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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.07.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187107040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710704
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710704
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-07
- Tag1871-07-04
- Monat1871-07
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.07.1871
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ew Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Irtzaclio, vn> LrMltt-« Johannisgasse 4/L. Hn»7>lw. Redactrur Fr. HüIIvrr. Sprechstunde d. Redaction «ormMag« von 11—12 Uhr *achmtrio,» von «—s udr. Imrahme der für die nächst- ftls'nvr Nummer bestimmten Inserate in den Wochentagen di< 8 Uhr Nachmittags. MM Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des NathS der Stadt Leipzig. al- Dienstag den 4. Juli. Auflage S0<i1> Abouvemkntiprrt» Vierteljährlich t Tblr. 7'/, Nar.» tncl. Briugerlohn 1 Thlr. lo Ngr. Znstrate die Spaltzeile 1'/« Ngr. Xeclamea »vier d. Strdacttonsltltch die Spaltzeile 2 Ngr. Filiale Otto Klemm. UnivcrsitLtsstraße 22, Loral-Comptoir Hainstraße 21. 1871. das und ch an bitten , zu » «am» >t des ttuten. Mit' S. er Tod ßlichen vieger- e n und lnahme langen, iumgst- «ieger- «drich^ id Be ne«. nft nach Schwie le» geh. ad Ber- Frau. rinniast- rzlichflen > reichen »rockhauS unseren Eltern Krau. >tur d^ » »0». )00 FrcS. te Treffer cie 4616. kl, 1302, >4, 3173, i?, 3966, )3, 6338, 07, 7270, Bekanntmachung. Die ««entgeltliche Impfung de» Tch«»pocken wird allen unbemittelten, in hiesiger Stadt wohnhaften Personen jeden Alters, namentlich auch schon früher geimpften Erwachsenen zur Revaccination hiermit angeboren, und soll bis auf Weiteres jede« Mittwoch Vkachmtttag- po» 14 Uhr iw Büffetfaale de- alten LheaterS stattfinden. 3n Berücksichtigung der z. Z. häufig vorkommeuden Pockenerkrankungen fordern wir da- betheiligte Publtcum auf, von vorstehendem Anerbieten fleißig Gebrauch zu machen. Leipzig, am 27. März 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Jerusalem. Bekanntmachung. Mehrfache Anfragen veranlassen uns, hierdurch bekannt zu machen, daß der in Aussicht genom mene Abschlag der Elster in diesem Jahre nicht stattsindet. Leipzig, am 1. Juli 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. E. Stephani. Schleißner. Neues Theater. Leipzig, 2. Juli. Der gestrige Theaterabend war kein erquicklicher. Die abgestandenen Schwänke, welche zur Aufführung kamen, gehören zum „alten Eisen" der Theaterrepertoire und wären wohl besser in der dramaturgischen Rumpelkammer liegen ge blieben. Unsere Gaste zeigten sich in zwei Chargen: Frau Frieb-Blumaucr als „Madame Hirsch" in der Posse „Der Kammerdiener", welche der Dichter der „Preciosa", Pius Alexander Wolsf, in schwachen Stunden gesündigt hat, und Herr Döring in seiner bekannten Leistung als „Commissionsrath Frosch" in Kotzebue's einactiger Posse: „Der Verschwiegene wider Willen". durchaus keine „Schöne Helena"; sie ist so tugend haft, so sittsam, wie es nur eine Wachsfigur sein kann. Eine Wachsfigur nämlich ist die Prinzessin ur sprünglich; aber sie ist keine „Schöne Galathea"; sie steigt nicht herunter von ihrem Piedestal und wandelt nicht unter den Lebenden, was sich allen falls für einen antiken Marmor paßt, aber nicht für eine moderne wächserne Schönheit. Im Gegen- theil, als ihr beim Abstäuben die Nase abgebrochen wird, übernimmt eS die Tochter deS Direktors Cabriolo, die Prinzessin von Trapezunt zu ver treten, da fick dieselbe im unbestrittenen Besitz ciner nicht abgebrochenen Nase befindet. Und in I In der Operette heißt eS einmal, wenn wir den Refrain recht oei standen haben: Und dies hat keinen andern Grund, Als weil sie ist von Drapezunt, oder vielmehr, weil sie von Offenbach ist — und diese Firma, di« mit dem poetischen und musika lischen Cancan Großhandel treibt, ist durch den letzten deutsch-französischen Krieg noch immer nicht bankrott geworden! Die Aufführung war gut arrangirt, namentlich daS Tableau deS ersten Actes. D>e Darsteller gaben sich alle erdenkliche Mühe, sich auf der Höhe ihrer künstlerischen Aufgabe zu erhallen, was durch aus nickt leicht ist, da auch einige Künste aus der Jahrmarktsbude, wie bei dem Tellerdrehen im zweiten Acte, dazu er forderlich sind. Frl. Wal Il lbach als „Zanella" und Frl. Räder als „Re gina" stellten die Grazien all« dem WachSsiguren- cabinet niit vieler Lebendigkeit dar, suchten ihre Rollen durch allerlei Details, wie daS geniale Aufraffen der Sckleppkleiver in den spätern Acten, pikanter zu macken und fanden sich auch mit den hüpfenden Melodien und den Fioriluren und oft „cauben" Blülhen der Osfenbachschen Musik gut ab. Die geisterhafte Romanze von „der Prin zessin von Trapezunt ^ sang Frl. Wallbach im un heimlichen Flüsterton, unv das Liebesduelt mit Tremolini brachte Frl. Räder und Herrn Weber, der den Bmnbumschläger mit Grazie spielte, leb haften Applaus ein. poetischen Situation entsprechende Stimmung er regen, während „Die Seligkeiten" namentlich durch die sofort kirchlich anmulhende, übrigen- von anderen Componisten wenig gebrauchte, obwohl naheliegende Responsorienform eine gehobene Wir kung erzielen. Die Gesangssoli im letzteren Werke und in der Arie auS dem MendelSsohn'schen Paulus „Gott sei mir gnädig" waren durch Herrn v. Milv« in bekannter ausgezeichneter Art besetzt. Ganz trefflich, sinnig und correct trug auch Herr Heck mann die Bioltncompositionen von Tartini, Corelli und Händel vor, mit vollendeter Meisterschaft aber, klar in der schwierigen Stimmführung und mit dem angemessensten Ton da- Prälu dium und die Fuge in VmoII von I. S. Bach. Herr Organist Höpner spielte zur Einleitung ein Praeambulum Des nach der Meinung der Kenner namhaftesten italienischen Orgelcompo- nisten Girolamo Frescobaldi (geb. 1591), daS voin heutigen Standpunkte aus aber kaum des Aufschreibens für werth befunden werden dürfte, gut und mit angemessener Negistrirung; die von demselben tüchtigen Künstler technisch, soweit sich dies verfolgen ließ, sicher vorgetragene kleine Toc cata in VmoII von I. S. Bach harte unter einiger maßen unglücklicher Instrumentation zu leiden, welcke überhaupt beim gestrigen Concerte ganz be sondere Schwierigkeiten zu bereiten schien, da das von den Witlerungsverhältniffen sehr abhängige Befinden der so schönen Orgel auch der Beglei- diese lebendige Wachsfigur verliebt sich der Prinz Frau Frieb-Blumauer" führte die Rolle der Rafael, ohne zu wissen, daß ein Herz unter dieser reichen jüdischen Wiltwe mit einer Fülle der Natur j wächsernen Hülle schlägt. Eine blöde Jugend- abgelausckter Detailzüge durch; aber der derbe ! eselei, die spacer auch der Papa so harmlos findet, Farbenauftrag des Autors und die rohe Lebens-! daß er dem Sohne daS Jnventarstück von Prin- wahrheit der Rolle machen einen künstlerischen > zessin ins Museum aufs Schloß befördert, zu- Eindiuck unmöglich, und auch die Komik ruft kein heileres Ergötzen hervor, da die Situationen de- Stücke- zu abgeschmackt smd. „Der K»»«erdiever", den Herr GranS mit jugendlichem Feuer spielte und — sang, der Held des Stücks ist ein Schwindler, eine Mischung von „Don Juan" und modernem Engelhardt (Cabriolo) Halle die komische Würde deS reisenden Jmprefsario, der noch immer seine Getreuen commaudrrt, und prügelte sich mit der Durchlaucht Prinz Casimir nnt vieler Energie. . „ . - . . „ Den Prinzen selbst gab Herr Ehrke als eine gleich mit der ganzen Seiltänzertruppe, die angeb- Studie des höheren Crelinismus, während der Frl. Preust als „Prinz Rafael" war ein sehr - tun,z des Herrn Organist Papier viele Wider unternehmungslustiger Liebhaber und sang ihre wäreigkeiten verursachte. Empfindungen reckt frisch und hell heraus. Herr sich in der Lotterie ein altes Schloß gewonnen hat uad sich gräflich geberdet und zwar höchst sonderbar. Am Schluß bekommt der Prinz seine Prinzessin; eö finde» noch liehe Seiltänzer-Ehen stitk Erzieher Sparadrap von Herrn Tietz mit dem Talent eine« uuvachahmltcheu Gelächters . auS- gestattet wurde, welches fick besonders bei der Äus Ältenburg. Ein Intermezzo der überraschendsten Art ver setzte in den Nachmittagöstnnden des Freitags Al- tcnburg in Aufregung. Der größten deutschen Männer einer haue unsere anspruchslose Stadt zur Erholungsstation seiner Reise von Berlin nach Karlsbad gewählt: der Mann war kein Geringerer als der Generalfeldmarsch all Graf Moltke. Er „LouiS", der als Baron SchnifflinSky eine Menge Auge zudrücken, da die Seiltänz alter und junger Fräulein an der Nase herum- — - -- führt, um von ihren Schützenstipendien zu leben, und der trotz einer der gröbsten Betrügereien, deren er sich schuldig macht, in Gnaden entlassen wird, noch dazu mit Hülfe eines Justizraths. > Fräulein Brandt spielte die „Frau v. Donner" ' sehr angemessen. — cs ist dies ein früher sehr be liebter dramatischer Typus, der auch in Angely'schcn Stücken wieder kehrt, der weibliche Bramarbas mit dem Donnerwetter im Munde und den Pistolen in der Hand —ebenso Herr Stürmer den „Justiz rath Vorlheil", den Verehrer der Madame Hirsch, den wir um seinen guten Geschmack nicht beneiden, Herr Teller den Commerzienralh Hirsch, einen im Ganzen wenig hervorstechenden Vertreter der ryeuverbreiteten Familie der Hirsche, Herr Weise den pfiffigen Bedienten Johann und Fräulein Birnbaum das sehr untergeordnete Kammer mädchen Albertine. Dafür erfreuten wir unS der Standcserhöhung deS Frl. Birnbaum in der Kotzebuc'schen Posse, wo sie die eifersüchtige Generalin gut dürchführte. AlS Verschwiegener wider Willen glänzte Herr Döring, namentlich durch die natursymbolische Darstellung seines ConimissionSrath Frosch; denn daS war ganz ein froschbeiniges, quakendes, quabbli ges Individuum, dessen Seele, wenn man den indi schen Glauben der Seelenwanderung theilen wollte, nur anS einem Weiher - entsprungen sein konnte. Die übrigen rnilitairischen Chargen, welche eine ganze Rangliste vertreten, der galante General von Wildruff, der eifersüchtige Major von Düna, der vermittelnde Hauptmann von Trott, der leicht sinnige Fähndrich von Wiesen wurden von den Herren Stürmer, Grans, Steinar und Link dargestellt: die verschleierte Schöne von Frl. I. Trautmann (Julie), welche auf die Aus bildung des ConversationstonS noch größere Sorg falt verwenden könnte. Im Ganzen ging daS Stück schläfrig zusammen, es sind dieS die Schat- ' trnseüen der Gastspiele, welche das Ensemble in den Hintergrund drängen, indem die Stücke oft über» Knie gebrochen werden müssen, und welche überdies dem Repertoire eine durchaus einseitige I Färbung geben. Leipzig, 4. Juli. „Die arme Prinzessin von Trapezunt hat keine Nase". Die« Couplet au« dem ersten Act der neuen Offenbach'schen Operette: „Dir Prinzessin von Trapezunt" ^lext von Nnitter und Tresen, deutsch von Julius Hopf) klang unS während der ganzen gestrigen Vorstellung immer in den Ohren. Ja, die arme Prinzessin von Trapezunt hat nicht nur keine Nase, sie hat leider sehr Vieles nicht, waS sich für eine epochemachende Theater- Prinzessin paßt — sie hat nicht Humor, nicht Witz und bewegt sich höchst marionettenhaft. Das aber muß man ihr zum Ruhme nachsagen; sie ist früherer Jugendsünden, zu seiner Blutsverwandt schaft gehört. Man weiß nicht recht, ob in dieser Osfenbacbiade die Menschen Marionetten oder die Marionetten Menschen sind. Die Luftsprünge der Seiltänzer familie, die sie auch bei Hofe auf Commando ihres Direktors fortsitzt, lassen das Erste annch- men; die Verwandlung des Pädagogen und ver schiedener Seiltänzer in „lebende" Wachsfiguren das Letzte, und wenn der Direktor dem Fürsten in diesen Figuren eine innere Meckanik nachweist, in Folge welcher der eine das alte „Bumbumver- hältniß" fonsitzt und immer auf die große Trommel loSpaukt — so glaubt man in dieser „innern Mechanik" das Geheimniß der dramatischen Muse Ossenbachs und seiner Mitarbeiter erkannt zu haben. Der erste Act läßt sich leiblich an. Das Vis-ä-vis der Seiltänzesbude und der Lotterie ist scenisch geschickt arrangirt; die zerbrochene Nase, die Stellvertretung, der Lotteriegewinnst sind amü sante Motive. Doch mit dem zweiten Act, in welchem die Hetzjagd hinter dem verlornen Prinzen über die Bühne geht, gewinnt daS Stück das An sehen eines Blindekuhspiels, und es giebt Scenen, in denen das Alberne und Läppische sogar lang weilig wird — das Schlimmste, was einer solchen Hanswurstiade passiren kann. Die Operette ist übrigens im Ganzen harmlos, mit Ausnahme einiger Kleinigkeiten, wie deS ab gesungenen Katalogs der Wachsfiguren - Raritäten und der fürstlichen Jugenderinnerungen, und wenn man von diesem Standpunkte auS nichtS gegen die Ausführung einwend-n könnte, so erscheint es doch nur billig, daß man den Franzosen ihre Albern heiten läßt, an denen sie sich amüsiren, ohne sie aus die deutsche Bühne zu verpflanzen. Jedes Volk hat seinen eigenen „höhern Blödsinn", und hierin ist der internationale Verkehr vollkommen überflüssig. „Macht die Thüren hinter ihm zu, damit er den Narren nirgend ander- spielt als in seinem eigenen Hause" — sagt Hamlet von Polonins — und dasselbe sollte auch in Bezug auf diese französischen Possen für unser Nachbar volk gelten. Hierzu kommt, daß eine „Operette", die in den Räumen unseres stattlichen Musentemprls zur Auf führung gebracht wird, doch auch den Ansprüchen der musikalischen Kritik genügen muß. Ossenbach aber ist jetzt nur noch der Nachahmer seiner eigenen Manier ; diese fortwährend trippelnden und kichern den Klänge kennt man ja alle schon; der Witz Vieser Violinen ist lahm geworden; der spielerische Humor dieser stetS wiederkehrenden Vorschläge artet in eine sehr einförmige Verzierung auS. und selbst die parodtstiscken Klänge, wie in dem Operndueit des dritten Actes, üben keine durchschlagende Wirkung mehr. Und warum girbt man die Prinzessin? hier nicht mit homerischer Ausführlichkeit mit- - -.. . ^ c» .. . , allen Seilen Herbeiströmende Gelegenheit gehabt hatten, den einfachen, schlichten und dadurch für sich so gewinnenden Heldengreis am offenen Fenster ^zu sehen, wurden keine Zweifel mehr l.ut. Schon fingen einzelne benachbarte Häuser s an ihre Flaggen aufzuziehen; ihnen folgten bald Ich kmce vor Dir nieder, auf rothemSanmictliisen 1 mehrere öffentliche und Prioatgebäude des Ucbcrreiche ich Dir , Marktes, und gegen Abend hatten fast alle Ttraßen scgurenliebe des Prinzen recht sckarfzüngig und bildeten belebte Gruppen Wir seben im Geist den Autor der „Schönen Helena" vor seiner neuen „Prinzessin" niederknicn und die Heine'scheu Verse an sie richten: Und huldigend Das bische» Verstand, Das inir aus Mitleid noch gelassen hat Deine Vorgängerin im Reich. Rudolf Gottschall. Nicdel'scher Herein. * Leipzig, 3. Juni. DaS gestern vom Vereine des Herrn Professor Riedel in der Nicolaikirche abge halten« Concert bot dem zahlreich an wesenden Zuhörerkreise Kunstgenüsse von mannich- fachem unv hohem Interesse. Unter den zur Auf führung gelangten Chorcompvsilionen, dle zum Theil auch den historischen Sinn der Kunstfreunde zur Theilnahme aussorderren, einzelne wegen be sonderer Güte der Ausführung hervorzuheben, dürfte sehr schwer fallen, da ganz ausnahmslos bei allen Vorträgen der4n weiten Kreisen berühmte Gesangskörper seine alten Vorzüge: durchgehende Sicherheit, reine Intonation, einheitliche Nüanci- rung von Neuem bewährte, während er in Bezug auf Klangschönheit und Gleichheit in den Stimmen verhältnissen mit wiederum neuen Fortschritten überraschte, die die natürliche Freude an der im posanten Wirkung der großen Stimmenzahl noch mehr steigerten. Von den vorgeiragenen 'Nummern (Lamentation u. Jerusalem v. Greg. Allegri und Giov. Biordi, (-stimmiges Crucifixus v. Anl. Lolli, Weihnachtstied u. Engel spiel v. Heinrich v. Laufen - berg mit Satz von C. Riedel, Motette (8stimmig) „Ich lasse Dich nickt" von Joh. Christoph Bach, blockier in vita xumu« v. Rheinberger. „Ach wie flüchtig" v. P. Cornelius, ä.vo bl-rria und Die Seligkeiten v. Lißzt) bezeichnen wir die Cornelius'- sche Composition, die den mit ihr beschäftigten Männerstimmen unv dem Alle große Schwierig keiten bereitet, ohne daß ncvürlich in der gestrigen Reproduktion die Aufmerksamkeit aus dieselben gelenkt wurde, als besonders fesselnd, La in der selben die in den Textesworien niedergelegte düstere und lebensbange Stimmung ganz ausdrucksvoll erfaßt und mit tiefgreifender Consequenz in ganz eigenartiger Harmonik festgeyalten wird. Nur an ihrem Schlüsse hatten wir eine dem Gottver- > trauen deS Textes durch größeren, festen Aufschwung gerechter werdende Wendung erwartet. Von den > beiden Lißzt'schen Nummern muß die erstere, die I musikalisch durchaus einfach und verständlich gear- s ! beitet ist, in jedem unbefangenen Hörer eine der ^ dittck Flaggenschmuck ihre Freude und Hochachtung ' vor dem großen Schl.rchiendenker zu erkennen ge geben. Es entwickelte fick immer regeres Leben in der Stadt und deren nächsten Umgebungen. Jung und Alt, Reich und Arm, Jeder wollte einmal den berühmten Mvl'ke Auge in Auge gesehen haben. Konnte e- da Wunder nehmen, wenn dazu d'e geeignetste Gelegenheit benutzt wurde, ihm auf seiner Promenade, cie er nur in Begleitung eines jungen ManneS, und zwar nack dem großen Teich, dem Schloßgarten und Pla eau unle - nommen hatte, zu begegnen? — Aber auch die Männer, welche eS sich während des ganzen Krieges unablässig hatten angelegen sein lassen, bei den eintrcffenden großen Siegcsnachrichten hier patriotische Feiern zu veranstalten, hatten sich mit den jederzeit opferbereiten Männergesangvereinen und dem unermüdlichen Musikhor der Turner- Feuerwehr in Verbindung gesetzt. Bor ciner sehr zahlreich am Rathhans versammelten Gesellschaft aus allen Ständen wurden am späten Abend von beiden Chören eine große Anzahl patriotischer Lie der zum Vortrage gebracht. Vor 10 Uhr jedes, war Alles, was in großen Massen auf dem Marüe und den unmittelbar daran stoßenden Straßen in der freudigsten Stimmung aus- und abwogte, mir der Feuerwehrmustk an der Spitze, vor das Hotel de Saxe gezogen; dort trugen die Mannergesang vereine ein patriotisches Lied vor, nach welchem Herr Advocat Große ein kurzes, echt deutsches und warm gesprochenes Lebehoch auf Graf Moltke aus brachte, welches weithin in tausend und aber tausend Kehlen den stürmischsten Widerhall fand. Der Graf stieg selbst zum Redner und zu den Ver sammelten auf die Straße herab, um ihnen Dank und Rührung zu erkennen zu geben. „Die Wacht am Rhein" schloß diese schnell improvisirte kleine Ovation, welche eben so herzlich hiugenominen wurde, wie sie gereicht war. Äus Aladt und Land. —I. Leipjig, 3. Juli. Von der Generaldireclion der Telegraphen ist der hiesigen Handelskammer auf die neulich von ihr gestellten Anträge folgender Bescheid zugegangen: „Berlin, den 30. Juni 1871. Der Han delskammer theilt die Unterzeichnete General- Direciion in Erwiderung des gefälligen Schreibens rvm 13. d. MtS. ergebenst mit,
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