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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187108062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710806
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710806
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-08
- Tag1871-08-06
- Monat1871-08
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1871
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Erste Beilage zm» Leipziger Tageblatt und Anzeiger. Eouutag den 0. August 1871. öhreln, r Lnaliß nd W!lsn> ann in j straxe ^ eserM kiON III lesteck Die Mervatiorrale. Di „r».uz;e iturig" schreibt an der Spitze ihres alS er auf dem Reichstage seinen >..zEillE.wS über die Thaten der Pariser Com- ,,t;a erkennen gab und seirre Hoffnung auf ^tzanittspve au^sprech, zu welcher die Mord- i,; PeAd-Sc-nen vor Paris nur in dem Ver fluch. eines Vorspiels ssrhen würden, erregte nur „Hoierkeu" seiner Luhörrrschaft. Seitdem fiüWieles ereignet, waS dieser „Heiterkeit" »naa gethan bat. Man Hst sich überzeugen Üser." saß Bebel nur daS Organ einer m den firdri'eKnbänden allgemein verbreiteren Stim- /Lrndenz und Haffnunglei, und die Gleich- väpgkir der in auf einander folgender Arbeiter- mamoLungrn Deutschlands abgegebenen Er- änmtztr., drohende Bewegungen u: Belgien, -reiste Urmiftftationen in England und neue be- «nkliche Srmptome in Frankreich haben darauf ngewichn, da? der in den Arbeitermassen glühende analitm-S unter deu Impulsen einer Central alt st:he, deren Befehle überall Gehorsam finden, obwohl sie, wie die Geschichte der Com une bewies, auch vor de« entsetzlichsten Mitteln Ml zuruMreckt, wenn diese, ihrer Meinung ulnb, M Ziele führen. ALS diese Centralgervalt stii stanMcherseilS, von I. Favre, Trochu u. a. m., ne - Internationale bezeichnet worden; eine Ge- orlt, wellie, während sie aller Welt den Krieg «reim, nicht einmal deS Geheimnisses zu bedürfen glniibl und deren Organisation ebenso wie ihre HMr fast allgemein bekannt sind, iiii in diesen Tagen hat sich in Berlin eine laus Knanlassung deS Maurerstrike einberufene Is-jpmnle Volksversammlung ziemlich unumwun- lt« dazu bekannt, indem sie die Solidarität der I-Mer-Interessen proclamirte, mit der l-Inter- IßilitLg, daß-rin unversöhnlicher Gegensatz der- litiiw «it den Interessen aller anderen Gesell- ilaastSlassen bestände; wobei sie wiederum die iKnMüg stellte, daß Grund und Boden „Ge- InMgiit des Volkss werden muffe." erlchm deutlichen Zeichen der Zeit gegenüber Ihill die hvchmülhige Auffassung von der über- Migtnde» Kraft der besseren Einsicht und der aMmdeil Bildung nicht länger Stand! Man iE sch acht mehr verhehlen, daß der socialistische llujiim, lwp seiner Unsinnigkeit, eir e Macht und eine dnitMde Gefahr geworden ist, seitdem er zm Überzeugung der Masten ward und seitdem die Kaisen eine Organisation erhalten haben, Me sie zum Werkzeug einer fanatisirenden und nellcilbi selbst fanausirten Gewalt mackt. Tie Heiterkeit, mit welcher man die frechen -rcchezeiungen Bebel s als eitle Bramarbasirung MM» zu dürfen glaubte, ist zugleich mit dem kr:.'Lilen auf die Wirkung der theoretischen Ueber- MMnMaft gewichen, und selbst die „Rational- Mng" findet, daß es endlich Zeit und Pflicht ^ iis Staates sei, „dem Unwesen der Internationalen m Ende zu machen". haben unsererseits auf die Gefahr, welche km Staate und der Gesellschaft aus diesem Un- «ch erwachsen ist, hingewiesen, als cs dem MMinus noch opportun schien, die Tendenzen bei Zitleruationale als lediglicke ThorheUen zu milchen und deren Organisation noch nicht schärfer lü Luge zu fassen. Wir halten es aber auch wsmrlkils für Pflicht immer von Neuein auf W Thema zurüikzukommen. Ugesgeschtchtliche Llebersicht. Ter „Deutsche Reichsanzeiger" sagt unter dem i lbklH: Der 4. August, der erste ZahreStag »o» Weißen bürg, eröffnet die lange Reihe von WMgen der Stege der ruhmvollen deutschen kleeii; ein Markstein in der reichen Geschichte ki Lverlandes, leuchtet Weißenburg mehr als irM einer der vielen ihm folgenden Tage voll Mßnirtlhm und Waffenglück hervor, denn dort «nde die neue Einigkeit des gesammlen Deulsch- ^ IndS, die in der Berufung des preußischen Thron- adeii zum Ober - Befehlshaber der süddeutschen iiW ihren Ausdruck erhalt«n hatte, durch das ! für Vaterland gemeinsam vergosiene Blut von ^ M mid Süd besiegelt Weißenburg und Wörth! j-Tü sind die erinneri'ngsreichcn Namen, die l «kr deutsch gewordenen Orte, wo zuerst mit dem klv ud Leben süd- und norddeutscher Helden- sihN ter Nimbus gebrochen wurde, der die Heere einet Mizen Nachbarstaates seit Jahrhunderten Halle, — dje zwei Namen, die, vor Jahres frist ron Millionen Sippen mit tiefinnigster Dank- larkest gezen Gott wieder und immer wieder auS- l^rreLen, mit hunderttausendstimmigem Jubel tu patriotische Begeisterung hervorriefen, unter wel- sn das Deutsche Reich wiedererstand, und die <Gelcbmß in den Abschiedsworten deS könig- l Heu Ober - Feldherr«: „ Aber herauSgeforderl, wir entschlossen, gleich unseren Bälern und fester Zuversicht auf Gott den Kampf zu be- zur Errettung des Vaterlandes" schnell Ir.: glänzend erfüllter. Heute nun, da die deut- liteu Siege bereits alS unvergängliches Denkmal skulsiber Treue und Tapferkeit in den ehernen "-ein der Geschichte prangen, heute, da „durch Ältes Gnade dem schweren, vor einem Jahre unS verhängten Kampfe ein ehrenvoller Friede zt", kann der Blick die großen Resultate, " ar ersten Tage des vorigen August-Mo- Oßt OL. D^s begründeten, in ihrem ganren Umgänge über- zu dM «cuagro M^'- 2n mtlitairi scher Beziehung hat daS ter mit« empl'ieli r. ?Ldrik, acrkannt des ifter. c», arten Fabrikpreis üblenftr. 21 gewebte Tü ardincn in rti vuleaur-Ltos,! :auerhastem Fabr Princip der allgemeinen Wehrpflicht endgültig über das System der Conscription, daS Volksbeer über daS Berufsheer gesiegt. In politischer Beste hung liegt in dem Erfolge der deutschen Waffen — wie dies ein unparteiisches Blatt, „Der Schweizer Bund", in einer Nerhe von Arifiätzen: „Das Drama des letzten Jahres", anerkenn: — eine neue Garantie für die Tauer deS europäischen Friedens, da die bundesstaatliche Gestaltung deS neuen Reiches durchaus nur auf die Vertheidigung und nicht auf den Angriff gerichtet, da eine starke, gefürchtete Desenstvmacht im Herzen deS ErdtheilS die beste Gewähr für «ine Periode des Friedens ist, während dem Siege der Franzosen leirbt eine neue Kriegs- und BeLgewaltigungSaera. wie die im Beginne diese- Jahrhunderts, gefrlgt wäre. In administrativer Beziehung endlich sind die deolschen Siege ein Trramph gewesen de« Princips der Decentrausation, der Selbstverwaltung, wie solche in Deutschland nie verloren gegangen ist, im Gegensätze zu dem centralisirten System Frankreich-, das gerade im letzten Jahre so schlecht sich bewährt hat. Diese großartigen, weltge schichtlichen Resultate verkörpern sich in der Frrcht des Sieges, in dem Deutschen Reiche, in dem Deutschen Kaiser: — „Die Opfer der Treue, der toveSmuthigen Hingebung unseres Volkes auf den Schlachtfeldern und daheim sind nicht vergeblich gewesen. Unser tz'and ist von den Verwüstungen des Kriege- verschont geblieben, und die deutschen Fürsten und Völker sind in gemein samer Arbeit zu Einem Reiche geeint." Möge die lange Reihe zwar wrhmuthSvolle: aber doch freu diger Erinnerungen, welche in den kommenden Tagen und Monaten an das greinte deutsche Volk herantreten, dasselbe zu dankendem Rückblick aus die Vergangenheit führen, zur Pflichterfüllung in der Gegenwart, zu festem Hoffen und nicht wan kendem Vertrauen auf eine Glück verheißende, Segen bringende Zukunft deS Deutschen Reiches! Zum Maurerstrike in Berlin hört die „Nak -Ztg.", daß von Seilen der Gesellen den vereinigten Meistern von neuem der Wunsch nach einer Verständigung kund gegeben wurde. Die letzteren haben sich zu einer solchen auch gern bereit erklärt, stellen jedoch alS Vorbedingung hin, daß an Stelle der Rädelsführer, welche diesen Strike in so übereilter und unbesonnener Weise vom Zaune gebrochen haben, andere Vertreter von den Gesellen erwäylt würden. Wir erwähnten früher, daß in Berlin unter den Arbeitgebern eine Vereinigung vor bereitet werde, welche ein gemeinsames Handeln derselben gegenüber dem Sinken der Gesellen und Arbeiter bezwecken solle. In neuerer Zeit sind an verschiedenen Orten Kundgebungen von Fabrik besitzern, größeren Handwerksmeistern rc. laut ge worden, in welchen dieselben sich verbindlich machten, gemeinsam den Uebergrisfen der Arbeitnehmer ent gegen zu treten. Es sind diese Kundgebungen gewissermaßen als das erste Zeichen jener Maß regel anzusehen, welche die Arbeitgeber den über handnehmenden Strikeversucken der Arbeitnehmer gegenüber einschlagen wollen. Da diese letzter« gegenwärtig eine größere Ausdehnung anzunehmen scheinen so liegt es in der Absicht größerer In dustrieller, diese Vereinigung der Arbeitgeber inlfeste Form zu bringen und sie möglichst auf ganz Deutschland auszudehnen. Hunderte von Elsässern und Lothringern, die von dm Lockungen der französischen Emissäre sich verleiten ließen, nach Paris zu gehen, lassen sich von der deutschen Gesandtschaft Unterstützungen und Pässe nach der Heimath geben. Als Brüder hatte man sie in Frankreich aufnehmen wollen, ihnen Unterstützung, Arbeit, großen Verdienst und, Gott weiß was sonst noch versprochen — und letzt ? Nachdem sie daheim ihr Bischen Habe zu Geld gemacht hatten unv zu ihren „französischen Brü dern" nach Paris geeilt waren, hakte man eine Komödiantenscene auf den Boulevards von Se- bastopol und Magenta mit ihnen gespielt, sie wie eine Schaar von seltenen Thieren oder Kunstreitern in Procession herumgeführl und den Pariser Bumm lern gezeigt, vivo I'AIsaee, vivo la Uormine! und dergl. geschrieen und sie dann laufen lassen, ohne sich werter um sie zu kümmern. Die Aermsten hatten dann die wenigen Francs, die sie mitge- vracht harten, bald auSgegeben und standen jetzt raih- und brodlos da, wenn sie sich nicht etwa als Straßenfeger verdingen wollten. Ich sprach, so erzählt ein Pariser Eorrespondent, mit mehreren von ihnen und hörte die Verwünschungen Uber die „wälschen I»Iazuou>8 und Schwindler" mit an, in welchen sich sowohl die Männer wie die ihre bleichen, hungernden Kinder im Arm oder an der Hand hallenden Weiber mit den verkümmerten und ab gehärmten Gesichtern ergossen und feierlich ge lobten, nie nieder nack Frankreich zurückkehren, sondern daheim und „ehrliche Deutsche" bleiben zu wollen. Einen von den Soldaten, einen Acker bauer, fragte ich, ob er sich nicht vor der Revanche fürchte, welche- die Franzosen in allen Blättern schon vorher annoncirten. Er und seine Kamera den lackten laut auf, und er antwortete mir: „Hei jo. sie welle weir Revanche, aber lasse Se se nur babbeln, se werd'n L ravlve kriege, die ebbe so güt und noch besser ischt, als die vorige." DaS „Journal officiel" in Paris zeigt die Er nennung EharleS Remrrsat zum Minister deS Aeußern an, nachdem Favre auf sein Ar,suchen von diesem Amte enthoben wurde. So zer bröckelt die Regierung, welche sich am 4. September vorigen Jahre- in Frankreich nach dem Zusammenbruch deS KaiserthrrmS eigen mächtig an die Spitze des Staats stellte, mehr und mehr; eS ist nicht der Haß der Parteien, nickt ein äußerer Zwang, sondern die innere Natur der Thatsacken, die logische Entwickelung der Sachlage, welche Favre aus seiner Stellung treibt und Jules Simon ihm nachsendcn wird. Der Umsturz deS 4. Septembers hat die Nation vom Kaiserlhum befreit, und diesen Erfolg er kennt Frankreich mit Freuden an. IaleS Favre, wenn er wieder zur Advocatur zurückkehrt, nimmt de« Trost ins Privatleben mit sich, daß die Verachtung aller Parteien gegen da« Kaiser reich und die Zerfahrenheit, die Eifersucht der übrigen monarchischen Fraciionen sogar der den Franzosen sonst mchls weniger als sympathi schen Republik steigenden Anhang verschafft. Aber den Preis, den die Männer deS 4. Sep tember für die Beseitigung LouiS 'Napoleons gezahlt haben, finden die Franzosen aller Schat- nrungcn so übertrieben und so überflüssig hoch, daß die staatSmännische Laufbahn dieser Herren bald geschlossen ist. Die Grenzlinie, die Bis marck und Napoleon nach Sedan vereinbarten, hat sicherlich nicht Metz, vielleicht nicht einmal Straßburg umfaßt. Um diese Opfer konnte auch die September-Regierung den Frieden haben und dem Lande außerdem Milliarden jkriegSkosten, Milliarden Kriegsentschädigung ersparen. Für diese muthwillige Preisgebung und Belastung aber Indemnität zu erlhellen, ist daS Land um so weniger geneigt, ,e diktatorischer die Herren auflraten, als sie die Nation, ohne dieselbe zu Rathe zu ziehen, in den bekannten „heroischen Wahnsinn" hetzten. Die allgemeinen und eindringlichen Klagen, welche in Frankreich gegen die fortwährende Ver schleppung deS Riesenprocesies gegen die Insur genten der Commune laut werden, haben endlich das Journal'Ofsiciel veranlaßt, daS seit herige Verfahren der Regierung und der mtlitai- rischen Gerichtsbehörden in einer sehr geschraubten und von der inneren Verlegenheit zeugenden Weise zu rechtfertigen oder wenigstens zu entschuldigen. ES läßt sich nicht leugnen, daß, wenn auch eine nicht geringe Anzahl der Gefangenen wegen ge meiner Verbrechen und Vergehen sich zn verant worten baben wird, doch die überwiegend große Mehrzahl der nahezu 30,000 Individuen, welche nun sckon seit mehr als zwei Monaten in den Kerkern von Versailles und auf den Pontons der Kriegshäfen schmachten, sich nur in politischer Be ziehung vergangen oder anscheinend compromittirt haben. Es ist deshalb nicht nur ein schwerer po litischer Mißgriff, sondern auch eine grobe Ver sündigung gegen die Gesetze der Menschlichkeit, viele Tausende von Unglücklichen unter den trau rigsten Bedingungen ihrer Freiheit zu berauben, damit die Untersuchung nach allen Vorschriften des inquisitorischen Verfahrens correct dnrchgeführt werde und auch nicht ein einziger der Frevler dem strafenden Arme der Gerechtigkeit entrinne. Zur Erläuterung eines nicht ganz correcten Telegramms sei aus der Sitzung der National versammlung zu Versailles vom 2. August hier noch Folgendes nackgetragcn: Auf eine Inter pellation erklärt der Finanzminister, die in den oecupirlen Departements von den deutschen Be hörden erhobenen indirecten Abgaben könnten vom Staatsschätze nicht zurückgefordert werden. Die deutschen Behörden hätten ferner eine Erhöhung der direkten Steuern um >50 Procent gefordert; es seien seitens der französischen Regierung in dieser Beziehung Verhandlungen eingeleitet und auch ein Ueberemkvmmen dahrn getroffen worden, daß die directcn Steuern auf daS Doppelte erhöht werden sollen. Mehrere Städte würden die ent sprechenden Beträge vorschießen, die Landbevölke rang dagegen habe keine Zahlungen zu leisten. Die französische Verwaltung würde sodann nur die von den Einwohnern nicht bezahlten Beträge erheben und damit die von den Städten geleisteten Vorschüsse zurückzablen. Sollten die deutschen Behörden weitere Anforderungen stellen, so würden dieselben der französischen Regierung vergütet werden müssen, da diese den Einwohnern gegen über verantwortlich ist und ihrerseits denselben Ersatz leistet. Gemeinden, welche den deutschen Truppen seit Abschluß des Friedens Unterhalt geleistet hätten, müßten ihre Forderung in for meller Weise an die französische Regierung stellen „Wir haben", so schließt der Finanzminister sein Expose, „gestern die erste Milliarde voll bezahlt, heute wird die Occupalionsarmee weiter reducirt, und in gleichem Maße verringern sich die zum Unterhalte derselben erforderlichen Summen. Soll ten die Deutschen mehr als das vertragsmäßig Festgesetzte fordern, so werden wir Sorge tragen, daß hierfür Ersatz geleistet werde." Der Beschluß der rumänischen Kammern, den Eisenbahnvertrag mit Srrousberg u. Co. ganz und gar aufzuheben und die Actionaire mit ihren Ansprüchen auf daS vorhandene Ma terial anzuweisen, d. h. die Gläubiger nickt dlos um ihre doch vom Staate garantirten Zinsen, sondern auch noch um ihr Capital zu betrügen, hat vom Fürsten Karl bestätigt werden müssen, weil es vor der Hand doch nickt anders ging. Indessen hat der Kanzler des Deutschen Reiches, Fürst Bismarck, sich schon an tie Pforte gewand und deren Schutz für die bedrohten Interessen der bei den rumänischen Eisenbahnen beteiligten deutschen Acnouaire angerufen. Rumänien hat be reits 60 Meilen Eisenbahn, die dem Staate keinen Groschen aekostet haben, sondern ausschließlich von fremdem Gelde geraut sind. Tie Sckutzmäckte dieses Landes sind nun von der Sachlage in Kenntniß gesetzt worden, und bei ihnen wwd cü sei«, den Gau nern das Handwerk zu legen. Offenbar ist der ganze Schwindel darauf angelegt, dem Fürsten Karl die Regierung vollständig zu verleiden. Derselbe br- indet sich denn auch jetzt gerade wieder auf dem- elben Puncte wie am 22. März, wo der Pöbel das deutsche Friedensfest in Bukarest störte, uno zwar, wie die Untersuchung herausgestellt hat, auf Antrieb der bocklöblichen Polizei selbst. Der Polizeipräsect Michalcsco wird deshalb nebst eiver Anzahl seiner Unterbeanuen und mehrerer zum Exceß angereizter Studenten vor Gericht kommen; doch ist der Termin dazu, mau weiß nicht, warum, >iS auf den Monat September vertagt worden. Frankreich hat inzwischen wieder einen Gencral- Consul nack Bukarest geschickt, nämlich den Mr. fe Sourd, der am lll Juli v. I. in Berlin die Kriegserklärung zu überreichen halte und jetzt Zeuge sein soll, wie daS biedere Volk der Rumänen ihrem „deutschen" Fürsten nun auch den Krieg erklärt. Ueclor - Sänket für die auS den, Kriege heimgekehrten <5ommilitönen. x. Leimig, 5. August. Eine akademische Fest versammlung vvn 350 Personen erfüllte gestern Nachmittag den großen Saal des Schützenhauses. Der stattliche Raum war nach den geschmackvollen Angaben des Herrn Tapezierers W. Barthel Hierselbst aufs Reichste mit Laubwerk, Fahnen und Emblemen geschmückt. Bor Allein zogen die alt ehrwürdigen Fahnen der Facultäten, die von der Bürgerschaft Leipzigs der Universität gestifteie schöne Fahne mit der Eule, eine alte Naüonen- fahne, welche alle vvn der Höhe der Gallerien und den obern Fenstern der Straßenseite frei entfaltet herabhingen, die Blicke auf sich. Darwischen waren Embleme des Eisernen Kreuzes im Lvrbeerschmucke und Schilder mit den Namen der Schlackten und Treffen, an denen die unter die Fahnen gerufene Leipziger akademische Jugend theilgenommen, ge schmackvoll angebracht; die Büsten der hohen Heer führer waren in den Fensteröffnungen zwischen Dem Hauptsaale und dem Nebensaale mit reicher Drapirung ausgestellt. An der Brüstung der Ost- galleiie entfaltete ein Adler inmitten einer Fahnen gruppe seine dunklen Schwingen. An den den Saal einnehmenden langen Tafeln saßen Professoren, Docenten und Sluvemen, letz tere zum großen Theil in Uniform oder mit den Erinnerungszeichen an den letzten Feldzug ge schmückt, ein Theil decorirl mit dem Orden deS Eisernen Kreuzes. Die Reihe der Toaste und Ansprachen erösfnele der vom Festgeber Rector Magnificus Professor Do. Zarncke auSgebrachle Trinkspruck aus daS Reichsoberhaupt und den Landesherrn und eine die Bedeutung dieses ganzen Festes schildernde schwungvolle Rede desselben Sprechers. Derselbe knüpfte darin an den JahreSiag der Schlacht von Weißenburg, den wir gestern feierten, an, einer Schlacht, dre für das deutsche Patriotenherz darum von so besonderem sympathischen Interesse ist, weil sie dre Reihe der Siege eröffnete, die in un geahnt herrlicher Weise die Heerfahrt der Deutschen in das Wälsckland bezeichnen sollten. I)v. Zarncke erklärte nun, daß es ihm längst ein'.Herzens- bedürfniß gewesen sei, die auö dc,n Felde heim gekehrten Commilitonen, den Stolz, die Freude der nlma matoi-, einmal um sich zu versammeln, sprach von der Liebe und treuen Anhänglichkeit, mit der die alma matvr der im Felde gestan denen Commilitonen gedacht, fortwährend gedacbt habe, schilderte die Scenen des Abschiedes von den in den Krieg ziehenden Commilitonen, erzählte von dem Trauergottcsdienst für die Gefallenen der selben, mit steter Beziehung zu den Fahnen, die zene an die vaterländischen Feldzeichen erinnern mochten, und gedachte des ernsten Gelöbnisses, wel ches gethan ward, auf daß das lheure Blut nicht umsonst vergossen sei, auf daß die Errungen schaften des Krieges auch dauernd festgehallen wer den mögen. Bezug nehmend auf die in dem Worte Commilitonen liegende kriegeri! ^e Bedeutung be tonte er, daß überhaupt die Sludirenden Krieger des Geistes seien unv, nun in dieser großen Z nt der Ernst der Pflicht an sie herangetreten sei, als wirkliche Krieger den Kampf um die heiligsten Güter der 'Nation mannhaft bestehen müßten. Und wie glorreich haben sie diesen Kampf bestanden! Die schmerzlich große Liste der Gefallenen unv Ge bliebenen zeugt davon. Der Glanz ihrer ruhm- würdigen Thalen strahlt nun auf die alma m.nt«w zurück. Redner gipfelte dann seinen Spruch in ein donnernd angeklungenes Hock auf unsere heim gekehrten Commilitonen! 'Namens der Letzteren ergriff der Lieutenant der Reserve Ho ff mann Sohn deS hiesigen Staatsanwaltes) da- Wort zu einer begeisterten dankenden Erwiderung, welche rühmend heroorhob, daß der Rector Magnificus ein leuchtendes-Vor bild für dir Commilitonen gewesen sei, daß er es verstanden habe, die zu Anfang des Krieges rasch aufflammende patriotische Begeisterung der fludi- renden Jugend in einen gewaltigen Strom ein zudämmen. der unwiderstehlich sich dann bis in das Herz Frankreich- Bahn gebrochen habe. Der Toast auf Se. Magnikicenz den Rector ward von der Versammlung mit einer Präcision intonirl, daß er wie ein allgermanischer Schlachtruf klang. Der Rector dankte nun seinerseits mit Innig keit, indem er aus daS schöne collegiale Verhältnis;
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