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Dresdner Nachrichten : 02.11.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186711029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18671102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18671102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1867
- Monat1867-11
- Tag1867-11-02
- Monat1867-11
- Jahr1867
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.11.1867
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ReAmg a. d. S. «retkt, «eil rr in eine« vackhänschrn z» 4ra»;nitz hat übernachten «ollm. Lei seiner Arretur hat «an , am Rocke, sowie an hm Händen mehrere Blutflecke gesunden, un» e» ist nunmehr der Verdacht emstanden, daß er der Mör der jenes unbekannten Mannes sein dürste. Der Verhaftete soll auch bereits die That zugestanden haben. Ueber die Per sönlichkeit deS Ermordeten hat sich jetzt nur so viel feststellen lassen, daß er ein Viehhändler aus Ruhedorf sein soll. — Vom 29. bis 30. October Nachts brannte in Jenk witz bei Bautzen, vermuthUch durch Brandstiftung, die Scheute hej Großgartennahrungübesitzers AtbinuS, sowie die Manische Großgaitennahrung bis auf den Grund nieder. Von d m ver sicherten Mobiliar konnte nichts, wohl aber sämmtliches Vieh gretet werden — Döbeln, 28. Oct. Die zur Stadt ge kommenen Pferde des Gutebesitz,rs Gruhl von Bauchtitz wur den vorgestern scheu, schleiften den Wagen dicht an die Rath hausecke, wodurch der mit Führung des Gespanns betraute K echt der Art an die Wand gedrückt wurde, daß er erheb liche Contusionen d. vontrug und für den Augenblick wie tobt nach dem Stadlkrankenhause gebracht we den mußte. — Am 27. Oct. Abends enistand in der Scheune des Gutsbesitzers Heinrich Wilhelm Wagner in Bernsdorf bei Lichtenstein Feuer, welches sich in kurzer Zeit über die sämmttichen mit Stroh ge deckten Gutsgebäude erstreckte und dieselben bis auf den Grund zerstörte. Man vermuthet Brandstiftung und denkt, daß viel leicht einer der gelegentlich des Kirchweihfestes im Orte herum- -iehenden Bettler der Thäler gewesen ist. — Radeburg. Unser Gendarm Benndorf in Schönfeld hat wieder e nmal einen guten Fang gemacht. Es war nämlich der Bäckergeselle Ludwig Wilhelm Enke aus Nienburg im Anhaltschen. welcher vom Bezirksgericht Zittau wegen ausgezeichneten Diebstahls auf 1 Zahr II Monate rn das Arbeitshaus zu Zwickau e.ngelie- sert worden war, am 28. September 0. I. aus der gedachten Anstalt enisprungen. hatte sich dringend verdächiiz g,macht, in der darauf folgenden Nacht aus dem Ehausseehause zu Mosel miltclS Einbruchs mehrfache Gegenstände entwendet zu haben. Diesen Enke hat nun der Gendarm Benndorf am 29. Ocioder in einem diesseitigen, nahe der preußischen Grenze gelegenen Dorse aufgegriffen. Dabei stellte sich heraus, daß Enke, der noch mit ganz frischen Bluffpuren bedeckt war, kurz vorher im Preußischen einen Raubmord an einem Viehhändler, mit dem er gegangen war, verübt hatte. Enke soll seine Schuld im hiesigen Gerichtsamte bereits zugestanden haben. — Stoll- derg, 29. Oct. Beim Ausspanien der Pferde vor einem Gasthofe wurde ein Knecht aus Oberdorf, welcher Leute zur Kirche gefahren hatte, dermaßen von dem >.!n,n Pferde an den Kopf geschlagen, daß an sei.:em Auskommen gezweifelt wird.— Wurzen. Im Laufe dieses Monats sind in rer hiesigen Um gegend wieder drei tolle Hun:e vorgekommcn. Einer derfitben hat leider auch ein Mädchen gebissen, welches jedoch sofort in ärztliche Behandlung genommen worden ist. (S. Dfz.) — Tie am vor^estr g n Abende für die Zwecke des Gust v° Adolph-Vereins in der crleuchleten Kreuzlirche veranstaltete Musikaufsührung war erfreulicher Weise recht zahlreich beacht, namentlich waren die mittleren Stände in pietätvoller Wür digung deS Zweckes der ergangenen Einlavung gefolgt, wäh rend der Adel und die kaulv volöo nur spärlich vertreten war. Von der Auf und Ausführung des Programmes ist nur an erkennend und rühmend zu reden; die Chorkcäfte sowohl (Dresdner Liedertafel), als die Solrstimmen und mitmirkenden Künstler gaben ihr Bestes zum Besten des Zweckes. Nament lich sang die Dresdner Liedertafel den herrlichen Hymnus von Reißiger: „Aus, singt Jehooah!" mit einer Frische, Präcision und, was namentlich der Frgetta gilt, Tactsicherhest, daß die Zuhörer einen würdigen und ergreifenden Ernoruck von diesem Werke davontrugen. Frau Wernicke-Bridgeman mit ihrer seelenvollen, leichtansprechenden Sopran stimme glänzte nament lich in der Messias-Arie als vollendete Sängerin, der nur das zu auffällige Herüberziehen der zur Fermate führenden Schluß töne als auffällig bezeichnet sein mag, während Fräul. Jaschke das Cherubinische „Sanctus" klar, correct und mit sympathi schem Ausdruck vortrug. Den telegraphisch als „heiser" abge- Melceten Herrn Musikdirektor Finsterbusch aus Glauchau er setzte im Vortrag der PauluS-Aeie mit bestem Erfolge Herr Leh>er Große von hier. Herr Organist Fischer zeigte rn dem »aciirten Einlestungssatze über den Choral: „Ern' feste Burg" sich als meiste hasten Beherrscher der Orgel, und gab sich dies nicht minder in dem discreten Accompagment der Ge sangsnummern durchweg lund. Nachdem Herr Kammermusikers Bruns in einer Fantasie für Posaune, Männerstimmen und Orgel von Fr. Belcke die obligate Stimme ves erstgenannten Instruments mit schönem Ton und künstlerischer Weihe iin Hinblick auf das Thema: „Mache dich, mein Geist, bereit" zum Gehör gebracht, sang die Liedertafel allein „die Ehre Gottes in der Natur" von Beethoven und ein zweites Lied, „Sonn tags Morgen", gedichtet von A. Faber, componirt von C. F. W. Müller in Newyoik, mit kleinem Orchester (zum ersten Male), beide Lieder gesanglich correct und durch den Lieder- meister Herrn Fr. Reichel mit feiner Schattirung vorgesührt unv einstudirt. DaS Händelsche „Hallelujrh!" für Orgel gab Herrn Fischer Gelegenheit, das Concert in würdiger Weise zu beschließen. — Neuerdings ist die an der Stiftsstraße gelegene, zur städtischen Arbeitsanstalt gehörige alte Umfassungsmauer abge brachen worden. Man gedenkt dieselbe demnächst durch eme andere Mauer zu ergänzen, die jedoch dem Anstaltsgebäude «äher gerückt werden soll, so daß dadurch an Verbreiterung bes dortigen TractS Nr Stiftsstratze gewonnen wird. — — Wie wir nachträglich erfahren, hat sich vor Kurzem ein hiesiger Platzreisender aus dem Staube gemacht, nachdem er für sein Haus bedeutende Jncaffos gemacht, die er vor sei ner Abreste von hier abzuliefern vergessen und unterschlagen Hat. Wahrscheinlich befindet er sich bereits auf dem Wege nach Amerika. — — Aus dem Schwanentcichc zu Zwickau wurden dieser Tage große Hechte, deren Gewicht auf je 3» Pfund geschätzt wurde, sowie große Karpfen, aus 20 Pfund Gewicht geschätzt, Herausgefischt. — ,jt. Vorigen Dienstag hielt der Ortsausschuß, welcher mit der Einleitung und äußeren Gestaltung der 13. allgemeinen sächsisch« Lrhrerversammlung betraut war, die bekanntlich vom S — 4. Oktober in unfern Mauer» tagte, seine Schlußsitzung und war in der ang«ehmen Lage, auf den ganzm Verlauf jener Versammlung einen recht befriedigend« Rückblick thun zu können. Sowohl von vielen auswärtigen, als auch von hiesigen Theilnehmeen derselben warm Kundgebungm deS Danke» und der Freude über das Wohlgelingm deS schönen LehrerfesteS eingegangen, und obwohl von manchen Seiten Zweifel gehegt worden waren, ob auch die dem Ortsausschüsse zu Gebote stehenden Mittel ausreichen würden, um alle die Unkosten zu bestreiten, welche die Veranstaltungen desselben mit sich führen mußten; so hatte man die Freude, auch diese Zweifel schwinden zu sehen und auch in dieser Beziehung ein befriedigendes Re sultat gewonnen zu haben. Es würde dies freilich nicht mög lich gewesen sein, wenn außer den Behörden der Stadt, welche, wie bekannt, in dankenswerther Weise dazu 200 Thal>r be willigt hatten, nicht auch das hohe Ministerium deS CultuS wenige Tage vor der Versammlung, ohne darum gebeten worden zu sein, „um Sein lebhaftes Interesse an der Versammlung der vaterländischen Lehrer zu erkennen zu geben", in wohlwollendster Weise die Summe von 300 Thalern dem Ausschüsse zu be liebiger Verwendung für die Zwecke der Versammlung in die Hände gelegt hätte Wie allen hochherzigen Lehrerfrcunden, welche auf mancherlei Weise diese Festtage haben verschönern helfen, gebührt deshalb auch dem hohen K. EultuSministerium von Seiten der sächsischen Lehrerschaft der ergebenste Dank. — Lengefelv, am 31. October. ES werden Ihnen aus allen Theilen unseres Vaterlandes Berichte über die dies jährige Feier des Neformationsfestes zugehen. Auch in unserer umfangreichen Parochie, die sich in kirchlicher Hinsicht eines recht guten Nestes erfreut, war man cs sich bewusst, dem evangelisch lutherischen Bekenntnis; äußeren Ausdruck zu verleihen. Unter dem Geläute der Glocken und den feierlichen Klängen deS hohen Liedes: „Eine feste Burg ist unser Gott :c." zogen die einge- pkarrten Gemeinden, geleitet von ihren Ortsvoesteheen und Lehrern, in unsere Stadt ein, um sich an die versammelten Bürger mit den Spitzen der hiesigen Behörden zu einem seier lichen Einzug in das vielfach erneuerte Gotteshaus anzuschließen. Beim Anblicke der Jnnungsfahnen, die sonst bei feierlichen Auszügen der Gewerken paraduten, durchzog die Seele ein Ge fühl der Wehmuth; denn sie sind ja nur noch Erinnerungs zeichen d.r Macht und Stärke in sich abgeschlossemr und fest vereinigter, durch sinnreiche Gebräuche geheiligter Genossenschaften. Es sei! Werden sie nun Symbole evangelisch- lutherischer Glaubens treue, Zeichen eines Bruderbundes, der seinen Grund gefunden in dem Herrn Jesu Ehrisio. — Bei jetziger Wiedereröffnung der Stände Versammlung wird keine Thronrede gehalten werden, da Nr Zusammentritt der Stände nur als eine Wiederaufnahme der Verhandlungen ves im Frühjahr vertagten Landtags angesehen wird. — Tagesordnung der -t:>. öff. Sitzg. II. K. Sonn abend, den 2 November 1867 VornuttagS 10 Uhr. Negi- strar.denvortrag. — Oesfentliche Gerichtssitzung am I. November. Da die heutige Gerichtsverhandlung, in welcher der Oeconom Heinrich Hermann Hamann aus Paulsdorf wegen Eunordung seiner Geliebten vor Gericht stand, heute, erst nach Abhörung von 16 Zeugen, bei Tagesschluß noch nicht geendigt war und die Beendigung der Untersuchung dieses Rechtsfalls erst morgen stattfinden kann, die Sache selbst aber sehr interessant ist, so wollen wir heute über diesen Fall in Kürze Folgendes vorläufig bemerken. Der Angeschuldigto, 271 Zahr alt, der Sohn sehr wohlhabender Eltern in Paulsdcnf, hatte seit dem Jahre 1862 ein Liebesverhältniß mit dem Dienstmädchen seiner Eltern, Christiane Caroline Lohse aus Paulshayn, angeknüpst, dein später Schwangerschaft und Niederkunst des Mädchens mst einem Kinde, welches aber nach >0 — 12 Wochen verstarb, folgte. Aus viesem Verhaltniß war für den Angeklagten von Seiten seiner Eltern große Unannehmlichkeit entstanden, weil das Mas chen kein Vermögen hatte und ihm durch seine Verbindung mit ihr anderweitige Heirathsaussichtcn getrübt waren. Um aus diesen Widrigkeiten zu kommen, soll er die Lohse nach eigenem früherem Geständniß am 10. August d I. Abends zwischen Paulsdors und Paulshayn erschossen und ihren Körper, nach dem er noch Erdrosselung angewandt, in eine früher auf seines Vaters Grund und Boden gelegene Grube geworfen, die Grube mit Steinen bedeckt, und einen Theil ihrer Kleider an einen benachbarten Teich gelegt haben, um den Verdacht auf Selbst- emleibung zu lenken. Später jedoch, nachdem sein der Mit- wifsenschast der That angeklagtcr Vater ebenfalls verhaftet worden und sich im Gefängnisse selbst entleibt hatte, warf er jedoch, unter Rücknahme seines früheren Geständnisses, die ganze Schuld der Mordthat auf diesen und giebt den Vater als wirklichen Mörder an. Wir kommen morgen auf diese, wie schon erwähnt, heute abgebrochene Verhandlung ausführlich zurück. Tage-geschichte. München, 30. Oktober. In der heutigen Sitzung nahm die Abgcordnelcnkawmer mit ollen gegen 12 Stimmen den Antrag des Ausschusses auf bedingungslose Genehmigung der Zollserträge an. Der Referent Feuschel betonte bei Begrün dung des Antrags, daß die Reichsräihe am 26- October mög licher Weise noch glauben konnten, bessere Bedingungen für Voyern seien erzielbar, heute sei darüber jeder Zweifel weg gefallen. Der Redner sagte: „Die Annahme der vom Reichc- rathe gestellten Bedingung würde der Verwerfung des Ver trags gleichkommen und dann hätten wir übermorgen die Kün digung des Zollvereinsoertrags in Händen." Fürst Hohenlohe erklärte: „Die Staatsregierung hat gegen die Fassung dieses Wunsches um so weniger einzuwenden, als von Preußen er klärt wurde, von seinem Recht zum Widerspruch gegen eine von seinen Verbündeten gewünschte Abänderung der gemein schaftlichen Gesetzgebung oder Verwaltungsvorschristen und Ein richtungen jedenfalls nur dann Gebrauch machen zu wollen, wenn durch diese Abänderung nach seiner wohl erwogenen Ueberzeugurrg das Gedeihen oder die Einnahmen des Zollver eins entschieden gefährdet würden." Stuttgart, 3l. Oktober. Nachdem die Abgeordneten kammer gestern die Allianzverlräge genehmigt, hat dieselbe heute auch den neuen Zolloereinkvcrtrog mit großer Majorstät an genommen. Viele Abgeordnete, welch« gegen die Annahme gesprochen, stimmt« schließlich mit Rücksicht aus Bayer« für dieselbe. (Dr. N) Italien. Die Alarmnachricht der Pariser „Presse" über einen bereits erfolgten Zusammenstoß der Franzosen mit dem GioS der Garibalvianer, wobei diese in die Flucht geschlagen seien, bestätigt sich nicht. Die Verbindung CwiravecchiaS mit Rom und Nizza ist allerdings durch Zerstörung der Telegra- phendeäthe unterbrochen und noch mehr wieder hergestellt und daraus erklärt sich denn auch der Mangel an thastächlichen Nachrichten; inzwischen winde man, wen» ein für die französi schen Waffen vorthcithasteS Eceigniß eingetreten wäre, die» gleichwohl in Paris wissen und d mit nicht zurückh.lken. Do, man nun über Paris von einem solchen E,eigniß nichts er führt, so ist jedenfalls sicher, daß dasselbe nicht eingetreten ist. — Aus Rom, 25. October, wird der „K. Ztg." der Inhalt der Encyclica gemeldet, die der Papst mit dem Datum deS 17. Oclober an alle , Cardinäle, Patriarchen, Primaten, Erz bischöfe und Bischöfe der katholischen Welt" versandt hat. DaS interessante Schriftstück wird wie folgt pcrlustrstt: Der Papst fordert in derselben die Bischöfe auf, mit ihm zu beklagen den gegenwärtigen Zustand Italiens, die Ungerechtigkeiten, die Uebel, die Verbrechen ohne Zahl, welche von Menschen be gangen werden, die unter dem Banner Satans kämpfen und auf deren Stirn man das Wort „Lüge" liest. Er bezeichnet düse Menschen als Lästerer, als Unterdrücker von Wittwen und Waisen, als Räuber an fremden Gute, als Verkäufer der Ge rechtigkeit, die sie für Bestechung verschachern. Er sagt, er sei angegriffen, umringt von solchen Menschen, welche die heiligsten D nge mit Faßen treten und ihre Fahne dort aufpslanzen wollen, wo der Sitz des heiligen Petrus ist und wo sich der Stuhl der ewigen Wahrheit erhebt. Diese Menschen werden von der italienischen Regierung ermuthigt, vorwärts getrieben, offen unterstützt, ja die letztere hat sich zu ihrem erklärten Mit schuldigen gemacht. Aber diese Menschen uns ihre Beschützer, so hoch dieselben auch gestellt sein mögen, sollen wissen, daß sie die kirchlichen Stiafen, alle die von den heiligen Canons arg vrohten Verwünschungen auf sich herabgezogen haben. Der Papst bet« für sie, aber er kann sich nicht erweh'en, die un- züy.i^en Gefahren hervorzuheben, in die sie ihn gestürzt. Trotz dem sieht er sich gezwungen, dem ganzen EpiScopat den be klagen« werthen Zustand anzuzeigen, in welchen die italienische Regierung ihn gebracht, und die Gefahren, deren sie ihn aus» gesetzt. Trotz des Muthes und der Liebe seiner Armee, kotz ihrer Helder,kühnheit ist es doch klar, daß dieses kleine Heer dem an Zahl ungeheuer überlegenen Gegner nicht lange wird widerstehen können. Die Treue und Liebe seiner Ui tothanen erfüllen ihn mit Trost; aber er leidet, sie leiden zu sehen, er ist vom Schmer; ergriffen bei dem Anblicke der Uebel, die sie bedrücken und die zu Urhebern die schändlichen Menschen ha ben, von denen er oben gesprochen Der zweite Theil der Encyclica, drei Viertheile derselben, ist gänzlich Polen gewid met. Der Papst erwähnt, mißbilligt und tadelt die Verbrechen, Schändlichkeuen, Schauerthaten der russischen Regierung. Er beklagt und verdammt ganz besonders die willkührliche Unter- teedrückung der Diöcesen Podlaehien und Kimieniec; er kün digt Nn Bischöfen an, daß er zu den Zeitungen habe seine Zuflucht nehmen muffen, um mu dem Clerus und den Gläu bigen dieser Diöcesen zu verkehren. Er tadelt das sogenannte katholische Collegium in Petersburg, das sich über die polnische Kirche eine usurpatorische Macht anzumaßen wagt; er spricht weitläufig über die Unterdrückung der katholischen Akademie in Warschau, sowie über die RuWcirung der ruthenischen D:öcese Chwelm; er erhebt sich energi'ch gegen einen unwürdigen Prie ster, den abtrünnigen Wojcick. Er beschwört die Bischöfe, die ganze katholische Welt, für Italien und Polen beten zu lassen, und befiehlt, daß in allen Dwcesen der katholischen Christenheit während dreier Tage für sie gebetet werde. Der Zeitraum für. diese feierlichen Gebete wird zu sechs Monaten für die euro-- Plüschen und zu einem Jahre für die überseeischen Diöcesen bestimmt Der heilige Vater bewilligt volle Vergebung und öffnet alle Schätze der katholischen Ktrche Denjenigen, die für Italien und Polen beten. — Den gefangenen Garibaldianern, die im Castel Sant' Angela untergebracht sind, machte der Papst am 19. October einen Besuch. Dem römischen Corre- spoiedenten der „Pall-Mall Gazette" zu Folge empfingen die Gefangenen, 200 an der Zahl, Se. Heiligkeit knieend und mit tiefem Schwaigen. Auf die Schaar hinblickend, sagte der Papst: Sehet hier vor Euch Den, den Euer General den Vampyr Italiens nennt. Gegen mich habt Ihr zu den Waffen ge- gnffcn. Und was seht Ihr? Einen armen, alten Mann." Der Papst trat darauf näher und svrach einzelne Gefangene besonders an: „Du, mein Freund, hast Deine Schuhe verloren, Du Dein Hemd, Du Deinen Nock, Du Deinen Hut. Nun, ich werde dafür sorgen, daß Ihr neue Kleider bekommt und Euch dann zurück in Eure Heimath schicken; nur bitte ich Euch zuvor, als Katholiken in einer kurzen Zeit frommer Abgeschie denheit meiner im Gebete zu gedenken. Ihr wißt, meine lie ben Freunde, daß es der Papst selber ist, der Euch um solches bitttet." Tie Garibaldlaner zeigten sich bei dieser Anrede sehr gerührt und drängten sich vor, um dem heiligen Vater den Saum deS Kleides zu küssen, worauf der Papst ihnen seinen Segen gab und sich verabschiedete. Florenz, 31. October. Die „Gazzetta usfiziale^ schreibt: Die italienische Intervention werde die Ordnung wieder Her stellen. General Cialdini ist nach Turin gereist. Die ComiteS zur Unterstützung der Jnsurrcction im Kirchenstaate sind auf gelöst worden. Der Jnsurgentenführer Nicotera steht in Bel let«, Garibaldi in Marcigliano.*) — Garibaldi hat die Frei willigen aufgefordert, auf der Unternehmung gegen Rom zu beharren. — Nach Nr „Opinione" wären die italienischen Truppen im Kirchenstaate überall sympathisch empfangen wor den. An vielen Orten seien die päpstlichen Behörden außer Wirksamkeit getreten und von den Gemeinden Negierungs» Comites im Namen des Königs Victor Emanuel eingesetzt worden. (Dr. I.) *> Marcigliano liegt fast in der Mille zwischen Monterctondo und Rom und ist ungefähr andeilbnlb deutsche Meilen nördlich von letzteren, enlseint. Vetlctü liegt 5 Riesten südöstlich von Rom. Hier nach sührt Garibaldi den rechten, Nicotera den lmten Flügel der In surgenten.
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