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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.06.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187106229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710622
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710622
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-06
- Tag1871-06-22
- Monat1871-06
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.06.1871
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«nehme, Sr«, ^be r» „E'äd- chcrt »nd, tnistnkriß- on filldn. ig versaio- aiionalver-! »e- dtn m! Zolhringn, » verlnhi, il bestimm x« Jahn m und kt r zu setzen, onalmt er- Schwinii- -Malriial» ßgesangklir, ch 280M , vihltnd kehren mcr l einer fLif. Lourse «o» Lubscriflio»! soll. Collie eu, so wird Xu Rest sch »selb, Sude >lrme», -eÄ >rk, Holet M inist L sthi». vir.«. Mich, adt O«th« » H»'el. goldier ine. > de P»lo,ik. > achter a. stak- Vahuhos. ttdtimelschmij, >waud»rs, . Bvch m mib Ge Mmbilli. stiseoach, H»itl lg uo» a, H. > St.Dr'»ba. , St. Ltln. Plane», Hotel er a. Llberselb, irr«. H. Hanls«. 0tbesorg oi» eua-Nath an» rü»«t«t, Hotel H de «»Ist- Öre««, Hotel cier «. Echoer. S. w. Gch»» t. verlt». t. Goch«, ach «. «agtt> «ch«h< k»ßR», »ßie, TEN' s. «. Z»a»^ »d »a». H. vielen H^. r,. ». voststeler H. »es. «. Röter, Iner «. Regelt». Walt «. Frarkl». «q.RceMr »er Bachnhos des. «. Ha»d»rg. »nt«. Bre»'a». «t. kondon. »nd ««r «. Ittoa«. e. H de Vrnss». j. »tadt Cti». ««er'» Hw«. Hrfchetst tSglich früh e>/, Uhr. >ed«tk» nn» -rnebttia, JohaontSgaffr 4/ü W»o.^». Rrdacteur Fr. Hilttnrr. Eprrchstund« d. Redoctiou >«»«-,» »on 11—12 udr «och»tNa-0 von 4—L Udr I««ch«e der für dir nächst- tzchrude Rümmer bestimmten Icheritt in den Wochentagen dt< 8 Uhr Nachmittags. : Tagclilall Anzeiger. Amtsblatt dcS König!. Bezirksgerichts und des Raths dn Stadt Leipzig. A«fl«se SVVO. Adonaemeatsprei» vierteljährlich l Thlr. 7«/, Ngr„' tucl. Brüigerlobn 1 Thlr. 10 Ngr. Inserate die Spaltzeile 1 '/« Ngr. Reklame» »ater d. Redacti«»»strich di« Spaltzeile 2 Ngr. Filiale Otto Klemm, Univcrsitätsstraße 22, Loral-Comptoir Hainstraße 2t. M 173. Donnerstag den 22. Juni. 1871. Bekanntmachung. ES sollen vom 17. Juli d. I. ab der Brühl in der Strecke von der Kalharinenstraße bi- zur Hainstraße, ingleichen die PeterSNraHe in ihrer gesammten Länge neugepstastert werden. Um evoaigc Wiedcraufreißungen der Neupflasterung zu vermeiden, werden diejenigen Hausbesitzer, beziehentlich deren Bevollmächtigte, welche GaS- oder Wasserleitungen in ihre Grundstücke eiuzuführen «der Veränderungen an den Beischleußen vorzunehmen beabsichtigen, aufgefordert, derartige Anlagen rechtzeitig und bevor die Neupflasterung die betreffenden Grundstücke erreicht, bewirken zu wollen. Leipzig, den 21. Juni 1871. DeS RathS Deputation zu» Straßenbau. Bekanntmachung. Das 6. Stück deS diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblattes ist bei unS einaegangen und «rb bis zun, 7. künftigen Monats auf dem Ralhhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich auS hhgen. Dasselbe enthält: Nr. 41. Bekanntmachung, eine authentische Erläuterung der Bestimmung im zweiten Absätze deS tz. 38 der Krrchenvorstands- und Synodalordnung betreffend; vom 3. Juni 1871. Nr. 42. Verordnung, die Abschaffung der Bußtags- und Pfingstcollecten zur Unterstützung hülfSbedürfliger Lehrer rc. betreffend ; vom 3. Juni 1871. M. 43. Synodalabschied für die erste evangelisch-lutherische LandeSsynode; vom 7. Juni 1871. Nr. 44. Verordnung, die Ausführung des BunLesgesetzes über den Unterstützungswohnsitz vom 6. Juni 1870 betreffend ; vom 6. Juni 1871. Sir. 45. Bekanntmachung, den zwischen Sachsen und Oesterreich wegen weiterer Vervoll ständigung der gegenseitigen Eisenbahnverbindungen unter dem 29. September 1869 abgeschlossenen Vertrag betreffend; vom 15. Mai 1871. Nr. 46. Verordnung, den Wegfall der Erörterungen zu Feststellung der Heimath neugeborner Kinder betreffend; vom 8. Juni 1871. Nr. 47. Bekanntmachung, die Bewilligung einer von dem allgemeinen landwirthschaftlichen Vorschuß - Vereine zu Marienberg erbetenen Ausnahme von bestehenden Gesetzen betreffend; vom 9. Juni 1871. Leipzig, am 21. Juni 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. E. Stephani. Cerutti. Submission. Bei der demnächst in Angriff zu nehmenden Neupflasterung deS BrühlS von der Katlzarinen- straße bis zur Hainstraße, und der Umpflasterung der PeterSstraße sind zur Verbreiterung der TrottoirS Granitschwellen zu liefern und verlegen, und zwar 1) für den Theil des Brühls 430 laufende Ellen 8 Zoll hoch, 18 Zoll breit, 2) für die Petersstraße 545 laufende Ellen 6 Zoll hoch, 18 Zoll breit und 544 dergl. 8 Zoll hoch und 18 Zoll breit. Hierauf Refleclirende wollen ihre Forderungen bis zum 30. d. M. versiegelt bei der Marstall- Ezpedition niederlegen, wo auch die nähern Bedingungen einzusehen sind. Leipzig, den 2l. Juni 1871. DeS RathS Deputation zum Straßenbau. Bekanntmachung. Die noch nicht erhobene Entschädigung für allhier einquartirt gewesene DurchzugStruppen kann in den nächsten drei Tagen bei uns erhoben werden. Der den Quartierzettel Vorweisende gilt zur Empfangnahme berechtigt. Leipzig, am 20. Jum 1871. DaS Quartier-Amt. Offener Lries « die deutschen Dühnen-Angehörigen. Ganz verloren gehen den Menschen die höchsten Mer nie, stets giebt es Einzelne, die sie treu bewahren, damit sie hervorgeholt werden können, sobald das Bedürfnis von den Wenigen auf Mehrere übergeht. Auch unsere Kunst hat ihr Hriligthum bewahrt in der Ungunst der Zeiten, «nd gegenwärtig wird eS hoch empor gehalten, damit Alle folgen und seine SegenSkraft genießen mögen. Der ZeUpunct ist gekommen, wo auch unsre Ktwst ebenbürtig sich den Schwesterkünsten ein- reihen muß. Wer ein Herz für die große Idee de- deutschen Vaterlandes hat. da- nur nach Außen bestehen kann, wenn e< im Jauern Kunst md Wissenschaft frei und würdig erhebt und pflegt, der schließe sich der edlen Erhebung an, dle sich auch in unseren Kreisen vollzogen bat. WaS wir zu erstreben haben, ist, daß daS Theater vom Staate als Culturmittel anerkannt wird, gleich den Schulen, Akade mien, Universitäten rc. — Nur die Anerk-nnung dieses obersten Grundsatzes kann uns helfen, nur davon können wir im Laufe der Zelt Das er warten, vaS unS Noch thut: eine Erhebung deS aanzrn Standes, eine sichere gesellschaftliche und mnfllerische Stellung und die Auflösung aller mit dem gegenwärtigen Theater so enavcrwachsenen beklagcnSwerthen eigenthümlichen Zustände. Duieniaen, die un- vertreten wollen, müssen m- vor Allem und einzig und allein versprechen, daß sie ihre ganze Kraft und Autorität für Er reichung obigen Ziele- einsetzen wollen. Alles Andere ist darin eingeschloffen, eine nothwendige Folge davon. Darum muß erst jener Grundsatz anerkannt werden, ehe man sich an die Detail- frageu machen kann. Mit ihm stcht und fällt alle- Andere; ohne ihn ist alle- Andere Stück- «d Flickwerk am alten Schlauche, daS zu Nichts führt. Die unS in diesem Sinne vertreten wollen, daS find unsere Männer. Ich selbst spreche hier für keine Partei, ich spreche für die allgemeine gute Sache. Pflicht der Einzelnen ist e-, alle persönlichen md Sovderintereffen bei Seite zu setzen und sich da anzuschließen, wo die Fahne deS geistigen Auf schwung- in der künstlerischen Freiheit mit Aussicht auf Erfolg aufgepflanzt wird. Schön und erbebend wäre e- gewesen, wenn aus der Mitte der Kunst genoffenschaft die Reform deS Theaters hervor- geganzen wäre. Gestatten eS aber die Verhält nisse nicht, so stehen wir doch in sofern zusammen, alt wir unS über den Cardmalpunct ewigen und diesen zur Geltung zu bringen suchen. Wir können alle- Vertrauen zu vem redlichen Willen und dem hohen Können der Männer haben, welche die Theakrrgesetzfraae zuerst wieder in Anregung ge bracht. Ihre Stellung und ihr Charakter gaben die Bürgschaft de- Erfolges; also lassen wir ihnen die Ehre und legen unsere Angelegenheit ver trauensvoll in ihre Hände. Nicht- könnte unS nach theiliger werden als Zersplitterung und Spaltung. Ich bin überzeugt, daß der Ausschuß der VereinSbühnendirectoren etwaige Vor schläge und Vorarbeiten au- dem Kreise der arlisnschen Mitglieder de- deutschen Theater- gern rutaegennehmkn und berücksichtigen werde, also nicht w fürchten steht, daß etwas von der ausgewendeten Kraft verloren gehen könne. Und übrigen- haben wir ja auch au- unserer Mitte die gleiche Anzahl von Vertretern in jenem Ausschuß, die unsere Ansichten und Wünsche gewiß ehrlich zu vertreten bemüh, sein werden. Haben wir nur Vertrauen und begeben unS wicht durch Lauheit der un- zu Gebote stehenden Mittel, auf die Beschlüsse jene- Ausschüsse- einzu- »kk»: »ähren wir unser Wahlrecht! Lasten wir die Gelegenheit nicht unbenutzt vor übergehen, glauben wir nur an uns selbst und seien wir einig, einig in der Forderung, baß daS Theater als Culturmittel vom Staate an erkannt werde. Seien wir einig, damit wir stark befunden werden, damit man uns würdig erkennt der hoben Forde rungen, die wir durch unsere Vertreter zu stellen beavsichtigen. Unsere Einigkeit wird der moralische Druck sew, unter welchem unS nur da- Beste zu- gcstanden werden kann. Wenn ich eS unternahm, in diesem Augenblicke zu meinen Colleaen »u sprechen, so geschieht eS nur auS innerstem Berufe und in der Ueb-rzeugung, daß ich stets mit Wort und That für die künst lerische Erhebung zu wirken bemüht war und mich so der Ehre würdig gemacht zu haben glaube, gerade jetzt und eben so zu meinen Coklegen sprechen zu dürfen. Möchte die Wirkung nicht hinter der reinen Absicht Zurückbleiben! F. Deutschinger. Neues Theater. Leipzig, 21. Juni. Jffland'S „Jäger" erinnerten unS gestern wieder einmal an daS gute alte bürgerliche Schauspiel deS vorigen Jahr hunderts, welches mit einem so geringen Aufwand von Mitteln doch eine oft ergreifende Wirkung auf daS Gemüth auSübt. Der Reiz der „Jäger" beruht auf der Einfachheit eines echt idyllischen Gemäldes und der in den Vordergrund tretenden Charaktere deS Oberförsters und der Obersörsterin. Die eigentliche Verwickelung beruht auf einem Mißverständlich, welches Jffland wenigsten- Takt genug hat in versöhnender Weise zu lösen, wäh rend in dem „Erbförster", einer hochtraaischen Parodie der „Jäger", bei allem urwüchsigen Talent des Verfassers doch der große Mißgriff, auS solchen Mißverständnissen eine Tragödie aufmbauen, alle sonstigen Vorzüge deS Stücks in den Schatten stellt In den Rollen deS „Oberförster-" und der „Oberförsterin" begannen Herr Döring und Frau Friev-Blumauer vom Berliner Hofthealer einen GastrollencykluS, der unS namentlich auf dem Gebiete deS bürgerlichen Schau- und Lustspiels noch manche Genüsse verspricht. Jffland hat in allen seinen Stücken der darstellenden Kunst einen großen Spielraum gelaffen und Herr Dörina so wie Frau Frieb-Blumauer wußten mit feinem Ver ständlich alle Andeutungen, welche der alte Meister ihrer Kunst in seinem Stücke giebt, zu beleben. Der patriarchalische Eindruck deS FörsterhauseS wurde dadurch ein vollständiger; ohne Uebrrtreibung, ohne herausfordernde Komik erschien die geschwätzige Obersörsterin mit ihrer HerzenSgüte und ihrem vorurthcilsvollen Eigensinn als ein in den Rahmen der Dlckrung wohleingefügteS Familienbilv; die Redlichkeit des Oberförsters, seine Tüchtigkeit und Herzlichkeit kam in dein Spiel des Herrn Döring zu voller Geltung; namentlich aber machte ein unübertreffliches Zusammenspiel un- den gegen seitigen Verkehr der beiden alten Eheleute und die Art, wie sie sich „zusammen eingelebt" und „ein gekrümmt" hatten, in ebenso ergötzlicher wie rührender Weise anschaulich. Herr Teller gab dem Amtmann von Zeck die vornehm steife, herzlose Haltung, welche die Rolle verlangt; er kennzrichnete gut, wie dieser Charakter nur einmal au thaut, und zwar, wo er vertraulich dem Oderförster die Gemeinsamkeit ihrer Inter essen klar macht und ihn zu betrüblichem Zu sammengehen auffordert. Fräulein Zipfer alS „Friederike" war schlicht und anmuthig, konnte aber in den Ausbrüchen de- Gefühls noch leb hafter und ergreifender sein. Fräulein Räder alS „Eordelchen von Zeck" gab in der Erscheinung eine gelungene Charge mamerirter Vornehmheit; ihr Spiel vertrug noch etwas mehr Salz und Schärfe in der Zeichnung dieser anmaßlichen Mamsell. Frau Gut perl als redselige wahr heitliebende „Wirthin" und Fräulein Traut mann als schILferige„BLrbel" waren gelungene Illu strationen der Gaststube. Herr Trotz spielte den Förster Anton mit jugendlichem Feuer; Herr Schliemann vermied alS Pastor Seebach zwar jede Uebrrtreibung sal bungsvoller Rede, doch machen wir diesen Dar steller darauf aufmerksam, daß die weichen Con- touren seiner Zeichnungen doch immer markigeren Ausdruck wünschenswerth machen, indem sie leicht etwa- Verwischte» erhaue.r und berechtigte Wir kungen dadurch geschmäle.t werden. Man darf auch nicht in der Flucht vor dem Effect zu weil gehen. Herr Saalb^ch alS biederer Schulze, Herr Tietz alS GerichtSschreiber Barth, eine Va rietät der in de". Komödien aller Völker üppig wuchernden Spccies deS mile8 gloriosiiZ, Herr H-rucke alS intriguanter Jäger Matheö, Herr Rahn als Jäger Rudolf halfen, jeder an seiner Stelle, den Eindruck deS Jfflandschen patriarchali schen Gemäldes zu einem abgerundeten und har monischen machen. Rudolf Gottschall. Aus Altenburg. Zwei unmittelbar auf einander folgende Festtaae haben für Altenburg der KriegSzcit einen eben so würdigen alS freudigen Abschluß gebracht. Am Sonnabend früh nach 5 Uhr kehrte das zum 4. Armeecorps gehörige 1. Bat. deS 96. Infanterie- Regiments mittelst Bahn auS Frankreich über Leipzig in seine heimathliche Garnison zurück. Schon seit mehreren Tagen waren Borbereitungen getroffen, um auch diesem Theile der deutschen Krieger den herzlichsten Empfang zu bereiten. Am Tage zuvor aber sah man in jeder Straße, an jedem Hause sich emsige Hände regen, um die Stadt in ein Freudengewand zu kleiden. Und wirklich, der gute Wille war nicht hinter der That zurückgeblieben; die am Vorabend die Residenz durchwandelnde Menschenmenge konnte sich davon überzeugen, daß der Schmuck an Guirlanden, FestonS, Ehrenpforten, Flaggen und Willkommen sprüchen frühere Decorirungen bei Weitem über traf. — Das Bataillon war vom Bahnhofe, wo man Zeuge wahrhaft rührender WiedersehenS- Scenen sein konnte, zunächst in die nahe Kaserne abgerückt — kurz nach 8 Uhr begann der Einzug desselben nach der Stadt, unter Führung des Herzogs Ernst. Das Geläute der Glocken und der Donner der von dem SchützencorpS aufgestellten Kanonen wurde meist von den Jubel- und Lurrahrufen sowohl der in allen Straßen massenhaft harrenden Menschen von nah und fern, als der in freu digster Erregung daher marlchirenden sonnen gebräunten Krieger übertönt. Aus allen Häusern wurden die Einziehenden mit Blumensträußen von Damenhand überschüttet, die in vier Wagen, welche von Postillons in ihrer stattlichen gelben Umform gefahren wurden, dem Bataillon folgen den Invaliden mit Blumen bedeckt. Die Ver treter der Stadt empfingen und begrüßten an der beim Eintritt in die Stadt errichteten und über reich mit Flaggen in den Reich-- und aller deutschen Länder Farben geschmückten großen Ehrenpforte ehrenvoll die heimkehrende Garnison durch eine von Seiten des Obeibürgermeister- Laurentius an den Oberst de-Regiments von Rödern gerichtete Ansprache, welche von Letzterem warm und herzlich erwidert wurde. Auf dem Markte führte der Herzog daS Bataillon im De- filirmarsch der Frau Herzogin und den übrigen Damen de- herzoglichen Hause- vor. Der Nachmittag des Sonnabend war dazu er sehen, den Waffenbrüdern heitere Stunden zu be reiten. Die Stadt hatte zu diesem Zwecke Geld unter dieselben vertheilen lassen; daS Comits für den zweimaligen Transport von Liebesgaben an die Sechsundneunziger vor Paris hatte durch Er richtung von Zelten und Tanzplätzen auf dem Schützenanger, sowie durch Beschaffung von ver schiedenen Musikchören für die Belustigung der Soldaten und Aller, die stolz auf die nicht ge ahnte Wandlung der Dinge in Deutschland blicken, die umsichtigste Sorgfalt getroffen. Auf diese Weise entwickelte sich ein Volksfest un wahrsten Sinne de- Wortes, ein allgemeine- Durch- und Jnein- anderleben, wie eS Altenburg noch nicht gekannt hat. Mitternacht sollte den, fröhlichen, durch Nicht« getrübten Treiben ein Ende machen; doch kann mit Freuden constatirt werden, daß schon mehr alS die ersten Sonnenstrahlen sichtbar waren, alS sich die Letzten verlaufen hatten. Der zweite Festlag war der Sonntag, der in der deutschen Geschichte schon oft verzeichnete 18. Juni, der Tag der großen deutschen FriedenS- feier. Die erste Weihe brachten ihm die sämmt- lichen Männergesangvereine der Stadt, welche noch vor Beginn des Gottesdienstes sich vor der am Obermarkte gelegenen Brüderkirche versammelt hatten und unter Leitung des Dr. Stade einige geistliche Gejänge mit Begleitung von Posaunen vortrugen. Der Choral „Ern' feste Burg ist unser Gott" schloß diese kurze erhebende Vorfeier. — Die Kirchen der Stadt und deS Schlosse- waren an ihren Haupteinaängen, Altären, Kanzeln und Emporen emfach, aver sehr geschmackvoll und sinnig mit Blumen und Laubgewinden geschmückt; sie vermochten kaum die den tiefen Ernst des heu tigen Friedens- und Dankfestes nicht verkennende Menge Andächtiger zu fassen. Die gewaltig er greifenden Predigten wurden meist durch einen geeigneten Kirchenchor-Gesang würdig eingeleitet. Auch den Sonntag-Nachmittag hatten die städtischen Behörden zu einer besonderen Festlich keit bestimmt; sie wollten auch der Jugend den 18. Juni zu einem Erinnerungstag an die letzte schwere, aber doch so glorreich beendete Zeit schaffen. Zu diesem Behufe begaben sich nach 3 Uhr die Knaben und Mädchen der Bürgerschulen, jene in oft martialischem Anzuge, diese größtentheilS weiß gekleidet und mit frischen, grünen Kränzen in den Haaren, fast Alle aber mit schwarz - weiß - rothen oder grün-weißen Schärpen über die Schulter auS- gestattet, aus ihren Schulen nach dem Markte, von wo dieselben, circa 2200 Köpfe stark, in zwei großen Abtheilunsten unter Vorantritt je eine- MusikchorS vor dle Stadt zogen, um daselbst nach Gesang und einer vom Schuldirector Dölecke ge haltenen Festrede eine Friedens-Linde zu pflanzen. — Unter Spielen und Gesang verbrachte die fröh liche Schaar mitten unter einer zahllos ver sammelten Menschenmenge die späteren Nachmit tagsstunden auf dem Schützenanger, wobei natür lich auch für Befriedigung der kleinen Magen Sorge getragen wurde. Unwillkürlich drängte sich Vielen der Unterschied zwischen den beiden auf demselben Platze abgehaltenen Festen auf, und doch fühlte man die Harmonie beider überall durch; sie gipfelte in dem Gefühle, von welchem Jung wie Alt durchdrungen war: Gott hat da- deutsche Volk zu einem großen, freien und einigen gemacht. — Unter Musik, Singen und Hurrah- rufen kehrten die Kinder nach 8 Uhr in emzelnen Abtheilungen wieder nach dem Hauptmarkte zurück. Merkwürdiger Weise meldeten sich noch den eben AuSeinandergehenven einzeln herabfallende starke Regentropfen alS Vorboten de- nach Beendigung der beiden vom herrlichsten Wetter begünstigten Festtage nun wieder beginnenden Regenwetter- an.
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