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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.06.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187106011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-06
- Tag1871-06-01
- Monat1871-06
- Jahr1871
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.06.1871
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2222 brechen, wenigstens haben Abgeordnete die Absicht dazu; sie suchen nur noch nack der Form. Die „Magdb. Ztg" schreibt: „Als am vorigen Mittwoch der Reichstag über das UnterichtSwesen im Elsaß verhandelte, eiferte Herr Mousang aus Mainz gegen den Schulzwang. Er nannte ihn ein unerträgliches Staalsmonopol, er forderte, baß der Unterricht der Kinder auf den freien Willen drr Eltern und nicht auf das zwingende Gesetz gestellt werde. In Frankreich erleben wir letzt die Felgen dieser ultramontanen Weisheit. Für Len Priester mag es bequem sein, wenn er eine Heerde von Gläubigen regiert, die nicht lesen und schrei ben können; es kommt aber dann die Zeit, wo die wild gewordene Heerde auch gegen Len Priester rebellirt, die Kirchen schändet, beraubt und zerstört und den gottlosesten Unfug an dem Heiligsten ver übt. Frankreich ist zu Grunde gegangen, weil cs neben der höchsten äußeren Eivilisation, Dressur und Politur daS geringste Maß allgemeiner Volks bildung besaß. Erschreckend war der Procentsatz der gefangenen Soldaten, denen selbst der dürftigste Elementar-Unlerricht fehlte, erschreckend war die Zahl der Subaltern-Ossiciere, die keinen Brief in die Heimath schreiben konnten. Die sociale Be wegung in England ist deshalb so gefahrvoll, weil auch hier nickt blos die Güiervertheilung, sondern auch die Bertheilung der Bildung so ungleich ist. Auch England wird seine Katastrophe erleben, wenn es ihm nicht noch gelingt, die furchtbare Rohheit der untersten Volksclassen durch den Unterricht zu bändigen. Bon allen großen Rationen Europas ist heute nur eine einzige gesund, kräftig und einer verständigen Entwicklung gewiß, und das ist die deutsche Ration, welche die allgemeine Wehrpflicht und die allgemeine Schulpflicht als Grundlagen ihrer Bolkserziehung besitzt. Mit so furchtbarer Deutlichkeit hat die göttliche Vorsehung ihre Gerichte noch niemals vollzogen wie heule an dem unseligen Frankreich!" Der ,,köln. Ztg." schreibt man auS Böhmen, 26. Mat: Die inneren Verhältnisse des öster reichischen Kaiserstaales bieten dem aufmerksamen Blicke eineS geübten Beobachters jetzt leider wenig erfreuliche, wohl aber sehr viele traurige Er scheinungen aller Art dar. Zn Wien folgt ein Ministerium dem anderen, ein Regierungs- Programm löst das andere ab, die allerverschieden- arligsten Versuche in der Kunst, die Staaten zu organisiren und zu regieren, werden angcstelll, und doch wird im Wesentlichen auch nicht das geringste praktische Resultat erzielt, und in Wirklichkeit bleibt so ziemlich Alles beim Allen. Zeder Beamte herrscht nach eigener Willkür in seinem Kreise, und alle aus Wien erscheinenden Erlasse kommen auch selten oder nie zur wirklichen Ausführung, sondern bleiben selbst oft ringelest» in d«n Kanzleistuben liegen. „Oesterreich tst groß und der Kaiser ist wett", und die Minister, die wirtlich selbst sogar von den Beamten kaum dem Ramen nach noch gekannt sind, so oft wechseln sie, mögen schreiben, reden und befehlen, was sie wollen, die Aus führung hängt doch von uns ab, so denkt die große Mehrzahl aller Beaknten der verschiedensten Zweige und Grade mit gemülhlicber Nachlässigkeit und handelt demgemäß. Dabei leiden die Finanzen an einem chronischen Deficit, der Staat verschleu dert all sein Eiaenihum oft zu Spottpreisen, und besonders in Böhmen ist letzt auch eine Ver wüstung der Staats- und Eommunalwalbungen ein- genssen, die wirklich fast an italienische derartige Zustände erinnert. Riedergehauen werden die Wälder jetzt schonungslos, denn die E"ff-" l>"s sxw, angepstanzt wird aber fast Nichts, denn man scheut die Ausgaben für eine sorgfältige rationelle Forstcultur. Es sieht jetzt in den böhmischen Wäldern oft schon recht traurig aus, und der gewaltige Unterschied, der hierin, wie in Allem und Jedem, zwischen den Zuständen in Böhmen und denen in Sachsen, diesem Muster staate einer geordneten, sorgfältigen Finanz-Ver waltung herrscht, tritt immer schärfer hervor. Dabei wird das czechische Element von Prag aus auf jede Weise protegirt, und die czechiscben Be amten verdrängen von Jahr zu Jahr mehr die deutschen in allen Zweigen deS böhmischen Staats dienstes. Mannichfache Andeutungen über die muthmaß- liche Dauer deS Kampfes in Paris und über den Punct, an welchem die dortige Schlächtere ihr Ende finden werde, haben sich vollständig als richtig bewährt. Am Sonntag Abends und am Montag früh sind die letzten, bewaffneten Wider stand leistenden Neste der Insurgenten an der Enceinte hinter dem Pere Lachalse aufgerieben worden, und im Bewußtsein der völligen Hoff nungslosigkeit ferneren Kampfes hat daS letzte Häuslein der Empörer zu Vincenncs die Waffen gestreckt. Damit ist also einer der blutigsten und grauelvollsten Bürgerkriege, von dem Frankreich je heimgesucht war, nach einer Dauer von 2 Mo naten und 1l Tagen beendet und die siebentägige Schlacht innerhalb der Mauern von Pari- ent schieden. lieber die Fülle von Schrecken und Ent setzen, welche mit dem Bürgerkriege, namentlich aber mit der gräßlichen Schluß-Katastrophe über Paris hereingebrochen, wird man fick erst bei ruhigerer Ueberlegung genauere Rechenschaft zu geben vermögen; doch geht schon auS den bis herigcn kurzen und fragmentarischen Milthei- lnngen über die Vorgänge in Paris hervor, daß diese leichtsinnige, verblendete Brutstätte perma nenter Revolutionen diesmal von einem Straf gericht heimgesucht worden ist, neben welchem die Zunischlacht von l848 sich beinahe wie ein Fast- nachlsscherz auSnimmt. Stellt sich auch der durch daS Feuer verursachte Schaden nachträglich nickt alS so ungeheuer und unersetzlich heraus, wie man nach den ersten Nachrichten anneymen mußte, so erreicht die Verwüstung dock immerhin einen Um fang, der eine Parallele kaum zuläßt, und die Opfer an Mensckenleben, wenn deren Zahl über haupt je genau bekannt werden wird, müssen sieichfallS eine Höhe erreichen, neben der die Ger üste deS blutigsten FeldzugeS sich sehr geringfügig ausnehmen. Tie Regierungslruppen sollen nach officieller Versicherung allerdings nur 1200 Mann verloren haben, aber erstlich möchten wir diese An gabe keineswegs für unfehlbar Hallen, und dann m u ß auch die Einbuße der Truppen viel geringer sein als die der bürgerlichen Bevölkerung, in deren Milte selbst es am Ende zu förmlichen Massen schlächtereien gekommen zu sein scheint. Wie viele Unschuldige mögen außer den feige hingemordeten Geißeln durch den Fanatismus des wahnsinnigen Pöbels geschlachtet worden sein! Berichte aus Paris vom letzten Sonntag be sagen: „Es brennt jetzt in Bercy. Die Insurgen ten steckten die ungeheuren Spnilusvorräthe an, welche sich in den dortigen Magazinen befanden. Paris hat ein äußerst düsteres Aussehen. Fast alle Läden sind noch geschlossen. Mit Lern Weg schaffen der Leicken hat man begonnen. Einige Pariser Journale sind auch wieder erschienen, näm lich die „Petite Presse", die „Avantgarde", die „Constitution" und die „V.rite". Fortwährend werden noch Frauen verhaftet, die Petroleum und andere Zündstoffe herumlragen, um die FeuerS- brünste zu unterhalten. Es war das Mitglied der Eommune Ferrc, welches dieselben organisirt haue. In der Münze hat man viel Kirchenschmuck auf gefunden. Das Feuer, welches man im Luxem bourg angelegt hatte, wurde schnell gelöscht, und- der dort angerichtete Schaden ist unbedeutend. Da gegen sind alle Häuser des Platzes Croix-Rouge zerstört; in diesem Viertel wurden auch viele Häuser durch Bomben beschädigt, die man aus reiner Zer- störungswuth dorthin geworfen hatte. Der An blick des JustizpalasteS ist schrecklich ; alle Papiere, die sich in demselben befanden, sind verbrannt. Der grcße Saal der Pas Perdus ist nur noch eine Ruine; neun Zehntel des Palastes sind zu Grunde gegangey. Heute Morgen hatte man wie der vier Männer verhaftet, welcke Petroleum in daS Feuer gossen, das den Justizpalast noch immer verzehrt. Sie wurden sofort erschossen. In der Rue Montmartre hat das Feuer auch arg gehaust. Die ganze Passage du Saumon, so wie der untere, nach den Hallen hin liegende Theil der Straße (am Ende der Rue Montmartre liegt auch die Kirche St. Eustache) ist abgebrannt. Bis zum Sonnabend hatte man 17 Leichen gefunden; es waren Bewohner, die sich in die Keller ge flüchtet halten. In einigen Stadtvierteln war der Widerstand äußerst hartnäckig. Viele Insur genten legten großen Muth an den Tag und wehrten sich biS zum letzten Augenblick. Besonders wild, und wilder als die Männer, zeigten sich die Frauen. Eine Menge ganz unschuldiger Personen wurde auf diese Weise hingemordet. Die Ge fangenen, welche inan nach Versailles bringt, sind die, welche nach dem Kampfe gemacht wurden und die ohne Waffen sind. Selbst die Rationalgarden wurden erschossen, die man in ihren Wohnungen findet und deren Gewehre nach Pulver riechen oder die keine Gewehre haben. 1818, beim Juni- Aufstande, ging es auch äußerst blutig zu; die Grausamkeit, die heute auf beiden Seiten entfaltet wird, steht jedoch in keinem Vergleich zu der, welcher man sich damals schuldig machte. Mit den Gefangenen gehl inan ebenfalls unbarmherzig um. Die Officiere haben Vollmacht, ganz nach Gutdünken zu handeln. Im Park Monceaux be findet sich eine große Anzahl Gefangener. Man hört dort fortwährend <ss s>»v vie <^s«"urncn, welche man todlschießt; im Luxem bourg, wo ebenfalls ein Depot von Gefangenen ist, finden die nämlichen Scenen statt. Auch die Kirchen, welche fast alle als Citadellen gedient, sind stark beschädigt worden. In einigen derselben hat aber der Gottesdienst schon wieder begonnen. Die Erschießung von mehr als sechszig schuld losen Geiseln, darunter der Erzbischof von Paris, erinnert deutlich an die Scenen vom August und September 1793, sowie-an die schlimmsten Vor gänge der Junischlacht vor 23 Jahren. Es ist dasselbe tolle, wahnsinnige, grausame Volk. Der Tod des Erzbischofs Asfre, Ende Juni 1818, alS er auf einer Barrikade zur Versöhnung mahnen wollte, konnte noch einem unglücklichen Zufalle zu geschrieben werden, während die kaltblütige Cr inordung deS letzten Erzbischofs und seiner Schick salsgenossen ein unauslöschlicher Schandfleck der Commune bleiben wird. Nicht einmal ein gegen die Geistlichkeit erbitterter Fanatismus kann die furchtbare Thal erklären. lieber daS Schicksal eineS TbeileS der Mit glieder der Commune erfährt man folgende Einzelheiten: DeleScluze wurde getödtet; man fand seine Leiche hinter der Barrikade des Quai Voltaire. Delescluze war Haupl-Redacteur des Reveil, des Organs von Ledru-Rollin, der aber bekanntlich der Bewegung vollständig fremd ge blieben ist. DeleScluze war ein Mann von Ta lent, aber von beschränktem Gesichtskreise. Die, welcke ihn kannten, schildern ihn als einen Mann von sehr sanften Sitten, und sie begreifen nicht, daß er sich an diesen Scheußlichkeiten betheiligen konnte. — Mitliire wurde im Luxembourger Gar ten verhaftet und sofort ersckossen. Er war unter dem Kaiserreich Gerant der „Marseillaise", ver feindete sich aber später mit Rvckefort, der ihn anklagte, ihn um 3o,oo0 Frcs. gebracht zu haben. Die Frau Milliere'S befindet sich unter den Ge fangenen in Versailles. — Villioray wurde von Mairosen ersckossen. Dieselben nahmen ihn im Augenblick fest, wo er in eine Postkutsche steigen wollte. Er gehörte zu den blutdürstigsten Leuten der Commune. Vermorel ist nack den Einen in Montmartre erschossen, nack Anderen gefangen genommen worden. Vermorel war unter dem Kaiserreich Redacteur deS „Courrier Fran<.aiS" lind stand alS solcher in genauen Beziehungen zu Rouher, der ihn zu seinen Zwecken auöbcutele. Derselbe war einer der verackletsten Journalisten von Paris. Felix Pyat soll auch erschossen Wor ten sein. Seine Leiche, so heißt es, befindet sich in der Kircke St. Germain L'AuxcrroiS. Ra- zona, Mitarbeiter am „Reveil", ein wilder, roher Geselle, siel auf einer Barrikade. Naoul Rigault wurde in einem Hause der Rue Gay Lussac ver haftet, nach dem Luxembourger Garten geführt und dort erschossen. Der Maler Courbet ist eben falls todt. Rach den Einen hat derselbe sich ver giftet, als er sich bereits in Versailles als Ge fangener befand, nach den Anderen hatte er sich in einem Schrank des Marine-MinisteriumS es liegt am Platze Vendome) versteckt, und wurde ihm, da er, als man ihn dort entdeckte, Widerstand leistete, von einem Soldaten eine Kugel durch den Kopf ge;agt. Meillet, Bruuet (auf dem Platze Vendome) und Bosquet wurden erschossen. Ein gleiches Schicksal sollen La Ce'cilia (einer der Generale der Commune), Jacques Durand und Parisel gehabt haben. Parisel war Apotheker. Er ist es gewesen, »welcher die Anzün dung von Paris vorbereitete. Lefrantzais, Garnvon und Amouroux wurden bereits ain Donnerstag in der Rue de la Banque erschossen. Die Execulion von VallöS und Ferre fand am nämlichen Tage hinter dein Chütelet an der Ecke der Rue St. Denis statt. Gefangen sind: Assy, Mögy, Ranvier, Eudes, Cluseret, Clöment, Mal- journal, Durassier, Okolowitz. — DombrowSki befindet sich als Gefangener bei den Deutschen (?), er ist verwundet. Das Brüsseler „Echo du Parlament" sckreibt: Unser Berliner Correspondent, dessen Mitthei lungen gewöhnlich zuverlässig sind, läßt uns die nachfolgende Depesche unterm heutigen Dalum zu gehen: „Die Deutschen haben eine Correspon- denz der Rädelsführer der Commune aufgefangen, aus welcher folgende Einzelheiten einer Verschwörung gegen Belgien hervor gehen: Nachdem die Communiften die deutschen Linien durchschritten haben würden, sollten sie sich nach Brüssel begeben und dort die Bewegung fort setzen. Alle öffentlichen Gebäude der Hauptstadt Belgiens sollten in Brand gesteckt werden." (Und von Belgien sollte der Triumphzug wahrscheinlich weiter gehen.) Besagte Correspondenz ist von Berlin der belgischen Negierung rugestellt worden. Das Complot' ist an dem Umstande gescheitert, daß die deutschen Truppen die Insurgenten ver hinderten, ihre Linien zu durchschreiten. (Auch von anderer Seite wird gemeldet , daß die Com mune daS scköne Plänchen ausgeklügelt hatte, ihren Sitz nach Brüssel zu verlegen. Roch vor etwa zehn Tagen hatten communistische Generale an die deutschen Befehlshaber die Zumuthung gestellt, die geschlagenen Nationalgardisten durch die deutschen Linien zu lassen, was natürlich entschieden ver weigert wurde.) Oer erste deutsche webertag. In den Tagen vom 28. bis 30. Mai tagte in Glauchau der erste deutsche Webertag. Vertreten waren 77 Städte und Ortschaften durch 151 Delegirte. Am 29. Mai von Nachmittag 1 Uhr an tagte die 1. Hauptversammlung. Nach dem der Präsident Binder dieselbe eröffnet hatte, ergriff Stadlrath Zückler von Glauchau in Ver tretung der Stadl das Wort und begrüßte in warmen Worten die Deputirten, indem er zugleich die besten Wünsche für das Gelingen der gestellten Aufgabe auLw'^ch- vcr Mandatsprüsungs- commtssion, Referent Ufert aus Chemnitz, wurde die Beanstandung zweier Mandate, und zwar ein Mandat von Wernsdorf bei Glauckau und ein Mandat vom Volksverein zu Meerane beantragt. Nack kurzer Debatte wurde daS erstere für gültig erklärt, während das letztere von dem betressenden Inhaber selbst zurückgezogen wurde. Bebel als Referent in der Hauptfrage des Programms: 1) Wie ist es gekommen, daß die Löhne so gedrückt sind? 2- Wie sind sie zu heben? 3) Wie sind sie den Zeitverhaltnissen entsprechend zu erhalten? gab eine Uebersicht Uber die Verhältnisse der Weberbranchen in früheren Zeiten, ging sodann auf die seit dem vorigen Jahrhundert un Webfache gemachten Erfindungen sowie auf die dadurch mit bedingte veränderte Fabrikalionsweise über, sprach über die Lohnverhältniffe und Bedürfnisse der Weber in früheren Zeiten im Gegensatz zu den jetzigen Verhältnissen, ferner über die vermehrte Concurrenr, die der jetzigen deutschen Webindustrie infolge de: Wiedererwerbung von Elsaß und Lothringen durch die dortige Webindustrie erwachsen könnte, sowie über Frauen- und Kinderarbeit, und sprach schließlich die Hoffnung auS, die Mitglieder der Weberbranche möchten sich der internationalen Genossenschaft der Manufacturarbeiter ansckließen oder, wenn dieß nicht möglich, möge man darau hinwirken, daß die verschiedenen Gewerksgenossen schaften in freundschaftliche Verbindung mit einander treten möchten. — Hasse aus Zeitz alS zweiter Referent Uber dieselbe Frage stellte den Antrag, gedruckte Aufforderungen an alle Fabrikanten zu schicken mit der Bitte um eine Lohnerhöhung von 25 Proc. Hieran reihte sich eine sehr lebhafte Debatte, an der sich einige 40 Redner betheiligten. Alle Redner sprachen mehr oder weniger Uber die Frage der Organisation der Webzenossen und eS machten sick hauptsächlich 2 Richtungen bemerkbar, und zwar 1) Anschluß an die internationalen Ge werksgenossenschaften,2 Gründung eines nationalen Verbunds der Stuhlarbeiier, dessen Vorstand dann mit den außerdeutschen Gewerksgenossenschaften in Verbindung zu treten hätte. Natürlich wurden auch noch eine Menge anderer Gegenstände bei der Debatte berührt, so die Frauen- und Kinderarbeit, Errichtung von Productivgenossensckaflen u. s. w. — In der Versammlung vom 30. Mai wurde fol gende, von Hirsch und Genossen vorgescklagene Resolution mrl 131 gegen 2 Stimmen angenom men: „Der erste deutsche Weberlag erkennt die Nothwendigkeit einer Vereinigung aller deutschen Manufacturarbeiler unter sich und mit den Fach genossen a»r anderen Culturländer auf inter nationaler Grundlage an und' erklärt es für die Pstickt der Vorstände der bestehenden Organisationen, die Verschmelzung derselben zu einer emsigen anzu- )ahnen, jedenfalls aber jetzt schon ein freundschafi- iches und brüderliches Verhältniß zu einander einzunehmen und sich gegenseitige Auskunft, War nung und Hülfe zu ertheilen." — Zur Lohntaris- rage wurde beschlossen, daß die Orrsvereine unter Beifügung statistischer Nachweise über die letzigen Lohnverhältnisse Tarife auSarbeiten und tem Een- tralcomit^ einsenden sollen. Ferner wurde eia- timmig beschlossen: Die Versammlung wählt auf die Dauer eines Jahres einen Vorort, sowie eine Commission, aus 5 Mitgliedern bestehend, weite die Verbindung zwischen den einzelnen Vereinen' unter sich und dem Auslände herstelll. Auck soll ein monatlich erscheinendes Circular zum Preise von 1 Sgr. herausgegeben werden zur Hebung der Lohnoerhälinisse; alljährlich soll ein Manu- acturar beilerlag abgehalten und die Kosten der Verwaltung auf die Kopfzahl der einzelnen Pereine vertheilt werden. Utichspostwelcu. w. Leipzig, 30. Mai. Bekanntlich sollen wir demnächst neue Frankomarken als Aeits- Frankomarkcn für den deutschen Reichs Postbezirk erhallen. 'Nun kam zur Sprache, ob es räihlicb sei, die Werthzeichen um einö, nämlich Marken ü. 3 Groschen, insonderheit zur Frankatur einfacher recommandirler Briefe im internen und Wechsel verkehr, zu vermehren. Diese Angelegenheit, weite auch hier in kaufmännischen Kreisen mehrfach an geregt war. ist nun dahin geordnet worben, daß die oberste Reichspost-Behörde die Wiederherstellung der früher bekanntlich vorhandenen Dreigrosten- Marken nicht für geboten erachtet hat. Es bleibt also beirn Alten, wie wir auf Grund eingezogener Erkundigung an einzig maßgebender Stelle nm- theilen zu können in der Lage sind. Necommandirte Briefe nach Aden und Bri tisch Vorderindien excl. Ceylon via Triest zahlen von jetzt ab nur 5^, Groschen Recom- mandationSgebühren anstatt wie bisher 7 Groschen. Mit dem Eintritt der Badezeit auf den Nord see-Inseln Sylt und Föhr werden eut die frühen» Post- und Dampfschiff Verbindungen wieder eingerichtet. Nach Föhr hat die Post zwei Wege, ebenso nach Sylt, lieber Husum führt der eine, wird aber nur zu Briefpostsendungen benutzt. Zn Husum vermitteln die Dampfer „Nord-FrieSland" und „Sylt" den Verkehr. Nach Föhr braucht »nan 3 Stunden, nach Sylt 5 Stunden. Der eigentliche Postverkehr bedient sich nack Fohr des Weges von Flensburg über Dagebltll (von da täglich zweimal per Fährschiff nach Wyk, nack Sylt der Tour von Tondern über Hoher, und dann täglich per Dampfer „Graf ViSmarck' mit der Fluth nach jener Insel. Die Husumer Linie wird gen Föhr den II., gen Sylt den 22. Juni in Betrieb gesetzt. Elsaß-Lothringen hat Fahrpostverkehr er halten für seine an der Eisenbahn gelegenen Post anstalten. Die Zahl der letztern betrug zunäckst 72. Jetzt treten schon 7 neue Eisenbahn-Post anstalten hinzu: in Lothringen Cornn (Post- expedition erster Elaste) und Bcningen - Merle- vacy (Postexpedition zweiter Classe, im Elsaß Dörnach, Oberberkheim (Bergheim), K ix - heim (Postexpeditionen erster Classe , Reicken- weierundWesserling (Postezcheditionen zweiter Classe). Um der biedern „Schwager" nicht zu vergessen, sei auS dem Verzeichniß der im Jahre 1870 rund Verleihung von Ehrengeschenken ausgezeichneten deutschen Postillone Folgendes den Leip- 'I ziger Oberpostdirectionsbezirk'Betreffende mitge- ' theilt. Vier Postillone dieses Bezirk- erhielten Chren-Posthörner (F. Hartmann, C. H. Fröhlich, F. C. Grimm, F. A. Männchen), fünf andere Ehienpeitschen (C. A. Hofmann, A Hahn, ZA. Hempel, I. G. Hörig, I. G- Berthold). (Eingesandt.) Was in der DienstagSnummer de-Tageblattes unter der Rubrik „AuS Stadt und Land" ari dem Katholischen Kirchenblatt für Sachsen von dem Danke.der in Leipzig gefangenen Fran zosen für die ihnen zu Theil gewordene Leelen- pfleae durch Geistliche ihrer Confession referirt wurde, klingt zwar sehr schön und ist gewiß voll kommen in der Wahrheit begründet. Nur darf dabei nicht vergessen werden, daß der in demselben Artikel mit Dank erwähnte hockwürdige Herr Bischof von Genf, der den gefangenen Aanrosen die für sie bestimmten Liebesgaben auS Frankreich vermittelt habe (sein Name ist Mermillod derselbe Erzlügner ist, der im vorigen Jahre die freche Verläumdung ausgestreut halte, die gefangenen katholischen Franzosen würden in Deutschland durch Hunger und Vexationen aller Ar: gepreßt, zum Protestantismus überzulreten. Bekanntlich wurde derselbe durch einen hohen Würdenträger seiner eigenen Confession, irren wir nickt, io Gnesen, schlagend widerlegt, indem derselbe unter Anderm darauf hinwies, daß durck die besondere Fürsorge der Königin, letzt Kaiserin Augusts io katholische Geistliche eigens für die Seelenpslege der gefangenen katholifchen Franzosen neu anze- stellt worden seien. Also snuiir cuiqne. ru,»!-!». üräL.sa,! e», Scdi 7. IS«' e l.ISLL k l.rsr»- 7. »»», e. 7. re»-- « 7.»»«« o äo 7. >870 t. 6. «. <! r»c r» »c Liisl Lid.-». So. «-»ki-xidi Masck Büche Irm I Hbe» Fal typvs Ttab von s Dror und a «rap! keilen, vertu; Eitle kehrn dieses Dre»d«er SocierLttbr.-Act 18 <it Keüenkelln üc> 2 >5 Ä. Feldschtößch ck" — « MrdillZrr 60 <S. S. Damvnck 176 bz Lld-Dawps ch 2«ü B. »tttmschfN. ,6,5t b; Nieder! Chaurp.-U. l(St Börse, 27. Mai. Dresdner ^rnenxL.-Iaü» Pr. Stück Ibtr. — A rh-de's»t P « 19Z « Dnrdu P.-L 162t « F-!senkrll«r.Pr!»n'4 :«9A. ftrld'chlSßchrn cko »I SS O; TH-de'sch^P. <!<,.»! * S Drrsdu. P.-Pr. »z 95 ». 1 en
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