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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187107220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-07
- Tag1871-07-22
- Monat1871-07
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1871
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Ir die neue- umea- öesor- nner, rll zur mu !n für i Frau Herr» MH» i Dark, tich. -ohne-, S, de« herzliche VÜtkllllg ttick. czlichsteu »schmuck er« und lseoen. in dem 6wo!I: ,zeige der statt Teil» tur de« S lstl'. ÜUS, er. i, Genfer ger Credik )ank ui, rar. Sank , Russisch, lmsterdm» )urg k. s. l 3 M-u n 2 Mit. k. 2 R-I. M. 87^ S. 7S^ lang7S'k t 99. Oestmeich. 43, Lome pro M rweisungci do.3Mo». Tender;: orbörse) Oest. IM Lombarde» cheu. r der Kom bis 15. Juli -r-Einnahm i deS Reichs- ReichSkanzler eschlüssen der enheilt wor- lebhasie Be- ession ausge- gen vollkom- zence Hava«" a Kreisen der Zeschlusse dn >ijü:r auf die und versuche» ifsqmllcn da« Uhren. Da :n Bors^Wj^ mlung untn^ Hrschetvt IS-ltch früh 6'/, Uhr. IMctto« und -rpedtlio« JuhamiiSgaflr 4/5. «edacteur /r. HSItua. l -prrchstunde d. Redaction ron n—n Uhr ' »»Nag« von 4—S Uhr. »r der für dir nLchft- Rummer brstimmteu In den Wochentagen l W 8 Uhr Nachmittags. W 203. WpMrr Tageblalt Anzeiger. Lmtsklrtt de« König!. Bezirksgerichts und des Rathk der Stadt Leipzig. «!>»»,- »«»». Lbovaemeitipret« Bierteljährlich , Tblr. 7'/, Nqr.; tucl. Bringerlohn I Thlr. lvNgr, Zoserate die Spaltzrile l'/« Ngr. Urctame» unter d. «tedacllousstrlch die Spaltzrile 2 Ngr. /ill-lr Ltto Stemm, UniversttLtSslrabe 22, Laral-Eomptoir Hai»straße2U Sonnabend ven 22. Juli. 1871. Zur geWigtu Beachümg. lscre Expedition ist morgen Sonntag den 23. Juli mir Vormittags bis 1-9 Uhr »et. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf tz. 1 der Instruction für die Ausführung von Wasserrohrlritungen und sseranlagen in Privatgrundflücken vom 7. Juli 1865 machen wir hierdurch bekannt, daß sich Herr Klempner Franz Brendel, Nürnberger Straße 49, Uebernahme solcher Arbeiten bei unö angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vor- nnaen nachgewiesen hat. Leipzig, den 20. Juli 1871. Der Rath der Ttadt Leipzig. vr. Koch. Heinke. Bekanntmachung. Wegen Neubaues der in der Nähe des Schützenhauses über das Kuhburger Wasser führenden Me om Leutzscher Wege ist daselbst von Montag den 21. dss. Mts. an bis zur Beendigung deS ms der Reit- und Fährverkehr auszusetzen. Für Fußgänger ist ein Interims-Steg angebracht, welcher auch für den Verkehr mit Hand reu benutzt werden kann. Leipzig, den 21. Juli 187 l. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Schleißner. Bekanntmachung. Die Ehefrauen der zum Dienst einberufen gewesenen Reservisten und Landwehrmänner, deren Ehegatten bereits in die Heimalh beurlaubt und entlassen worden sind, werden hierdurch aufaefordert, die UnterstUtzungsbücher unverweill in unserem Quartier-Amte, Rathhaus. l. Etage, abzugeben. Leipzig, den 19. Juli 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Lamprecht. Bekanntmachung. Die für den Neubau der Nicolaischule zur Submission ausgeschriebenen Glaserarbeiten sind vergeben, was hierdurch zur Kenntniß der unberücksichtigt gebliebenen Herren Submittenten gebracht wird. Leipzig, ven 18. Juli 1871. Der Rath der Ttadt Leipzig. " - . —^ - vr. Koch. Wilisch, Res. Fcldvcrpachtung. Da für den der hiesigen Stadtgemeinde gehörigen in diesem Jahre pachtfrei werdenden Feld- plan von 2R Acker ISS«« mR., die an der Connewitzer Chaussee gelegenen Parzellen Nr. 2507 dis 9 der Sladiflur (s. Z. Turnfestplatz), in dem am 4. dies. Mon. abaehaltenen BerpachlungStermin ein annehmbares Pachtgebot nicht gethan worden ist, so werden in Gemäßheit der Bersteigerungs- bedingungen die Bieter ihrer Gebote entlasten und cs wird biermit anderweit zu dessen Verpach tung auf die k« Jahre 1872 bis ,nit 1880 an den Meistbietenden Bersteigerungstermin aus Dienstag den 2». Juli d. I., DarnrittagS 11 Uhr anberaumt. Wir fordern Pachtlustige auf, in demselben an RathSstelle zu erscheinen und ihre Pacht gebote zu eröffnen. Die Versteigerungs- und VcrpachtungSbedingungen können daselbst schon vor dem Termine ein gesehen werden. Leipzig, den 10. Juli 187 l. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. E. Stephani. Cerutti. Ileues Theater. Leipzig, 21. Juli. Die gestrige Ausführung ln Hugenotten, der bekannten fünfacligen, roßen Qper von Meyer beer, gab 2 Gästen Kelegenheit daS Leipziger Publicum mit ihrer Leistungsfähigkeit bekannt zu machen. In der Rolle ": „Valentine" präsen Urte sich Frau Reinhold ' -kammische Sängerin mit höchst achlungs- rthen, gut geschulten Stimmmitteln begabt, die »ln dem straften Zügel musikalischer Bildung rd Einsicht zur sichren Lösung der gesanglich hwinigstcn Aufgaben sich wohl befähigt erweisen, im Besitze eines theatralischen DarstellungS- nögenS, daS als glückliches Product natürlicher abung und jener geistigen Erziehung, welche Erkenntnis; und Aeußerung seelischer Regungen esenlltch begünstigt, die Debütantin schon bei der 'rigen Durchführung der Mcyerbeer'schen etwas wickelt angelegten Frauenrolle zur Zeichnung kleiner, für die Situation äußerst trefflicher und >em Codex der gewöhnlichen Buhnenmimik nicht levluvuiintmr Striche veranlaßte, bei längerer lHebung aber gewiß Frau Reinhvld gestatten dürste sich von der üblichen Schablone der ActionS- manieren zu emancipiren. Bei diesen Prämissen war die gestrige Leistung der Frau Reinhold «ne solche, die den Anforderungen jeder großen Bühne mit Ehren entsprochen hätte, was um so höhere Lrerkennuna verdient, da, wie wir hören, Frau ^ Nein hold s«t Jahren der Praxis ihrer Kunst ent- j fremdet gewesen. Vielleicht in Folge davon zeigt die sehr umfangreiche, und besonders in der Mittel itze voll und angenehm tönende Stimme bei Ber- dirdina von rasch folgenden hohen Tönen eine kleine Spiwrigleit, die sich bei häufigerem Gebrauche wohl von selbst verlieren kann, deren Beseitigung aber durch regelmäßige Uebungen in langsamen r»d mit voller Kraft ganz legato vorgetrogenen Passagen wesentlich unterstützt wird mit einem >rick>t zu unter stützendem Gewinn für die Resonanz dktToncS Überhaupt. In der Nolle deS „N aou l", > bekanntlich einer Heldentenorpartie i>ar excellence lernten wir Herrn Lederer vom großherzvglichen bvsihealer zu Darwstadt kennen. Der Gast erfreut s ftb einer von Natur luxuriös dotirien Stimme von echtem männlichen heroischen Tenorklang, der, wenn ert die hrtfie Lage nicht ganz so frei anspricht wie die rittlere, drch bis zum b oder b die volle Kraft einer sinken Brust ohne Beschwerlichkeiten zu augenblick licher» Gebote steht. Darüber, in weitem Sinne und Geiste der Gast daS anvertraute Pfund verwertet, was er gelernt und geihan hat, um eS künstlerisch »nd alt guter Sänger zu gebrauchen, schien unS Pen Leder,r für gestern ein abschließendes Urthril nicht gestatten zu willen. An der Sicherheit im musikalischen Tressen, an Reinholiung der Jnto- ralion willen wir nicht zweifeln, rhythmische P'Lcisiln haben wir jedoch oft vermißt; dann !nd wann kam eS unS vor, alS sei der Sänger ton einem D ne, der ihm gefiel, weil er einen besonderen Glanz LeS Materials begünstigte, nur rech inneren Kämpfen wieder fort<utrtngen, im kort rage war eine, verständiges Eindringen in die -tht'wmsse der Construction und Proportionalität ^e< MusilfiückeS bezeugende Brrtheilung von Licht d Schatten selten zu bemerken ; der Gast liebt eS schwerrdnischer Weise immer mit vollen Segeln phren, wodurch allerdings die Gesangsleistung eine oione Wirkung nicht verfehlen kenn. In Spiel Wallung schien unS Her, Lederer den Rooul von : jovialen Seite verführen zu wollen, wogegen ichlS kir.weudtn läßt; lange oder nie aber haben wir gesehen, daß der Meyerbeer'sche Ritter und Glaubensheld eine so damenhafte Neigung für coquette Haltung deS lcckchenumwallten HaupleS besitzen kann. Bon den übrigen Partien ver dient der „Marcel" des Herrn Reh die be sondere lobende Hervorhebung. Musikalische Sicher heit ist das Fundament, welches den Leistungen dieses stimmlich sehr begabten, wackren Sängers stets Schick und Halt verleiht und ihn. was Andere ohne diesen AuSgangspunct nur mit schwankendem Glücke ver suchen, befähigt, so trefflich dieEigenschaften der darzu- stellenvrn Persönlichkeit zu charaktertsiren, wie gestern die ungelenke aber biedere Soldatennatur des alten, treuen Dieners. Durch Herrn Gura, obwohl der treffliche Künstler sich nicht drS Vollbesitzes seiner schönen Stimmmittel erstellte, kam der , NeverS" zu einer daS Gefüge deS Dramas bester verdeutlichenden und erhöhteren Bedeutung, alS dieS gewöhnlich geschehe. Der „St. Bris" ist eine bekannte gute Leistung deS Herrn Ehrke. Die Rollen des „Tavannes" und „Bois Rose", deS „Coste", „de Retz", „Meru", „Thore", „Maurevert", der drei Mönche, waren wohl wie früher durch die Herren: Weber, Böhnke, Gilt, Hinze, Hollub, Klein, Lippe, Platz, Scheibe besetzt, die veiden Palastdamen durch Fräulein Karfunkel und Fräul. Kechele, der „Page Urbain" (Fräul. Preuß) erhielt viel Beifall vom zahlreich an wesenden Publilum, die „Königin Margarethe" (Fräul. Wallbach) weniger. Sämmtliches Ballet war in Thätigkeit. DaS Ensemble war ein durch aus tüchtiges; waS Chor und Orchester leisteten, muß bei den jetzigen schwierigen Zeiten als doppelt ehrenvoll gellen ; auch bei viel günstigeren Verhält nissen, wo ein regelmäßiger und wohl bemessener Verlauf unseres OprrnlebrnS die gute Vorbereitung der „Hugenotten" in ungleich rortheilhafterem Grade gestatteten, entsinnern wir unS nie, die masten- rerwendenden Finales und Ensemblescenen mit so viel Schwung und Feuer execulirt gesehen zu haben. Noch einmal das Muldenlhal. DaS von Leipzig aus leicht zu erreichende, an- muihige Muldenthal mit seinen, wenn auch nicht großartigen, so doch außerordentlich lieblichen Thä- lern und traulichen Abhängen, Bergen und Wäl dern ist schon einmal Gegenstand deS Gesprächs in diesem Blatte gewesen, und ich habe als Mulden- thaler Kind hier und da gelauscht und mit stiller Freude vernommen, daß die vor einiger Zeit mit Wärme geschriebene Wanderskizze auf keinen un fruchtbaren Boden gefallen ist. Mehrfach wurde jedoch bei Besprechung der vor geschlagenen Partie die Bemerkung hinaeworfen, daß es doch verhältnißmäßig wenigen Menschen vergönnt sei, drei Tage hintereinander in Gottes schöne Welt hineinzupilgern, und auch der Wunsch ausgesprochen, mit einer Eintags- resp. '/»- TagSpartie m nächster Nähe bekannt gemacht zu werten, die nicht die bereits oft besuchten Städte Grimma und Lrisnig zum Zielpuuct hat. Ich lachte nun sofort an die öfters mit lieben, für die Namr empfänglichen Freunden wiederholten Aus flüge noch dem freundlichen Colditz mit seinem alterlbüml chen großen Schlöffe, seinem ehemals kurfürstlichen Thiergarten und seiner schon seit alten Zeiten zahlreich bevölkerten, anmuthigev Um gebung. Ter Eintritt in daS malerisch am BergeSlange gelegene Städtchen ist von ollen Serien schön; da- Silberband der Mulde windet sich graziös in Schlangenlinien »m stattliche Berge herum, von deren Höhen taS erstaunte Auge einmal nach dem Erzgebirge aufwärts, dann wreder abwärts nach den gesegneten Leipziger Fluren blicken kann. Außflüge mit Rückkehr nach der Stadt, die im Innern und in unmittelbarer Rähe wirklich an- muthende, ja malerische Partien in Menge auf zuweisen hat, sind viele zu unternehmen, und so rufe ich denn allen Denen, die mit wenig Mitteln wenig Zeit in herrlicher Natur verbringen wollen, zu, merne Führerschaft heute rimnal sreunolichst anzunehmen. Das Gefühl, die große Stadt mit ihrem Rasteln und Jagen, MiaSmcn und Staub einmal, wenn auch auf nur kurze Zeit, verlassen zu dürfen, wohnt gewiß Tausenden inne, und ich darf daher wohl hoffen, für meine flüchtigen Notizen wenig stens einige aufmerksame Leser zu finden. Angenommen, der Reiselustige kann früh bereits sein Ranzel schnallen, so wird es gut sein, die Abfahrt vom Leipzig-DreSdner Bahnhofe 7 Uhr 30 Minuten nicht zu versäumen und sich ein Tagesbillet für ca. 1 Gulden nach Großbothen oder Tanndorf zu lösen. Gesetzt den Fall, man steigt in Großbothen auS, so wendet man sich kurz hinter dem Bahnhofe links von der langweiligen Landstraße ab und geht die sanft ansteigende Höhe hinan nach Kött- witzsch, welches Dorf man in einer halben Stunde erreicht. Besondere hier zu erwähnende Puncte aiebt'S unterwegs noch nicht, aber der Mensch er freut sich bereits an den blühenden Fluren und der balsamischen Luft, dem munteren Gesänge unermüdlicher Lerchen lauschend. Vom Köttwitzscher, auf dem Berge gelegenen, Rittergutsgarten auS, welcher auf Ersuchen vom freundlichen Besitzer gewiß geöffnet wird, hat man einen interessanten Blick auf die Bereinigung der beiden Mulden; das entzückte Auge schweift weit hinaus nach der LeiSniger Gegend, erspähet im Hintergründe daS alte Schloß Podel witz an der Mulde, haftet dann links auf dem uralten TimmlitzwalV mit seinen dunklen Radel- holzbeständen und sieht vor sich nach rechts ein ziemlich steiles, mit Laubholz bewachsenes Bergge- yänge, von dessen höchstem Puncte auS der spitze Kirchihurm des Dörfchens Collmen in das Mul denlhal hereinblickt. Ungern verlosten wir den freundlichen Ort und wandern, den Berg hinab steigend, im Mulden- thale hin bis an den Berg, aus welchem Zschehsch liegt, links den Fußweg betretend, der unS, hart am Master vorbei, einen ganz stellen Berg in Schlargenwindungen hinauf führt. Oben angc- kommen giebt eS emen hübschen Blick rückwärts auf Köttwltzsch und weitere Umgebung. Ter Fuß weg verbindet sich in ganz kurzer Zeit mit der Chaussee, und bald haben wir vw von dem alter- thümltchen Schlöffe überragte freundliche Stadt Colditz vor unS. An der Oberfoistmeisterei, dem Rentamte vor bei kommen wir auf die lange Brücke, auf welcher man, der freundlichen Aussicht halber, ein Paar Augenblicke stehen bleibt, und betrachten dann im Borübergehen an dem ersten Hause die Waster- standSmarke vom l. August 1858, welche einer lebhaften Phantasie genugsam Beschäftigung geben wird. War ich doch dabei, alS der Strom fünf Häuser wegriß und die Bewohner dieser und der Nachbarhäuser sich schleunigst dadurch retten mußten, daß sie die Giebel durchbrachen und so von HauS zu HauS inS Trockene gelangten. Die Mittagszeit ist nahe herangerückl, und während wir von geschäftigen Händen daS ersehnte Mutagscsten bereuen lassen, wollen wir gleich noch nachholcn, wie sich die Fußpartie gestaltet haben würde, wenn wir, anstatt in Großbothen, erst in Tanndorf vor Lrisnig auSgestiegen wären. Zur Vorsicht bemerke ich, daß in Tanndorf nicht alle Züge halten. «chon vor diesem Haltepuncte hat man von der nicht unbedeutenden Köstener Eisenbahnbrücke .-ms eine Fernsicht thalaufwarts, welche die beoor- stebenden Naturgcnüste ahnen läßt. Tanndorf selbst und der Feldweg ('/§ Stunde) bis nach dem Ufer der Mulde bietet nichts. Der stets unver drossene Fährmann stakt unö für 3 Pfennige pro Person die breite Mulde hinüber und wir wan dern, nach kurzer Besichtigung des Schlosses Podel witz, die Anhöhe hinauf nach dem Dorfe Collmen. Tort genehmigt der durstig gewordene Reisende gern ein Glas Braunbicr und einen edlen Kümmel oder begiebt sich auch sofort nach dem Dorse Zschadratz, welches, wie auch Colditz, sehr nahe liegt. In Zschadraß befindet sich die auS zwei vom Staat angekausten Bauergütern bestehende Colonie für Geisteskranke, eine Schöpfung des für Jrrenpflege und Heilkunde unablässig mit Erfolg besorgten Medicinal- raths Direktors I)r. Boppel auf Schloß Colditz. Cs ist eine, wenn auch mit Wehmuth untermischte, Freude, zu sehen, wie die armen, geistesgestörten Menschen stillzufrieden den landwirthschaftlichen Arbeiten obliegen, zu denen sie selbstverständlich nur angehaltcn, nicht getrieben werden, und es sollen die Erfolge seit der kurzen Zeit des Be stehens dieser Filiale der Irren- und Heilanstalt Colditz wirklich erfreuliche sein. Rach dieser kleinen Abschweifung führe ich mcine Begleiter auf den Hainberg, unmittelbar hinter dem Dorfe Zschadraß gelegen, von wo aus sich das Schloß in wahrhaft imposanter Weise prä- senlirt. Unten im Thal, von einem Bache durch rauscht, der Schloßpark. Man kann entweder an der Mauer hin den stellen Fahrweg hinuntergehen und befindet sich in 5 Minuten auf dem Markt- platze, oder man wendet sich bester aus dein Berg kamme hin rechts, umschreitet die nahe liegende, em Grundstück umgebende, alte Mauer und findet dann eine Anhöhe, von welcher aus man eine lohnende, prächtige Aussicht auf Schloß und Stadl und in die Ferne hat. Auf dem Berge selbst, fast vor uns, sehen wir eine kleine Ruine ; wir gehen die Felder hinunter auf dieselbe zu und finden un mittelbar an der allen Weinbergsmauer durch daS .Gebüsch einen schmalen, abwärts führenden Fuß- I pfad, der manch' gruseligen Einblick in die tief liegenden Gehöfte der Hinteren Haingaste bietet. Unten in der Stadl an der Spinnsabrik ange kommen, sind wir in einigen Minuten im Gast hofe und beim Mittagsmahle, was nach unserer Wanderung gewiß schmecken wird. Ich empfehle das „Weiße Haus" und daS „Goldene Kreuz", finde es aber un letzteren traulicher, weil freund liche Wirthstöchter die gut bereiteten Speisen dar- bielen und so das Mahl extra würzen. Der Nachmittag kann aus mannigfache Weise benützt werden. Wer sich dafür inleressirt, findet auf vorherige Anmeldung beim D»rector des Schlosses vielleicht Einlaß in die Irrenanstalt. Ich sage absichtlich: vielleicht, denn die Verwaltung geht um der Ruhe der Verpflegten willen von der gewiß lvbenSwerthen Ansicht aus, daß eine der artige Anstalt nicht dem ersten besten Schaulustigen geöffnet werden darf. Wem es aber vergönnt lst, hineinzukommen, der wird über die musterhaft ge troffenen Einrichtungen, durch welche gegen 800 gestörte Menschen zusammengehalten und verpflegt
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