beschreibung seiner Heilmethode, welche genau wiederzugeben mir nicht mehr mög lich ist; der Hauptsache nach bestand sie darin, daß man den Patienten nackt auf den Leib in's Bett legt und mit einem handschuhartig um die Hand geschlungenen Stücke Sackleinwand, welche öfters in frisches Wasser cingetaucht wird, kräftig frottirt, um den Körper in Schweiß zu bringen; man legt denselben alsdann auf me andere Seite und fährt mit dieser Behandlung ohne Aussetzen 3 bis 4 Stunden fort; nach diesem giebt man dem Kranken Getränke, sei es nun Wasser, Bier, Thee oder dergleichen, so heiß wie möglich ein, was ebenfalls einige Stunden lang öfters wiederholt wird, und läßt auf diese Weise die Sc! witzkur beendigen. Die ganze Beschreibung nahm gegen drei "iggeschriebene Folioseiten ein und war unterzeichnet mit „Tschinkel, Verfolger und Besieger der Cholera." Ein zweites Schriftstück enthielt eine Menge Dankschreiben aus polnischen Orten, mit zahlreichen Unterschriften solcher, welche er mit ge dachter Methode von der Cholera errettet hatte, contrafignirt von OrtSbchörden und Geistlichen; auch enthielten mehrere die Bemerkung, daß er für seine Heilungen nie etwas genommen, sondern in erforderlichen Fällen noch pecuniäre Opfer gebracht habe Herr Tschinckel erzählte mir weiter, daß er gelernter Schlaffer und später zum Kaufmannsstande übergegangen sei und sich hierbei ein Vermögen von etwa 100,000 Thalern er worben, so daß er nicht nöthig habe, sich seine Bemühungen, Reisekosten bezahlen zu lassen; wie es mir schien, war daö Motiv seiner Handlungsweise mehr ehrgeiziger Natur, was auch aus Folgendem hervorgeht: Herr Tschinkel behauptete nämlich, er besitze auch ein DesinfectionSmittel, welches alle anderen übertreffe, und hatte sich deshalb vorgcnommen, dies bekannt zu machen, und zwar aus dem Cholera-Congreffe in Weimar, woselbst er zu sprechen beabsichtigte; der Vorsitzende desselben, Griesinger, war jedoch hierauf nicht eingegangen, und so hatte denn Tschinkel nichr weniger als 3000 Rubel ler zeigte mir hierbei eine russische 3000 Rubelnote) geboten, wenn er eine Viertelstunde auf dem Cholera-Congreffe sprechen dürfe, und solle gedachte Stimme an die Armen vertheilt werden, wenn er die Anwesenden nicht von seinen Mitteln überzeuge; auch dieser Vorschlag ivar abgclehnt worden, und Herr Tschinkel reiste daher nach Hause. Ich glaube übrigens, daß, wenn auch die Schwitz kur bei der Cholera nichts Neues ist, Herr Tschinkel dieselbe vielleicht nutzbarer zu machen versteht, als Andere. Derselbe spricht mit einer ungeheueren lieber,eugung von seiner Sache und hebt besonders hervor, daß bei seiner Behandlung niemals Nachkrankheiten, wie Typhus und dergleichen, eintreten. In Petersburg soll dieselbe viel angcwendet werden; trotzdem konnte ich doch aber dm Eindruck nicht verwischen, daß ein großer Theil fixe Idee mit im Spiele sei. Daß Herr Tschinkel übrigens jede Furcht vor der Cholera für höchst lächerlich hielt, ist selbst verständlich, weniger aber seine Prophezeihung, daß man ihm einst Denkmäler setzen werde, obschon ich ihm diese Genugthuung gern wünsche, wmn seine Heilungsmethode sich als so sicher, wie er meint, Herausstellen sollte. S. * Strümpfe au« Papier. Papierne Hemdenkragen und Vatermörder werden bekanntlich jetzt viel verwendet; jetzt fängt man an in dm Vereinigten Staaten Strümpfe aus ei ner Mischung von Papier und Mousselin zu verfertigen, welche kaum soviel kosten, als daS gewöhnliche Waschgeld für wollene oder baumwollene Strümpfe beträgt. Dieselben sollen rasch eine bedeutende Verbreitung erlangt haben. Dr. WaisenbauSstratze Nr. K« Sprechstunde Nachmittags von 2—3 Uhr. Für geheime Krankheiten früh von 8 bis 9 Uhr. in irxil-airqiis»,« Äs waaren aller Art. Werthvavicre Gold, Si» «Juwelen, Uhren, gute Garderobe. Wäsche, Betten. . Pelze :c- gewährt di: eoncesflon»r;e Dre-dner Leih-Anffalt, Nr. 46, 1. Pirnaiicbeltrasie Nr. -U>. 1. unter strenaster ff. kvrlanqer. " Krügel 25 Pf., ff. CulmLacker, ä Krügel 20 Pf., empfiehlt die von ^ Firma: große Brüdergaffe ZI.
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