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Dresdner Nachrichten : 05.05.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186905054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18690505
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18690505
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1869
- Monat1869-05
- Tag1869-05-05
- Monat1869-05
- Jahr1869
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- Dresdner Nachrichten : 05.05.1869
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«<ü,f dt«.Tafel st, der fr-ßlichsiq, Stimmung der Anmesenden, dte sich zumeist «st spät Abeist»« »rennten und Meißen nach den verschiedensten Richtungen «Sieder ver- ließen. — — Vorgestern Mittag bat sich in seiner am Rosenweg gelezencn Wohnung ein ,>L ,1 ihre aller Schneider und Zei- turgS!rä;er erbä--gt Schwnmulh, hervorgerufen durch Krank heit und d durch bedingte Veidumstlosigleit, sollen der Grund dieser Selbstmordes sein — Ter Thi-n schutzverein halt heute um 4 Uhr im Hotel zur Stadt Wien seine Monatsvcrsamnilung. — Im allbekannten, sich jetzt frisch verjüngenden Palais grien begrüßten sich die Mii-zlieder der Flora zur ersten Gar- tmoersammliing. um ven Blüthcnschmuck der Strüucher, be sonders d.r Syringin zu geniesen. Nachdem rn den letzen fahren die Verwaltung di ses Gartens «regen veü anscheinend vorwaltenden Zkrfii'rungSpnncipes ziemlich scharf beurtheilt worden ist. kann man sich schon j tzl überzeugen, daß das Niederschneiden und Entholzen der längst ü verständigen Gehösi- gruppen nothrvend^g ivar, um aus den Ruinen neues Leben erblühen zu lassen und daß es wünschenswerth ist, wenn das eu mal angenommene und befolgte Princip auch auf die we nigen noch vorhanden«! alten Gruppen ausgedehnt wird. Eine vollständige vortheilhaste Umwandlung in der Terrainbeschak f.-nheit und Grrrppiiung hat besonders der nordwestliche Theil des Gartens erfahren. Von den verschiedenen Varietäten der Syringen, deren voll.s Erblühen von d r unfreundlichen Wit terung der letzten Tage zmückgehalten war, empfehlen sich be sonders !ssi» I>t'li5!>: und eaeinlea. Die vom Herrn Partikulier Schonerl neu ausgestellten Rhododendron-Sämlinge fanden wegen Eigenthümlickkeit und Zartheit des Eolorits allseitige Anerkennung, die Bertramschen Bestäubungsappara'c wegen Brauchbarkeit und Billigkeit schnellen Absatz. Zahlleiche Auf nahmen sowie Anmeldung neuer Mitglieder schloß die Ver sammlung Schließlich noch die Mittheilung, daß bei der Aus stellung von Gegenständen des Gartenbaues und den botani schen Eongreß in St. Petersburg den >7. Mai rc vas Mit glied Herr Partikulier Rolhermund als Delegrrter die Gesell schaft oertreteten wird. — Von Riesa aus sollte gestern Nachmittag 2 Uhr ein Ertrazug abgelassen werden, der dazu bestimmt war, Se. Maj. den König nach Leipzig zu bringen, woselbst ein Besuch bei -er zur Zeit dort aufhältlichen Großfürstin von Rußland in Aussicht genommen war — — Am 27. v M. sind in Kühnitzsch bei Wurzln meh rere Gebäude und in Reick eine Scheune des Gutsbesitzers Neumcnn niedcrgebraunt. Werner wurde am vergangenen Montag das aus vier Gebäuden b. stehende Gehöfte des Guts besitz rs Lerlel in Berbisdorf vom Feuer zerstört, wobei auch viele Hühner und Tauben in den Flammen umgekommen sind und nur wenig von d-m Mobiliar und den Getreide- und Fultervorräthen des Ealamitosen gerettet werden konnte End lich erfahren wir, daß in den letzten Tagen auch in Lauter bei Marienlerg ein Schadenfeuer stattgefunden har und daß b i demselben leider auch zwei Kinder in den F ammen um gekommen sind. — Oeffentliche Gerichtssitzung am 4. Mai. In der Nacht vom 4. zum st Januar d. I wurden in den Gebäuden des Lohnsuhrwerkbesitzers Fischer auf der Senffaar- straße hier zwei Diebstähle verübt. Einmal wurden dem Dienst necht Eichler aus einer über dem Stalle befindlichen Kammer ein Winterüberzieher und ein Shawlruch im Gesammt- werthe von 5 Thlr. 20 Ngr. und dann wurden aus einem Behältnisse, welches im Wagenschuppen sich befand, dem Kut scher Richter mehrere Kleidungsstücke im Gesammtwerth von st Thlr. 13 Nzr. gestohlen. Die Diebstähle wurden in der Zeit von 8 — 9 Uhr Abends auSgeführt, zu einer Zeit, wo noch nicht Nachtruhe im Sinne des Strafgesetzbuches eingetre ten war. Während der erste Diebstahl ein einfacher ist, da der Schlüssel zur Kammer g-steckt hat, und die Sachen frei dahingen, soll beim zweiten Diebstahl eine Lade erbrochen wor den sein, wenigstens deuten Verletzungen am Schlöffe darauf hin Diese Diebstähle begangen zu haben ist Hermann Mül ler, 2l Jahre alt, aus Zeukritz bei Dahlm gebürtig, beschul- digt. Der Angeklagte stand ebenfalls im vorigen Jahre bei Herrn Fischer in Diensten, war also mit den Lokalitäten hin reichend bekannt Er gesteht auch offen die Diebstähle zu. nur stellt er die Erbrechung der Lade in Abrede, er habe am Deckel gehoben, und da sei dieselbe sofort ausgegangen. Durch ge rechtliche Localbesichtigung ist das Schloß verletzt und der Bruch als neu vorgefunden worden. Der Verletzte, obgleich öffentlich vorgelasen, war nicht erschienen und es blieb daher zweifel halt, ob der Bruch dcS Schlosses erst durch Müller bewirkt worden ist, oder schon vorher stattgesunden habe. Staatsan walt Reiche Eisenstuck bezeichnet den zweiten Diebstahl als fortgesetzten und beantragt die Strafe wegen einfachen Dieb stahls nach Höhe von 11 Thlr. 13 Ngr. Das Urtel lautete auf 3 Monate 2 Tage Gefängniß. — Angckündigte Gerichts-Verhandlungen. Heute. Mittwcch, den 5. Mar, Vormittags 9 Uhr, Hauptver- Handlung wider Earl Moritz Hanold aus Heidelberg bei Saida, wegen Diebstahls. Vorsitzender Gerichtsrath Ebert. — Lessentliche Sitzung der Stadtverordneten, Mittwoch, den 5>. Mai 1869, Nachmittags 5> Uhr. Tages, ordnung: .X Vortrag aus der Ncgistrande. II! Antrag des Stadtv. Schottel, die Entfernung des Einnehmerhäuschens am P llnitzer Schlage und dessen weitere Hinausrückung betr. <3 Wahl eines Stellvertreters des Professor Or. Wigard für de Krankenhausdeputation. 0 Vorträge der Verfaffunxs- deputation über: 1 den mit dem Stacussiscus über uncnt- geldliche Arealabt ctung zur Eorrcction der Lößnitzstraße abge schlossenen Vertrag mit der Finanzdeputation . 2 den vom H'irn Ndwcat ENrlach geg-n seine E:nb°rusung als ständiger Ersatzmann und gegen die deS^allsigc abfällige Bescheidung des Etidkratbs erhobenen R curr; 3 den thczlwerscn Erlag der Strafgelder, welche von hiesig-n Kausieuten und Gcwcrllr« b'uden wegen der ungehörigen Lagirung von Mineralölen rc. oivgewgen mord n sind, 4 die dusseiligen Ausstellungen gegen den stadträthlichen Entwurf des Regulativs über Benutzung öffentlichen Stadtraumeö zu Privatzwecken, st E'the-.lung eines Actoriums an Herr« Finan proeurator Beschorner zu Verfolg- uug von Ersatzunsprüch.n gegen die Gemeinde Eo chutz; 6) dte luhuis B loung des Prager Platzes abgeschlossenen Areal-Ab- lretungs- und Kauf-Verträge. 1-3 Vortrage der Finanzdepu tation über: 1) ein Postulat von 125 Thlr. 3 Ngr. 8 Pf. zu Herstellung ein« steinernen Mauer an der Neustädter GaL- fabrik: 2- Position 17 des Voranschlags der Ausgaben des diesjährigen Haushaltplanes und die in diesem unv in ver- schieoenen Eommunicaten postulirten Gehalts-Erhöhungen ver schiedener Subaltern Beamten I-' Vorträge ver Petition-) deputotion. Zum Schluß: Geheime Sitzung Berlin, 2. Mai. Eine unter dem Vorsitze des Reichs tagsabgeordneten 0- v Schweitzer iin Alkazar heute siattge- hable Volksversammlung, welche von etwa 5000 Personen te- sucht war, beschloß zuvörderst, die sinkenden Zimmergesellcn zu unterstützen und faßte dann folgende Resolution: ..Der nord deutsche Reichstag hat durch seine bisherigen Verhandlungen und Beschlüsse gezeigt, daß er' vorwiegend aus Vertretern der reaktionären Staatsmacht und der Kapitalherrschaft besteht. Von einer solchen Versammlung hat das arbeitende Volk nichts zu erwarten. Es ist Pflicht der Arbeiter, in Zukunft eigene Can- divaten der Arbeiter vurchzusetzen und dadurch lhatkräflige Ver treter politischer und socialer Freiheit in den Reichstag zu bringen." Die Debatte war erne sehr lebhafte, namentlich gegen die National-Liberalen und auch gegen die Fortschritts partei gerichtete, jedoch verlief sie ohne jede Störung, und ob gleich alle Parteien Schulzeaner und Laffalleaner in bedeu tender Zahl vertreten waren, so zeigten sie sich doch rn Betreff der Lohnfrage vollkommen ernig Königliches Hostheater. Montag, am 3 Mai. Ern Ständchen. Dramatischer Scher; in 1 Act von G. zu Putlitz. Zum ersten Male. Ein Sprüchwort sagt: „Wer das Kleine nicht ehrt, ist das Große nicht werth!" An dem Kleinen im Bereich der neueren dramatischen Literatur hat es unsere Hofbühire gerade nicht fehlen lassen, aber das Große, hier heißt es auch, wie dereinst im Paradies: „Abam, wo bist Du?" — So öffneten wir denn vorgestern Abend die Fenster des Gcnrüths, die Au gen, um das „Ständchen" von G. zu Putlitz mit anzuhö- ren. Eine große Eomposition von tiefer Verschlingung und gesteigerter Harmonie ist s freilich nicht; dies besagt der Titel: dramatischer Scherz. Das heißt aus Deutsch: Betrachte mich nicht als ein Lustspiel nich den Regeln der Kunst; habe bei meiner Anschauung nicht so viele Augen und schiebe heute gefälligst ein Blendglas über deine kritische Pupille. Das Letztere sii hiermit gethan, denn die kleine Piece ist fähig, das Publikum ein halbes Stündchen hindurch in ange nehme Stimmung zu versetzen. Anhaltende Heiterkeit unter hält den plastischen Lebensproccß, und auf dem dürftigen Bo den des Humors ist die kleinste Gabe schon ein Gewinn. Vier Personen, „vier Elemente innig gesellt", wirken in dem dra matischen Scherz, der seinen Kreis in einem böhmischen Bade orte hat. Deutsche Lustspiele, die in einem Badeorte spielen, hat man leiver immer sehr trocken gefunden. Da, wo sich so Viele versammeln, konnte sich das Publikum nicht zerstreuen; es fehlte der Sprudel des Witzes, man dankte dem „Schöpfer", wenn der Vorhang siel und dem Bitterwasser ein Ende machte, das uns in drei bis vier Bechern gereicht wurde. Die Expositionsscene von dem „Ständchen" wird durch ein Stubenmädchen Namens Kathi eröffnet. Das läßt schon auf Etwas hoffen, denn ein Stubenmädchen ist, wie einmal Saphir bemerkte, ein Geschöpf, das die Natur in einem Ansall von Baulust, als sie Frauenzimmer und Kammerherren schuf, so zu sagen als einen verknüpfenden Corridor zwischen Beiden anlegte. Es erscheint aber kein Kammerherr, sondern nur der Herr v. Stahr, Mitglied des Reichsrathes, der von unbekann ter Hand einen eigens für ihn gewundenen Blumenstrauß empfangen und darin ein Zeichen seiner Popularität erblickt. Er verehrt diese Blumenspende der Kathi, diese aber — man muß böhmische Bäder kennen — denkt jedenfalls, ein paar Guldenzettel waren mir halt auch lieber gewesen, und läßt den Strauß auf dem Tische zurück. Eveline, die Frau des Herrn v. Stahr, tritt aus dem Zimmer, sie erblickt die Kinder Floras. Wer hat sie heimlich gesendet? Ein Anbeter, der Graf im zweiten Stock. Niemand, als dieser. Ihr Gemahl kommt. Heimlichkeit, Kiffer Fruhtingshauch der Seele, macht Concession. Eine kleine Scene der Verwirrung, die plötzlich einen Abschluß durch ein Ständchen erhält, Töne der Militärmusik unter dem Balkon. Wem gilt dies Ständchen ? Mir, dem Vertreter des Volkes! ruft Stahr, der schon auf eine Dankcsrcde sinnt. — Nein, mir! ruft die Gattin; sie denkt an ihren Anbeter; das Ständchen läßr ihr der Graf bringen, der Graf mit den knapp anliegenden Handschuhen und dem weiten Herzen Da, „ich sei, gewährt mir die Bitte." kommt wie der alte Ziethen aus dem Busch, die im oberen Stock wohnende Amtsräthin Zwiebel zur Thüre hereingefahren. Nach ihrer unfehlbaren Meinung gilt das Ständchen ihren drei heiratsfähigen Töchtern. Sie bittet, ihr den Balkon auf einige Minuten abzutreten, damit sich ihre Töchter von demselben herab verneigen und danken können. Stahr kämpft wie ein Löwe um denBalcon; er und Niemand anders hat zu danken. Seine Gemahlin will hinaus Die Musik beginnt auf's Neue und gleich einem ausrangirten Kavallericpferd, das wieder einmal die Kriegs trompete hört und von Viuth erfüllt wird, kämpft Mutter Zwubel am Eingang zum Balcon wie dereinst die Spartaner bei den Thermopylen In dieser Sturm- und Drangperiode erscheint mit Thränen der Freude, der Rührung und des Schreckens das Stubenmädchen. Sie bekennt: das Ständchen gelte ihr. — Hohngeiächter der Hölle. Die Zwiebel wird beißend, der Stahr hackt aus sie ein und drei'ach ist der Schutt der Zeit, nem, der drei Wüth ndcn, tie nun gleich zeitig hinaus wollen. Vivat hoch! aber - o Täu>chung! Unsiono ertönt cS: Vivat Kathi! Ein Negiirentsinubker ist ihr Geliebter. Geburtstag oder Verlobung Er hat s ine College« urd guten Freunde zu einem Ständchen für sein Herzblatt veranlaßt. Sie muß danken, sie muß sich ver b -ugen. Ts geschieht. Der Jubel v«n unten ernenert sich und der Vorhang fällt. Herr Jauner (von Stahr-, Fräulein Guinand Eve- line. Fräulein Allram (AmtSräthin Zwiebel), Fräulein Wolfs Kathi) vereinigten sich in diesem Ständchen zu voller Harmonie in Wort und Spiel In einen Dacaporuf von Seiten der Revertoi- - Bestimmung stimmen unr mit »in; c« ist zwar eine lüine Piece, aber Langeweile, diese Schwester der Gleichgiltigkeit, läßt sie nicht aufkommen. — Den Schluß des AbeiidS bildeten „die zärtlichen Verwandten" von Benedix jenes gern gesehene Lastspiel, das in den Rollen des ttr Wismar und des Student Dietrich neue Besetzung durch die Herren Galster und Broda empfangen Ausfällig ist es daß bei solchen kleinen Sächelchen wie ,Ein Ständchen" und anderen theatralischen V-tzl putzlis von .">0 Minuten Lebensdauer aus dem Zettel mit fetter Schrift die Worte stehen: „In Scene gesetzt vom Herrn Re gisseur i' oder V Was ist denn da in Scene zu setzen? Ein Zimmer mit Mttel- und Seitenthür, rechts ein Tisch, links ein Stuhl, das ist Alles. Die Personen kommen Eins nach dem Andern, der Dialog strickt sich ruhig herum, ohne daß eine Masche hcrunterfällt. — In die Scene setzcm; die Franzosen sagen ..In niu-e »» voo»e", e« klingt so vornehm und lä.t sich wohl bei großen Ep.rn und Svectakelstücken an- wendt-n. Soll es aber heißen: der Regisseur ist für alle Fehler, die in Decora ion, Eostüm ec. Vorkommen sollten, ver antwortlich, so bescheide ich mich gemeinem einsichtsvollen Urtheil und habe Nichts dawid-r, wenn ein Regisseur sich auf solche Weise verewigen läßt. Theodor Drobisch. * Die Liebe ist erfinderisch! In Brünn starb am 26. April der Freiherr von Lewinsky, Leiter des Pretzbureaus in der Reactionszeit. Das „Tagblatt" widmet ihm in seinem Feuilleton e nen Nachruf, aus dem wir Folgendes entnehmen: „Lewinsky als ächter Lebemann stand lange Zeit zu einer Dame in zarten Beziehungen, die damals an der Brünner Hoff per eine bedeutende Stellung einnahm. Es war eine Co- loratursängerin, die jetzt an einer kleinen Bühne in London Lperettenpartieen singt. Die Bande, die den Leiter der Preß- bureaus u d die Coloratursängerin aiuinander knüpften, waren sehr festgeschlungene, und LewmSky empfand schmerzlich jeden Tadel, den seine Geliebte erfuhr, ärgerte und kränkte sich weid lich über jene Recensenten, die am Gesang und Spiel seiner Angebeteten etwas auszusetzen hatten und sie nicht einer Sonn tag oder Grisi gleichhaltcn wollten. Er drohte zuerst, dann schritt er zur That und ließ Blätter, die unliebsame Kritiken irgend einer Leistung seiner Angebeteten enthielten, confisciren. Und als auch dies nichts half, wurde eine große Maßregel von ihm erdacht unv ausgeführt Er »rkla.'te, die Mitglieder der Hofiheater seien Hofbeamte' rmd dürsten als solch« „nicht dem Taoel in öffentlichen Blättern preisgegeben werden". So wollte er die Krank ein- für allemal ersticken, seiner Schönen zu Liebe" * Nach einer öffentlichen Bekanntmachung der K. Preuß. Staatsanwaltschaft zu Halle a. d. S er stirt daselbst unter der Bezeichnung „Schwarze Bande" eine Anzahl von Personen, die sich Kaufleute nennen, früher theil weis auch dem Kauf mannsstande angehört haben, gegenwärtig aber ohne Geschäft, ohne Geldmittel und ohne Waarenlager sind, nichts deftoweni- ger aber unter der Maske der Solidität, auswärtige Häuser zu bedeutenden Waarenlieferungea an sie veranlassen. Zah lung ist von diesen Menschen, welche die Waare sofort nach ihrer Ankunft zu Schleuderpreisen loszuschlagen pflegen, nie zu erlangen, wie auch ihre Bestrafung nur selten gelingt Im Bureau der gedachten Staatsanwaltschaft sind die Namen der zu jener schwarzen Bande gezählten P-rsoncn, sowie die der sogenannten „Weißkäufer", d. h. dersin gen, die von dw schwar zen Bande billig zu kaufen und einzelnen Mitgliedern wohl auch bisweilen den Weg auswärtiger Häuser zu beschwindeln, zu bezeichnen pflegen, näher zu ersehen. Bon allen Geschäften der vorbezeichmten Art bittet die gedachte Staatsanwaltschaft um schleunigste Nachricht. — Es ist vielleicht nicht überflüssig, wenn wir auch unsrer hiesigen Geschäftswelt von dieser Angele genheit hiermit Kenntniß geben. * Volkserziehung und Schule des Lebens in Ungarn. In einem ungarischen Blatte entwirft Pfarrer Jo Hann LapinSzky aus der Erlauer Erzdiöcese ein drastisches Bild von der Demoralisirung, welche die Wahlagitationen auf das ungarische Volk und auch schon auf die Heranwachsende junge Generation ausüben. Als Lapinszky unlängst, dein Auftrag de» Erzbischofs an den Diöcesanclerus, die Schulen fleißig zu inspiciren, nachkommend, sich in die Schule seines PfarrorteS verfügte, fand er dieselbe fast leer. Auf die Frage an den Schulmeister, wo denn seine Schulkinder seien, antwortete dieser: „Draußen, in der Schule des Lebens, im Wirthshaus und um die Fahnen der Kortcs Tannen; dort lernen sie Alles. In den letzten Wochen sind von den Wählern schon 15)0 Faß Wein ausgetrunken worden; die Kinder helfen ihren Eltern, den Wein in Töpfen nach Hause tragen, trinken, schreien Eljen, prügeln sich und fluchen um die Wette mit ihren Eltern" — Der Herr Pfarrer fügt dann noch aus Eigenem folgende Schilderung hinzu: „Hier brennt das Haus einer unschuldigen Familie, dort werden zwei andere Brände gelöscht. Jetzt wird ein Erschla gener zu Grabe getragen. Andere kommen zu mir um Pflaster, die sie auf ihre konstitutionellen Wunden auflegen wollen Im herrschaftlichen Castell wird die Glocke gestohlen und werden die Thürcn zertrümmert. Aber lustig geht's zu. Ucberall Tanz und Musik; die Apostel der Linken halten Predigten an'S Volk über Abschaffung der Pfarrgebührcn, über Vertheilung der geist lichen Güter. Wir brauchen keine Pfaffen mehr, wir gehen nicht mehr zur Beichte. Auch der liebe Herrgott hat uns nichts mehr zu befehlen, wir brauchen keinen Herrgott! Spiel auf, Zigeuner! Und . i-Ijien. oMen n h.ilp.irl" schreit aus vollem Halse die andächtig zuhörendc, hoffnungsvolle Jugend . . . Das sind aller)ingü Symptome barbarischer, höchst b.-trübender und bedenklicher Zustände, daß sie aber überhaupt möglich sind, zeigt leiver. wie wenig bisher 'ür die Volkserzichung in Ungarn geschehen ist.
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