Dresdner Nachrichten : 19.07.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187307194
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- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730719
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730719
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1873
- Monat1873-07
- Tag1873-07-19
- Monat1873-07
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- Dresdner Nachrichten : 19.07.1873
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«i,n, > »terteuür« durch di» - .... K>t«ü»» ^ Nummern l N,r. »uftrgec „,«X> »xempl. V<»r die NUckgo»- «Inge« s»»»ter v!anulcri»le M»cht sich die «edaclto» «licht verbindlich. gnseraten>»nnabm« »ul« wärt«: »nck Vo»I»r in Hamburg, ver« ltn, Men, Leipzig. »«sei, vr<«v>u, gronlsurl a, M. — Lut. Mn,«« I» Berlin, Leipji», Wien, Hamburg, pranksurt a, M,, Miln, «hen, — v»uk« « c». in «ranlsurt a, M, — r«, V-igl in Lbemnth, — kl». »»». L.Stt«, 8ulij«r ch L«, in Pari». Tageblatt f»r Unterhaltung mb Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Lt ep sch L Ueicharftt in Dresden. Verantwort!. Redakteur.- Julins Neichard». slrnkvv. Achtzehnter Jahrgang? LuIerM« »«»«>« IMNe«« H»»i>« in Lirgen-mme» Der Raum einer »i«. kp-llige!, Pciiireile lolieg »i Psg, itingeinndl di« Zeile!t sigr. Sine ivaraulic i»r du» nüchlltägiac Eriid.^ neu brr Jnlervle irird nicht gegeben. »luiivirrtige Annoncen» lluftroge von un» u»bo kannten Firmen u. Per» ioncn inserire» wir nur aegen Priinunierondo- Hablung durch Briet» marken aber Polieinzia» lung, u Kilben kost.n l>,, Ngr, LuSwartqe können bieZahiung auch aus eine Dreodnergirma anweisen. Die Tip. Mssredacteur: Ür. Liutl ttioi-«-». Für das Feuilleton: H»i-tin»»iiu. Dresden, SonnKeud, W. Juli 1873. Politisches. Die vollständige politische Stille, welche eingetretm ist, spiegelt sich auch in den Nummern der großen Zeitungen wieder; dieselben erscheinen nur halb so stark als gewöhnlich und enthalten keinerlei besonders interessante Mittheilungen oder Kundgebungen. Gäbe nicht Spanien und Frankreich einigen Stoff, so würden die Journale in der jetzigen säuern Gurkenzeit eine sehr langweilige, unerquickliche Lektüre sein. Da absoluter Mangel an Fragen von unmittelbar po litischer Bedeutung ist, so beschäftigen sie sich mit solchen, welche auf kirchlichem Gebiete spielen. Die Anmaßung der katholischen Geist- 'ichkeit, der Prozeß gegen den Prediger Sydow, die Opposition der Bischöfe und der orthodox-lutherischen Geistlichkeit gegen die neuen preußischen Kirchengesetze und der Dachauer Spitzbuben- — wollte sagen Spitzeder-Prozeß, das sind die Gegenstände, welche jetzt meist die Spalten füllen; und wie sollte denn auch etwas passiren von irgend welcher politischen Bedeutung im deutschen Neichej; Bismarck in Varzin. die Minister in ihren Somincrvillegiaturen, die hohe Diplomatie im Bade; ja selbst der unermüdliche Delbrück im Begriff auf Urlaub zu gehen, so daß den fortschrittlichen Blättern selbst die Gelegenheit entfällt, sich über den Bundesrath zu ärgern. Die nicht unbegründete Besorgnis;, die inan in Oesterreich von einer „moralischen" Rcaction im Geschmacke der gegenwärtigen französischen Regierung hegt, werden besonders durch das Auftreten des Cultusminisiers Stremaiir heruorgerufen. Derselbe scheint sich ganz den Cleriealen in die Arme geworfen zu haben und die so hoch gepriesenen Kirckien- und Schulgesetze enstircn, seitdem Stremaiir die Leitung des Unlerrichtsdeparlements übernommen, sakrisch nur in den Gesetzsammlungen, Maßregelungen von Lehrern, welche de», jetzt herrschenden System Opposition machen, Auflösung vonLehrer- vereinen sind an der Tagesordnung, Erfreulich ist es, daß sich die Mehrzahl der Lehrer durch diesen Belagerungszustand, welcher, ohne die Gesetze zu suspendiren, die Rechte und Freiheiten confiscirt. nicht einschüchtern lassen. Die unabhängige Presse unterstützt sie kräftig und zieht scharf gegen den sich liberal nennendenCultusminister her, WaS doch die Pariser Luft thut; der Schah, der allen Berich ten nach in Berlin noch ein ziemlich ungcleckter Barbar war, der mehr durch Geschmeide, als durch die Entfaltung geistiger Gaben glänzte, hat in Paris in jeder Hinsicht erstaunliche Fortschritte ge macht, So wird von ihm erzählt, er habe im laxckiu ckes Ll-mles, durch den Gesang der Vögel angeregt, einige interessante Bemerk ungen „von hoher Philosophie" fallen lassen und etwas über die „Universalharmonie" der Natur geäußert. Von einer Universal- oder auch nur theilweisen Harmonie wird der Perserkönig in der Nationalversammlung, der er einen Besuch abzustatten gedenkt, allerdings nicht viel merken. Trotz der tropischen Hitze, die sonst doch abzumatten pflegt, sind die Verhandlungen — wenn man die tumnltuarischen, sich täglich wiederholenden Szenen so nennen kann — von der größten Lebhaftigkeit, Am stürmischsten ging es in der Sitzung am 15. Juli zu. Der Justizminister Crnoul, ein in der Wolle gefärbter Ultramontaner, legte einen Gesetzentwurf vor, nach welchem der sogenannten Permanenzeommiision das Recht zustehcn soll, während der Ferien der Nationalversammlung eintretenden Falles dis Ermächtigung zur Verfolgung wegen Beleidigung zu er- thcilsn. Diese Permanenzcommission, welche von der Volksvertre tung gewählt wird, um während der Ferien die Regierung zu über wachen, wird nun, wie schon die früheren, fast nur aus lauter Mit gliedern der monarchischen Rsaction bestehen und cs ist voraus;»- sehen, daß sie ihre Macht dazu gebrauchen wird, den republikanischen Blättern den GarauS zu machen, Die Linke war deshalb auch ganz wachend gegen das Gesetz; ein Deputirter nannte die so auszustat lende Commission einen Wohlfahrtsausschuß, welcher bekanntlich in ver ersten französischen Revolution so und so viel Menschen auf die Guillotine brachte. Als nun der Minister den unglücklichen Einfall hatte von „Freiheiten sprechen, da rief ihm der sonst sehr gemäßigte protestantische Pfarrer Pressen!», einer derAbgeordneten von Paris, zu: „er solle dies Wort nicht gebrauchen, denn er schände es", was natürlich eine» kolossalen Sturm hervorrief, 'Neue heftige Debatten stehen zu erwarten, wenn über die Interpellation Jules Favres, die innere Lage betr,, debattirt werden wird. Die Majorität der Ver sammlung zischte Favre schon aus, als der Präsident die Ankündig ung des Antrags vorlas und dabei den Namen des greisen Redners nannte, — Böses Blut hat auch in den Kreisen der Regierung die Ovation gemacht, welche vor einigen Tagen dem alten Thiers ge bracht wurde. Derselbe besuchte den Laden eines Opticus, sofort versammelten sich Tausende von Parisern vor dem Geschäfte und begrüßten den Ex-Präsidcnten bei seinem Heraustreten mit stürmi schem ..Vivc- '1'diors. vir« 1a repwiligue!" Man drängte sich um ihn und haschte nach einem Händedruck. Thiers mar bis zuThränen gerührt bei dieser Huldigung und grüßte in großer Bewegung. Daß einem der jetzigen französischen Machthaber etwas Aehnliches be gegnet, davon ist freilich noch nichts bekannt geworden. Bekanntlich haben gegen 500 Geistliche der englischen Staats- tirche eine Petition cingereicht, worin um Einführung der Ohren beichte gebeten wird; dies hat nun bei allen guten Protestanten inner- und außerhalb des Parlaments großen Staub aufgewirbelt und die alte Abneigung gegen Rom sprach sich sowohl in der Debatte der Lords, als auch in verschiedenen Entrüstungsmeetings kräftig aus. Diesem wieder erwachenden protestantischen Geist gegenüber ist es interessant zu erfahren, daß aus Deutschland vertriebene Je suiten (etwa 100 sich nicht ivcit von Liverpool, in DillonHall, dem Besitzthun» eimr alten Betschwester Stapleton Vrotterton, definitiv niedergelassen haben; auch an zwei anderen Orten hat die schwarze Bande ihr Nest aufgeschlagcn. Wir gratulircn den» freie» Britannien zur liebenswürdigen Einquartierung. Locales und Sächsisches. — Se, Königliche Hoheit der Kronprinz hat in einstweiliger Vertretung Sr, Majestät des Königs dem Rector Friedrich August Trommler in Altenberg die goldene Medaille vom Verdienstorden verliehen, — Der Kronprinz von Sachsen und seine Gemahlin werden > demnächst zum Besuche der Weltausstellung in Wien cintreffen und jene Appartements im Hetzendorfer Schlosse bewohnen, welche der Kronprinz von Deutschland inne hatte. — Die Ministerien des Innern und der Finanzen verbieten mittelst Verordnung auf Grund eines Vundesrathsbeschlusses und im Einverständnisse mit den übrigen betheiligten Ministerien die Annahme der österreichischen Ein- und Zwciguldenstücke, sowie der niederländischen Ein-undZweieinhalb-Guldenstückc bei allenStaatS- und andere»» öffentlichen Lassen ohne Unterschied, und wird gleich zeitig die zcithcr den Verwaltungen bei fiskalischen Unternehmungen ertheilte Ermächtigung zu Annahme österreichischer Einguldenstückc ausdrücklich zurückgezogen, lZu bedauern ist es jedenfalls, daß so wohl der Bundesrath als unsere Regierung diese Maßregel ohne jede Präclusivfrist an ordnet, da hierdurch alle Rachtheile ohne Wei teres dem Kleinverkehr zur Last fallen. — Das „Tr. Journ." meint, unsere gestrige, nach Wiener Blättern gebrachte Mittheilung über eine von Sr, Majestät den» König beabsichtigte Reise nach Wien dürfte wohl aus einemJrrthum beruhen, da, wie das ossicielle Blatt vernimmt, bei Sr. Majestät die Alfficht zu einer solchen Rene zur Zeit nicht vorliegt. — Nach einer Verordnung der kgl, Kreisdirection zu Zwickau sind bis aus Weiteres in Meerane und Umgegend alle öffentlichen Versammlungen verboten, — Die Choleraerkrankimgsfälle treten, wie wir schon neulich hervorheben konnten, in immer geringerer Anzahl innerhalb und glücklicherweise auch außerhalb der Stadt auf: ün Lause des vor gestrigen Tage-S — so weit erstreckt sich die amtliche Mitthcilung — ist nur ein Erlrankungsso.ll eines hiesigen Einwohners vorgekommen, im klebrigen aber der bis dahin veröffentlichte Stand der Cholera unverändert geblieben. Siebzehn Erkrankungsfälle sind vom 1, bis 17, d, M. zu constatiren (incl, sechs an hiesigen Einwohnern), Von diesen sind acht gestorben, vier genese»» und fünf in ärztlicher Be handlung. kDie gestrige Veröffentlichung der Chgleraerkraukungen im hiesigen Gerichtsamtsbezirk wird namentlich von Fremder» so ver standen, als märe unsere Residenz Dresden selbst vonderEpidcmie betroffen. Dies ist ober nach Vorstehendem keineswegs der Fall, soirdcrn es sind nur einige »vestlich von Dresden gelegene Dörfer links der Elbe davon heimgesucht.) — Vor einiger Zeit schon stand in Ihrem Blatte ein Artikel aus Tharandt, daß dort in nächster Nähe die Cholera nusgebrochen sei. Wer denselben verfaßt, muß in der That die Verhältnisse nicht gekannt haben und den Gesundheitsstand Tharandt'S und seiner nächsten Umgegend gar »richt kennen. Der vorgekömmene Cholera fall bezieht sich auf das Dorf Oberhermsdorf, das von Tharandt doppelt weiter entfernt liegt, als Gorbitz von Dresden. Run hat zwar das Gerichtsamt zu Tharandt infolge dessen im ganzen Bezirk, soviel »vir wissen, die Abhaltung von Tanzmusik verboten, eine gewiß harte, aber deshalb nicht gerade ungerechtfertigte Maßregel, da ja Vorsicht in allen Dingen nütze in. Leider hat aber gerade diese (Naßregel allgemein den Glauben verbreitet, die Cholera sei in Tha randt'S nächster Nähe schon ausgetreten. Dem ist durchaus nicht so, und selbst die dortigen Behörden müffen zugeben, daß nicht ein ein ziger Fall von Brechdurchfall, geschweigc denn Cholera, in Tharandt oder seiner nächsten Umgebung voi'gekommen in, und cs wäre in der That reche wünschenswerth, wenn dieselben dieses öffentlich consta tiren wollten, damit Diejenigen, welche die so überaus freundliche und gesunde Lage Tharandt s im Sommer auf einige Zeit zur Er holung genießen, die herrliche frische Waldlnst in ihre Lungen strömen lassen wollen und sich deshalb auf einige Wochen und selbst Monate nach Tharandt begeben, nicht aus Furcht, der Cholera in die Arme zu laufen, sich abhalten ließen, den ganz gesunden, mit herr lichem Wasser versehenen, rings von grünenden Bergen umschlosse nen, so reizenden Fleck Erde -u meiden, der wie kaum ein anderer dazu geschaffen ist, Er holung mtd Stärkung für Lungen-und Nerven kranke zu bieten, und leider noch immer, trotz aller seiner in die Augen springenden Vorzüge, viel zu wenig ausgesucht wird. Aber gewiß wird es nicht mehr lange wahren, daß inan, statt unter dem sandigen Staube in Blascwil; :c. zu schmachte», es vorziehei» wird, die waldigen Hügel Tharandt'S mit Villen zu bebauen, obendrein ja die Verbindung mit Dresden eine mehr als bequeme ist. Wohl werden sich auch endlich, und das ist gewiß der Wunsch aller Tha- randtcr und aller Fremden, die Tharandt je aufsuchten, Speculantcn und Geldlcute finden, die der überaus lieblichen Natur dort durch die Kunst zu Hilfe eilen, dem dringenden Bedürfnisse nach Wohn ungen durch Erbauen von Häusern uird Villen abhelfen und Tha randt zu dem Orte erheben, der es längst schon sein sollte und könnte, eine Sommerfrische für Gesunde und Kranke, wie es die Dörfer des bairischen Hochlandes gar nicht besser sein können. — Die frühere Uhr im Sitzungssaale unserer Stadtverordne ten muß höchst bedenklich an» „Nachgehen" laborirt haben; obschon der Vorsitzende ineist pünktlich auf hohe» Warte saß, war ein Beginn der Sitzung doch immer erst gegen eine halbe Stunde später zu er zielen. Daran kann nur die Uhr schuld gewesen sein. Jetzt ist eine neue, große, runde, schöne Uhr an die Wand gehängt worden mit gut erkennbaren Ziffern, und der Man», der den» gcichätztci» Colle gium nun von der Wand herab zeigt, wieviel es geschlagen hat, ist der kgl, Hofuhrmacher Herr Weiße. — Ueber einen Unglücküfall auf der Elbe, der leicht größere ^ Dimensionen annehmcn konnte, schreibt uns ein Herr, der dabei ge wesen, Folgendes: Vorgestern Abend um 0 Uhr fuhren die Boote der Ruderclubbs „Columbus" und „Triton" von den» Landungs plätze unterhalb des Belvedere, elfteres Boot mit 6, letzteres mit 4 Gästen besetzt, nach de»», Schillerschlößchen ab. Nach IN,ständigen. Aufenthalte daselbst fuhren beidcBoote wieder in derselben Ordnung zurück, anfänglich der Columbus voraus. An dein Militürhospital jedoch rief der Capirän des Triton dein Columbus zu, daß i» den Triton Wasser cindringe und er deshalb möglichst schnell zueiR landen »volle. Der Capilän von» Columbus fuhr deshalb dein Triton langsam nach, bis auf einmal von dem Boote desselben d>' 'Rufe: „Hilfe! Rettung!" zu hören »varen. Mit einigen forcen Ruderschlägen herangekommen, wurde den Insassen des Columbus ein schrecklicher Anblick zu Theil. Das Boot des Triton war ver sunken, sämmtliche Insassen (2 Damen und 0 Herren-, nur noch mit den Köpfen und Händen aus dem Wasser emporragend, riefen nach Hilfe; die Oberfläche des Wassers »var mit einer Menge Bootutensi- lien, Röcken, Mühen und Hüten, bedeckt, Tein energischen Auftreten des Capitäns des Columbus gelang es zu verhindern, daß nicht auch aus dein zweiten Boot die grasseste Unordnung ausbrach, und Dank dessen und seiner Mannschaft Bemühungen, wurden 6 Personen auf den Columbus ausgenommen, während von blitzschnell herbeigeeilten Fischern auch sämmtliche Andere gerettet wurden, so daß Gott sei Lank ein Menschenleben nicht zu beklagen ist. Da in dem Triton- ooot schon oft 12u.»d inehr Personen gefahren waren, ist dieser Un fall jedenfalls nur dadurch entstanden, daß das Boot beim Landen am Schillerschlößchcn einen Leck bekommen hat. — Wer Härte nicht bei einen» Besuche Meißens mit Behagen das Geißlcr'scher Wein-Etablissciirent in der Burgstraße besucht und in demselben mit Vergnügen in der sogenannten Pariser Stube ver weilt, in welcher eine große Anzahl Crinnerungsgegenstände an die glorreichen Schlachten des deutschen Heeres in den Jahren 1870 und 71 das Auge fesseln. An» vorigen Sonntag hat nun ein Gast in dieser Stube unbeobachtet zivei Bilderrahmen nebst Glasscheibe»» zertrümmert, die Bilder daraus gestohlen und die Rohmen alsdann unter das Sopha gesteckt. Die Bilver hingen in der Stube untern» Spiegel, wovon das eine in feinem Kupferstich den deutschen Kron prinzen, das andere den sächsische»» Kronprinzen darstellte. Natür lich »st Herr Geißler über diesen Act der Nichtswürdigkeit und die Art und Weise der Dieberei empört und ersucht uns, zur möglichen Ermittelung des Hällunken eine kurze 'Notiz im Blatte zu bringen »nit der ausdrücklichen Erwähnung, daß Herr Geißler sowohl dem Ueberbringer der »hm früher gestohlenen historische»» Schnupftabaks dose, sowie dem Entdecker des BilderdiebcS je tO THlr. Gratification zahle. Die zerbrochenen Bilderrahmen liegen in unfern» Redoctions- locale zur Beaugenscheinigung bereit, — In der vorvorigen Nacht hat auf dem Altmarkt ain Ein gangs der Badergaffe ein Exceß zwischcn zwei jungen Geschäftsleuten und drei Handwerksgesellen stallgesunden, bei dem cs arge Prügcl gesetzt haben und auch Blut geflossen sein soll. In Folge des Lär mes eilten Nachtwächter herbei und machten dem Cxcesse durch die Arretur der Betheiligten ein Ende. -- Fn unsere männliche Schuljugend muß ein eigenthümlicher Sinn gefahren sein. Erst vor Kurzem haben mehrere Knaben tage lang gefehlt und nach der Erzählung eines hiesigen Lehrers ist einer davon gar volle acht Tage versch wunden gewesen und erst vom Nacht wächter i»i Großen Garten, woselbst der romantische Junge an den Brüsten der Natur gelegen, aufgehoben worden. Jetzt fehlen wieder zwei elfjährige Knaben seit nunmehr zehn Tagen, Tie Mutter des einen erzählt uns tiefbekümmert, daß ihr Löhnchen mit einem anderen Knaben, seinem intimen Freund, am Dienstag vor acht Tagen aus der V, Bezirksschule am Pillnitzer Schlage fortgegangen und seitdem beide Knaben, trotz allen Recher- chirens auch Seitens der Polizei, nicht haben gefunden werden können, Ter eine Knabe »var schon einmal acht Tage lang ver schwunden und ist dam» erst aus Meißen wiedergekommen, urü) wie verschiedene Knaben, Mitschüler der Verschwundenen, nun der Mutter cnählt haben, hat dieser in Meißen gewesene jungeReisende dem Andere»» mehrfach zugeredet, er solle mit nach Hamburg gehen, er werde ihn mitnehmen und freihalten. Doch ist die Ausführung dieses Planes nicht wohl denkbar, da den Knaben alle Geldinittel, die dazu nöthig sein würdci», fehlen. Vielleicht helfen diese Zeilen dazu, die jungen Herren Reisenden irgendwo zu entdecken. Weit werden sie jedenfalls nicht sein und ein Unglück ist ihnen »vohl hof fentlich auch nicht zugeftoßen, Daß die Eltern aber sich in größter Angst befinden, ist selbstverständlich. — Heute ist uns die Hälfte eines FranzsemmelchcnS — denn Semmel kann man da gar nicht sagen — überbracht worden, deren Niedlichkeit frappircnd ist. Wir habe»» den „Bissen" gewogen und »»ach angestelltcr Berechnung stellt sich's so heraus, daß das kleine Dings noch nicht 30 Gramm wog. Hiernach berechnet sich das Kilogramm (2 Pfund) solchen Weißgebäcks auf circa 10 Ngr., was in der That ein unverhältnißmäßiger Preis ist, denn da ein Kilo gramm Roggenbrod höchstens 25 Pfg, kostet, so kann doch das gleich« Geivicht Weizenbrod nicht viermal soviel kosten; so wenigstens stehe« d»e Einkaufspreise von Roggen und Weizen nicht zu einander, DaS ist übertrieben! — Unsere gestrige Mittheilung aus dem „Tetschiwr Anzeiger" über das tumulluorische und rohe Benehmen eines an Perionen zahlreichen Vereines während seiner Anwesenheit in Herrn Li rc tsche»' ist dahin zu erläutern, daß der ganze Erccß nicht vorigen Sonntag, sondern bereits am 20. v. M, stattgefunden hat. Am vorigen Sonntag, den 13. d, M., war daselbst mittelst Extraschiff der Tischler-Krankcnkassen-Verein in annähernd gleicher Anzahl, dessen Partie nicht die geringste Störung verursacht hat, der aber in Folge der unklaren Angabe des angezogencn Blattes leicht in den Verdacht koiiimcn könnte, daß von ihm die Rede gewesen sei. — Gestern Nachmittag i z3 Uhr brannte kurz vor Strehlen eine Kornfeime nieder. Wie sie in Brand gerathen, konnten wir noch nicht erfahren ; jedenfalls »vird aber die Feuerwehr, die mit der Spritze hinauseilte, bei diesem raschenBrand« zu spät gekommen sein.
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