Dresdner Nachrichten : 19.08.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187308195
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- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1873
- Monat1873-08
- Tag1873-08-19
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- Dresdner Nachrichten : 19.08.1873
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««-«nt ««glich ttll» 7 Ühr tn der Expedition «artenslrahc l». «b»n- nenie>>,sp>eii vierleliädr. «ich W'/e Ngr,, durch dt« Post «d Ngr. Et»,ein« Nummern l Ngr. «ullage: LI,«X> ikxempl. l?kr die Rückgabe einge- iandtcr Manulcripte nacht sich die Redaclto» nicht vcrblndlich. .lnseraten-Aiinalime a»g; värtü' tluu^euNoia nun Voglsr in Hamburg, Bcr- ti», Wien, Leipzig. Basel, «Sreslau, tzrauksurt a. M. — stuck, dläsoo in Berlin, Leipzig, Wien, Hamburg, ssrantsurl a. M., Mün chen. — Vaud» L Lu. in ssranlfnrt a. M. — I r. Voigt tn Eliemilig. — II,>- vao, liulltto, stuIUor L La. in Paria. Tageblatt Gcschastsverkehr. , Druck und Cigenthum der Herausgeber: Liepsch «c Neichardt in Dresden. Verantwortl. Redacteur.- All! MS ^ktcharilt. Anseratetoerd-n Mrr.x stras.e I» äugenon ,Lt» Lb «Udr,«om . Ht« Mittag, 12 Udr. Neustadt: grobe ttloster- uass- - dir Abd 5 Uh,. Der Raum eine, ein- sorlugen Nlsiirciie lostet I- P°r. " u-»-.p»,dte Z>>0 I . - 15, :e u ' n u chsttu uen der ..d nicht gegeben. AnSwSrtlge Annonekii- Austräge von uns undc- lannten Firmen u. Per sonen inseriren wir nur gegen Pränumerando- Zadlung dnrch Brtel- marken oder Posietnjast- lung. » Tilden koste» ,>/» Ngr. lluiwdrt.ge ko,inen bie Zahlung auch aus ein« DresdncrFrrma »»weisen. Die Exp. Mitrebactenr: Ör L,uN »»«»«>. »Rür das Feuilleton: letickvtst; Dresden, Dienstag, IS. 1873 PoUNicknS. Ein Aus- und Abwiegeln betreffs der Aussichten der vereinig Un Bourbonen und Orleans, sich nut dem Purpur Franlreichs zu schmücken, wird geraume Zeit an der Tagssotdnnng sein. Heute heißt das Losungswort: Abwiegeln. Heinrich V. oder auch den Er sehnten zum >,ltr>'>'" vo» Frantceich zu machen, geht doch nicht so rasch, als die Heißsporne der Royalisten träumten. Sie sind aus Hindernisse verschiedener Art gestoßen, die sich eckig der Venviiilich- ung ihrer Pläne entgegensetzten. Zunächst« ist Mac Mahvn ihrem Projekte nicht so geneigt, als cs anfangs schien. Er hält »ns seinen gute» Nus, ein loyaler Soldat zu sein, zu große Stücke, als Las; er sich bei einem Unternehmen blosstelite, dessen Ausgang noch in un gewisser Ferne liegt. Und in der Armee begegnen die Royalisten lange nicht so vielen Sympathien, als sie sich einbildetcn. Die Sol daten und Untcrossiziere sind zum guten Theil republi!»nisch, die oberen Schichten stark napoleonisch. Daß Herz uno Legen der alt- aristokratischen Offiziere der Armee dem Lilienbanner gehört, ist zwar richtig; sie bilden aber die Minderzahl und die Generäle und orlea- nistischcn Herzoge Nemours und Aumale, der Admiral Ioinoilie und der Major Eyarlres werden auch nicht das Kraut fett machen, um die Armee für die weiße Fahne zn entftnmmcii. Die Bonaparlislen aber lassen über ihre Haltung einer Proelamirung der erblichen Mo narchie gegenüber keinen Zweifel. Schrein Oberhaupte, Herrn llc ouhee, mag es zwar viel Mühe und einige Kopfschmerzen verursachen, die Seiltänzergeseb schaft bonapartislischer Deputieren und Präsecten zu- sammenzi'halten und dem Abfälle einiger Abenteurer zu steuern, die unter dem Königthumc die fetten Aemler eher zu finden hassen, als unter der etwas üngewisseren Restauration eines 3. Kaiserreichs. — Das Gros der Bonaparlislen ist noch nicht gespalten. Drehend ver künden ihre Zeitungen, daß, wenn gewisse Franzosen das Recht zn haben glaubten, zu rufen: Vivo M eG! oder Viv„ ln rc'pubUgiio! auch sie sich nicht abhcUten lassen würden, zu rufen: Vivo l'omp- rour! was wie der Ruf einer Schluchtirompeie Hingen würde. Nocy hielten sie sich im Schalten, aber sie seien da, bereit -u reoen und -n handeln. Liese feste Sprache hat ihren Eindruck nicht verfehlt. Was aber die Republikaner anlangt, so weisen sie aus den für sie abermals günstigen Ausfall bei den Wahlen zn den Depnrtemcnts- Generalräthen hin, um zu versichern, das; das französische Volk die Republik, und Nichts von der Monarchie wissen wolle. Unter solchen Umständen zieht der Graf von Chambord ein Wenig die Fühlhörner ein, er verschiebt seine Abreise von Feohsdorf oder wie die Wiener sagen, von Froschdorf nach Frankreich. Wie lange diese Ebbe seiner Thronauslichtcn anhalten wird, ist schwer zn sagen; möglicherweise dauert cs lange, ehe ein günstigerer Wind sie irr eine Fluiy unnrän seit, auf deren Springwellen des Königs Schisslein Heinrich V. einen bergenden Hafen zu gewinnen hofft. Einiger Humor liegt in der Nachricht, daß ein spanisches Kano nenboot einen englischen Dampfer sestnahm, welcher den Waffen- schmuggcl zn Gunsten der EnrlistcN betrieb. Nachdem England im Bunde mit anderen Mächten die Polizei in den spanischen Gewässern wiedcrhergestcllt, übt sie die spanische Negierung nun selver und England, welches „die Intervention der Humanität" unterstützte, wird gegen die Intervention der Nothwehr, mit der die Madrider Regierung seine zärtlichen Beziehungen zu den Enrlisten störte, nichts einzuwcndm haben. Das englische Schiss, welches den Enrlisten Waffen, KriegSvorräihe aller Art und Geld übcrbringcn sollte, heißt „Donna Margerita", also benamset nach der Frau des Don Earlos, die vor Kurzem sich aus Frankreich nach dem VaSkenlande begeben hat, um durch ihre amazoiunhastc Erscheinung die carliscischen Sol datcn zu begeistern. Mein Platz, hat sie in einer Proelamation ver kündet , ist in der Stunde der Gefahr an der Seite meines Gatten. Schön gesagt; da aber der pulverscheue Earlos Vorsicht für das bes sere Theil der Tapferkeit halt, so rislirt Donna Margerita nicht viel, wenn sic an der Seite vdn Don Earlos bivonaqnirt. Ter österreichische Kaiser hat sich nach Ischl begeben und es ist neuerdings von seinem Besuche beim deutschen Kaiser in Gastein wieder ganz still geworden. An seiner Stelle wird deshalb der feier liche Act der PreiSvertheilung an die Au-ffteller der Weltausstellung, welcher am 18. in der Winter tllcilschule der Hofburg statlsinden wird, durch den Protector der Ausstellung, Erzherzog Earl Ludwig, vorgenommen werden Es war zwar bisher in keinem Programm ausdrücklich die Rede davon gewesen, das; der Kaiser selbst die Preis- vcrthcilung vornehmen wird, doch hatte man dies so ziemlich allge mein erwartet. Von einer „PreiSvertheilung" im eigentlichen Sinne des Wortes kann übrigens nicht wohl dieRede sein, da die Medaillen und die Ehrendiplomc noch nicht fertig sind und eine Verlesung der Namen aller 30,000 ausgezeichneten Aussteller nicht möglich ist. Es dürfte schwerlich auch nur das amtliche Verzeichnis; derselben am k 8. d. veröffentlicht und nusgcgcben werden. Es werden vielmehr Erzherzog Carl Ludwig, Erzherzog Rainer, der HandelSministcr und der Generaldircctor Reden über die Bedeutung des ActeS halten und man wird sich ans die Verlesung der Namen jener Aussteller, welche das Ehrcndiplom erhalten haben, beschränken. Die "Nachrichten über das Befinden des deutschen Kaisers in Gastein fahren fort, recht befriedigend zu lauten. Nicht minder freundlich klingt das, was über die Reise des deutschen Kronprinzen !m hohen NordenEnropasdcrTelegraph vermeldet: Die männliche und „»gleich liebenswürdige Erscheinung des deutschenKronprinzen verschaf scn ihm viele Sympathien der mit uns Deutschen stammverwandten Einwohner Skandinaviens. Es liegt Nichts vor, was ein herzliches Einvernehmen des deutschen Reichs mit den Schweden und Norwe gern trüben könnte. Durch Sprache, Gesittung und Religion uns eng verbrüdert, haben sie keine Interessen, die den unscrigen entge- genstündcn, wohl aber giebt cs unzähligePunkte, die zu einer freund schaftlichen gemeinsamen Behandlung aufsordern. Von der Reise des ritterlichen deutschenKronprinzen zu der des j durch alle Genüsse des Orients verweichlichten Müssiggängers der > sich Schahin-Schah Nassr-Eddin schimpfen läßt, ist der Schritt nicht größer als vom Erhabenen zum Lächerlichen. Es liegen jetzt näm lich aus der Hauptstadt des sich in Europa herumtreibenden persi schen HaremlerS aus Teheran Briefe vor, welche den Eindruck schil dern, die der gastfreundliche Empfang, welcher dem König derKönigc an den europäischen Höfen bereitet wurde, auf die Perser gemacht yat. Liese sind über das Thun und Treiben ihres Despoten in Europa genau unterrichtet. Während mir uns aber einbilden, dem „Pmilte, gegen den die Sonne sich neigt", alle Ehre cmgethan zu ha ben oder uns auch dessen schämen, belehren uns die Perser, daß wir Europäer es uns überhaupt zur Ehre anzurcchnen haben, daß uns der Schah soviel Gnade erweist. Der Schah war übrigens so schlau, die Hanptkrakehler mit auf die Reise zu nehmen, sodaß cs daheim ziemlich ruhig zugcgangen ist. Da haben wirs! Es ist uns ganz recht! Der „Pester Lloyd" trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er sagt: „Ter Triumphzug des Schahs durch Europa ist. beispiellos in unser»! Jahrhundert und der Culturhistoriker, der künftig diesen Momeiit der Völrergeschichte zu verzeichnen haben wird, — er wird mit Staunen und Unwillen erzählen, welche Demüthigungen und Mißhandlungen sich die mächtigsten und gebildetsten Monarchen Eu ropas von dem orientalischen Despoten gefallen ließen. Und wo für? Ohne jeden sichtbaren Zweck unterordncn sie sich willig den albernen Launen des unwissenden Persers und dulden harte Ein griffe in ihre Gewohnheiten. Und in den meisten Füllen bieten nicht einmal Rücksichten der Politik eine Erklärung für diese Erscheinung. Außer England und Rußland hat keine Macht ein Interesse daran, sich die Freundschaft des Schahs von Persien zu sichern." - Was haben wir erreicht? Der ausgemcrgelte Faullcnzer, dem es schon eine Ar Bit war, wenn er seinen schweren Rock mit dem Brillanten- schmuck anlegen mußte, ist durch den Sums, der au den europäischen Höfen mit ihm getrieben wurde, in seiner maßlosen Selbslbewunde rnng, in seiner Selbstoecgötterung nur bestärkt worden. Seine Unterthanen werden büßen müssen, was wir an ihm gesündigt. LvecArs mid Sächsisches. — Das Befinden Sr. Majestät des Königs ist sicherem Vernehmen nach gegenwärtig ein so zufriedenstellendes, das; es zu Befürchtungen augenblicklich keinen Anlaß giebt. Se. Maj. isl wiederholt zu Wagen spazieren gefahren, bMegt sich auch an manchen Tagen zu Fuß inr Kgl. Garten und nimmt von Zeit zu Zeit Besuche an, unter denen wir den der Großherzogin von Mecklenburg hervorheben, die gegenwärtig auf dem sog. Kepp schloß die Sommersrische genießt. - Dem Vernehmen nach werden Ihre Majestäten der König und die Königin in einiger Zeit das löniglichc Lustschloß Pillnitz mit einem Aufenthalte in Weesenstein vertauschen, dessen gesunde Lage bei schöner Herbstzeit ganz besonders geeignet sein dürfte, dem Gesundheitszustände Seiner Majestät zuträglich zu sein. Die Vor bercitungcn dazu sind bereits im vollen Werke, mittelst welcher Seine Majestät unmittelbar aus den Wohngemächern in den Garten, mit Vermeidung der kühleren Trcppcnräume, gelangen kann. — Die Abreise Sr. K. H. des Kronprinzen von hier nach Wien ist gestern Nachmittag erfolgt. Mit demselben ist die Frau .Kronprinzessin ebendahin abgereist. In Begleitung der Herrschaften befanden sich die Hofdame Gräsin v. Einsiedel, derHofmarschallSenfft von Pilsach und die Adjutanten v. Trcitschke und v. Schimpfs. Dem Vernehmen nach werden JZ. KK. Hoheiten ihren Aufenthalt in dem kaiserlichen Lnstschlosse Hctzendorf bei Wien, das von ihnen bereits im Jahre 1860 bewohnt wurde, uehmcn. Wie lange die Abwesen heit der lronprinzlichen Herrschaften dauert, hängt von dem Befinden Sr. Majestät des Königs ab. — Unser Ministerium hat sich soweit vervollständigt, das; die Herren Excel!. v. Fabrice, von Nostitz-Wallwitz und Abelen hier an wesend sind, während der Herr Eultusministcr Excel!, v. Gerber sich auf Urlaub befindet. Der Herr Hausminister Excell. v. Faltenstcin verweilt auf seinem Gute Frohburg bei Leipzig. — Tie hier anwesenden Landwehr- und Reserve-Offiziere aller Waffengattungen waren mit ihremVczirks-Commcmdenr und dessen Adjutanten am vergangenen Donnerstag Abend im oberen Saale des Kgl. Belvedere versammelt. Diesem erstmaligen kamerad schastlieyen Beisammensein — welchem auch preußische Kameraden beiwohnten — soll in jedem Monat am dritten Donnerstag im ge nannten Locale wiederholt werden und den Zweck haben, wie bereits in anderen großen Städten, eincsthcils den Geist kameradschaftli cher Zusammengehörigkeit zu heben, anderntheils die Mittheilungcn des Bezirkscommandeurs zu erleichtern. — Herr Polizeidirector Schwauß tritt vom 19. d. M. einen mehrwöchigen Urlaub an, während dessen Dauer der erste Rath bei der königi. Polizeidirection, Herr Rcgierungsrath Berndl, die Dircc- torialgeschäfte bei der gedachten Behörde führen wird. — Als Abgeordnete für Dresden sind von einer großen Anzahl Wühler, wie wir hören, in Aussicht genommen: für die Wilsdruffer und See Borstadt der bisherige Landtags-Abgeordnete, Kaufmann und Stadtverordnete August Walter, Vorstand des Gcwerbevcreins; für die Neustadt der frühere Reichstags-Abgeordnete, Geh. Justizrath Gebert. Letzterer hat sich dnrch seine parlamentarische Wirksamkeit in Berlin, sowie durch freisinnige und humane Anschauung in seiner amtlichen Wirksamkeit viel Freunde erworben. Advocat Stroedel hat aus die Wiederwahl infolge seiner gehäuften Bernfsgeschäfte verzichtet. — Es ist ausgefallen, daß unter den erledigten Landtagsman daten nicht auch das des Prof. IW. Biedermann sich befand. Der selbe hatte, wie man sich erinnert, am Schluffe des Landtags in be stimmter Weise erklärt, er werde zunächst auf eine Wirksamkeit im sächsischen Landtage verzichten. Neuerdings scheint er aber wiederum einmal anderen Sinnes geworden zu sein und dem Ministerium seine Mandatsniederlegung nicht angezeigt zu habe». Oder läge ein Uebcrsehen des Ministeriums vor? i — Von Sonnabend bis gestern, Montag, Mittag sind zwer Cholerakranke genesen und nur ein neuer Erkrankungsfall zur An meldung gelangt, während ein Todesfall nicht vorgekommen ist. Gestern Mittag befanden sich nur noch 9 Cholerakranke im Stadt krankenhause und 4 dcrgl. in Privatpflege. Was man aus der Umgegend Dresdens erfährt, klingt auch sehr beruhigend und immer deutlicher zeigt sich das völlige Erlöschen der Epidemie. — Der Stadtrarh hat auf Ersuchen der StadtkrankenhauSvcv- waltung anderweite 2000 Thaler als Berechnungssumme für die durch die'Cholerakrankheit erwachsenen Mehrausgaben bewilligt, auch sich mit einer höheren Anslöhnung der auf der Cholerastation beschäftigten Hausarbeiter und Wärter einverstanden erklärt und den Vorschlägen für Honorirung der für die Cholerastation verwendeten besonderen Aerzte beigestimmt. — Die berühmte Cholera-Autorität, v. Pettenkofer, hat eine Erläuterung an das Publikum erlassen, die mit dem beruhigenden Satze beginnt, daß die Cholera keine ansteckende Krankheit sei. Bei solchem Aussprüche, bei dem Erlöschen der Seuche in Dresden, bei der fortdauernd günstigen Witterung hoffen die in ihrem Erwerbe durch das Tanzverbot beeinträchtigten Musiker, daß letzteres baldigst ausgehoben werde. Wenn man sieht, wie die tanzlustigen Paare Sonntags in die Nachbarorte Dresdens strömen, um sich dort den Freuden Terpsychores hinzngeben, ohne daß dadurch die Cholera verbreitet wird, so dürfte jene Hoffnung nicht ungerechtfertigt sein. — Unsere Leser werden sich entsinnen, daß vor nicht gar zu langer Zeit im Stadtvcrordneten-Eollegium von lichtsrcuiid- lichcn Köpfen die nächtliche Erleuchtung einiger Thurmuhren an geregt und befürwortet wurde. Aus mehrfachen Gründen, sagt mm der Stadtrath, ginge das nun nicht. Er will nach dem Muster der Stations-Uhren auf Rer Cottbus-Großcnhainer Eisen bahn, sechs dergleichen nächtlich erleuchtete Uhren am Alt- und Nenstädter Rathhause, am Pirnaische»- und Dippoldiswatdaer- Ptntz und auf der Moritzstraße und Louisenstraße ausstellen; das soll 800 Thlr. kosten. Zur Aufstellung elektrischer Uhren ist eine unterirdische Tclegraphenleitung nothwcndig, die unver- hältnißmäßig theuer sein würde. Ten Thurmuhren kräf tige Beleuchtung zu verschaffen, das wäre freilich das Beste, denn mit der Aufstellung der sechs Uhren wird doch nur sehr Mangelhaftes erreicht. — In einer früheren "Nummer Hatto der Leipziger „Volksstaat" unter ver Ueberschrift: „Es süebert" behauptet, daß die Postverwalt ung Briefe an und von der socialdemottzatischen Partei aufsing und erbreche. In erster Instanz war die Redaction des „Volksstaat" wegen Schmähung von Staatscinrichtringen zu einer Owöchenttichen Gefängnißstrafe verurtheilt worden. Auf erhobene Appellation fällte das k. Bezirksgericht zu Leipzig ein srcisprechendes Urtheil. Wir heben aus den Entscheidungsgründen folgende hervor: „Durch die ans Antrag des angeklagten Muth befragten Zeugen Fink, Bebel, Liebknecht und Fritzsche ist eine Mehrheit von Fällen nachgewiesen worden, in welchen von auswärtigen Führern der socialdemokratischen Partei an die Expedition und Redaction der Zeitschrift „Der Volks staat" hier, sowie die hiesigen Führer dieser Partei, ebenso wie von diesen an auswärtige Gesinnungsgenossen gerichtete und der Post zur Beförderung übergebene Briefe und Packereien entweder gar nicht, oder doch in so verletztem Zustande an die Adressaten gelangt sind, daß man deutlich an denselben hat wahrnehmcn können, wie dieselben in der Zwischenzeit an den Seiten ausgeschnitten oder sonst zn Herausnahme des Inhalts geöffnet und später wieder zugcklebt und verschlossen worden waren. Durch diese Mehrheit von dergl. Vorkommnissen niag sich bei der socialvcmokratischen Partei aller dings die irrige Ansicht gebildet haben, das; von ihr nbgcsendcte oder an sie gericbtctc Briefschaften behufs Uebcrmachung ihres Treibens und ihrer Absichten bei der Post durch besondere Agenten geöffnet und gelesen würden." Das Bezirksgericht hebt hervor, daß die Auf nahme jenes Artikels „Es sticbert" seitens der Redaction des „Volks staat" zwar einen nicht unbedeutenden Grad von Fahrlässigkeit bekunde, diese sei aber nicht strafbar. Die Rcdaction des „Volks- staat" verkündet cS nun selbstverständlich mit Triumphgeschrei, daß ihre Anklagen der Post wegen Bricfstiebcrei begründet waren. — In den 14 Tagen vom 28. Juli bis 10. August sind von Vodenbach nach Dresden 4023 Eisenbahnwagen mit 80-1,660 Ecnt nem Braunkohlen transportirt worden. Dies ist die stärkste Fre gucnz in Braunkohlen, die je auf der sächsisch-böhmischen Staats bahn stattgefunden hat. Von Wagenmangel war dabei nicht die Rede. — Vorigen Sonntag feierte ein würdiges hiesiges Ehepaar das seltene Fest der goldenen Hochzeit; es war der bei der Schles. Staatöbahn als Glöckner angcstellte Richter und Frau. Der Jubilar, cinVeteran aus demKricge von 1813, ist ein braver, treuerStaatS- dicner, der in seiner langen 27jährigcn Dienstzeit zur steten Zufrie denheit seiner Vorgesetzten sein Amt versehen hat. — In der Nummer vom 15>. August dieses Jahres gaben wir bereits ein Beispiel von der colossalen Dreistigkeit und Aufdringlich keit des Hamburger Lottcric-Collecteurs Julius Gertig. Man wird sich erinnern, daß einem unserer Mitbürger ein Kindlein geboren worden war; in der Freude seines Herzens machte er diese frohe Kunde sofort in sächsischen Blättern bekannt. Der specnlative Hanseate schickte alsbald zwei Loose und einen gedruckten Brief, LM .: Titclvignette in der angegebenen Nummer beschrieben is heute in der Lage, ein zweites ganz ähnliches Stück des jnuec: n' Gertig mitzutheilcn. Ein junges Pärchen hatte geheirathet, 6 > > nach dem Festtag stellte sich beim Ehemann, welcher seine Venn M lung natürlich bekannt gcmachtshatte, ein Brief von Gertig ein, eben falls mit 2 Loosen der Hamburger Stadtlotterie und einem gedrucketn Brief, den wir uns etwas näher ansehen wollen. Das Interessantest« ist wieder das Titelbild: cs stellt einen Brautzug, aus der Kirche kommend, dar : voran zwei ans etwas sonderbaren Instrumenten spielende Knaben, dann blumenstreuende Mädchen, in der Dritte dH
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