Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 02.07.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187307021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1873
- Monat1873-07
- Tag1873-07-02
- Monat1873-07
- Jahr1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.07.1873
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^annistrasle »3. «von- v»>, !» Nor. atnjkln- Numn>kni I Kgr. «ußage: ei.ooo «k-mpl. glir dir Rückgabe elngk- hiudlrr Manulcriple mackt sich die Nedacltoi, „ich, verbindlich. Anscraten Annahme an»« ,viirkS: tliluvanxtoiu uiul Vogler in Hamburg. Ber lin. Wie», oripzig. Basel, Aresla». tzranlsurt a. M. — Iluck. bi ,»»« in Berlin, ilieipzig. Wicii. Hainburn, ,>rnnkjurl a. M.. Miin- che» — vaubn L i'o. in NrnillfnrI a. M. — ir. Vvig, in lliikmni-. — lln- Vi>», liiliilt», Iluliivr ch Ha, t» Paris. Tageblatt skr Unterhaltung und Geschäftsverkehr. .Druck und Eigenthum der Herausgeber: iLiepsch ör Nekchardt in Dresden. Verantwort!. Redacteur: Äutius Rcicharöt. ynieratewerbenMaeien. ural.e lg Lngcnoinmen bi» Ab. e. Udr. L-nniag» bi» Mittag» lL Uiir. I» Neniiabl: grabe Sloilcr» nasse S vib Abd. 5, lllir. Der Raum einer c,n- Ivalkige» PelilzeNe lein t 1L Ps,1. Eingcsanol dl» Zeile n Agr. Eine Garantie siir da» nächsilägiac Erschei nen der Inserate wird nicht gegeben. Auswärtige Annvncen- Austrägc von UN» unbe kannten ginne» u. Per sonen insenren wir nur gegen Pränumerando- Zaiilnng durch Brtes- marken odir Posiciiij'li- lung. l, Lilben los!» I>i2 Agr. Answort c kSnncn die gailluno au i> «ui eine DreSbnerssirma anweiscn. Die Elp. Nr. 183. Achtzehnter Jahrgang. Mltredacteur: l)r. Ln»N N««rs,. Für dos Feuilleton: l-ixlv«« »»> t»u»ni». Dresse«, Mittwoch, S. Juli 1873) Politisches. Bismarck nach Varzin, Noon nach Gütergotz, die Kaiserin Augusta Gesundheiten trinkend in Schönbrunn, Kaiser Wilhelm reisefertig nach Ems, wenn nun noch Laster seine Lungen in frischer Gcbirgsluft für den Herbst stärkt, dann hat Berlin gar keine Anzieh ungspunkte mehr. Höchstens noch-Herrn von Bleichroedcr, geh. Commerzienrath, Milliardenvermittler, jetzigen Gründerkönig und iüiifligen Erb und Standcsherrn, auf, von und zu Gütergotz, jener großen Domaine, die sich Graf Roon von der Kriegsdotation kaufte und die er jetzt an den geadelten Börsenspekulant weiterverkauft. Viel leicht bringt es Bleichrocder noch zum Baron und Hcrrcnhausmit- zliede, während Noon den preußischen Staatsgeschäften mißmuthig den Rücken kehrt. Die Clerikalen sind in großem Zorn darüber, daß die kirchlichen Gesetze nun doch in Preußen zur Ausführung gelangen. Der Erzbischof von Köln ist wegen der von ihm vor- genommenen Ercommunieation alttatholischer Priester in Untersuch ung gezogen worden (das Verhör fand in seiner Wohnung statt); er wird iin weiteren Verlauf der Sache wahrscheinlich den ersten Fall abgeben, daß der neu ernannte kirchliche Gerichtshof in Tätig keit tritt. Trotz des Tobens der Römlinge gegen diese Kirchengcsetze und deren geistigen Urheber, Bismarck, behaupten sie, daß sie nicht daran dächten, durch Hosintriguen den Reichskanzler zu stürzen. Denn, sagen sie, „Solche große und gewaltige Leute, wie Fürst Bis marck einer ist, behält sich Gott vor." Daß sie aber trotzdem dem lieben Gott ein Wenig ins Handwerk pfuschen möchten, um Bis- marcken dahin zu bringen, wo der Pfeffer wächst, daü ist so gewiß, wie daß die Nöhrenlcgung auf der Elbbrücke in Dresden schließlich doch noch fertig wird. — Das Reichskanzleramt hat einen bedeu tenden Nickelproducenten nach Berlin berufen, um wegen der aus- zuprägendcn Rickelmünzc dessen Rath zu erholen. Es hat sich aber herausgestellt, daß die Masse des in Deutschland vorhandenen Nickels kaum für die Münzzwecke ausreichen wird. Seltsam! Sovicle Nickel es in Deutschland giebt, für die Münzzwecke fehlt es doch an Nickel! Wie oft haben die demokratischen und socialdemokratischen Blätter auf die Höhe der Ziffer der deutschen Auswanderer höhnend hingcwiescn! Wie oft wurden diese Europamüden uns vorgesührt als Beispiele, daß die Zustände im Vatcrlande unerträglich seien! Jetzt veröffentlicht man aus der Schweiz eine Auswanderungstabelle, welche Deutschland noch ein verhältnißmäßig günstiges Zcugniß aus stellt. Während in Deutschland auf etwa 800 Bewohner 1 Aus wanderer kommt, wandert bereits von 750 Schweizern Einer aus. Nun besitzt die Schweiz in vielen Beziehungen freiere Einrichtungen als Deutschland (in andern wieder nicht), die Schweiz ist mit keinem Mecklenburg gesegnet, dessen Junker das Volk gewaltsam zur Aus Wanderung trieben, keine preußischen Militärgesetze lasten auf den freier gebornen Alpensöhnen — man kann also den Grund dieser Auswanderung nur in andern Umständen suchen. Der hauptsäch lichste ist wohl der Wandertrieb, der alle» Germanen, also auch den Deutschschweizern angeboren ist, dann zum Theil die Uebervölkerung, das Fabriklcben, der Mangel an landwirthschaftlichen Bodenflächen rc. Jedenfalls hat diese schweizer Auswanderungsstatistik der bisher un widersprochen gebliebenen Behauptung der Socialdemokratie, die Zustände unseres Vaterlandes seien nicht auszuhalten, seien die traurigsten in Europa, bedeutend entkräftet. Lediglich, um Schrecken zu verbreiten, weniger, um einige Hundert Personen mehr nach Neucaledonicn zu deportiren, sucht die französische Regierung Tausende von Communardenprozessen wieder hervor. Es flüchten sich daher auch bereits viele Communardeu, die in dem Glauben, ihre Sache sei inzwischen vergessen, wieder nach Frankreich zurückgekehrt waren, über die Grenze; andere, die der Verbannung überdrüssig, heimkchren wollten, unterlassen es. Ter Groll der zurückbleibenden Freunde und Familien dieser Eominu- narden erhält hierdurch nur neue Nahrung. Freilich, wodurch würde der Haß der unerbittlichen Feinde der heutigen Gesellschaft nicht verschärft ? Eigenthümlich ist es, wie Frankreich sich in Elericale und Nichtclericale scheidet. Ein guter Theil der Landbevölkerung folgt den Priestern blind von der Wallfahrt zur Wahlurne, von der Urne zum Muttergottesbild; ein anderer Theil der Bauern, ergrimmt über die Priester-Herrschaft, legt den Extrazügen zu den Wallfahrts orten auSgerissene Telegraphenstangen auf'die Schienen, verhöhnt und bedroht die Kreuzfahrer auf alle Weise. So bekämpfen sich der „Elan des Glaubens" und der Groll über pfäffische Verdummung. In Lyon wird jedes Civilbegräbniß von 50 bis 60 Polizeiagenten begleitet, welche nicht dulden, daß mehr als 300 Personen mitgehen und Reden am Grabe gehalten werden. Die Nachrichten aus Spanien sind nicht die Telegraphirungs- gcbührcn wcrth. Signor Pi y Margall hat jetzt ein aus „Conser- vativen" (in Spanien heißt alles Mögliche so) zusammengesetztes Ministerium gebildet, die Socialdemokraten suchen es mit Gewalt zu stürzen; die Earlisten besiegen die Regierungstruppen, diese wieder die Earlistcn und so geht das Kuddelmuddel weiter, bis die letzten Autoritäten gestürzt, die letzten Productivkräfte aufgezehrt und ein edles Volk sich verzweifelnd dem kühnen Soldaten in die Arme wirft, der auf einem zerwühlten Boden den ersten Grundstein zu einer tröstlichen Zukunft legt. Locales u»d Sächsisches. -— Der Kapellmeister Ur. Rietz hat das Ritterkreuz des schwe- ! kuschen Nordstcrn-OrdenS, der nunmehr pensionirte Ober-Steuer- Eontroleur LucaS hier das Ehrenkreuz vom Verdienstorden erhalten. — Die Grvßherzogin von Mecklenburg-Schwerin ist mit Ge- , folge, von Berchtesgaden kommend, hier cingetroffcn, im „Hotel j Bellevue" abgestiegcn und bereits gcstern Nachmittag nach Berlin i weiter gereist. : — Der im letzten Jahre von der Sparkasse gewonnene Ucker- l schuß von 26,270 Thlr. 8 Ngr. 2 Pf-, der nach regulativmäßiger Bestimmung zu connnunlichcn Zwecken verwandt werden muß, soll nach Beschluß des Stadtraths mit 12,5)00 Thlr. zur Bildung fünf neuer Stellen zu Ausnahme von Frauen in der Hohenthal'schen Vcrsorgansialt und mit 13,779 Thlr. 8 Ngr. 2 Pf. zur Milbcstrci- tung des Aufwandes, den die Erweiterung der Siechanstalt bean sprucht, verwandt werden; auch beschließt der Rath einem Gesuche des hiesigen Vereins für Krankenpflege zu willfahren und ihm eine jährliche Unterstützung von 120 Thlr. zu gewähren. Das Einver ständnis; der Stadtverordneten ist noch einzuholen. — Schon in der Sitzung vom 5. v. M. beschloß der Stadt rath, einem aus dem Raths-Eollegium selbst hcrvorgegangenenVor schläge gemäß, die Fahl der besoldeten Rathü-Mitglieder jetzt um eine Stelle zu vermehren, also einen 11. Stadtrath zu ernennen. Durch das Amtsblatt veröffentlicht nun der Rath sein Eommunicat an das Stadtverordneten-Eollegium, in welchem er die Ernennung und An stellung eines 11. Stadtraths ausführlich motivirt und namentlich hcrvorhebt, daß mit dem Wachsthum der Stadt und ihrer Einwoh ncrzahl auch die stadträthliche Thätigkeit an Umfang so zugenommcn hat, daß eben die Hinzuziehung einer neuen Kraft geboten erscheint. Aus der diesem Eommunicat angcfügten speciellcn künftigen Ge- schäftsvertheilung ersieht man, daß für die Thätigkeit des neuen Stadtraths folgende Abthcilungen in Aussicht genommen sind: Waiscnversorgung, Findel-, Versorg-, Arbcits-, Kranken- und Sie chenhaus, Kinderpfleg- und Kinderbesserungsanstalten. Gleichzeitig ersucht der Rath das Stadtverordneten-Eollegium um sein Einver ständnis; damit, das; dem jüngst gewählten 10. ständigen Raths-Mit- glicde die nämliche persönliche Gehaltszulage, welche seinem Vor gänger im vorigen Jahre gewährt worden, von Zeit seines Antritts an, zufließt und daß der künftige 11. Stadtrath eine der 10. Stelle gleiche Besoldung empfängt. — Von dem Gasthose zum „Weißen Adler" auf dem Weißen Hirsche ist außckr dcmKegelschube wenig stehen geblieben. Die Mann schaften der städtischen und der Turnerfeuerivchr ausDreSdcn wett eiferten mir der freiwilligen Feuerwehr aus Löbtau, um an Mobi lien so viel als möglich zu retten. Die Löbtauer drangen, obwohl die Flammen bereits die Restaurationslocalitäten ergriffen hatten, in dieselben hinein und retteten das ganze Mobiliar, obwohl der Pachter des Gasthofs, Billig, wüthcnd und tobend schrie: „Es darf nichts gerettet werden! Es soll verbrennen! Ich habe versichert!" Dir Uniformen der wackeren Löbtauer und Dresdner haben bei dem Brande bedeutend gelitten und die Löbtauer wenigstens müssen sich dieselben aus eigenen Mitteln wieder ersetzen. Hoffentlich wendet die Regierung aus dem Fond, den sie zur Unterstützung der Feuer wehren hat, eine entsprechende Beihilfe diesen wackeren Leuten zu! Ein Glück war es, daß der Wind nicht brennende Holzstücke nach der nahen DrcsdnerHaide trieb, sonst hätte ein beträchtlicherWaldbrand entstehen können. Am Abende des Montag schlug das Feuer noch ellcnhoch aus der Asche empor, die Ruine leuchtete grell am Rande des Horizontes, während sich im Walde ein romantisches Bild ent rollte. Dort lagen und saßen bei einem Fasse Bier auf den ge retteten Sachen einzelne Feuerwächter; andere Leute spielten mit den Kegeln und Kugeln, die gerettet waren, wieder Jemand fuhr mit dem Fiedelbogen über die aus dem Tanzsaalc glücklich dem Flammentode entrissene Baßgeige und Andere betrachteten das gerettete Wirths- hausschild mit dem weißen Adler, der, wehmüthig an einen Baum gelehnt, vergebens die Schwingen hob, um auf seinen verkohlten Platz über der Wirthshausthüre zu fliegen. — Das von uns schon erwähnte, im Park zum Waldschlößchen am Montag den 30. Juni gefeierte fünfzigjährige Jubiläum der Firma Jordan und Tiniäus, war von circa 600 Personen, ein schließlich der Frauen und Kinder, besucht. Von 3—7 Uhr con- certirte die Poscnsche Eapclle und dann vereinigte eine mit Wein und Speisen rcichbesetzte Tafel Gastgeber und Gäste zu froher Ge meinschaft. Zu Ehren des Tages haben die Inhaber der Firma eine Stiftung gegründet, welche die Stifter selbst in hohem Grade ehrt und den jetzigen und künftigen Arbeitern der bedeutenden Fabrik zur hohen Freude gereichen muß. Es sind 10,000 Thlr. gestiftet, deren Zinsen der Krankenkasse des Personals zum Theil zufließen und so zwar, daß dieselbe fernerhin vollständig steuerfrei ist, zuniTheil zur Prämiirung guter und ausdauernder Arbeiter bestimmt sind; schon an diesem Festcstage wurde eine Anzahl langjähriger Gehilfen mit sehr- ansehnlichen Geldgeschenken bedacht. Der greise Gründer der Firma: Herr Tiinäus sei,., der sich schon vor vielen Jahren nach 30jähriger Thätigkeit in den wohlverdienten Ruhestand begeben, widmete außcr dieser Stiftung dem Personal noch eine zweite von 500 Thlr. zur Prämiirung tüchtiger Arbeiter. Das herrlichste Wetter begünstigte zudem das Fest, dessen Theilnehmer in fröhlichster Stimmung ver blieben. Am späteren Abend ward der Waldpark mit bunten Bal lons illuminirt und schließlich ergoß sich dis allgemeine Freude in die Rhythm k des Tanzes, der im Saale die Gesellschaft bis in die Nacht hinein zusammcnhielt. Dem Vernehmen nach wird in den nächsten Tagen, und offenen Geständnisse, von welchem nur zu wünschen bleibt, daß die ReichStagswählcr cs überall vernehmen und recht beherzigen mögen. Es lautet: „Ein viel größeres Lob würde die Redaktion sich jeden falls erwerben, wenn sie ihre Strafpredigt gegen die fehlenden „reichs- trcuen" nationalliberalenAbgeordneten richten wollte. Sie und ihre Parteigenossen müssen wünschen, den Reichstag beschlußfähig zu sammen zu haben. Für uns thut die Beschlußunsähigkeit und wer dazu mitwirkt, bessere Dienste." Nach diesem Geständnisse ist frei lich aber auch der Partei des „Bürger- und Bauernsreundes" jedes Recht abzusprechen, sich darüber zu beklagen, daß der Reichstag sich für die Jnhastbehaltung des Abg. Bebel ausgesprochen hat. — In die Alpen! ist diesmal die Devise der Geucke'schen Extrafahrt, in die wilde Pracht der Felsen-Eolosse, auf die sonnigen Matten der Tiroler und Schweizer Berge, in die Stille der viel besungenen Thäler. — Geucke's Extrafahrt bietet diesmal mannich- faltige Erleichterungen für den sich Anschließenden, von denen wir nur hervorhcben, daß man ganz beliebig zivei AuSgangspuncte wäh len kann, indem für die Schweizreiscnden als Ausgangspunkt Lindau und für die Tirolreisenden Kuffstein als solcher in Aussicht genom men ist. Die vollkommene Freiheit bei dieser Extrafahrt ist gewiß Allen willkommen; es kann in Tirol und in der Schweiz Jeder sei ncn Weg nehmen, wie er will und beliebig von Lindau oderKuffstein zurückfahren. Auch das Arrangement der ganzen Fahrt ist so wohl durchdacht und namentlich ist für die Billigkeit des Fahrens so er freulich gesorgt worden, das; eine Theilnehmerschaft nach jeder Seite hin mcr zu empfehlen ist. Jeder Theilnehmer erhält zugleich ein Programm, welches ihm die specicllste Auskunft über die reizendsten Partiecn in Tirol und der Schweiz verzeichnet. — Einen Spaziergänger höchst origineller Art sah man vor gestern Abend gegen halb neun Uhr in Begleitung einer Anzahl Herren aus der Altstadt kommend die Augustusbrückc und Meißner- straße passiren. Sein Eostüm kennzeichnete Sommer und Winter zugleich; denn er war angethan mit einem netten Strohhütchcn, mit einem von Nichts weniger als Mangel zeugenden Hcrrenpelz und beschuht mit Barfüßen, oder Naturell-Stiefeletten, gefertigt aus un- gegerbtcm Menschenleder. Referent bemerkte diesen drolligen Tou risten vom Omnibus aus, konnte daher etwas Näheres nicht recher- chiren. Jedenfalls aber war die ganze Situation ein Scherz, oder ivas wohl noch richtiger ist, das Ergebniß einer Wette. — Aus Blasewitz wird uns glaubwürdig mitgetheilt, daß bei der jüngsten Schlägerei am „Klopfstockplatz" jenes Dorfes (wie man den Schillerplatz jetzt scherzweise nennt) der Wirthssohn, Herr F., garnicht betheiligt war, sondern, indem er die uni eine holde Maid feindlich entbrannten Parteien trennen wollte und ihnen den Platt vor seinem Hause verwies, wurde er insultirt und selbst verletzt. Er ist glücklicherweise wieder hergestellt und die Sache kommt nun mehr zum gerichtlichen Austrag. — Am Sonnabend Abend ist beim Baden in freier Elbe un terhalb des Carolabades ein lOjähriger Eiscnbahnarbciter, Gröschel, aus Oberkunnersdorf bei Löbau gebürtig, ertrunken. — Herr Canzlist K., der Ehegatte der im Park zu Reisewitz durch die herabfallende Balancierstange so arg verletzten Dame, ver sichert uns, daß er von einem Verbot, den Platz, wo das Un glück geschehen, zu verlassen, nichts vernommen habe, das; man sich ganz unangefochten hätte in die Nähe des Seiles setzen können, was überdies auch daraus hervorgehe, daß Herr Polizei-Jnspector F., am gleichen Orte sitzend, von der Stange gleichfalls getroffen wurde, wobei aber nur sein Hut verletzt worden sei. — Herrn Ruschpler'S Rosengarten (Chemnitzer Straße, der allen Kreisen unentgeltlich geöffnet ist, hatte sich am verflossener Sonntage eines massenhaften Besuches zu erfreuen und verdient in der Thal durch seine Reichhaltigkeit und Pracht die Anerkennung, welche ihm von Seiten des Publikums in so hohem Maße gezollt wird. — Vorgestern Mittags in der 12. Stunde fiel ein am Schloß platz ruhig seines Wegs dahin gehender Herr, wahrscheinlich ein Bahnbeamtcr, infolge plötzlichen Blutandranges nach dem Kopfe besinnungslos zur Erde und zog sich hierdurch ziemlich erhebliche Verletzungen am Hinterkopfe und bedeutenden Blutverlust zu. Ein vorübergehender Gendarm nahm sich sofort des Unglücklichen, ivclchcr alsbald wieder zur Besinnung kam, an, brachte denselben mittelst Droschke nach seiner Wohnung. — Ein Zopfabschneidcr ist wieder in Großenhain aufgetauch. und hat am Sonnabend Abends gegen 8 Uhr einem elfjährigen Mädchen, welches mit ihrem fünfjährigen Brüderchen auf einem Feldwege bei der Gasanstalt Blumen pflückte, den Zopf geraubt. Der Knabe, welcher, als er seine Schwester in Gefahr sah, laut schrie, ist von dem Unbekannten durch Schläge zum Schweigen ge bracht worden; Drohungen haben auch das Mädchen vom Hilferuf abgehalten. Vor einer des Weges kommenden Frau hat sich der Zopfabschneider mit seinem Raube noch flüchten können, und ist cs den sofort angestellten eifrigen Nachforschungen bis jetzt noch nicht zivar voraussichtlich den 3. Juli, ein ehrenvoller Tag für die Fahr-! gelungen, denselben zu erlangen. (C. Z beamten der Sächs.-Böhm. Bahn, gefeiert werden, indem drei dcr ältesten Locomotivsührer und Vormänner gedachter Bahn ihr fünf undzwanzigjähriges Dienstjubiläum begehen werden. Wenn man bedenkt, welche Mühen und Gefahren jeder Tag denselben gebracht hat, welche Ausdauer und Opferfrcudigkeit gerade dieser Beruf, wie kein zweiter, jeden Augenblick erheischt, so kann man solchen Ve teranen nur doppelt Glück wünschen: Glück zum Vergangenen und Glück für die Zukunft. Möge der Tag, durch Heiterkeit und Froh sinn gewürzt, ihnen ein liebes Zeichen echter Kameradschaft sein und sie noch lange Jahre zum Wohle der Menschheit ihre Dienste wid men können. — Der socialdemocratische „Bürger- und Bauernfreund" in Crimmitzschau wendet sich gegen die von dem dortigen „Anzeiger und Tageblatte" wider den Abgeordneten Advocat Schraps erhobene An- l - Bei der jcttt leider in unserer Nähe herrschenden Cholera Ist es rathsam, nicht viel Wasser zu trinken, sondern dasselbe mit Rothwein vermischt zu genießen. Weine sind zur Zeit allerdings ziemlich tbeuer geworden, doch sind noch recht gute Rothwcine zu x und 1» Ngr. pro Liter i» der Weinhandlung von H e i n r. Beyer, kleine Plauenschcgasi'e 57, zu erhalten. Ebenso bieicn die ungarischen und österreichischen Rothwcine des hiesigen Estervazykcllcrö. Wiisdruffcrslraßc und Neustädte: Ratvo- kcller einen trefflichen Stoff iür die »zöllige Sicherheits-Füllung des Magens und znr Abwehr drohender Epidemie. — Morgen Abend findet vor Hcibigü aus den Flntven tcr Elbc in neu errichteter Orchester-Zille das erste Conccrt von der Ebrlichschcn Capelle statt. Der Reiz, einen warmen Abend au der prächtigen Hclbig'schcn Terrasse zu genießen, noch dazu bc' vorzüglicher Musik, ist sicherlich kein geringer, so daß bei einiger- maßen günstigem Wetter leere Stühle schwer zu finden sein werden. — Der Thiers chutzverein hält heute um 5 Uhr im klage, daß derselbe sich sehr selten im Reichstage blicken lasse, meinem! Hotel zur Stadt Wien eü'c Gcvcralvcriamuuung, in welcher die
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite