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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187109120
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710912
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710912
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar; Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-09
- Tag1871-09-12
- Monat1871-09
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1871
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r< drei , Brühl ^ sterollmöä ige. harter S<tl« auble uns! bald voll .'trübt hir, ber 1871 pel und onkagAa llag tm 71 Wermer. 48 Jahn ein fteund 1871. mb GottsiE einziges nein vor 2 rwigkeit na-1 zur Natnü > vcrw. Le cb. Lange, on Theilnah aters und Blumenst« Grabe gefpll vr. Gröft,I 1571. ert, Famlir! hme beim vir hierdnt 1871. öh«e und iöhme. V.8G IO. . Temperalm! 1» Waffers Iß September, hr Nachmiltr iigin Mutter, gegen gef-hreij Sessionen der i veil die eptember zus< ndon meldet! Prinz von ist plötzlich zr 7 Königin sich, ral Medicit iss e alS Gour mng ihre lt. sche Gesandte irlickberusen legirter oacki zusammenknnst^ ch UMdit! rd. läßlich I^sküh 6^ » Uhr. I»» Lroedttio» gaffe 1/L. ^ Rktaüiur F» chült»«. nte r. Aedaüion von N—12 Udr «c» »—i Udr der lür vie nächst. Hummer bestimmten tn den Wochentagen > i 1U>r Nachmittags. Wp;iger„TllgMM Anzeiger. Amtsblatt dck König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. Auflage SOSO. Xboo»r«e»t«prei» vierteljährlich 1 Thlr. 7'/, Nar^ tuet Brrngerlobn 1 Lhlr. io Ngr« Inserate die Spaltzeile 1'/« Ngr. »rctamra ontce d. Ledacttoai-rlch die Spaltzeile 2 Ngr. /Male Otto Klemm, Universitälsstraße 22, Local-üomptoir Hainstraße 211 l« LL5. Dienstag den 12. September. 1871. Zur Nachricht. ine u,d> Ibstt«, einen büch er Bor !lie Einlösung der zu Michael dieses IahreS fällig werdenden bapitalfÄeine und ^inS- pon- von Königlicb Tächsischen Staatsanleihen, einschließlich der vom Staate »menen AlbrrtSeisevbodn-Prioritäten, so wie der zu demselben Termine fällig »den Laudrcntenbank-Effecten, erfolgt bci Unterzeichneter Gasse bereits vom 18. diese» MonatS ab Vormittagsstunden von 9 bis 12 Uhr. Leipzig, am 8. September 1871. Königliche Lotterie-DarlehnS«baffe. Ludwig Müller. Marschall. luö, »18 ff lllu.I Bekanntmachung. längst bestehender Vorschrift zufolge dürfen BliNableitungen in hiesiger Stadt nur nach kvgiger Namhaftmachung Desjenigen, der sie ausführen soll und nach von unS erfolgter Er- ug der zuvor bei uns nachzufuchenden Concefsion dazu angelegt, reparnt oder verändert werden. Wir bringen diese Bestimmung mit dem Bemerken in Erinnerung, daß wir Zuwiderhand- hiergegen, ebenso wie Abweichungen von den gegebenen ConcessionSbestimmungen mit afe bis zu fünfzig Thalein oder mit entsprechender Haft sowohl an dem Auftraggeber, als ausführenden Gewerken unnacksichtlich ahnten werden, l Insbesondere wird die genaue Beobachtung dieser Vorschrift den Schlossern, Dachdeckern und hren Gewerken, welche Blitzableitungen aussühren, eingesckärft. Ungeachtet dieser Vorschrift sind doch, wie zu unserer Kenntniß gekommen, verschiedene Blitz- liungen in hiesiger Stadt theilS mangelhaft angelegt, theilS in einen derartigen schleckten Zustand »mcn, daß sie ihrem Zweck nicht mehr entsprechen, sondern vielmehr als gemeinschädlich angesehen «> muffen. Wird fordern daher die Besitzer von mit dergleichen unzulänglichen Blitzableitungen versehenen Anschluffes an die Beschlüsse und Maßnahmen der Landesversammlung, entschuldigten. Vor dem Eintritt in die Erörterung der Candi- datenfrage ergriff Prof. vr. Biedermann aus Leipzig das Wort, um folgenden Antrag zu stellen: Die LandeSversammlung spricht die bestimmte Er Wartung aus, daß alle liberalen Parteien Sachsens bei t en bevorfiebenden Landtags Ergänzunzswahlen rückhaltlos Zusammengehen werden. Dieser Antrag wurde nach kurzer Debatte ein stimmig angevsmmcn. Der Vorsitzende, Bürgermeister Streit, leitete die Beralhung über die aufzustellenden Candidaten mit dein Bemerken ein, daß eS sich nicht um eine Octroyirung der Candidaten, sondern lediglich um eine Nominirung und Empfehlung derselben han deln könne, welcher Auffassung dre Versammlung allerseits beilrat. lieber daS Ergebniß der weiteren Verhandlungen können wir nur insoweit berichten, als eS sich ergeben hat, daß in Bezug auf die be treffenden Candidaturen bereit- vestimmte Ab machungen getroffen worden sind, denen die Landes versammlung beigetreten ist. AlS Candidaten der vereinigten liberalen Partei sind danach schon jetzt aufgestellt: Im 2. und 3. Dresdner Wahlbezirk Advocat Kretzsch»ar und Stadttath Richard Beck, im 1. und 2. -opziger Bezirk Stadtrath Häckel und Kaufmann Gchnoor, in Chemnitz Professor vr. Biedermann, in Großenhain - Bischofswerda Advoeat vr. Schaffrath, in DtppoldiSwalde- GlaShütte Uhren - Fabrikant Lange, in Döbeln- LeiSnig Handelskammer - Secretair vr. Gensel, in Werdau - Crimmttzschau Advocat Temper, in Retchenbach Kaufmann Ehret, im GcrichtS- amtSbezirk Zittau Gut-brsitzer Riedel, im Bezirk Großschörau - Ebersbach Fabrikant JSrael, im Löbauer Landbcztrk Gutsbesitzer Hausse, im Land bezirk Stollberg vr. zur. Wolf tn Dresden, im Bezirk Eibenstock-Schwarzenberg Handelskammer - secretair Kirbach in Plauen. AuS den anderen erledigten Wahlbezirken wurde mitgetheilt, daß seitens der liberalen Partei zwar schon Schritte zur Einigung Uber die Aufstellung der Candidaten geschehen sind; die Wahlangelegcnhciten befinden sich daselbst indeß noch im Stadium der Vorbe reitung, so daß die in der LandeSversammlung darüber erstatteten Berichte sich vorläufig der öffentlichen Mittheilung entziehen. Die Versamm lung nahm in Bezug auf diese Wahlkreise folgen den allgemeinen Beschluß an. Die LandeSversammlung spricht den Wunsch und die Erwartung aus, daß die Liberalen sich alsbald über die Ausstellung eines freisinnigen Candidaten einigen und mit allen Mitteln dessen Wahl durch setzen werden. Bet oer Besprechung der Wahlcandidatur im Landbezirk Elbenstock-Schwarzenberg benachrichtigte der LandtagSabgeordnete vr. Leistner auS Schön heide die Versammlung, daß daselbst drei Candi- dalen in die Schranken treten werben. Bon seiner früheren Partei fast gänzlich über Bord geworfen und arkßter.theilS auf eigene Faust operirend, hat sich der sattsam bekannte Erblehn gerichlSbrsitzer Nestler in Miltweida den Wählern leS Bezirk« wieder als Bewerber präsentirt. Der eigentliche Candidat der Conservativen ist dieses Mal derAmltzhauptmann in Zvickau,Freiherr v.Hausen, von dem vielfach behauptet wird, daß er rin den ultramontanen Tendenzen sehr zugeneigter Katholik sei. ' Dieser Herr ist bei Gelegenheit der ReichStagSwahlen im vergangenen Frühiahr, wo «r auch candidirte, jedoch gegen vr. Böhme in Annaberg unterlag, in einer Wählerversammlung in Schönheide darüber inlerpellirt worden, wie er zu dem unfehlbaren Manne in Rom stehe, und Gebäuden auf, diese Leitungen binnen 4 Wochen nach vorher bei unS nachgesuchter und ertheille? Anweisung Herstellen zu lasten. Nach Ablauf dieser Frist werden wir durch Herrn Jnspector Leyser, der von unS mit der Beaufsichtigung der Blitzableitungen betraut worden ist, eine Revision vornehmen lasten, und gegen die Säumigen mit den obenangegebenen Strafen Vorgehen. Leipzig, am 1. September 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. G. Mechler Bekanntmachung. Die unentgeltliche Impfung der Schuhpocken wird allen unbemittelten, in hiesiger Stadt wohnhaften Personen jeden AlcerS, namentlich auch schon früher geimpften Erwachsenen zur Revaccination hiermit anaebolen, und soll bis auf Weitere- jeden Mittwoch Nachmittags »o» 1—4 Uhr tm Büffetsaale deS alten Theaters statlfinden. In Berücksichtigung der z. Z. häufig vorkommenden Pockenerkrankungen fordern wir daS betheiligte Publicum aus, von vorstehendem Anerbieten fleißig Gebrauch zu machen. Der Rath der Stadt Leipzig. Jerusaler Leipzig, am 27. März 1871. vr. Koch. Jerusalem. Vcrmictlmng von Flcischerständm. Die Derkaufsstande Nr. 15. 21, 23 in der neuen ssleischhalle am HoSpitalplatze sollen von» 10. September d. I. an gegen dreimonatliche Kündigung an die Meistbietenden vermiethet werden. Miethlusttge haben sich hierzu Dienstag den 12. dieses MonatS Vormittags II Uhr an Rcuhsstelle cinzufinden und ihre Gebote zu eröffnen. Die Versteigerung-- und Verinielhun^ö-Bedingungen liegen daselbst schon vor dem Termine zur Einsichtnahme auS. Leipzig, len 4. September 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Cerutti. ideslierslimmlnng der Liberalen in Nicsa. r. jlripsig, 11. September. Die in den Spalten jS Bialles beharrlich vertretene Anschauung, iS, nachdem die politische Einigung Deutsch- Thatsache geworden, im Königreich Sachsen >gl gelingen wüste, die verschiedenen fret- » Parteien in Bezug auf die inneren An- iheilen de- Lande- zu engem gemeinschaft- Handeln zu bewegen, hat am gestrigen vollständige Rechtfertigung erfahren. Die sa abgehauene LandeSversammlung der libe- Gesammtpartei Sachsens darf alS der un- eglicke Beweis gelten, daß eS unter den m Schatlirungen keinen wirklichen, stich- n Grün» zur Trennung mehr giebt und die Aussöhnung und Annäherung der Ge hn die erfreulichsten Fortschritte gemacht haben. Versammlung kann den großen Erfolg für m Anspruch nehmen, daß bei den bevorfirhen- LandtagS-Ergänzung-wahlen sämmtliche Libe- alS eine einige, festgeschlosteue Partei in den " mps einlreun werde», «M selbstverständlich alle Mal auSschließt, daß, wie eS leider r geschehen, liberale Candidaten sich gegen- bekämpsen. e Betheiligung an der Versammlung war in Iracht der Beschleunigung, mit welcher sie Ir einbrrusen werden wüsten, zahlreich zu l; die Präsenzliste verreichnete 65 Theil- i auS den Orten Leipzig. Dresden, Chemnitz, »u, Mittweida, Oschatz, Kleinwolm-dorf, la, Radeberg, Penig, Radeburg, Schönheide, rao, Döbeln, Gaschütz, Glashütte, Roßwein, lhohndorf, Waldheim, Frankenberg, Ganzig, rinerSdorf, Auerbach, Crimmttzschau, Wurzen Riesa. Bürgermeister Streit aus Zwickau uetr die Versammlung im Aufträge der Unter en der Einladung mit kurzen BegrüßungS- Im und forderte sodann zur Bildung deS »au auf. ES wurden durch Acclamation igenneister Streit zum Vorsitzenden, Stadtrath e. Minkwitz in Dresden und Bürgermeister Eule luerback zu dessen Stellvertretern, Chefredac- slrn Adv. Siegel in Dresden und HandelSkammer- ' Mir Hr. Gensel in Leipzig zu Schriftführern mnt. Ter Vorsitzende Bürgermeister Streit be- ,u«te in einer trefflichen und energischen Ansprache Zweck der Versammlung : durch die Lösung der »tionalen Frage sei die Scheidewand gefallen, reiche die Liberalen früher getrennt gehalten; die Nerniren, welche daraus entstanden, ob daS Semsche Reich sich mehr im Sinne deS Einheils- 1«l!s oder der Föderation gestalten solle, könnten vier den gegcnrartigcn Verhältnissen nicht mehr ichehen. Allen liberalen Parteien gemeinschaftlich K die Forderung der freiheitlichen Entwickelung in deutschen Reich-Verfassung und der Lande- «nfsffungen ; kämpfen müßten sie gemeinsam gegen da dreisacken Feind, gegen die reactionaire Partei, Pgen die Partei der kirchlichen Unduldsamkeit und »äen die Socialdemokratie Der Vorsitzende schieß seine österS von Beifall und Zustimmung «»erbrochene Ansprache mit der dringenden Er mahnung, der Beralhung den Charakter der lungkeit bewahren zu helfen. ES gelangten hierauf Mäidst die zahlreichen brieflichen Zusendungen ad Telegramme der Parteigenossen aus allen Ihtilni de- Landes zur Kenntniß der Versamm lung; hauptsächlich waren eS dre entfernt Wob- >r»tcn, die Lausitzer und Voigtländer, welche ihr Aithurschuven, unter gleich;eiliger Erklärung de- bat zu dieser Interpellation, trotz der dringenden Aufforderungen der Wählerversammlung, stillge schwiegen. Candidat der vereinigten liberalen Par tei ist endlich, wie schon oben bemerkt, der Secre tair der Handelskammer in Plauen Adv. Kirbach. ES verspricht sonach der Wahlkampf in diesem Bezirk ein sehr interessanter zu werden. Die LandeSversammlung beschloß, daß ihr ge wählter Vorstand, also die Herren Streck, Mink witz, Eule, Siegel und Gensel, einen Ausruf an die gesammte liberale Partei in Sachsen richten soll, in welchem namentlich die Aufforderung enthalten ist, unverzüglich zur Bil dung freisinniger WahlcomitöS in allen erledigten Bezirken zu schreiten. Der Vorsitzende schloß danach die Versammlung mit Worten herz lichen DankeS für die aufmerksame und zahlreiche Betheiligung und die bestimmte Hoffnung auS- drückenv, daß eS auf Grund der heute hergestellten Einigung gelingen werde, der liberalen Sache überall zum Siege zu verhelfen. Ein einfache- Mahl hielt die größte Zahl der Theilnehmer noch einige Stunden beisammen. Neues Theater. Leipzig, 10. Sevtember. Gestern ging zum ersten Male da- füufactiqe romantisch - komische Zaubersptel: „Die Blumengeister" oder „Da- Räthsel de- Glück-" von Th. Gaß mann mit glanzender Ausstattung in Scene, ein Schauspiel, welche« durch einen sinnigen Grund gedanken und durch eine oft lyrisch duftige Dielion in melodischen Versen so wie durch manchen pikant geistreichen Einfall sich von vielen allzutrivialen Ausstattungsstücken vorteilhaft unterscheidet, Wenn gleich die Ausführung etwa- verschwommen, ohne eigentlich dramatische Schlagkraft erscheint und daS decorativ Prächtige auch in der Dichtung selbst die dramatische Handlung überwiegt. Man soll nicht in die Ferne schweifen, denn da« Gute lieat so nah — da- ist ungefähr der Grundgedanke der Dich tung in Bezug aus daS ewig Weibliche. Der Zauber der Ferne, die Blüthe der Aloi- lockt den Kunst gärtner und seinen Obergchülfen von Weib, Kind und Braut fort, aber dre SchönheitSgallerte deS vrbis pictus gewährt Beiden keine Befriedigung. Weder die kokette Cameliendame in Neapel, noch die stupide farbenprunkende Tulpe in Aegypten, noch die indische Lotosblume, die Bajadere, ver mögen durch ein reines Glück zu beseligen, wie dies allein die himmlische Rose vermag. Daß aber durch Zaubermacht gerade daS Weib und die Braut in diesen exotischen MaSken die beiden Welt wanderer nach Hause spielen — daS erscheint unS als Trübung deS Grundgedankens, wenngleich in einem Zauberspiel und in der phantastischen Blu- menwell die Logik der Thatsachen nur eine unter geordnete Rolle spielt. In der „Lyrik" ist die Zeit der llour-3 animövg und auch sonst die Mode der „Polychromie", der emst so beliebten „Topfbeklebung" mit Blmr.en- zier vorüber; auf der Bühne, im Ballet und Zauberspiel, läßt man sich die beseelten Blumen noch gefallen, wenn sie m duftig bedeutsamer oder feenhaft glänzender Toilette erscheinen. Gestern schienen allerdings die Blumengeister deS Lauren- tiuS'scken Ausverkaufs sich auf unserer Bühne ein rsncker-vouz zu geben, unv mit Hülfe deS Garde- robe-JnspectorS Herrn MattheS und der Ober garderobiere Frau Bärwinkel schienen die Nummern des AuctionskaraloaS Fleisch und Blut gewonnen zu haben. Schnreball, Lilie, Goldregen, Narciffe, Granate, Nennphar, Fucksie traten in gland- würdtger Gestalt auf; daneben auch Feldblumen, Korn- und Glockenblumen, Distel und Bohnen- blülhe; daS böse Princip vertraten der Schierling und der Ersenhut. Es war ein Blumencarneval — wir konnten nickt jede einzelne MaSke prüfen und unS überzeugen, ob Linne oder Jussicu mit dieser Verkörperung ihrer botanischen Arten zufrieden gewesen wären; doch einzelne dieser Blumenprinzessinnen sahen recht stattlich auS, und der Eindruck ihrer Gewandung und der grünen und bunten Verzierungen entsprach dem Steckbrief der Botaniker und der Physiognomie der Muster exemplare in Garten und Feld. Es ist freilich nicht zu erwarten, daß diese Blumengeister mit ihrem Ostern zugleich thr Pfingsten ferern und mit ihrer Auferstehung zugleich m feurigen Zun gen reden lernen ; Blumen, die sich so lange auf ein sinnreiches Schweigen und nach Heinrich Heine'- Ansicht auf ein „hörbar Athemholen" be schränkt haben, werden nicht auf einmal der Sprache mächtig sein — und so darf man an diese declamirendcn Blumen nicht den strengen kritischen Maßstab anlegen. Von manchem Verö wurde freilich die Blüthe abgestreift und nur der Stengel blieb zurück; andere blieben unverständ lich, weil sie allzu blumenhaft in die Luft gehaucht wurden. Der Glanzpunct der Blumenlyrik und zugleich der prächtigen decorativen Ausstattung ist daS Maifest am Schluß des ersten ActeS. Der König Mai von Fräulein Haverlaub, welche übrigens die Verse gut vortrug, sehr imponirend dargestellt, für einen solchen Blumenkönig fast zu imponirend, wir möchten sagen mit akrobatischer Hoheit, ver mählt sich mit Rebenblüthe (Frau Leo), wahr scheinlich in Hoffnung künftiger Trauben, und im Magnestalicht glänzt er selbst mit seinem laubum- kränzten FrühlrngSchore und seinem ganzen Hof staat, unter denen sich zunächst die bestraften Rebellen befinden, der Schierling, welcher tn der Darstellung der Fräul. Brandt etwas prosaisch auSsah und mit der Küchenpetersilie die bekannte botanische Sehnlichkeit batte, und der Eisenhut, der behelmte Dämon, den Fräulein Karfunkel nach Kräften luciferhaft darstellte. Die munterste von allen ist die Fuchsie, von dem Dichter wahrschein lich wegen ihrer wie Narrenzipfelmützen herunter hängenden Blüthen mit diesem Charakter betraut und von Frau Hase mann recht mobil dargcstellt. Dann fiel unS noch die schlanke Lilie (Fräulein Trautmann) auf und die „blende" Kornblume Fräulein Preveaux), deren naturwüchsiger Aehrenkranz nichts zu wünschen übrig ließ. Da« Maifcst wurde auch durch ein allegorische- Ballet verherrlicht. Rose, Schmetterling und WeSpe tanzten ein sinnreiches 1'a» clo trois, von Fräulein Casati, Fräulein Keppler und Herrn Idali mit.einer am Schluß sogar gymnastischen Virtuosität auSgeführt. Der „Blumcnlanz" war malerisch gnippirt und verschaffte Herrn Balletmeister Reisinger verdienten Hervorruf. Auch daS Bacchanale im dritten Act war eine lebendig arrangirte Vorführung. Im zweiten Act, in der Waldscenerie trat daS „Eisenkraut" b.sonderS hervor — Fräulein Birn baum darf man wie immer den trefflichen Vor trag dichterischer Stellen nachrühmen. Held und Heldin deS SiückeS sind der Kunst- gärtner JuliuS und sein Weib Rosalinde. Der Ersiere, der sich der Reihe nach in neapolitanische Comt'ssen, Türkinnen und Baiaderen verliebt, ist eine durchweg lnrische Licbhaberrolle, in welcher Schwärmerei mit Enttäuschung wechselt, die aber sonst in hohem Maße einförmig ist. Herr Neu-
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