Dresdner Nachrichten : 15.02.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187902153
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- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18790215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1879
- Monat1879-02
- Tag1879-02-15
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- Dresdner Nachrichten : 15.02.1879
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»r. 46. HIV. Jahrgsng. »b.n. , «art V, «»»«l.Idimmtnilos «-N»»» 33000 «n>- >1, »I« »»«,,», »«NM. sindlrr Manuscridl« Echt Nch dl» ««dacttd» -tär d,rdt»dUch. z»t«r»t«»<Unnahm« «n». »r»«lau.jiwnlf — «ud.Ml.ss» in «rrUn. Wien. Pamdur^ ffrsvkfurtM., Mün. ch«n. — D»»d» » «». tn zrenNurt a. M. — «ureaux d. ,L«»»It»»«- »««»".—«»»»», l.»II et«, L»lll«r ck k«. tn Part». DreSven. Ton««-e»d» IS. Februar 187S. Tageblatt für Politik. Unterhaltung, Geschäftsverkehr. Lörsenbericht, Fremdenliste. Mttredacteur: vr Lw»ll Druck uuv Eigenthum der Herausgeber: Für das Feuill.: LwelMl» N»rtn»»a». L»«p««Ii L «st«I»»rttt i» Dresden. verautwortl. Redakteur: ZU«twriel> I'otilSntl tn Dresden. Initiale Vierden Warle»- «trade I» dt»«».» Uhr »n,«u,mine». «annt«,» »t» Mtita,, t, Udr. g» keuftadr nar an Wochen« L'^dk.'°L'aL"^E. — Der Raum einer et»- Fallt,en Peiiiietl« k»teer I« Pi»e. üi»,elandt dt« L-tle Lü Ptae. Mn« «arantte stir da» «»chtttti»!»« Erscheinen »« Inserat» «trd ntchr »egedrn. >«»w»rlt,e Unnoneen- «uilrL,e »an un» unde- Nnnten Mrme» und Per- l»n«n tnsertren wir nur »e,en Nrtnu«,ra«»o> Antzlung durch vrles» «arte» »der Posletniah. >»na. »ch« Stlden kosten Id Piae. Inserate sür dt« Monta,»-Nummer «d«r »ach einem gestiaze die Petttjeile 2i> Psge. Die Witterungsaussichten nach dem Meteorol. Bureau zu Leipzig für heute den 15. Februar lauten: Vorwiegend trübe, kühler, stellenweise etwas Schnee. i«i«' V^rkaat nN(:r8tL»^8pspi8i'v^?^tnSbrisfv,^otl«n etc. ^Eilk estaurants, VVÜsiirunsrttra,»« ösnlcgssotiätt, ; ImlL aller Oollpovs Hueat^oltl. Lontrols der Vorloosung aller Vsertl»-ö o dlittaastiselt vou 12—3lllir ä la carte u. (louvert. 'l'alils ä'liüte l'/a llltr iw Ls-eiueLilal der cretea LtgKv. v 8es>In8„iitr. 14, xsAsntib. d. Lporsrsr.! pa;>iers ^Uei aucl, auk dnoNieliein vamlollstsllskllr Vsoksvl. ^ ^ VorsüskUoN «spüss^v katriaoko Stars, ^ksvds rvarw« Spotssn bis >/r12 Vtir ^ Politisches. Recht wenig erbaulich ist es bei der Präsidentenwahl im Reichstage zugegangen. Eine größere Zerfahrenheit zeigte sich wohl selten. Man könnte sie als das Vorspiel des Durcheinanders a,»sehen, das sich bei den Zoll-und Steuerfragen entwickeln wird. Jede Fraktion stimmt für sich. Keine hält mit der verwandten Fühlung. Das Resultat dieser Wahlen ist geradezu beschämend; ein Präsident, der, trotz seiner bisher bewährten Eigenschaften, nicht als der Vertrauensmann aller Parteien auf den höchsten Ehrensitz steigt, den die Nation zu vergeben hat; dann ein erster Aicepräsident, „er erst nach dreimaligem Wahlgange geschaffen wird und sich schließ lich als ein von nur 88 Abgeordneten Gewählter entpuppt, den also nahezu */z des Reichstages nicht haben mögen; endlich bei der Wahl des zweiten Vicepräsidenten ein beschlußunfähiges Haus und Vertagung bis Montag. So hat jetzt der Reichstag ein bloßes -/^-Präsidium und da» eine Drittel ist sogar nur ein Minoritäts präsident. Der innere Grund dieses unerquicklichen Schauspiels liegt in dem Herrschaftsgelüste der Nationalliberalen. ES ist eine Ungehörigkeit, wenn eine Partei die zwei ersten Präsidentenstcllen verlangt und die dritte allenfalls gnädigst der ihr zunächst stehenden, wenig von ihr unterschiedenen Partei abläßt. Herrn v. Forckenbeck's Wahl als erster Präsident wäre unbestritten geblieben, wenn die Nationalliberalen nicht noch die zweite Stelle für ihren Herrn o. Stauffenberg und die dritte für den ihnen nahestehenden Fürsten von Hohenlohe begehrt hätten. Der Gerechtigkeit hätte es entsprochen, die drei Stellen nach der Stärke der Parteien zu vergeben. Dann konnte man in glatter Wahlhandlung das Präsidium besetzen mit v. Forckenbeck (nationalliberal), v. Frankenstein (klerikal), v.Seyde- witz (konservativ). Statt dessen erlebte die Nation bei der ersten Handlung ihrer Erwählten das unwürdige Schauspiel, dessen oben gedacht wurde. Herrn v. Stauffenberg mögen seine Parteigenossen gehörig zugesetzt haben, sich zu entschließen, bei der unter so unrühm lichen Vorgängen gezeugten ersten Vicepräsidentenschaft Vaterstelle zu vertreten. Das Katzenjäinmerliche dieser Präsidentenwahl-Manöver ent spricht übrigens der ganzen Stimmung im Reichstage selbst. Die Thronrede hat die ganze Freihandelspartei des Reichstages geradezu verschnupft. Wäre es nicht ein so erhabenes Haupt, was die Noth- ivendigkeit einer wirthschaftlichen Umkehr gepredigt hätte, man würde mit dem Aktenstücke einen gar wunderlichen Tanz aufführen. Die „Nat.-Ztg." verbirgt ihr Wuthknirschen mit Mühe; nur die „Rück haltung, welche die von so erhabener Stelle geäußerten Worte aufer legt", läßt sie von einer Kritik derselben absehen, doch konstatirt sie, daß eine „Selbstanklage wie die, wegen der seit Jahren unter Billigung des Monarchen von seinen obersten Rathgebern befolgten Wirtschaftspolitik, in der Geschichte des deutschen Reiches und seiner Thronreden ohne Vorgang sei." Einen solchen „Büßgang" hätte man besser der Thronrede ersparen sollen. In der That enthalten die Thronreden von 1875, 1876 und 1877 gerade das Entgegen gesetzte von dem, was der Jahrgang 1879 bietet. In jenem Akten stücke beklagte der Kaiser, daß es nicht in der Macht der Regierungen liege, der Stagnation von Handel und Verkehr abzuhelfen. Das Uebel sei allgemein und die inneren Zustände des deutschen Reiches hätten keinen wesentlichen Antheil an diesen Uebelständen. Anno1879 aber erklärte es der Kaiser für seine Pflicht, bewährten, aber leider aufgegebenrn Grundsätzen der Güter-Erzeugung näher zu treten. Nun fragen wir aber jeden Unbefangenen: Verdient eS nicht statt nörgelnden Tadels volles Lob, wenn man einen begangenen Fehler erkennt und offen bekennt? Wie ist sonst ein Fortschritt denkbar ? Und daß Kaiser Wilhelm freimüthig vor der Nation einen verhäng- nißvollen Jrrthum zugiebt, das ehrt ihn gerade seiner Stellung halber nur noch mehr. Mit Bekümmerniß haben wir — das Geständniß sei nicht länger zurückgehalten — in jenen früheren Thronreden sich die liberale Wirthschaftstheorie der bis dato maß gebenden Manchestermänner widerspiegeln gesehen; der Staat muß bei schweren wirthschaftlichen Katastrophen die Hände in den Schoost legen, er kann gar Nicht» thun, er muß Alles dem Laufe der Dinge überlasten, geht'» wie'S gehen will u. dergl. Endlich, endlich bricht man mit dieser Anschauung, die dem Staate nur die bekannte „Nachtwächterstellung" anweist; endlich entsinnt sich der Staat der Machtmittel, die ihm zu Gebote stehen und dafür sollte man nicht dankbar sein? ES ist ja möglich, daß der Staat sich vergreist, über'S Ziel hinausschießt, aber daß er sich zum Handeln aufrafft, verdient Aufmunterung. Hättm wir eine einsichtsvolle, freimüthige, einzig die Fragen nach ihrem inneren Werthe prüfende Volksvertretung — uns wäre nicht bange, daß die wirthschaftlichen Fragen eine gesunde dauernde Gestaltung erhielten. Die Engländer haben in ihrer Politik die reichste geographische Abwechselung, welche diePhantasie nur immer zu erdenken vermöchte. Wenn der Engländer des Morgens aufsteht, muß er immer darauf gefaßt sein, von einem Ereignisse in einem der fünf Welttheile zu lesen, welches die Interessen seiner Nation unmittelbar berührt. Da» nächste Gefühl, das sich der Engländer bemächtigte, als sie ihre Nie derlage am Tulega erfuhren, war das der Scham. Was? Ganz Europa huldigte auf dem Berliner Kongresse dem Dreizack der meer beherrschenden Britannia, der stolze, weiße Zar ertrug von England Kränkungen, wie von keinem anderen Staate, die Türkei galt schon lange al« halber Vasallenstaat Englands sogar. Fürst Bismarck zog e» vor, dm Vermittler zu spielen, um nicht die Feindschaft Eng land» herauszufordern. Und nun kommen diese Zulukaffern, welche, wenn sie nicht zufällig eine alte, aus Europa stammende Uniform erhaschen, dm mit Fett beschmierten Leib nackt der Sonne aussetzen, welche auf der tiefen Kulturstufe ihrer Race stehen und diese armen, rohen und verthierten Menschen bringen der gewaltigm, britischen Nation «ine furchtbare Niederlage bei. Diese Wilden, die in den Augen eines stolzen Engländers kaum mehr sind, als afrikanische Raubthiere, erbeuten die ruhmvolle Fahne eines stolzen Briten- regimcnts! Lord Beaconssicld, der, statt innere Reformen anzubah nen, sein Reich in eine Reihe auswärtiger Abenteuer stürzte, sucht die Schuld der Niederlage in Südafrika auf die Whigs zu wälzen, welche ihm sein Armeebudget immer beschnitten hätten. Außer den Blättern der Rothen finden auch die Bonapartisten die Amnestievorlage Grüvy's ungenügend. Es ist ein höchst ergötz liches Schauspiel, daß gerade die Bonapartisten den Kommunarden die Hand reichen und es gar nicht erwartm können, daß eine mög lichst große Zahl dieser Gesellen nach Frankreich zurückkehrt. Für die ruhige Funktionirung des Präsidenten Grevi) erwächst aus jener Allianz der Extreme eine nicht leicht zu nehmende Gefahr. Rußland führt gegen Rumänien eine höchst brüske Sprache. Zur Vermeidung der Einschleppung der Pest aus Rußland hat nämlich Ru mänien angeordnet, daß nach Rußland keine Eisenbahnwagen l.und 2. Kl. laufendürfen. Denn es ist unmöglich, die gepolsterten Kissen dieser Waggonklassen richtig zu desinsiziren. An allen Bahnhöfen Ru mäniens sind Niesenplakate angeschlagen, welche dies bekannt geben. Das sagt natürlich den russischen Offizieren nicht zu. Dritte Klasse fahren zu müssen — 6 dono! Rußland beschwert sich daher vorEu- ropa über grobe Rücksichtslosigkeiten der rumänischen Regierung. Nicht doch! Das kleine Fürstenthum verdient die Anerkennung Eu ropas, daß es ohne Rücksicht auf die ingrimmigen Gesichter besternter Offiziere und excellentificirtcr Armeelieferanten sanitäre Maßregeln mit aller Energie durchführt. Daß das kleine Rumänien sich nicht mehr vor dem russischen Koloß fürchtet, ist eine der erfreulichsten Wahrnehmungen: die thönernen Beine des Kolosses haben längst alle Umhüllung verloren. Neneste Telegramme ver „Dresdner Nachrichten." Berlin, 14. Februar. Der „Reichsanzeiger" schreibt: Amt lichen Nachrichten zufolge stellten die Seitens des internationalen Gesundheitsrathes von Konstantinopel nach Sanikowa bei Lanthi entsandten Aerzte fest, daß die von dort gemeldetenErkrankungssälle ausschließlich den Fleckentyphus betreffen. Berlin, 14. Februar. DaS Abgeordnetenhaus setzte die Berathung dcS GeneralbcrichtS der Buvgctkommission bezüglich der Eisenbahnsrage sort. Die von der Budgetkoimnission beantragte, gegen den Ankauf von Vollbahnen sich auösprechende Resolution wurde schließlich (bei Abstimmung mittelst Hammel sprung» mit l?9 gegen 174 Stimmen abgelevnt. Die zwei übri gen Resolutionen, betreffend die Hebung der Rentabilität der Staatödahnen durch den Bau lokaler Anschlußbahnen und die Vorlegung einer Darlegung über die Unterstützung der Se kundärbahnen durch Maßregeln der Gesetzgebung und Ver waltung, respektive durch Staatsmittel, wurden angenommen. Bei der sich hieran schließenden Berathung der Resolutionen, be treffend die preußige Steuerguotistrung und >>ie Herabminderung der Klaffen- und der klassisizirten Einkommensteuer, erklärt Finanz- minister Hobrecht: Für seine Person habe er tn der Kommission erklärt, wie weit er zu gehen bereit sei; er könne heute auf Grund einer Ermächtigung des Königs erklären, daß, soweit durch die Steuerreform die Retchomatrikularbciträge unter den im Etat von 79/80 vorgesehenen Betrag sinken oder aus Reichselnnahmen versügbare Mittel dein preußischen Staatshaushalt überwiesen werden und über diese Mehreinnabmen nicht mit Zustimmung der Lanbebvertretung bebukS Deckung von Staatsallsgaben oder behufö Uebcrweisung eines Theilbetrags der Grund- und Ge bäudesteuer an Kommunalverbänbe Verfügung getroffen ist - rin abzurundenter gleicher Betrag an der für das betreffende Jahr normirtcn Klassen- und klassisizirten Einkommensteuer zu erlassen ist. Die Regierung wünsche die Annahme eines Antrags, der einerseits die Verständigung in dieser Frage koustatire, an dererseits ihren Erklärungen entspreche. Schließlich wurden den Wünschen der Regierung gemäß die Anträge der Budgetkommis sion betreffs Steuerguotistrung mit den von den Abg. Hüne und Lauenstein beantragten Amendements mit großer Maiorität ge nehmigt, ebenso der Antrag, daß der Reichsetat künftig früher sestgcsteUt werbe als der preußische Etat. Wien, l3. Februar. Der Generalrath der Qesterrelchisch. Ungarischen Bank beschloß behufs Entlastung deö SilberichatzeS: 1 > der Regierung zur Einziehung von Eingulden»Staatsnoten Silber biS zuin Betrage von lO Millionen zur Verfügung zu stellen; 2s für Silber-Einlagen auf Girokonto '/» Procent Provision zu berechnen; 3» Zahlungen nicht mehr in Füntaulbcn - Noten und Eingulden - Noten, sondern in Silber zu leisten. Die bei der Bank zahlbaren Kouponö werben in Silber llguidtrt. Teplitz, Freitag, 14. Februar, Vormittags. Die von dem k. k. Ministerium zur Untersuchung de» Standes der Kohlengruben von Dux und Ossegg, sowie der hiesigen Heilquellen abgesandten Geologen, Professor Laube und Bergrath Wolff, sprechen sich nach eingehender Prüfung dahin au», daß die gesunkene Urquelle im Stadtbade, wovon das Stadtbad, Fürstenbad, Herrenhaus, Kaiserbad und Sophienbad gespeist werden, nicht verloren, vielmehr baldige Aussicht auf Wiederherstellung der früheren Leistungsfähigkeit vor handen ist. In der Bürgerschaft von Teplitz herrscht tiefe Nieder geschlagenheit. Der Bürgermeister von Teplitz, Uherr, versendet folgende Depesche: Die Thermen des Quellengebietes im Kurorte Schönau wurden durch das Sinken der Stadtbadquelle in Teplitz nicht im Geringsten irritirt. Thermalwafserstand und Temperatur in der Stein-, Schlangen- und Neubad-Quelle vollständig normal. Locale- v«d GSchstsAe-. — Dem Ghmnasial-Vicebirektor, Professor vr. pkii. C. Fr. Gotthold Meutzncr in Plauen i. V., ist da» Ritterkreuz li Kl. vom Verdienstorden verlieben worden; dem hiesigen Klempnennclster Hermann Regner wurde bas Prädikat „Kgl. Hofklempner" verliehen. — Bei den Bällen der Aristokratie wirb es jetzt ersreulicber Welse üblich, daß die tanzenden Damen inkurzenToiletten, (ohne Schleppe) erscheinen, wodurch da» Zerreißen der Kleider« und da» ost gefährliche Fallen beim Tanzen wesentlich vermieden! wird. Namentlich trat diese zweckmäßige Neuerung beim letzten« königl. Kammerballe am Mittwoch zu Tage. Der Ball be gann, wie nachträglich bemerkt sei, um 9 Uhr und endete '/»2 Uhr. Da» Souper wurde um 11 Ubr von den allerhöchsten Herrschatten und den zum Ball Geladenen in dein großen Ballsaale eingenom men. Ihre Mal. die Königin trug eine lachsfarbene Seidenrobe mit Spitzen garnlrt, Ihre königl. Hob. Frau Prinzessin Georg eine lila Damastrobe mit Fiiederblüthen. — Die Pirnaischen Herren Advokaten scheinen sich in Pirna nicht recht wohl zu fühlen, sie siedeln nach Dresden über. Schon lange hat Herr Advokat Schreck, der Nestor aller Plrnaischen Sachwalter, In Dresden seine advokawrische Filiale; vor Kurzem gab Herr Advokat Ehsoldt seine Kanzlei in Pirna auf und widmete sich in Gemeinschaft mit Kollcga Bräuer der Advokatur ausschließlich in Dresden: »n neuester Zelt.hat der dritte Pirnaische Advokat, Herr Ernst Krauie, sich auch nach Dresden gewandt, um sich mit seiuein Bruder, 1)r. Karl Krause» zu associlrcn. Ist Pirna nun ein so mageres ArbeitSselv? Sind die Leute dort nicht so streitsüchtig? Oder fehlt es tn Dresden noch an Advokaten ? - Infolge einer Erkrankung des Herrn OberappeUationsraths Klemm siel vorgestern sein Vortrag über die Relchöjustizgesetze auS. Nachmittags wurden Dutzende von Telegramme» nach der Provinz geschickt, um die, auswärtigen Juristen abzuhalten, hier her zu reiscn. Für Viele kamen diese Depeschen jedoch zu spät. — Die Petrolcum-Importplätze haben infolge der Klagen über die geringer gewordene Qualität des amerikanischen Petroleums eine Versammlung von Petroleum-Interessenten nach Bremen auf den 25. t. M. einberutcn. — Bet den I» der Zeit vom 28. Januar bis 14. Februar d. Z. von der Prüfungs-Kommission sürIuristen in Leipzig vorgenoinmenen Prüfungen haben I Student die 1. Eentur. 10 Studenten die 2. Eentur. 10 Studenten die 3. Ccnsur, 19 Stu denten die 4. Censur und 0 Studenten den Repulö erhalten. — Ein etwas mvstertöser Vorfall in Ottizterö- kreisen macht in Zittau mehrfach von sich reden und wirb in den verschiedensten Variationen wiedererzählt. Bald soll ein Duell in einer Privatwohnung stattgeiunben haben, bald soll eine Dame, sollen gewisse Beziehungen zarter Natur im Spiele sein. Wie man unö mittheilt, ist keine dieser Versionen ricbtig. Es soll sich vielmehr um eine unglückliche Spielerei mit Messern gehandelt haben, wobei ein Kamerab den andern in die Brust verwundete. Zwar ist die Wunde nicht unbedingt tödtlich, aber dock' so ge fährlich, daß ein Transport deö Verwundeten ln seine Wohnung noch nicht möglich war. — Teplitz. den 13. Februar. Die Braunkohlen-Schächte Nelson, Fortschritt, Döllinger sind gänzlich unter Wasser. Eine große warme Wasserquelle drang nämlich am 11. Februar, Nachmittags 2 Uhr, mit solcher Gewalt zunächst in den Döllinger Schacht, daß sie auch die mit den anstoßenden Schächten korrespondircnden Mauern und Seitenwände durch brach. Die Kohlenarbclter hauten tn der Grube eine Waffer- guelle an. Die Verwirrung unter der Erde muß beispiellos gewesen sein. Die Arbeiter konnten in der Grube ivr Licht nicht finden und suchten In der Flnsterniß den Auöweg zur Rettung. Der Wasserstand betrug gestern Nachmittag 4 Uhr im Nelson- Schacht 79 Nieter unb ist fort und fort im Steigen begriffen. Der Zufluß deö Wassers wurde mit 10,000 Cubikfuß kn der Minute angenommen und soll nach Berechnung der Gruden karten gestern Mittag die Menge dcS in besagte 3 Gruben cin- geströmtcn Wassers bereits 600,000 Eubikmcter betragen haben. Der in nächster Nähe gelegene Gisela- Schacht ist gestern cbenkallS außer Betrieb gestellt worden, desgleichen wurde amtlich auch der Betrieb dcS Victoria-Schachtes eingestellt, well der Druck des Wassers bereits die Gase brückt und der Bau bereits unter Niveau des Wassers steht, so daß der Wasser einbruch zu desürchten steht. Wenn das Steigen des Wassers noch fortdauert, so tritt die Befürchtung heran, daß die Wässer im Fortschritt-Schachte überlaufen und dann eine Ergießung in die Tagbaue stattfindcn muß. Aeynlicheö ist wohl auf dem Erdball noch nicht dagcwesen. selbst in Wiliczka nicht, denn es läßt sich fetzt noch gar nicht absehen, wann das Unglück daS Enke erreichen wird. Allgemein behauptet man, daß die Kata strophe mit der nahe liegenden Riesenguelle bei Dur im Zu sammenhang« stcht, die als durch einen unglücklichen Zufall in ihrer Nähe geschürft wurde, die wenig widerstandsfähige Wand durchbrach. Diese gestern ausgesprochene Vermuthung scheint sich dadurch zu bestätigen, daß die Quellen in Teplitz beute früh 7 Uhr ausgeblicben sinv, die In Schönau dagegen nicht. Das Unglück wird dadurch noch größer, denn Vas ganze Porphhr- Gebirge, welches von Teplitz bis gegen Dux sich erstreckt, bringt riesige Wassermassen. Menschenleben sind leider auch zu beklagen, und zwar: 21 im Döllinger- und 2 im Nelson-Schacht. Einer von den beiden Leuten, welcher daS Wasser im Döllinger-Schacht angehauen, sagte aus, daß, nachdem er bas Wasser angehauen, ein Strahl, ca. 3 Zoll hoch aussvritzend aus der Wand gekommen, gleich darauf aber die Kohle geplatzt sei und das Wasser sich ergossen habe. Vom Wasser verfolgt und schwebend fortgetragen, ist der Bergmann bis zu dein nicht sehr entfernten Schachtauö- gange gelangt, durch welchen er sich rettete; seinen Kameraden hat er nicht wieder gesehen. DieterWassereinbruchist bereits der 4. im böhmischen Bräunkohlenbccken. Der „Fortschritt-Schacht" gehört einer Gesellschaft, der „Nelson" einem auch tn Dresden wohlbekannten Engländer Namens Refeen. — Bei», Uebergange der Chemnitz-Komotauer Eisenbahn aus den Staat waren eiae größere Anzahl Prio ritäts-Coupons noch nicht eingelöst. Mr Staat übernahm hie Einlösung eines ThellcS davon, betreffs des Restes behielt die Gesellschaft die Verbindlichkeit der Einlösung. Die Gesellschaft weigerte sich dessen jedoch unb so kam cs zum Procek, welcher nunmchr seinen definitiven Abschluß durch ein Erkenntniß de» Reichs-QberhandelSgertchtS gefunden bat. Danach hat hie Ein lösung des l877er Januar-EouponS durch die Gesellschaft nun mehr noch nachträglich zu erfolgen. — Zur Richtigstellung der Nachricht über den Selbstmord eines Annen-Realschüler» ersucht uns Herr Prot. Vt< tor um Ausnahme folgender Bemerkungen: Der Oberprimaner bat nicht einige Bemerkungen aus seinem Notizbuche na»gescben. wa» übrigens ebenfalls unerlaubt gewesen wäre, sondern bat eine eng geschriebene Folioseitc mit vollständiger Ausarbeitung über „die Kreuzzüge" heimlich benutzt unv davon etwa eln Drittthell wört lich abges»rieben. Die Fortweisung auS der Prüfung, auch ohne vorder die Prüsungökommssston zu betragen, mußte erfolgen nach 8 65 der Ausführungsverordnung zum Gesetz vom L2.Aug. 1876. Die Prüfungskommission, welche am Mittwoch 12 Uhr zusammengetreten ist. hat der erfolgten Abweisung vom dies maligen Reile-Eramen lediglich zustimmen können. Wie sehr die se! de den unseligen Schritt des jungen Menschen beklagt, bedarf keine» Wortes. Achtungsvoll Prot. ViStor, Rektor der Annen. Realschule. — Gebrüder Plochmann ln Carlstadt a. M. haben kür ihre in der Obstprodukten-AuSstellung expoilrten Obst- säste, Marmeladen re. nicht, wie gestern bemerkt, nur ein Ehren- zeugntß. sondern die broueene Medaille erhalten.
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