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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187109045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-09
- Tag1871-09-04
- Monat1871-09
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1871
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-s«»dr, , !U s-Iir, '"Pi, Aal! sl;«» ne, I« ,Vg! im mal» rf-Th.^ der «r, ^ dank Hi ieru,, el buV ! ,u hch.1 in jjch Me«, ^ riedlch,/^ geachtim, i /nach, i uninrf weiche st de- Pari« nt, »us,chb,i. ! Regln,!» l»uf»ehob<°! allen hj^l ajorilal, ^ den! im dn ^ ionSfragr ^ BcfnedW^ neinn LiN nd in >on allkn US ie Regier«,-- nr wird,»' influß auf! - Derf^ men laffcu i Die M oraussichll,^ >ne^ ebrachle' A« Zs und! er Uebnei» e häkle» ^ -abe dtnn,«sl beBLichenl i sn e- llien al ben sei.mil, en zu uil, i. Bo» d«I mbn z«rl_, Mission, welch! die erste» iz I rmen registrÄj >an Giooaiii i Peirolemui hr fürei», seitigt. nnd üuer Lam«. ladt, Wri-ri I lstnode, H«kl i te.. H. Lt l )ffi> buch ch l a Fr«, ' - de-ich' Halle u» »flie.. dkevt » lkchns irr« ilnchter a < chot Gut«b«s. «.l l. a. L«ph>«,> lau, H. Si lin, Stadl liii.1 Land«», H-lel s l a. Lnijiich s >art. St F-m a Z-ichal alstr. ich, St Solch Eiber'elt, -«als >ch. - r oncertunlenlichia s e H. de Home >r. pkil. a. a. Verl« Ho« s erseld.H. ch vi» k-er. H ch , viitnseld, ll, g»ld«r »«. H. t-s D-izla. mid a. Tochter a s kerli». H. x Serltll, H ch >re«ta, ».' rat- » Z-chch' ted. vachchs s-e». S' «o4t Wich ö>.» Uhr. «ycdtckm sptacte» Fr. --t»a. ». «etactivll , »-» udi ,»»t-t»»'. »er für die nächst- > chmmn bestimmten > t, ch» Vochentagrv i Lch «achmtnags. NWM. MaMM Anzeiger. LmMatt des König!. BczirksgerichlS nnd des Raths dn Stadt Leipzig. Auflage SV«O. Ad«llar»rllt»vrrt» vterteljährlich 1 Thlr. 7«/, AaL,' tacl. Brwgerlohn i Thlr. 10 «jpc, Inserate di« Spaltzeil« 1'/«Ngr. Lerlawkll aater d. -ledacltoiustrü- dle SpaUzeile 2 Ngr. Filtalr Otto Klemm. UniversitLtsstraßr 22, Local-Eomploir Hainstraße 21. ^247, .Montag den 4. September. 1871» i Bekanntmachung. » Vorsichtsmaßregeln gegen die Cholera, welche wir in unserer Bekanntmachung vom »st d. I. anrielhen, sind leider, wie die angestellten Revisionen ergeben haben, von einem Steile der hiesiarn Grundstücksbesitzer nicht in Anwendung gebracht worden, stl scheu un< daher veranlaßt, nunmehr Folgendes zu verordnen: 1) In allen Grundstücken «uffen die Abtritte in allen Etagen sowie die Piffoir- desinficirt werden. Da derselbe nach den angestellten Erörterungen mehrere andere Hunde, insbesondere einen solchen ani 29. vorigen Monats in der Restauration zur alten Burg auf der Pfaffendorfer Straße hier, dessen Eigenlhümer nicht zu ermitteln gewesen ist, gebissen hat, so sehen w,r uns veranlaßt den Besitzern von Hunden die größte Vorsicht und strengste Ueberwachung anzuempfchlen. Der Caviller ist zu sorgfältiger AufstchtfUhrung angewiesen worden. Leipzig, den 1. September 1871. Der Rath der Etadt Letpzta. vr. Kock. JeruzÄem. t) In allen Gasthöfen sowie auf den Bahnhöfen muß die unter 1 angeordnete De-- infrction täglich erfolgen. Z) In allen übrigen Grundstücken hat die unter 1 angeordnete DeSinsectton mindesten- dret»al in jeder Woche und zwar am Montag, Mittiooch und Frritag bi- Mittags 12 Uhr zu erfolgen. t) In allen Grundstücken, in welchen zur Zeit noch, sei e- mit wohlfahrt-polizeilicher Gestattung, sei eS ohne solche gegen die bestehende Ordnung, die Abtritt-gruben mit den öffentlichen Schleußen in Verbindung stehen und ihren Inhalt ganz oder thril- weis« in dieselben abführen, darf zur DeSinfection lediglich die Snvern'sche D»S- i»feetto«S«afse verwendet werden. 5) Zu Vermeidung belästigender und gesundheitsschädlicher Ausdünstungen sind die zu Bekanntmachung, die Anmeldung der Schülerinnen zur höheren Bürgerschule für Mädchen betreffend. Diejenigen Eltern, Pfleaeeltern und Vormünder, welche der am 2 October d. I. zu eröffnenden höheren Bürgerschule für Mädchen Schülerinnen zuzuführen beabsichtigen, werden hierdurch auf gefordert, dieselben b>S spätestens zum 16. September d. I. in der RathSschulexpeditton (1. Etage, Stube Nr. 2) zur Anmeldung zu bringen unter Angabe ihres Alters, sowie der Schule und Elaste, in welcher die Angemeldeten z. Z. sich befinden. Leipzig, am 24. August 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. WiUsch, Res. räumenden AbtrlttSgrubrn vor, während und «ach der Räuneung zu deSinfieiren. i fünctliche Befolgung dieser unter 1, 2, 3, 4, 5 getroffenen Anordnungen machen wir die kr bez. die Administratoren der Grundstücke verantwortlich und werden Zuwiderhandlungen «selben, bez. deren Mchtbefolgung mit Geldstrafe bis zu fünfzig Thaler« oder verhält- izer Haflstrafe geahndet werden. M den 30. August 1871. Der Rath der Gtadt Leipzig. vr. Koch. Jerusalem. Bekanntmachung. Die Herren Qtto Winter und vr. Max Bielefeld, Inhaber der Firma C. G. Gandig Nachfolger, beabsichtigen in ihrem an der Berliner Straße hier unter Nr. 17e deS Grund- und Hypothekenbuches gelegenen Grundstücke, dem s. g. Gothischen Bad, eine Lackfabrt- Nation und FtruiHsiederet zu errichten. Wir bringen dies mit der Aufforderung zur öffentlichen Kenntniß, etwaige, nicht auf Privat- rechtStiteln beruhende, Einwendungen bei deren Verlust spätestens au» 18. September laufenden Jahres bei uns anzubriugen, wogegen Einwendungen, welche auf privairechtlichen Titeln berul)«n, zur richterlichen Entscheidung mit dem Bemerken verwiesen werden, daß von Erledigung derselben die Genehmigung der obigen Anlage nicht abhängig gemacht wird. Leipzig, am 1. September 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Jerusalem. Bekanntmachung. »30. August laufenden JahreS ist ein kleiner, männlicher, glatter Pinscher von schwarzer m dem hier auf dem Ranstädter Steinweg wohnhaften Besitzer alS der Tollwuth verdächtig hiesige Cavillerei abgeliefert worden und hat die von dem Königlichen Herrn BezirkSlhierarzt ,»n»e»e Sektion deS an dem nämlichen Tage getödteten HundeS diesen Verdacht bestätigt. ^US Ottenburg. Fragen befinden sich gegenwärtig auf ordllung der Residenzbevolkerung, abrr ler »nd Bier setzen die meisten Zungen andere Vorfälle laufe« nebenher und gehen wie Blasen, welche die de- socialen Leben- dann und wann die Wiedereröffnung deS neuen Theater- ! bi- vor einigen Tagen ein tiefiS Dunkel, ln Mcksickl für ein junge- Kunstinstilut fnau chm Publicum verzeihen, daß rS nach 'gen Erfahrungen in die Doppelleitung atcrs kein allzu Hobes Vertrauen fetzte, ^ls gehört wenig Scharfblick dazu, die Un- « heraus zu fühlen, welche die Jugend Anstalt kennzeichnet. Mangel an Energie einen und Mangel an Gewandtheit un lange von der andern Seite wird weder nehme-Apartethun noch durch die Firma iteiS gedeckt. Die Geringschätzung deS ist der erste und größte Fehler einer », möge dieselbe ihren Ursprung in der »zloge oder hinter den Couliffen haben, j st-Publicum ,st zahlende- und richtendes I »gleich. Bisher hat man wenig Ver- j «r diesen Satz gezeigt, aber es läßt sich Dauer nicht Alle- todtschweigen. Doch unS darüber hinwegfetzen, daß die der Vergangenheit auf der einen Seile süer Mühler'fchen Ruhe ignorirt und die ch< PublicumS von der andern Seite gt worden sind. Jene mag der Ur- smi ferner Würde decken, aber diese liegen am Herzen, als daß wir darüber schwei- Lange setzte die Direction den Wün- st- Publicum- ein vornehme« Schweigen Erst nachdem die „Altenburger Zeitung" i wer Interpellation aufraffte, löste sie ihre »il einer Ansprache an da- Publicum, t »ehe» eisiger Aufklärung über den Beginn ' Hlllsg des Theater- «uv dt« Ausdehnung ts», manches Kopfschütteln hervorbrachte, war die betreffend« Ansprache in ein indes Gewand gekleidet. Sie sicherte den Abonnenten innerhalb einer Präclusiv- lstt Vorrecht über die innegehabt en Plätze zu, hoffentlich der gefürchtete Pairfchub ferne .isg gefunden hat; sie stellte die Verbind- der Abonnenten für 72 Vorstellungen in »ment- ä 12 Vorstellungen fest und er- ! stk Au-sicht auf ein Extra-Abonnement für I»u«aend und Diejenigen, welche für jene lArßellnngen keine Platze erhallen würden, jstr Hen Hoflhealerdirector Podolskh erklärte bereit, über jede an ihn gerichtete Frage au-führliche Auskunft zu geben, und sich dem Wohlwollen de- PublicumS mit pbenr» Bitte, ihm für den Anfang des Un- »- eine nachsichtsvolle Beurthrilung zu I Verden zu lasten. da «eiine Inhalt war die Ursache deS Der Herr Direktor sagt: „Die . .. Engagement- lasten mich hoffen, Ist»felben den gerechten Wünschen deS Publi- ^ z» entsprechen ; fämmtliche Mitglieder haben Debütrollen erst Proben ihrer Fähigkeit i, che der Eontraci in Kraft tritt; fest sind Mr höherer Genehmigurg bis jetzt Fräulein Ehmelick, Herr Schwarz und Herr ThomaSczeck." Sonderbar! sprach man im Publicum. Wo bleibt denn der Name der ersten tragischen Lieb haberin Fräulein Helbig. welche schon bei der Eröff nung de- Theater- die Tunst de- PublicumS gewonnen hatte und zu Aller Freude engaglrt worden war? Soll auch sie erst Proben ihrer Fähigkeit ablegen, wenn Herr Schwarz auf Grund feiner früheren Leistungen schon die Linie passtrt hat? ES scheint, als würde von Seiten der Direction wenig auf zweifelhafte Erfolge und ge rechte Wünsche gegeben, und wir fürchten mit Recht, jene Passirlinie heiße „Sparsamkeit". Und damit kommen wir auf Das zurück, was bereits ein früherer Correspondent Ihres geehrten BlatteS aus Altenburg hervorgehoben hat. ES ist unsere Pflicht, Keinem zu Leid und Keinem zu Lieb darüber zu wachen, daß die von Seiner Hoheit dem Her zoge gewährten namhaften Opfer nicht dem Loose der Ausnutzung auf Kosten der Kunst verfallen. „Don Juan", die „KarlSschüler" sollen die Saison eröffnen. DaS Gerücht von den „Räu bern" wird nicht geglaubt und „Viel Lärm um nichts" soll vielleicht „Was ihr wollt" heißen. Wir werden sehen ES ist ein großer Sprung vom Theater auf daS Bier, aber letztere- spielt auch feine Rolle auf der Bühne und wird oft noch schärfer kritistrt als erst eres. Wehe wenn Hopfen und Malz im Bier stoffe nicht im gerechten Verhältnisse steht, oder das Lagerbier nicht daS gehörige Lager hat! Da raisonmren die Consumeuten auf der Kneipe schlimmer als die Abonnenten i« Theater. Mit welchem Rechte? wird man in Leipzig fragen. Ist nicht daS Altenburger Lagerbier, welches in unserer Theaterrestauraiwn getrunken wird, ein vortrefflicher Stoff? Ja, ist me Antwort, die aus wärtigen Consumeuten bekommen das abgelagerte Bier, und die guten Altenburger daS junge. Daher kommt es, daß man hier Nürnberger, Erlanger, Waldschlvtzchen-, Reisen-itzer, Feld» schlößchen-, Felsenkeller-, Schwechater, Crostewitzer und noch andere Sorten Bier schenkt. Unsere Brauerei ist zwar eine gute technische Anlage, der Brauer ist auch ein Mann, der ferne Sacke ver steht, aber wir haben noch brauberechtigte Häuser; dem Brauer wird noch vorgeschrieben, wie viel er Hopfen und Malz zu einem Gebräude nehmen muß, und statt euieS leichten süffigen Lagerbieres haben wir zwar ein gute-, aber schweres und stets junges Bier. Mit einem Worte: r- fehlt an Concurrenz. Eine zweite Brauerei würde in einer Stadt von 18,000 Einwohnern und bei einer wohlhabenden Landbevölkerung sicher ein gutes Geschäft machen und den Wirthen daS Verschreiben von auswärtigen Bieren ersparen. Dieser Wink gilt für unternehmende Capitalisten. . Tagesgeschichtlichr Ueberstchl. Die Rekruteneinstellnngen im deutschen Reiche finden diesmal schon thrilS am N. Sep tember, thetlS am 15. November statt. Im Ganzen werden bei der Infanterie, die beiden füddeutscken Königreiche ausgenommen, nahezu 80,000 Mann eingestellt, mit der Reiterei, Ar tillerie, Train u s. w. über 100.000 Mann. In Bayern ist die Stärke der einzustellenden Mann schaften auf 14.000 Mann festgesetzt, in Württem berg, wo die "Neuformationen bereits begonnen, werden über 6000 Rekruten eingestellt, so daß also im Gebiete des deutschen Reiches pro 1871 bis 1872 über 120,000 Mann unter die Fahnen gestellt werden. Zur <Zollfrage Im Els«K bemerkt die Straßburger Zeitung": „Die Aussichten auf eine befriedigende Lösung der Frage in Betreff der Einfuhr elfässtscher Maaren nach Frankreich haben sich seit Kurzem wesentlich gebessert. Zunäckst ist fckon durch eine Verfügung deS französischen FinanzministerS so viel gewonnen, daß der zoll freie Eingang der elfässischen Fabrikate am 1. Sep tember ntcht unterbrochen wird, insofern diejenigen Maaren, hinsichtlich deren nachgewiesen wird, daß sie vor dem 31. August in den Magatinen der Fabrikanten vorräthrg waren, unter Erfüllung gewisser Formalitäten noch bis zum 15. October frei über die französische Grenze gehen können. Mehr konnte der Finanzminister aus eigener Machtvollkommenheit nicht zupestehen; da aber die aufgefpeicherten Vorräthe von Fabrikaten bedeutend sino, so wird jene Concession genügen, um den Verkehr mit dem französiscken Markte in der bis herigen Weise noch eimge Wochen lang zu unter, halten. In dieser Zwischenzeit aber dürfte vor, auSsichilick auf dem Wege der Gesetzgebung eine weitere Eonceffion an die Wünsche der elfässischen Industrie erfolgen. Die Delegation der Fabrikanten auS dem Vogesendepartement hat sich mit der elfässischen insoweit geeinigt, als fi« zwar auf ihrem Widerstand« gegen die völlige Zollsreiheil der rlsässischen Maaren beharrt, dagegen mit einer Ermäßigung der Zölle für «me vestimmte Frist sich einverstanden erklärt. DaS bisherige Wider streben der Herren ThierS und Pouyer - Quertier gegen die elfässischen Forderungen entsprang wesent lich auS der Rücksicht auf die entgegengesetzten Wünsche der französischen Fabrikanten; sobald diese also ihren Widerspruch aufgeben, wird auch wohl die Versailler Regierung nicht mehr zögern, wenig sten- durch eine Zollermäßigung der elfässischen Industrie die kritische UebergangSperiode zu er leichtern." Die „Nordd. Sllg. Ztg." sagt: ES giebt also wieder einen „Präsidenten der Republik" in Frankreich; diese Regierungsform hat, wenn auch unter dem Widerstreben eine- großen TheilS ihrer Mitglieder, die Srnction der Majorität der Nationalversammlung erhalten, und damit ist daS staatsrechtliche Jnterimisticum beendet, das — zum empfindlichsten Nachtheil Frankreichs selbst — seit dem 4. September v. I. über diesem Lande gewaltet hatte. Eben, daß in dem Gesetzentwürfe über die Verlängerung der Vollmachten deS Hrn. Thiers mittelbar die Anerkennung der republika nischen RegierungSform ausgesprochen wurde, Harle die monarchische Rechte veranlaßt, dieser Vorlage mit allen erdenklichen Einwendungen entgegen zu treten. Dieser Partei wäre e« offenbar am an genehmsten gewesen, daS bisherige Provisorium zu erhalten ; die Entschiedenheit aber, mit welcher Herr ThierS und seine Minister für eine „Lösung" der Porogationsfrage eintraten, hat nun in der That den Erfolg gehabt, daß die Rechte we nigsten« in dem Titel de- Herrn ThierS die republikanische Slaatsform anerkannte, diese Partei hat aber gle,chzeitig die Vollmachten deS Staatsoberhauptes zu Gunsten der legis lativen Versammlung in einer Weise einge schränkt, daß in Wahrheit die souveraine Gewalt noch immer, wie nach dem Pacte von Bordeaux, ausschließlich in der Nationalversammlung liegt, deren Majorität die von ihr selbst geschaf fene Ordnung in jedem Augenblicke wieder abän- dern kann. Daß unter solchen Umständen die Stabilität der französischen Republik unter Thier-' Präsidentschaft nicht alS zweifellos angesehen wer den könne, daS dürfte wohl die Schöpfer dieser neuen Institution selbst nicht befremden. Die Einen haben den Namen „Republik" acceptirt, weil sie vorauSsahen, daß sie mit jedem anderen Namen einen kaum zu bewältigenden Sturm gegen sich herausbeschwören würden; die Anderen daben Herrn Thiers ihre Stimmen gegeben, weil für ihre eigenen Eanvidaten die Zeit noch nicht reif ist und sie in dem gegenwärtigen StaatSlenker eine Bürgschaft zu haben meinen, daß nicht eine ent schieden anttrepublikanische Strömung die Gewalt an sich reiße. Die neueste französische Republik ist also ebensowohl ein Kind von Eompromifsen, eine Schöpfung der Vorbehalte, wie es die Prä sidentschaft deS Herrn ThierS in dieser Republik ist, und entsprechend diesem Charakter der ersten constituircnden Acte der Nationalversammlung ist die Grundlage, aus welcher dieselben ruhen, ein seltsames Gesetz voll halb ausgesprochener Wünsche und leise angedeuteter Hoffnungen, ein Denkstein am Wege der historischen Ent wickelung Frankreichs, aber kein Grundstein, der eine Epoche der Geschichte dieser Nation end gültig abfchließk und die Möglichkeit zum Aufbau «ineS neuen dauerhaften Gebäudes dielet. D»S Oberhaupt der französischen Republik neuesten Da tum-, Lerr ThierS selbst, hat sich dcreinst über die republikanische RegierungSform dahin verneh men lasten, „daß die Republik nicht gemacht ist für die großen, seit lange bestehenden cioilistrten Staaten, daß sie nicht bestehen könne in den Miti- tairstaaten, indem sie hier bald in ein Säbelregi- ment auSarte." ES gehört mit zu d«n eigeu- thümlichen Schicksal-Wendungen, an denen die neuere Geschichte Frankreichs so reich ist. daß der berühmte Historiograph, der den Republiken da- obige Urtheil gesprochen, in seinem hohen Alter selbst berufen ,st, an die Spitze einer Republik unter Umständen zu treten, mit denen er die Existenz republikanischer Einrichtungen für unver einbar erklärt hatte. Jedenfalls hat er jenes Amt auch nur übernommen, weil fein Patriotismus ihn vorhersehen Uetz, daß eine Weigerung seiner seits daS Land unverweilt in eine Reihe von Ver wickelungen stürzen würde, deren Gefahr noch be deutend größer gewesen wäre, als die der Ver längerung deS gegenwärtigen Zustandes. In Frankreich scheint, wenn man der in der vor. Nummer mitgetheilten Depescbe Gewicht bei legen darf, augenblicklich eine hoffnungsvolle Stimmung zu herrschen, ron welcher man auch im allgemeinen europäischen Interesse nur wünschen kann, daß sie gerechtfertigt werden möchte. „Ein allgemeiner Aufschwung deS Handels und der Ar beit wird in Folge des Votums erwartet", so meldet in etwa- sonderbarer Fassung der Tele graph auS Versailles In Deutschland wird man jedenfalls mit Vergnügen Act nehmen von der durch Herrn ThierS kundgegebenen Absicht der Regierung, „Frankreich zu einem wohlgeordneten, nach innen und außen friedlichen und, wenn die- möglich ist, geliebten Staate zu gestalten", und zu-
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