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Dresdner Nachrichten : 23.09.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186909233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18690923
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18690923
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1869
- Monat1869-09
- Tag1869-09-23
- Monat1869-09
- Jahr1869
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 23.09.1869
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— Wohl so manch»« Shewoidchen brummt gewaltig, wenn >a» Männchen de« Ltend» bei« AuSgehen den HauSschlüffel einstnkt, und doch ist »S, wie nachstehender un» mjtgethellter Vorfall beweist, gar nicht ungefährlich, ohne diesen Talisman de» Abend« auözugehen. — Ein auf der Akaunflraße wohnender Arbeiter mochte sich vorgestern Abend beim Nachhausegehen etwas verspätet haben und fand bei Ankunft vor seiner Wohnung die HauSthüre bereits geschloffen. Um Niemanden zu stören, versuchte er, über die zum Grundstück gehörige Gartenmauer t« steigen, um so in da« Hru« zu gelangen Leider blieb er aber, als er von der erkletterten Mauer hinabspringen wollte, mit seinem Schuhwerk in einem ans der Mauer befestigten Nagel derart hängen, daß er förmlich angenaqelt, mit dem Kops nach unten, so lange an der Mauer hängen bleiben mußte, bi« ihn rin auf sein Hilferufen herbeigee.lter Nrchiwächter auö seiner wirklich nicht beneidenSwerthen Lage erlöste. — Mit Sonntag, den 3. Oktober, wird nunmehr nach langem Intervall der am Böhmischen Bahnhöfe stehende Circus Renz, welcher erst vor Kurz m noch sich durch die darin ab?e hältrne, massenhaft beachte Volksversammlung, in welcher die Klosterfrage stürmisch besprochen wurde, ein historisches Andenken verschaffte in seiner alten Eigenschaft als „Salon Victoria ' unter den Srsoicien de« früheren Direktors. Herrn Meißner, aust Neue eröffnet werden, um durch Spiel, Gesang, Tan; und andere Kunstproductionen die Massen abermals zu feste ln und die langen Winterabende zu kürzen und zu illustriren. Die Direktion ist mit den ersten Künstl.rn diele« Genre« in Verbindung getreten und Hai Kraute engagirt welche in Dres den sich noch nicht producirt. Namentlich ii'i für einen tv-ff lichen Komiker, wie wir hören, H.rr Hammer aus Danzig, ein Künstler ersten Range-, gesorgt, über das engagirte schöne Damenpersonal dürfen wir nicht Alles vorher auSplaudsrn. Daß diesmal für ein exakt vrrangirtes und treffliches Buffet -«sorgt ist, beweist schon der Umstand, daß dasselbe H.rr Re staurateur Blau au« Gerlach'S Weinstube übernommen hat. Die Soncertmusik und die Begleitung der Kunstproductionen ist der Kapelle des Herrn Musikdirektors Pohle übertragen. Im klebrigen bestätigt sich das Gerücht, daß die CireuSdire tion de Bezug auf den „Salon Viktoria" auch mit Herrn NeSmüller in Verbindung getreten sei. in keiner Weise. — Morgen Abend 7'/, Uhr giebt Herr F. Klötzer unter Mitwirkung einiger Mitschüler und Mitschülerinnen im Saale de» LonservatorimS für Musik eine Soiree musicale (vergl. Inserate). — Bei der sächsischen Gußstahlfabrik in Döhlen beträgt der Bruttogewinn deü letzten Geschäftsjahres 59.981 Thlr. (gegen 52.079 Thlr. de« Vorjahres, so daß 15 Procent .i- vidende aus 18 ),000 Thlr. Acienkaptil kommen. — Oeffentlich« Gerichtssitzung am 22. Septbr Selten wird in Criminalsachcn ein Fall verhandelt worden sein, der als BetrugSobject einen Gegenstand behandelte, wie der war, der heute eine so intensive Rolle spielte. Nicht« wmiger und nichts mehr als Taubrndünger, oder, wie ein Angeklagter sich ausdrückte, „Taubenmist', oder in feinerer Ausdrucksweise „Taubeaguano", war das Object, weswegen zwei junge Bur sch« de« Betrugs ongeklagt waren, von denen Alwin Otto Tag gesell erst 15 Jahre und der andere, Carl Heinr. Täuscher, LS Jahre zählte. Taggesell ist bereit« al« Knabe in der KinderbesseruvgSanstalt detinirt gewesen, während Tauscher außer Gefängniß schon einmal Arbeitshausstrafe zu verbüßen gehabt hat. Außer ihnen mußte die Mutter des Taggesell noch Platz auf der Anklagebank nehmen, angeklagt der Par- tir«ei an einem von ihrem Sohne begangenen Diebstahl. Am 3. April d. I. ging Taggesrll mit seiner Schwester aus, um Taubrndünger zu sammeln und denselben zu verkaufen Das alr Galerieg« bäude war diesmal nicht ergiebig, der Tauben- dknger nicht rein, und Taggesell beschloß, in den Häusern, wo Tauben gehaUen wurden, nachzukragen, ob er vielleicht den Dünger sich holen könnte. So kam er mit zwei Säcken auch auf die Schöffergafle in das HauL, in welchem Herr Ober- stallamtssecretär Pölsch und eine Frau Liebscher wohnten. Tag gesrll fragte nach Taubendünger und hier war nun der Um< stand, daß Pötsch seinm Taubendünger vor einiger Zeit an Hnrn Tetreidehändler Hustig für 20 Thaler verkauft hatte, der aber noch nicht abzeliefert war und eingesackt auf dem Bicken stand, die Veranlassung zum Verbrechen. Die jüngere Tochter von Pötsch fragte nämlich den Taggesell, ob er vielleicht von Hustig geschickt sei, um den Taubendünger zu Holm, was dieser sofort bejahte im Glauben, Jemand An dere«, der schon nach dieser Waarr sich bemüht hatte, zuvor zukommen. Auf dm Bidrn »cm Dienstmädchen geführt, mag nun allerdings Taggesrll gestaunt haben, als er 20 Säcke rund und voll vom Ersehnten erblickte. Schnell sich foffend, erklärte Taggesell, da müßte er einm Wagen Holm, und ging fort. Unterwegs traf er den ihm befreundeten Tauscher, nahm ihn «it und will chm auch unterwegs „reinen Wein eingeschenkt haben", was so viel bedeute, daß er ihm gesagt habe, wie er zu der großm Menge Taub ndünger gckommen sei 12 Säcke wurden aufgeladen und zum Verkauf aus geboten. Dar Ge schüft glückte, Herr Dielend kaufte den größten Theil und zahlte per Sack 13 Ngr Bei der zweiten Fohre wurden 9 Lack aufgeladm, 8 Kack vom Pölsch'schm Boden und I Sack vom Boden der Frau Liebscher, die auch hier» Taubendünger an Herrn Hustig veräußern wollte, und dm Beiden den Auftrag -e-eben hatte, ihren Herrn zu fragen, ob er auch ihren Tau- berckünger habm wollte was beide Burschen bejahten, sie könn ten bringen, soiiel vorhanden wäre. Auch diese 9 Sack, sowie bei der dritten Fuhre 3 Sack vom Liebscher'schen Taubendün »er kauft; Diesend. der damit rin Exportgeschäft nach Döbeln Äcieb Taggesell ist geständig, sich witxrr.chllich in der Besitz de« Taubendüngcrs gesstzt zu haben; Tanlchcr dagegen will nur als Tagrlöhn.r Tag es lls gehandelt habm, wofür er 15 Ngr. erhalten habe, während der Mitangeklagte Taggesell behauptet, der Erlös sei ge,heilt worden, wofür «'ich der Um stand spricht, daß Tauscher 3 Thlr. als Darlehn von Taggr- sell erhalten zu haben selbst zugiebt und er sich doch sagen mußte, daß Tagzesell nicht in der Lage war, eine selche Menge Dünger zu kaufen. Die RiSetheilisung Tausch,«« am Betrüge gegen die Frau Lieb scher erhellt auch daraus, daß dersilbr gegen sie davon ge sprochen hat. sein Herr würde ko««m und Alle» richtig machen und sie selbst würben am Montage den Nest de« noch vorhan den«« Dünger« Holm. Taggesell und sein Lomplice Tauscher ließen sich abcr am Montag nicht sehen, und Pötsch erfuhr auch bei ei's an diesem Tag?, daß er betrogen worden sei. Außerdem ist Laggesell beschuldigt, am 13 März d. I. au« der Hausflur der Aneotschen Restauration ein Kätzchen mit bairischem Bier, 18 bis IS Kinnen enthaltend, mtwcndet zu Haber. Auch hier soll Tauscher mitgewirkt haben, wo« letzterer entschieden in Abrede stellt In Folge seiner Angabe in der Voruntersuchung daß seine Mutter mit Kenntniß vom un rechtmäßigen Erwerb» vom Bier mit getrunken Hab«, ist die selbe der Prrtiercrei angeklaot Heute widerrief Taggestll di se Angabe und auch seine Mutter versichert, daß sie nie ihren Sohn ein Fäßchrn mit Bier Hab« zu Hause bringen sehen, dah st: auch nie gestohlen:-» Bier getrunken habe. Schliss lich gesteht Taggesill noch zu, auS einem Hause an der AugusiuS b.ücke, wo er al« Handlanger bei einem Ziegeldecker beschäftigt geQds.n sei, einen im Kehricht liegenden T.ppich mitgmommlN «rnd b i Herrn Diesend in der Werkstatt ein Portemonn iic m't 5 Ngr. 8 Pf. Inhalt entwendet zu haben StaaiSanwalt Reiche-Eisenst, ck beantragt dis Pcstralung Taggesellü wegen Betrugs nach Höhe ron 24 Thlr. und wegen einfachen Dieb stahl« nach Höx von 3 Thlr. '0 Ngr und hält für erwie sen. daß Täuscher Miturheber am Betrüge gegen Pötzsch, min destens aber gegen di« Liebscher sei, während er dessen Mit urheberschaft beim Ancol'schen Diebstahl nicht für bewiesen er acht-t. Der Herr Staatsanwalt ließ die Anl age hinsichtlich dsts L Punktes gegen Tauscher, sowie di-, Anklage gegen Frau Taggestll überhaupt fallen Der Gerichtshof erkannt? gegen Tigg stll auf 8 Monate LandeSgesäazniß. gegen Tausche auf 1 Jahr 1 Woche Zuchthaus und sprach die verwittwete Tag gesell frei. Berlin, Mittwoch. 22. September, Nachmittags. Die soeben erschienene „Prov. Corr." meldet, daß dcr Landtag der preußischen Monarchie durch eine königliche Verordnung vom gestrigen Tage auf Mittwoch, dm 6. Oktober, einberufen wird. Der König gedenkt dm Landteg persönlich zu eröffnen und zu diesem Zwecke au» Baden-Baden etwa am 4. Oktober zurück- zukehren, wohin er sich in den nächsten Tagen zur Feier de« Geburtstag» der Königin begeben wird. (Dr. I) Knaben bi» zu seinem zwanzigsten Iah« zu pflej zu erziehen." — Der Maire ließ den freiwilligen und di« Mutter rufen und fragte sie, ob fie dar« * Ein Wunder aus dem Friedhof. Aus Innsbruck wird vom 14. September berichtet: Bekanntlich hatte sich in der Arcade der StrstSdamen am alten Friedhofe vor einer Copie des LucaS Kranach'schen MariahilfbiloeS eine PrivatandachIS- stätte etablirt, die gar bald, besonders durch das zarte Geschlecht in Aufnahme und Blüthe kam. Die oielm Votiv zeschmke, welche in der Capelle aufgehängt waren, zeugtm von dem Vertrauen, mit dem sich nach und nach viele fromme Veterin- nen dorthin wendeten Da das Bild durch GlaS und Rahmen geschützt war, so wurdm die ctvaS werthvollerm, kleineren Votiogegenstände auch hinter diese« GlaS gehängt, so daß sie das Mut'.ergottesbilv zum großen Theile bedeckten. Eine Weibsperson, der die Blüthe Luser neuen AndachtLstätte haupt sächlich zu verdanken war, besorgte dortselbst die Geschäfte de« Meßners und stattete die capellenartige Arcade mit aller mög lichen Zier auS. Da nun der alte F iedhof demnächst gänzlich ausgelassen werden wiri), so erufernie dieses Frauenzimmer die Votivgelchenke, die innerhalb des Glases warm, und siehe da, sie machte die merkwürdige Entdeckung, daß die MuttergotttS — weine. Blitzschnell verbreitete sich diese Neuigkeit durch die Stadt urd eine Mmge Neugieriger belagerte schon vorgestern Abend den Friedhof; gestern Morgens bis Nachmittags wurde der Friedhof nicht von Menschen leer; die Einen sahen nichts, die Anderen über zeugtm sich wirklich, daß fie geweint Hab« Natürlich war man auch um die Uriachr der Thränm nicht verlegen; die Einen sagten, die Muttergottes weine, weil der Gottesacker ausgelassen weide, Andere ab«: »einten, et. sei deshalb, weil sie nicht nach St. Nikolaus wolle, wohin der Eigentümer das Bild bestimmt hatte Nachmittags erschien auf Veranlassung des Herrn Bürgermeisters eins Commission, um die Sache zu untersuchen, sie bestand auS dem Herrn Via- bürgermeistcr, einem Priester, Sachverständigen m d Gemeinde- räthcn. Der Gottesacker wurde abgesperrt und die Menge harrte vor demselben auf das Erzedniß der Untersuchung, bei der eS sich herausgestcllt hatte, daß die vermeintlichen Thränen Firniß sind, mit dem bei der letzten Rcnovirung das Bild vor Jahren so reichlich vorn und rückwärts überstrichm wordm war, daß er schon bald nach der Renovirung herunter rann und auf dem Bilde gelbe Flecken machte. Der Eigenthümer desselben erkannte sie als diej-nigm. welche schon seit Jahren auf dem Bilde warm, nebstdem aber duftete der Firniß noch immer etwas durch die Leinwand. Das ist die Geschichte von den Thränm, mit denen rir-e cxaltirie Weibsperson halb Inns bruck in Bewegung brachte. Das Bilo wurde sogleich vom Eizenrhümer unter großem Gefolge von Leuten nach St. Ni kolaus übertragen und die Votss-geschmke. welche innerhalb dcS GlaSrahmens waren, werden in der St. JakovS - Pfarrkirche ihren Platz finden * Ein Findling. Ein Holzhauer Antoine Vaiel und ein Gärtner Pierre Lais gingen in dcr Umgebung von Paris durch ein Gehölz, um sich ihren Arbeitm zuzuwendm. D>, be merkten sie ein kleines Kind, welches am Rande des Wcge» ausgesetzt war; sie traten näher und nahmen eS auf. An dcr Feinheit der Wäsche, in welche eS gehüllt war, vcrmuthetm sie, das; eS nicht armen Leuten angchören könne. Sie gingen zum Maire der nächsten Gemeinde. Vor diesem sprach der Holzhauer den Wunsch aus, obgleich er Familienvater -ei. möchte er doch das Kind mit seinen anderen grvßzichen Der Maire li ß sich i seine A -.cffe geben, erkundigte sich nach dem Mann« und ver- j nahm von allen Seiten, daß der Holzhauer ein sehr braver j Arbeiter sei u:.d sich des bestm Rufes erfreue. Aber groß war s das Erstaunen deL MaircS, als er beim Auskleiden des Kindts an ihm ein Papier fand, in welchem 20 TausendfrankbillUS ' eingewickelt waren und auf dem Folgendes stand: „Die P rson, - welche das Kind zu sich nehmen wird, soll den Nießbrauch dieses Geldes haben; mon wird stet« Acht eus sie haben und von Zeit zu Zeit einige Geschenke senden. Man bittet, den ' Iah« zu pflegen und gut Adoptivvater daraus drhantrn, die Sorge für das Kind zu übernehmen — „Ja," antwortttrn sie, „wo drei satt werden, kann auch da« vierte miteffen." — „Nun gut," sagte der Maire, „dann sei e» so," und er theille ihnen die von ihm gemachte Entdeckung mit. — Uebrigrn» hat Antoine Vatel und der Gärtner noch zu Protokoll gegeben,' daß sie in dem Augenblicke, wo sie da« Kind vom Wege auf» nahmen, einm Reiter in der Nähe gesehen, der sich dann schleunigst entfernte. * Zw»i Menschenleben durch die Feuerwehr gerettet. In der Dach-Etage eines Grundstücks in der kleinen Auguststraße in Berlin liegt unmittelbar neben dcr VerbtndungStreppe zu den unteren Waien eine kleine Wohnung. Al» die Bewohner derselben, eine Frau und ein Knabe, in den Morgenstunden de» 5 September erwachten, stand bereit« diese Treppe und der übrige, mit vielen Lrttenverschlägen versehene Bodenraum, auf welchem Brennmaterial und namentlich größere Haufen Nutzholz für Tischlereien lagerten, in vollen Flammen, die auch schon die Wohnung selbst ergriffen hatten. Unerträgliche Gluth und erstickender Qualm zwangen Beide, auS dem Dachfenster zu sttigen. Unter den Tausenden von Zuschauern, die sich inzwischen eingefunden hatten, hörte man überall die Befürch tung auSsprcchen, daß die auf dem Dache Befindlichen rcttungk- los verloren seien. Da eilt« die Feuerwehr herbei. Nach einem vergeblichen Versuche, über die Treppm bis zun, Dache vorzudringm, begann die Ersteigung des Hause« von dcr Außenseite. Um übcr da« hervorsprirgende Gesim» de« Daches hinweg zu kommen, mußte au» einem Fenster des zweiten Stockwerks eine Thüre hinausgelegt werden. Dieselbe wurde von zwei Feuerwehrmännern gehalten und von dem Ober- Feuerwehrmann Stüffenhofer betteten. Auf der äußersten Kante völlig frei auf den Zehenspitzen stehend, mußte er sich den Burschen auf den Hals springen lassen, um mit ihm zu- sammen dann nach vorn in« Fenster zu fallen, doch hatten Beide eben so gut rücklings drei Stockwerke hoch hinabstürzen können. Um die alte, sehr beleibte Frau zu retten, mußte Stiesfenhofer in da« brennende Zimmer klettern, wobei ferne Leiter außen senkrecht auf der von innen nur durch 2 Mann gehauenen Thüre stand, auf der er schon das erste Rettungs werk vollbracht hatte. Nachdem er in da» Zimmer gelangt, wurde ihm der Rettungsschlauch gebracht und die alte Frau mit Hilfe desselben ebenfalls geredet * Der Einsturz des AusstellungS-GebäudeS in Pilsen. Da» „Prager Abendblatt" schreibt: Der Abend de» 14. d M. war ein im höchsten Grade unfreundlicher. Kalte Regenschauer strömten nieder, von einrm Westwinde begleitet, der, mit jedem Augenblick an Heftigkeit zunehmend, gegen 11 Uhr endlich zu einem wirklichen Orkane sich gestaltete. Um diese Zezt war in vielen Theilen der Stadt ein donnerähnliches Gepolter zu vernehmen; während man sich noch über die Ursachen desselben n den verschiedensten Vermuthungen erging, langte plötzlich die Nachricht ein, daß die Ausstellung«-Gebäude, in welchen die M schirren untergebracht sind, dem wüthenden Sturme »um Opfer gefallen seien. Trotz des noch immer herrschenden Orkans eilte Alles an Ort und Stelle, und da fand denn die Wahrheit der Gerüchte leider ihre volle Bestätigung. Von einem Walde cbweren Gebälkes lagen da die zahlreichen Maschinen und Ge- räthe begraben; die Wucht der niederstürzenden Masten hat die ölideflen eisernen Geräthe wie schwache« Rohr geknickt, und die zrößercn Maschinen erfuhren bestimmt auch zum wenigsten chrvrre Beschädigungen. Wenn auch die Größe de» Schadens nach diesem flüchtigen Anblicke, der ein trauriges Bild der Ver wüstung bietenden Unglücks stätte — einem wahren Maschinen- Leicheri selbe — nicht genau beziffert werden kann, so wird sie doch bestimmt eine bedeutende Höhe erreichen. * Glückliche Rettung. Am 10 September Abends ertönte am Aufgange zur Schiffbrücke in Köln mit einem Male aute» Schreien und Alles, nm» auf der Brücke und auf dem Ufer war, lief bestürzt und wirr durcheinander. Diesem plötz lichen Schlicken lag folgender Vorgang zu Grunde: Ein rin- pänniger, mit einem H.rrn und drei Damen besetzter Wagen ,eS Hotels de Bellevue zu Deutz war, nach dort fahrend, auf die Brücke gelangt. DaS Pferd wurde sofort unruhig und chlug mit d n Hi terfüßen aus, wobei eS mit einem Beine tber die Scheer« kam Hierdurch vollend» wild geworden, wandte eS sich nach dcr linken Seite und wollte sich in den Rhein stürzen. DieS geschah auf de« sogenannten Klappen- chiffe, dis nach dem Strome hin vocgischobemn Stangen abgeschksfln ist. Die Stange konnte dem ünprall nicht wider- stehen und brach entzwei. Nun würden Roß und Wagen so fort im Rheine gelegen haben, wenn nicht eine an der be treffenden Stelle haltende, mit einigen K-sten beladene Hand- karre den Wag-n arttgchalten hätte. DaS Pferd aber hatte schon dmü.er hn-.wegges-tzt und hing in der Schcere und an den Etlängen über den Bord des Klapp nschiffeü h.nab d cht über den Wellen. D,'stell» wieder heraufzuschaff.n, war n cht möglich und so blieb nichiS übrig, als die Stränge abzuschn««- den und das Pferd dein Strome zu überantworten. Die» ge schah. DaS Thier plumpste ins Wasser kam aber gleich wie der zum Vorschein und 'chnnmm nach dem nebenan liegenden Köi-r Mul eivi-r Dawpfbcoie Die Biückennärttr Fußwivkel und Nettesheim ha.ten sich inzwischen in einen Kahn geworfen und fuhren dem unfreiwilligen Schwimmer nach ES g-lang ihnen, die Züzel v.ffelicrr zu ergreifen und r-un schwammen Kahn und Pferd gewtithlich neben ewander den Rhein hinab bis zu der oberhalb Dt Cunibert b.findlich n Ran-pe, wo das Pfe-d, als es wi-der festen Boden unter sich fühlte, vergnügt zu 'prin. en a-fiag. Demnächst aber ließ eö sich gan, ruhig, wei er führen und kam wohlbehalten und oh: e die mindeste Verletzunz über die feste Brücke nach Deutz * Curioses Ceremoniel. In österreichischen Blättern steht zu lesen: „Am Sonntag Mittag fand in der Kirche zu Altmünster die Taufe der neugeborenen Frau Erzherzogin, Tochter de» Erzherzog» Karl Salsator vor» Toscana, statt. E-. ist nämlich ksterreich schcö Hoscercmoniel, jeder kaiserlich) österreichischen Prinzessin den Ti.el „Frau Erzherzogin" bcw su'egen.
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