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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.12.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-12-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187112272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18711227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18711227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-12
- Tag1871-12-27
- Monat1871-12
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.12.1871
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»Ile »L, koma «s l labt«. metoe schwrr,! Srnhle. schlief utter. s i «I, . Tchltt» stille! affe,». e», verschieb usoraende > ler. Kr«, ld Freu, «trvbi«, j »a»l, erlasstm Uhr wrren L,tl tegcr-, Gros geb. Boi- naleii. zur sch-ll erlaffe,» den 27. C Tran Lin »eu «er. len, hwlvd, i nicht j ude. Lust; Beide ust. iht, lb«; rlichkeit! mit Mod,ß das l der Ob och« öff Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. iMllie» »t «iPrdttt,, Zchannisgasse 4/b. Redactcur Fr. chSlliur. Sprechstunde d. Redattiou O«mu«-g» »°n li—lr Uhr jUchimllag« ,oa t—i udi. der für die nächst- Nummer bestimmten Ile in den Wochentagen W 8 Uhr Nachmittags. und Tageblatt Anzeiger. UwMatt de» K-mzl. LtjirkSgmchtS und des RathS der SM SeiW. Auflage S2VV. MettrljLhrlich i Thlr. ?'/»«gr. tuet, vrmgerlohu I Thlr. loNgr. Jede einzelne Nummer 2'/, Rar. Vebührm f. rxttadeilageo l 2 Thlr. Hiserat« di« Spaltzeile 1'/, Agr. Tectmaea „In ». »«»acltoiNtrta dt« Spaltzeile 2 Ngr. Ftiiat« Otto Klemm. UnwerfitLtSstr rr. Local-Lomptoir Hainstraße 2». W 861. Mittwoch den 27. December. 1871. 8«r geMigeu Beachtung. Um bei Ausgabe der Legitimationskarten zum Abholen des Tageblattes beim sHmtalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, können die geehrten Abonnenten Karte und Rechnung bereits von heute an jtz Empfang nehmen lasten. LxpvÄM«,» ffivA Lvip«lrr«r VihM«r»i»ttv8. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten »g an» Stt. Decenrber ». «. Abend« >/,7 Uhr tu, Saale d^r I. Bürgerschule. Tagesordnung: I. Gutachten deS Schul- und SüftungSauSschuffcS Uber daS Budget. II. Gutachten dcS BauausschufseS Uber daS Budget. III. Gutachten deS GaSauSschuffeS Uber daS Budget. IV. Gutachten deS LöschauSschufseS Uber das Budget. V. Gutachten des Finanzausschusses über daS Budget. Bekanntmachung, betreffend die Volkszählung von, I. December L87I , Alle Inhaber von Wohnungen (Hausbesitzer wie Mieiher) werden hiermit angewiesen, die BolkS- IsthlungSltsten (HauSlisten, HauShaltungSlisten, AnstaltSlisten), welche etwa bet ihnen zurückgeblieben kbi, sollten, oder die zur Verbesserung 'mangelhafter Angaben ihnen wieder zugestellt worden find, so Inid alS möglich, richtig ««-gefüllt «ach de« Stand am I. December, im RachhauS, It. Etage, Zimmer Nr. 14 (StattstischeS Bureau) abzugeben. Lerpzig, den 20. December 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Schleißner. onsdnf, l» Qaedlni hnh-j. »chlitz, , S» > Horst HMt. Ledr', VE >lel Hanff» H- detznh > z. «oidd h« >t. Nüiveq >tel Do t. Hnvbmz. ° tu lh. stte., und llhause», Zritz, Hotel, alh ». Schi Ist». St. !». H. ^ s Vom Landtage. ,*» Dresden, 24. December. Dem neuen ltzteuer-Gesetzentwurf entnehmen wir fol- M charakteristische Mitteilung: Laß Beamte und Penstonaire, deren Einkommen zverwaltung bekannt ist, vielfach Uber ag Nagen, ist bekannt. Wenn düS egen zeilhrr weniger von den Rentier- und orralisten geschehen ist, so hat die- offenbar in seinen Grund, daß diese der Progresstvscala lauSzuwetchrn vermögen und sich auch in der Thal l,icht scheuen, derselben unter Uebertretung veS Gesetze» sich zu entziehen. ) Die Steuerzahlung der Capitalisten und Reu tin- betrug uämlich im Jahre 1870, wo sie ihr Maximum erreicht hat, 228,020 Thlr. und be rechnet sich daher da- versteuerte Gesammt- IKenteneinkommen der sächsischen Steuer- IMchtigen auf 14,084,000 Thlr., da die in An- vevdung kommende steigende Scala im Durch schnitt 1,«i>, Procent des Einkommens in Anspruch summt. Dieser Betrag ist aber offenbar nur ein sehr Imlßiger Bruchtheil deS wirklichen Ge- lammt-ReuteueinkommenS der sächsischen tzleuerpflichtigen, da ln Sachsen allein di« Verzinsung der Staatsschul den budgetmäßig 8,869,147 Thlr., . , der Landreuten- briefschuld . . . 724,233 - , - der LaudeScultur- rentenschuld . . 36,900 - . . d. hypothekarisch versicherten Schule en im Ge- Mwtbetrage v. 304,000/000 Thlr. bei 4»/,procentigcr Ber- zasung . . 13,680,000 - 8a. 18.310,270 Thlr. !asordert, und sächsische Steuerpflichtige jedenfalls «mestenS eben so viele ausländische StaatSpapiere ad im Lu-lande auf Hypothek außgeliehene Capi- «lke» besitzen, als Ausländer sächsische StaatS- Mtere und Hypotheken auf sächsischen Grund igen;—sächsisch «Steuerpflichtige au Her de» aber auch noch auS in- und ausländischen liairn, Kuxen und anderen, von Städten, Cor» Mtionen und Actiengesellschaften auSgeaebenen, «porteur lautenden Schuldttteln und cbiroqra- I chrrischen Schuldforderunaen ein Renten ei n- !»ume» beziehen, dessen Betrag sich irderBeztsferung entzieht, aber jeden- s»ll< sehr hoch zu veranschlagen ist. Die EtaatSregierung hat dem Landtage einen siesrtzeutwurf vorgelegt, die gänzliche Auf- h«b«»g deS LehnSverbandeS und einiger dmtt in Zusammenhang stehenden gesetzlichen Br- ßixynungen betreffend. La-esgeschichüiche Ueberficht. Die „N. Fr. Prrffe" schreibt: Am 24. December eS ein Jahr, dnß die Kaiser-Deputation in ! Versailles ynpsangm wurde. Ihr Anerbieten, dn Ania von Preußen möge seinen Titel mit w» eine- Kaiser- von Deutschland vrr- lrrsche» und da- Deutsche Reich in neuer Gestalt ad «it ganz anderen Voraussetzungen wieder affichte», wurde angenommen. Die deutschen ^-i, Welche Pari- mit seiner halben Million ' 'Aster umklammert hielten, standen auch an Bekanntmachung. Für die Vorstellung zum Besten des Theater-PensionSfondS haben wir gewählt: ^ Man sucht einen Orzieher. Lustspiel in 2 Acten nach dem Französischen von Bahn. Der Präsident Lustspiel in 1 Act von W. Kläger. Arthur von Marsan und Walther Herr Direktor Friedrich Haase. Musikalisch« Vartraa« unter vetheiliguug der Frau Peschka-Lentaer, de- Fräulein Waffe, de- Herrn Gnra, sowie de- Orchesters. Die Aufstchrung wird DoanerStag, den A8. December d. I., fiattfinden. Wir geben uaS der Hoffnung hin, daß diese Vorstellung, zu welcher neben vorzüglichen Kräften unserer Bühne insbesondere Herr Director Friedrich Haas« in zuvorkommendster Weise seine Mitwirkung zugesagt hat, sich eine- recht zahlreichen Besuche- erfreuen werde. Leipzig, den 23. December 1871. Der DertvaltungS Ausschuß de» Theater-PensionSfondS. Bekanntmachung. Die äl eiserne» Thorflügel de- RosenthaltboreS sollen an die Meistbietenden ver steigert werden und zwar je die beiden Flügel einer Thoreinfahrt zusammen. Die Versteigerung findet Donnerstag den 28. dies. Mou., Vormittag» Lt Uhr an RathSstelle statt, woselbst auch schon vor dem Termine die Bersteigerungsbedingungen eingesehen werden können. Leipzig, den 11. December 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. I>r. K o ck. Ceruui. Holz- Auction. Mittwoch den LO. Januar t872 sollen Vormittags von Uhr an in bonne- witzer Revier, und zwar im sog. Mühlholze und im Haken, ca. 450 Langhaufen unter den im Termine an Ort und Stelle angeschlagenen Bedingungen an die Meistbietenden verkauft werden. Leipzig, am 19. December 1871. DeS RathS Forst-Deputation. der Loire und Maas und deckten, die Schaaren Gambetta'S bet ledern Angriff zurückwrisend, nach allen Seiten hin den Rücken der Belagerer. DaS deutsche Hauptquartier war in Versailles so ruhig wie mitten im Frieden in Deutschland, und im Angesicht der von Kanonen starrenden FortS von PanS, in der Residenz der alten Könige von Frankreich wurde-ha- deutsche Kaiserreich procla- mtrt. War e« Zufall oder Absicht? In dieser Thatsache allein lag eine Lehre für Frankreich, weit furchtbarer als der wenige Monate später erfolgte Friedensschluß. Der Staat, welcher seit Jahrhunderten und unter seinen verschiedenen Re gierungen sich stet- vermessen, die Geschicke Deutsch land- zu bestimmen, wurde von eben diesem Deutsch land überwunden, und auf seinem Boden, in der KönigSfiadi Versailles vollzog sich die Wieder geburt Deutschland-, gegen welche Frankreich seit einem halben Jahrtausend bei jeder Gelegenheit angekämpft hatte. Bor einem Jahre noch gab eS eS m Deutschlaud selbst noch Viele, welche da» Er ichen deS Kaiserreichs mit skeptischen Mienen und pöttischem Lächeln begleiteten. Man glaubte vielf ach nicht an die Dauerhaftigkeit Dessen, was im »rutschen Heerlager zu Versailles gegründet wurde. DaS erste Jahr de- neuen Deutschen Reiche- ist um und hat jene Zweifler vielleicht bereit- eine« Besseren belehrt. Freilich nach der landläufigen Schablone haben sich die Dtuge diesmal nicht ent wickelt. DaS neue Deutschland prunkt nicht mit liberalen Phrasen und nimmt für sich keine «elt» behenschende Sendung tu Anspruch; aber all DaS, waS die Aber Frankreich- Rieder l-aen Trauernde» prophezeiten, hat «» sich wchr- lieh nicht entpuppt. DaS deutsch« Kaiserreich hat nicht entwaffnet, wie die nordamerikanisch« Luton nach dem Secessionßkriege, denn Deutschlaud nimmt nicht einen Conlineut allein eid, hat nicht zwei Weltmeere zu Nachbarn, sondern e» Hst ringsum von großen Reichen umgeben. Aber der verheißene stramme Militairstaat mit der abso luten Diktatur, mit dem me zu Menden Er- obcrunaS-Grlüste ist nirgend« z» sehen. Deutsch, land ist auS diesem Kriege einig und mächtig hervorgegangeu, eS wurde, »aS eS uie gewesen ; aber man vergleiche dir Haltung Deutschland- mit der Art, wie etwa Franzosen in solch sieg reicher Lage sich geberden würden, und man wird den ganzen Unterschied und den inneren Feiv- aehalt der siattgehabten Neugestaltung ermessen. Die germanische Eultur und Tüchtigkeit ist denn doch etwa» Andere», alS die der anderen Völker. Ruhig und sicher schreitet sie loS auf das bestimmte Ziel, und wenn dasselbe erreicht ist, zieht sie sich auf sich selbst zurück. DaS neue Deutsche Reich ist heute die erste und stärkste Wacht der Erde, e» könnt« die Welt beherrschen, eS könnte seine Herrschaft noch gewaltig erweitern. Aber der Geist der Mäßigung und Selbstbeschränkung, welcher im deutschen Volke lebt, wehrt solchen Ausschreitungen und würde ihnen, selbst wenn der Drang dazu bestände, einen unüberschreitbaren Damm entgegrnstellen. Deutschland schlägt seine Feinde nieder, aber e» unterjocht sie nicht. ES siegt, aber eS bedroht Memanden. DaS neue Ruch will in Kraft und Fülle erstarken ; aber so heilig eS sein Recht geachtet wissen will, hält eS da- der Anderen. Noch ist die Organisation Deutschland» nicht vollendet, aber überall er- heben sich bereits die Fundamente d«S Baue-, in welchem eine» Tage- die Freiheit eine« tapferen und bescheidenen, eines tüchtigen, arbeitsamen und vor Allem gebildeten BolkeS eine sichere Stätte finden wird. Viel Glück und eine kluge Politik haben Deutschland auf die Höhe gebracht, auf der cS heute steht; ober wer wird eS leugnen, daß diese- gewissenhafte und pflichttreue Volk solchen Lohne- vor allen Anderen würdig ist ? Die Macht, zu welcher Deutschland sich mehr und mehr erhebt, dankt «S vor Allem der Geistesarbeit, welche, der heutigen Entwickelung voranging und die Grund lagen derselben wissenschaftlich fefistellte. Wie es ein VolkSheer war. daS in den Kampf zog, war es auch di« hohe Bildung und daS unvergleichliche Talent der Führer, welche den Sieg gewisser maßen verbürgten. Diesmal war daS Schwert im Dienste höherer als nationaler und Macht zwecke; eS siegte im Namen des Selbstbestimmungs- rechtes eines großen CulturvolkeS. In der Ge schichte wogen die Völkergeschicke auf und nieder und löst im Laufe der äahrhuuberte die eine Nation die andere in weltbeherrschender Stellung l ab. Die Voraussetzungen, auf welchen daS neue ' Deutschland beruht, die Rtesensumme der Geistes arbeit, durch welche eS geschaffen wurde, ist eine Bürgschaft nicht bloS der langen und glanzvollen Dauer in Macht und Ehren, sondern auch der friedlichen Entwickelung, der geistigen unv mate riellen Erhebung und Veredlung d«S gesammten Menschengeschlechtes. Luch die „Nat.-Ztg." steht sich durch die Weth- nachtSmge zu einer Vergleichung der Zu stände heute und vor einem Jahre anfgefordert. Sie sagt: Der vorige Deeembermonat war, ab- aesehen von den Rüstung-wachen, im ganzen Ber- laufe de- Kriege» vielleicht der bangst« und der- jmige, in welchem unsere Unnche den höchsten Grad erreicht batte. Die äußersten Anstrengungen »nrde» damals gemacht, «m in Frankreich das jenige Uebergewicht über die aller Orten neu auf- gelanchteu bttvaffaeten Masten zu behaupten, von welchem eia« beädige Beendigung de- Kriege» allein zu erwarten war. Namentlich in Preußen wurde in sehr hohe Jahrgänge vou Mannschaften und auf längst dienstfrei« Ofstcirre rurückgegriffen, und neben den letzten Truppennachschubeu gingen ununterbrochen wahrhaft staunenSwerlhe Sen dungen an Geschützen und MunitionSbedarf nach Frankreich. Mit fieberhafter Spannung wartete man auf die Nachricht von der begonnenen Be schießung vou Pari-, welche denn auch am 27. durch diejenige de- Moot Avron vorbereitend er öffnet wurde. Auf den verschiedenen Krieg»theatern war der Kampf von Neuem höchst erbittert ent brannt. Am 21. December galt eS, einen der größeren Ausfälle auS Paris zurückzuschlagen, am 23. December wurde bei AmievS an der Hallu über Faidherbe ein blutiger Sieg erfochten, im Süden mußten um Dijon schwere Stellungen bald genommen, bald aufgegeben werden (am 19. De- cember hatten die Badenser mit bedeutenden Opfern Null» gestürmt , und im Westen kostete eS unter den ungünstigsten Temperatur- und Bodenverhältnissen die größten Anstrengungen, Ehanzy und die Loire-Armee in ihrem Anmarsch gegen Pari- zurückzuwerfen. Man fühlte wohl überall daS Ende herannahcn, aber empfand auch, daß, um eS herbeizufützren, harte Arbeit noch nöthia sei. „Friede auf Erden" ist da- glückliche Gefühl, unter welchem wjx heute frei aufachmen können, und wir geben unS der Neberzeuaung hin, daß dieser Fried« ein gesunder und lange dauernder sein werde. Die Anstrengungen unsere- BolkeS sind mit Erfolgen gekrönt worden, wie wir sie kaum zu hoffen gewagt ; sie sind nicht nur nicht, wie früher wohl in der Geschichte, ganz oder zum Theile vergeblich gewesen, sondern wir gestehen /S offen, sie sinv vom Glück ausnehmend begünstigt worden, und wir haben allen Anlaß, heute der Macht, welche wie die Herzen auch die Geschicke der Menschen lenkt gleich Wasserbächen, dankbar zu sein. Mehr noch vielleicht als da» Unglück tst da» Glück ein Prüfstein für die Güte und Gesundheit der Statur wie eine» einzelnen Menschen, so auch eines ganzen Volke». Wohl gehören starke Nerven und ein feste» Kreuz dazu, um unter deö Unglück» Schlägen und Lasten nicht zu unterliegen, aber mehr noch vielleicht bedarf es tapferer und ernster Gesinnung, um in der Fülle äußerlichen GlückS geistige Trägheit, sinnliche Genußsucht und Herz und Gemülh auSdörrende Selbstsucht fern zu halten. Wird unser Volk an diesem Prüfstein nicht zu Schanden werden? Wird eS, nachdem es einen glänzenden und Jahrhunderte hindurch oft verzweifelnd erhofften Aufgang erlebt hat, bald schon wieder dem menschlichen Wechsel unterliegen und dem Niedergang sich zuwenden? Nach dem Anfänge der Entwickelung, auf welchen wir bereit- zurückblicken, können wir unS wohl be rechtigt halten, mit einer günstigen Antwort auf solche Fragen der Zukunft enlgegenzutrcten. Ohne Ruhm dürfen wir eS bekennen: nicht der da- Schicksal zur Ahndung herausfordernde Ueber- muth des glücklichen Sieger» ist eS, welcher da» öffentliche Leben unsere- Volke» und in unseren Staaten kennzeichnet. Mit erneutem Eifer ist unser Volk vtelmebr zu den wirthschaftlicheu, geistigen und politischen Werken de» Frieden- zurückgrkehrt und «S ist bei der Arbeit, ohne der ueberhebuna zu fröhnen und ohne des Wechsel- der menschlichen Geschicke zu vergessen. Döllinger 's Antrittsrede, di« am 2Z.Dec. in München vor einem dichtgedrängten Auditorium und in Gegenwart der bedeutendsten Männer von Staat und Wissenschaft gehalten wurde, war ein Meisterstück in jeder Beziehung. Sie fesselte nicht durch glänzenden Vortrag oder durch pikante Be merkungen subjektiver Art, sondern durch die großen historischen Umrisse, die in derselben zu Tage treten, und durch jene vornehme wissenschaftliche Höhe, die nur daS Wort der AuSerwählten erreicht. Da neben trat eine Fülle interessanter weitreichender Mittheilungen hervor, die in geistvoller Weise daS Princip illustiirten. um da- «S sich jeweils handelte. Der Grundgedanke deS Redner» war der, daß wir eine Politik de- Frieden» zwischen den beiden großen Nachbarstaaten erstreben sollen, die sich eben beschdet haben und die sich doch gegen- seitig zur Erreichung der menschlichen Cultur- zwecke nicht entbehren können. Die hauptsächlichsten Gründe, warum Frankreich so tief gesunken und da» Deutsche Reich so hoch gestiegen, wurden dabei in glänzender Weise entwickelt, und dann erst berührte der Redner die Frage, wie die Wis senschaft im Besondern dazu veizutragrn hätte, wie jeder einzelne Zweig derselben nunmehr eine Erweiterung und Veredelung seiner Ausgabe er langt habe. Besonders ward dabei die Theologie betont, die in Deutschland eine gänzlich verän derte Stellung einnehmen müsse, indem sie seit dcr Reformation lediglich polemische Zwecke ver» folg: habe, während sie in der Zukunft sich einer
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