geben, dann wären die neun Zehntel für ihn wertlos. Das Gesetz der Entfaltung und Erhaltung produktiver Kräfte verlangt unbedingte Sicherheit. Sicherung des Daseins als Schaffensnotwendigkeit ist der Sinn von manchem erwor benen Reichtum; zu Freude und Genuß ist es keinesfalls notwendig. Auch Reichtum ist nicht Selbstzweck. Es hat nur einen Zweck und Sinn: als Werk, das selbst weiter wirkt. Die Relativität des Geldes ist eine bekannte Tatsache: Der Rettler ist mit einem Taler reich. Doch welch tiefer Sinn liegt hierin verborgen! Würde jemand sein Haus, sei nen Aufwand vergrößern, dann hätte eine bestimmte Summe für ihn einen geringeren Wert als zuvor, er wäre plötzlich erheblich ärmer geworden. Hat ein Wirtschaftsgebilde einen höheren Aufwand durch Abgaben und Gehälter, so werden kleine Gewinne, dies Ziel etwa des Handwerkers, bedeu tungslos. Der Wert des Geldes richtet sich ausschließlich nach den Bedürfnissen. Darum ist Bedürfnislosigkeit der einzige Weg zum Reichtum. Reich wird man nicht durch das, was man hat, sondern durch das, was man braucht, ausgibt, durch den Lebenszuschnitt, durch die Art der Wünsche. Muß des halb in der Kargheit nicht der einzige Reichtum liegen, also nicht nur seelischer, sondern auch rein materieller Art? In seiner »Philosophie des Geldes« sagt Georg Simmel: »Das gleiche Güterquanlum in verschiedenen Händen be deutet ein verschiedenes Güterquantum wie derselbe Samen in verschiedenem Boden.« Auf einem Bild von Watts sieht man eine Grabplatte mit der Inschrift: »Was ich sparte, verlor ich, was ich ver brauchte, hatte ich, was ich verschenkte, hab’ ich.« Werner Sombart schreibt dem Wirtschaftsführer, dem bedeutsamen Unternehmer zu, daß er in sich die Eigen schaften eines Organisators und Händlers mit denen eines Eroberers verbinde. Grundfalsch ist es dagegen, daß die 381