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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187108214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710821
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710821
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-08
- Tag1871-08-21
- Monat1871-08
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1871
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st D* rkasmeil ttü bk« Zweck > rB-ficr.1 ochn. lhigknr zchlüe. vraff,, )aS! :ra m! schk°. iirdt di in sL „Elrilr > lr et« ierfiützsql lhaei VM Iomichl Mia Lock ii! n Foult t vaiann, M Äll Mt» n< ) VNlML I en ginge» i Arschckü tiglich M 6'/, Uhr. Ißr»«clti> «t <r»cdtti»i z^«ai-g-ffr </S. ^Kedactrur Fr. HSMl» L. Redaktion «« »c» n -l» Udr lq« »c» 4—» Uhr. >»er für die nächst- ,ltummrr bestimmte« ,t» dm Wochmtagrv IM Nachmittags. Wpiigcr Tageblatt Anzeiger. LiMlatt des Kömgl. Bezirksgerichts und des Raths dn Stadt Leipzig. Auflage 900«. ZU>»»urmt»«»»rkt» vierteljährlich l Thlr. 7'/, Ngr^ iucl. Bringerlohn 1 Tblr. 10 Agr, Inserate die Spaltzeile 1'/« Ngr. »eclamr» unier ». NeSactt-asstetch dt« Spaltzeile 2 iltgr. Ftlialr Otto Klemm, UniversitätSstraße 22, Local-Comptoir Hainstraße rtt Montag den 21. August 1871. Bekanntmachung. bei vielen Seiten -sind wir aufgefordert worden, die Ausführung der durch unsere Bekannt em 8. d. M anempfohlenen Vorsichtsmaßregeln gegen die Cholera polizellich aufzuerlegen, -osten der B-etheiligten durch unsere Orpane bewirken zu lassen. Wir haben jedoch im v aus den Gemeinsinn unserer Mitbürger bis jetzt davon abgesehen, werden aber in den Tagen umfassende Revisionen vornehmen lassen, um unS Gewißheit darüber zu verschaffen, in wie weil unserer Erwartung entsprochen wird. Zu diesem Ende verordnen wir: z) r«n mir der Revision beauftragten Beamten den Zutritt zu den betreffenden Oertlich- ktüeu unweigerlich zu gestatten und denselben die gewünschten Auskünfte zu ertheilen. Mrde diese Revision ergeben, daß die im Allgemeinen wle im Interesse jede- Einzelnen noth- n DeSiuseciionen nicht oder doch nur unvollständig bewirkt werden, so würden wir dann zu .^cher Durchführung der anempfohlenen DeSinfectionsmaßregeln verschrnten müssen. Üuewanel d«S Erfolgs dieser Revisionen ordnen wir jedoch schon jetzt Folgende- an: 1) mallen Grundstücken, in welchen zur Zeit noch, sei eS mit wohlfahrt-polizeilicher Ge stattung, sei eS ohne solche gegen die bestehende Ordnung, die AbtrittSgruben mit den öffentlichen Schleußen in Verbindung stehen und ihren Inhalt ganz oder theilweise in dieselben abführen, müssen die Abtritte in alle« Etagen wiederholt »«- mindesten- dreimal in jeder Woche, und zwar am Montag, Mittwoch «nd Freitag bis Mittag- 12 Uhr bi- zur Rücknahme dieser -nordung desinficirt werden. Zu diesen DeSinfeettonen ist nur die Kivern'sche DeSinfectionsmaise zu verwenden Für pünktliche Befolgung dieser Anorvnung machen wir unter ausdrücklicher Hin- «isung auf die Strafandrohung unter 4. die Besitzer bez. die Administratoren der Snlndstücke verantwortlich. 1) Zur Vermeidung belästigender und gesundheitsschädlicher Ausdünstungen find die zu räumende» AbtrittSgruben vor, wahrend nnd nach der Räumung zu drsinficiren. t) Zuwiderhandlungen gegen die unter l, 2, 3 getroffenen Bestimmungen werden mit Heldstrafe bis zu Fünfzig Thalern oder verhältmßmäßiger Haflstrafe geahndet werden. Z« Uebngen verweisen wir auf unsere erwähnte Bekanntmachung vom 8. d. M., soweit solche dich obige Bestimmungen abgeändert worden ist. ?tM den 16. August 1871. Der Rath der Ltadt Leipzig. v>. Koch Jerusalem. Bekanntmachung. Xch der KirchenvorstandS- und Synodalordnung vom 3V. März 1868 scheidet die Hälfte der de- KirchenvorstandeS zu St. Thomä demnächst aus, und ist durch die Kirchengemeinde neu zu wählen. Stimmberechtigt bei dieser Wahl sind alle selbstständigen Männer evangelisch lutherischen Bekenntnisse-, welche oaS 25. Lebensjahr erfüllt haben, verheiraihet oder nicht, mit Aus nahme solcher, die durch Verachtung de- Wortes Gottes oder unehrbaren Lebenswandel öffentliches, durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobene- Aergerniß gegeben haben, oder von dem Stimm rechte bei Wahlen der politischen Gemeinde ausgeschlossen sind. Wer von seinem Stimmrechte Gebrauch machen will, hat, laut der KirchenvorstandSordnung, vorerst sich anzumelden. Solche Anmeldungen, schriftlich und mündlich, werden vom 24. d. MtS. bis 2. Leptember angenommen, und zwar L) in der Sakristei der ThomaSkirche von 9—11 Uhr (Sonntag ausgenommen), b) im Saal der alten Waage, Markt 4, 2 Treppen, von 9—12 und von 3—6 Uhr. Bei schriftlichen Anmeldungen, die während derselben 10 Tage zu jeder Tagesstunde vom Pfarramt St. Thomä angenommen werden, ist genaue Angabe über folgende 4 Puncte nothwendig: 1) Vor- und Zuname, 21 Stellung, Gewerbe u. s. w., 3) GeburtSlag und Jahr, 1) Wohnung. Roch bemerken wir, daß zur ThomaSkirche die West- und Südhälfte der Stadt eingepfarrt ist, so daß die Hainstraße und PeterSstraße nebst allen westlick, davon gelegenen Quartieren, ferner die UlrickSgafse mit Allem, was südlich davon liegt, zur Parochie St. Thomä gehört. W»r fordern hiermit die evangelisch-lutherischen Einwohner dieser Stadttheile auf, sich innerhalb der augezeigten Frist, und spätesten- bi- zum 2. September anmelden zu wollen, und bitten um recht zahlreiche Ausübung dieses für die Selbstverwaltung der evangelisch-lutherischen Kirchen gemeinden belangreichen Rechtes. Leipzig, 15. August 1871. Der Kirehenvorstand zu St. Thomä. O. Lechler, Pastor. Gewölbc-Vermiethung. Die im Erdgeschosse und Zwischengeschoß deS StockhauseS nach dem Salzgäßchen heraus befindlichen, jetzt an Herrn P. O. Praetor ius vermieiheien Gesehä'st-localitäten sollen von Ostern 1872 au ans drei Jahre an den Meistbietenden anderweit vermiethet werden. Wir beraumen hierzu Termin an Rathsstelle auf Donnerstag den 24. dsS. Mon. Vormittag- 11 Uhr an und fordern Miethlustige auf, in demselben zu ericheinen und ihre Gebote zu eröffnen. Die LicitationS- und Vermitlbungsbedingungen, sowie das Jnventarium der zu vermiethenden Lokalitäten können schon vor dem Termine bei uns ein gesehen werden. Leipzig, den 17. August 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Wtltsch, Res. ßr>i>, kimzw, vU I M r. Suta, s >l». »»d ch«r u»l a. Fkastlü t iel. -. de! uch a« - tx f-ch, Düffckch. l.H<u»kq,dk1 h. z. Sicks --.«.IK jürt-, Nd schm,-.des p<uud«t, -Ms rinmaler afleffoa! »eo, H»:el! cuberg, j«im, mid , Acut. «. chea.- de! ga, Siedl St. I ' art. H. St.1 en, H. j. li«, Stadt Berit», «d m a. -uda,! dburghause», > Sie», rede'« ' den. H. p eldech. grü»« l rnkfmt a. U, < f. a. Bili«, Stadl verlia. Kiel, Le»«'« ! mmedy. -., aa, galdae« St-I «« - «c S-Ilrm noch rmmal. , v» ür lUllängst «m dieser Stelle die Zu- »ntnstder bilden Kaiser in Ischl zum zechwdenfner Betrachtungen machten, alaub- «r Sei llmstand nicht verschweigen zu sollen, Sich persönliche Begegnung der Monarchen »fsicieck Bedeutung jedenfalls nicht habe, ick Itlfsassiuig war gewiß nicht unberechtigt, izleit wr heute dre Pflicht haben hinzu- zm, datz die Begegnung der beidenReichs - ^»jler in Gaftein allem Anscheine nach eines 'Mn Charakters nicht ganz entbehrt. Gewiß ln deutsche ReichSkanzter, alS er die Hcil- ' l Set reizendeu Wildbades aufsuckte, nickt l nßn Stelle gewichtige diplomatische Berhand- > m Sem Vertreter der auswärtigen Politik «M im Auge gehabt; allein eS wäre »ezil ksderbar, wenn BiSmarck und Beust bei > nnlweichlichen Zusammenkünften sick auf l lülaiisch von Redensarten über Wetter oder l ad dnzleichen beschränken sollten. Und so m deun auch überall in der Tagespresse mza, «lche deutlich erkennen lassen, daß M shGssung in ziemlich weiten Kreisen ^lt »ich. cch -mwf bezügliche Angabe, welcher wir !eu, »Mbehaupten, daß die beiden StaatS- verichmlick mit der rumänffchen Frage beschäftig« würden, und diese Behauptung ste auch uicht ohne Grund gewesen sein. Jetzt ^ die Ansicht allznnein verbreitet, daß nicht diese ' allein bei sm Verhandlungen im Vorder- stehe, daß eS vielmehr sich darum handele, auch nickt gerade einen förmlichen Vertrag Schutz und Trutz abzuschließen, so doch wenia- »s bestimme Abmachungen zu erzielen, welche snzuet wären, dem Frieden Europas noch größere 'Mt zu geben und jede rauflustige Macht, nentlich Frankreich, von der Entzündung der ' Ifurie abjufchrecken. Haben, so sagt man, reich und Preußen im alten Deutschen e, vbschon sie dort Rivalen waren, Jahr- »e laug durch ihr gemeinsames Vorgehen den ldeu zu erhalten vermocht, so muß eS jetzt, wo e Interessen nicht mehr mit einander zusammen- , um so viel leichter werden, über diebrennenden sich zu einigen, Hand in Hand zu gehen, Toulinenle Ruhe zu geben und zu sichern, t Franzosen scheinen Das auch schon zu fühlen, ihre Zeitungm sind in nicht geringer Auf- »g wegen Ixr Dinge, die da in Gastein sich Jeu möchten : um so mehr dürfen wir Deutsche Lurch diese neueste Wendung der politischen renheiten befriedigt erachten, st nickt etwa nur ein Kleines und Gering- .1, daß ein solcher Wandel Platz greifen öe und daß eben dadurch alte patriotische ' mgrn der deutsch-nationalen Partei endlich ud in Erfüllung zu gehen versprechen. Man kann um einen schöneren Beleg für die Thaisache l, daß die neue Machtstellung DeuischlandS s Europa allnwäriS als unumstößlich und al- zebeud, al< der Schwerpunkt der Politik un- ErdlheüeS erkannt und gewürdigt wird, als da- große Kraftcentrum im Herzen Europa-, welche- auf Wahrheit, auf Naiur, auf Nolhwcn- digkeit beruht und welchem alle übrigen Kräfte und Mächte sich anzunähern bestrebt sind. Und wahrlich, diese Annäherung ist fast nirgends das Ergebniß einer HerzenSnergung, sondern ste enb- springl lediglich der Erkenntaiß der Nochwendig- keit. Der beste Beweis dafür ist gerade Oesterreich. Der «hatsächlichen Wahrheit würde es gewiß wenig entsprechen, wenn wir behaupten wollten, im Kaiser Franz Joseph, im Hause Habsburg inS- aesammt, in der österreichischen Diplomatie und Aristokratie sei viel von Sympathien für den Kaiser Wilhelm, für Preußen und seine ungeheuren Er folge und für daS neue germanische Kaiserthum vorhanden. Im Gegeniheil! Die Umarmurgen, welche vor vier Jahren in Salzburg stattfanden, als Napoleon III. und sein Gemahl das öster reichische Kaiserpaar daselbst besuchten, waren gewiß cher als die neuesten zu Ischl, und Graf Beust hängen gelauscht zu baben, mit größter Sicherheit vthauoteu. Und größter Sicherheit nn Set, da-ergiebt Geftchle von Haß, hat damals gewiß lebhaftere persönliche Sympathien den französischen Diplomaten entgegengevracht als jetzt dem Collegen «n» der Mark; und dennoch —! Die Zusammenkunft in Salzburg im Jahre 1867 war durch persönliche- Herzensbedürfniß herbei geführt worden, denn die beiden Kaiser, «elcke sich damals um den HalS stelen, schmachteten nach ge meinsamer Racke an dem Sieger von Sadowa, und Graf Beust, der ja eigens zum Zwecke der Herbeiführung dieser Revanche nach Wien in- aus wärtige Amt verschrieben worden, hranchte seinen Gefühlen keinen Zwang anzmhun, wenn er mit den Pariser Staatsmännern über die Inscenirung eines austro-gallischen Schutz- und Trutzbündnisses behaglich phanlasirie. Damals, sagt die „Weserzlg.", herrschten die Gefühle, und eS kam bK der Hache MchtS heran-. Heute werden die Gefühle sich einigen peinlichen Zwang gefallen lassen müssen, aber dafür werben die Interessen desto freier sich zu ihrem Rechte verhelfen. Daß eS gerade Oester reich. gerade Kaiser Franz Joseph und gerade Herr von Beust sein müssen, welche nack dem Kriege zuerst von allen europäischen Staaten, Regenten und Ministern durch erneu bedeutsamen öffentlichen Act die neue Wellstellung Deutschlands anerkennen, ungezwungen und freiwillig, „der Roth gehorchend, nicht dem eigenen TriebeLas ist eins von jenen Zeichen, aus denen wir lernen können, was es mit ver wahren Macht unserer Naiion auf sich hat. Wenn eS einen Staat giebt, dem man Haß gegen das preußiscke Kaiserthum Nachsehen kann, w ist es Oesterreich; wenn es einen Monarchen gicbl, dem es persönliche Ucberwindung kosten muß, Kaiser Wilhelm die Hand zu reichen, so ist es Kranz Joseph, der Nachfolger der Habsburger, und end lich, wenn es einen Minister giebt, der seine eigene Galle verschlucken muß, um dem Fürsten Bismarck unter die Augen zu treten, so ist eS der Herr v. Beust, der kleine Rival deS großen Kanzlers. Einen bedeulsamen öffentlichen Act nennen wir die Zusammenkunft der deutschen und der öster reichischen Oberhäupter und SlaalSlenker. Zwar bewegt sich viese Zusammenkunft nicht in officiellen Formen ; aber daß ste eine politische Handlung vorstrllt, kann man, auck ohne hinter d-n Vor- ehaupteu. Und v«ß ste devnttsam sich eben a»S her Erwägung der Rachedurst und Neid, welcke überwunden werden mußten, ehe die persönlicke Begegnung des Siegers und des Besiegten möglich war. Oesterreick muß ausnehmend sckarf und lief das Bedürfnis; empfinden, ein gutes Verhältnis! zu Deutschland anzubabnen, dus ist die Folgerung, welcke wir aus den Tat sachen ziehen, und diese Folgerung ist allervings von höchster Wichtigkeit. Dem Bedürfnis; Oester reichs entspricht auf Seiten Deutschlands der Wunsch und das Interesse, auf den neuen Grund lagen die alte Bundesgenossenschaft fortzusetzen, welcher wir 1813 die Begründung eines lange dauernden europäischen Friedens verdankten. Da mals opferten wir unsere innere Entwickelung; fortan braucht die Freundschaft zwischen den beiden Landern nicht mehr um den Preis ihrer Wohl fahrt erkauft zu werden. Wir sind aus den Weg der Natur znrückgckehrl. Tayesgeschichtliche Ueberjicht. Der Bundes rath, dem unter Anderem auch die demnächstige Organisation in Elsaß-Lothringen bis zum 1. Januar 1873 obliegt, tritt rn Mute des nächsten Monat- wieder zusammen, um die Etats und alle sonstigen Bedürfnisse dieser Landes- theile zu regeln. AuS dem Ober-Elsaß wird gemeldet: In den Herzen vieler Städter im Elsaß ist eS jedoch nicht Friede geworden. Die Leute sind toll und blind und ßeberden sich wie unartige, oft auch wie boshafte Kinder. Daö Landvolk ist viel ver nünftiger, und schon viele dieser Landgein rinden sind gut deutsch gesinnt und möchten nicht mehr welsch werden. Die Absicht, daS Deutsch thum in Oester reich gewaltsam zu unterdrücken und dem Slavcnthum die Herrschaft zu sichern, liegt so klar vor, daß die Organe deS Grafen Hohenwart nicht einmal einen Versuch machen, sie in Abrede zu stellen. Es fragt sich also nur, mit welchen Aus sichten die Parteien in den Kampf eintreten. Jeder Kämpfer, der nickt gelernt hat, sich selbst zu be herrschen, ist von vornherein im Nachthell. Das steht fest. Eben io gewiß ist es aber auch, daß die Slaven und Tschechen sick vornehmlich durch diesen Fehler auszeichncn. Also ein Vortherl für die Deutschen. Ferner dürfen diese in dem Kampfe, wie er jetzt steht, auf die BundeSgrnosscnschaft Ungarns rechnen, das bisher der deutschen Ver fassungspartei gegenüber seinen Platz eingenommen hatte. Vor Allem aber darf man rechnen auf die belebende Kraft des nationalen und freiheitlichen Geistes der Deutsch-Österreicher, der gegen Slaven, Pfaffen- und Iunkerthum siegreich ankämpfen wirb. Außerdem unterliegt es keinem Zweifel, daß die Neuwahl des Abgeordnetenhauses für die Deutschen eher einen Zuwachs alS eine Abnahme parlamentarischer Macht mit sich bringen wird. Der deutsche Parteitag in St. Pölten hat sich zu einem Ereignisse von Bedeutung ge stalt«, denn er hat zu einer Vereinigung sämmt- llcher Fraktionen der deutschen Partei geführt. Sie alle haben ihre Sonderstellung aufgegeben, um etnzutreten für die österreichische Staaisidee, für deutsche Freiheit und verfassungsmäßiges Recht. Dle liberalen Großgrundbesitzer und die kaufmän nischen Vereine folgen dem nationalen Banner. Diese Einigung fft bas große Resultat des S:. Pcllcner Parteitags. Es ist um so wickkiger, wenn man bedenkt, wie schwer es ist, den Deutschen zur Verzichrleistuug auf daS Reckt der eigenen Meinung zu bestimmen und eine stramme Part«- disciplin zu erzielen. In allen Provinzen, deren Landtage aufgelöst worden sind, wird denn auck bereits mit größter Energie zur Wahlschlackt gerüstet, und es ist dringend nothwendig, daß die Verfassungstreuen von allen kleinlichen Differenzen abschen und einig zusammenstehen, da die klerikal- föderalistische Partei, welche sckon seit Wochen auf die Auflösung der Landtage vorbereitet wai, allerorts schon ihre vollendete Organisation prak tisch verwerthet. In Niederösterreich mit Wien ist der Sieg der ltberalen Partei gesichert und eS ist erfreulich, daß der niederöfterreichische Großgrund besitz fest zur Verfassungsparlei steht. Es ist dies von großer Wichtigkeit, denn auf die durch ultra- montane Agitation bearbeitete Landbevölkerung hat Graf Hohenwart seine Hoffnung gesetzt; mit ihrer Hülfe gedenkt er eine Zweidrittel-Majorität im Reichsrathe zu Stande zu bringen, welche ihm beisteht, die liberalen Errungenschaften der letzten zehn Jahre zu beseitigen und aus dem föderalistisch zertheilten StaalSkörper die Fahne der Reaktion aufzupstanzen. Die Franzosen bleiben ewig dieselben Fasel hänse. So schreibt der Eorrespondent eines eng- ltscken Blatts: Allenthalben wird eingeräumk, daß eine lange Schule der Ordnung. Sparsamkeit und Volkserziehung durchzumacken ist, ehe Frank reich sich von seinen harten Schlägen erholen kann; allein derselbe Mann, der 'N diesem Augen blick sagt, daß mindestens 20 Jabre nöthig sind, um ein OfficiercorpS allein heranzuziehen, welches dem preußischen gewachsen ist, glüht vor Entrüstung, wenn man gleich daraus den geringsten Zweifel daran äußert, daß Frankreich in fünf Iabren — diese fünf Jahre sind einmal zur stehenden Redens art geworden — seine schwere Rache an Deutsch land nehmen werde. Was die deutschen Occu- pationstruppen anbelangt, so ist jeder Franzose fest und stets überzeugt, daß sie sich schauderhaft, gräulich, überhaupt in einer Weise auffühl en, die jeder Beschreibung spottet; Vas gilt aber nicht von vem Bezirke, den der Betreffende bewohnt, son- dev von anderen Gegenden. So machte ich in Ss die sorgfältigsten 'Nachforschungen über die Küy^. sämmilichrr Regimenter, die dort seit dem 1. September gestanren, und absolut Niemand hatte ein Wort gegen die Soldaten zu sagen. Im Gegentheil, alle Welt räumte ein, daß die Hal tung der Mannsck-aften in jeder Beziehung exem plansch gewesen sei — das heißt in Sedan, aber alle Welt war auch bereit mit den heiligsten Eiden zu beschwören, daß die in Reims begangenen Schanvthaten das Blut eines Nero germnen macken würden. Mein Erstes, was ich in ReimL
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