Dresdner Nachrichten : 25.08.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187308253
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- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730825
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- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730825
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1873
- Monat1873-08
- Tag1873-08-25
- Monat1873-08
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- Dresdner Nachrichten : 25.08.1873
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tnjkln» »ii'«;;.'' «n»es «ummern I R,r. «»tl«,e: »>,oao »pmpl. gür bl« Rückgabe «Inge- »anbler Mau»scri»le wach! sich die Redactia» nicht verbindlich. Anleraten-Iinnabme aul wart« R»»»«»t»i» uuck V«ck>«r in HqMburg, 8«r- gen. — v»ad» » 0». in ffrantfarl a M. — br. Vai,t in ildemnttz.-«»- luettdt«, valltar » La. in «aril. Tageblatt str Unterhaltung und Geschäftsverkehr. ^er Raü« ein - «ne M-r-nNt ütr da» nickst beben. ^ «ulwärtiae »nnone«»» Luttrckge van un» >ipbe» kannten lsirman u. Pav ianen inleriren «N nilr gegen Pranumerando- gadlung durch vewi- marke» oder Poft«i«ach- lung. » Sitben kopen >>/, Rar. «»»wärtiae können die Zaglima aNM auk eine Drc»d»eltzi«nwr anwetftn. Li« lkj». , Druck Mid Eigenthum der Herausgeber: Ltepsch L Netchardt in Dresden. Verantwortl. Redacteur: Juli«» Netchar-t. Rr: tzehüterIahrgangi rresÄen.Montag. 2». Aiiguft 187Z7 TageSgeschtchte. Deutsche-Reich. Frankfurt a. M., 23. August. Wie hiesige Zeitungen melden, soll außer der bereits verfügten Amtssns- pension des Atetropolitaus Hartwig zu Waldkappel auch die Sus- pendirung von noch 4 anderen Geistlichen wegen Renitenz gegen das Eonsistormm von dem letzteren beschlossen sein. Oesterreich. Das große Weltausstellungsfest in Wien ge staltete sich zu einem Volks-, richtiger Völkerfeste in der schönsten Blutung des Worts. Je näher die Stunde des Beginnes heran- i desto rascher füllten sich die enormen Räume der Wcltaus- stvIn den Galerien war gegen 3 Uhr Nachmittags schon kein jilies Plätzchen zu sehen und nur schwer bewegte sich die engge drängte Menschenmasse vorwärts. Um halb 7UhrAbends erklangen die ersten Geigenstriche der vom Kapellmeister Langenbach dirigirten Weltausstellungskapelle, welche mit stürmischem Applaus begrüßt wurde, halb 8 Uhr die Vorträge des Wiener Männergesangvereins, üöahrhaft phrenitisch wurde der Jubel, als Johann Strauß, der Wie ner „Walzer-König", an das Dirigentenpult trat und die ersten Klänge seines jüngsten Walzers „Bei uns z'Haus", zu dem Anton Langer die Worte gedichtet, ertönten. Nun begann auch die Illumi nation. Jeder einzelne Restaurations-Pavillon erglänzte bald, von hundert und hundert verschiedenfarbigen Lampions erhellt, und das Ganze reihte sich zu einem Gesammtbilde, wie es nur die üppigste Phantasie eines Märchendichters ersinnen könnte. Aus dem Dickicht der Pappelhaine flammten und glühten die feurigen Linien, welche die einzelnen Objecte begrenzten, und überallhin fielen die Strahlen auf heitere, fröhlich bewegte Gesichter. Auf dem Mozartplatze zün gelten aus mächtigen Spiralen Hunderte von Gasflammen, den Platz mit Tageshelle überfluthend. Hell beleuchtet ragten die schlanken Minarets der orientalischen Bauten in den tiefblauen Nachthimmel hinein. Inzwischen begannen auf dem großen Parterre zwischen dem Süd-Eingänge und dem Südportalc die elektrischen Flammen zu spielen. Erst fielen die Lichter auf die Fontainen, deren Wasser sich in Hellen Regenbogenfarben brachen; dann stiegen die Strah len höher, beleuchteten die Kronen der Bäume, dann das Riesen portal, und ein allgemeines Ah! staunender Bewunderung ent rang sich dem Publikum, als die Glieder der Austria, welche das Portal krönt, sich in blendender Weiße von dem dunklen Hinter gründe abhoben. Den Glanzpunkt aber erreichte die Beleuchtung im buchstäblichen Sinne des Wortes, als die Flammengarben noch höher stiegen und endlich der ganze grandiose Bau der Rotunde in elektrischer Beleuchtung erglänzte, als die Riesenkrone auf der zwei ten Laterne wie vom Hellen Sonnenlichte begossen strahlte. Um 10 Uhr fand das schöne Fest ein allerdings vorbereitetes und doch für Viele zu jähes Ende. Da sammelten sich auf dem Parterre alle lOMusikcapellen, die Trommeln wirbelten, dieTrompeten schmetter ten, der große Generalmarsch wurde geschlagen, und nach vier ver schiedenen Seiten, allerdings nicht mathematisch genau den Richt ungen der Windrose entsprechend, zogen die Capellen ab und hinter jeder einzelnen eine jubelnde Volksmenge. Eine Stunde später war es still und leer im Prater. In der Ausstellung waren erschienen 106,449 Personen; 52,223 zahlten den Eintrittspreis von 50 kr. Auch der Kaiser und der Kronprinz von Sachsen sollen auf dein Festplatze gewesen sein. Um ^12 Uhr Nachts, als die Mehrzahl »er AuSstellungSgäste den Prater bereits verlassen und nur in den einzelnen Bierhallen ein regeres Leben noch herrschte, verkündeten die Allarmsignale der Feuerwehr ein ausgebrochenes Feuer. Die ZinfriedigungSplanken an der bürgerlichen Pilsener Bierhalle hatten nämlich lichterloh zu brennen angefangen. Die Bediensteten der Bierhalle, sowie die Gäste eilten mit Kübeln Wassers herbei und er stickten den Brand noch im Entstehen. Frankreich. Am 21. fand in Versailles beim Marschall Mac Mahon eine zahlreich besuchte Soiree statt ; sämmtliche in Paris inwesende Diplomaten waren erschienen, ebenso eine große Anzahl oon Generalen, hohen Beamten und Deputaten, die aber beinahe »usschließlich der Rechten angehörten. In diesen Kreisen herrschte zroße Vorsicht, die Unterhaltung ließ jedoch erkennen, daß nach der »llgemeinen Meinung die Monarchie noch vor Ende des Jahres wie »erhergestellt sein dürfte. Mac Mahon beobachtet vollständige Zu rückhaltung hinsichtlich der Fusion und soll einem Deputaten der Linken eine derbe Abfertigung haben zu Theil werden lassen.— Der Polizeipräfect theilte dem Minister des Innern mit, daß unter der pariser Arbeiterbevölkerung wegen des starken Stcigens der Brod- preise eine nicht unbedenkliche Aufregung herrsche. Die Negierung »eabsichtigt deshalb, eine Einrichtung des Kaiserreichs wiederherzu- stellen, welche ermöglichte, daß die Brodpreise nicht über einen br ummten Cours hinausgingen. (N. Z.) Ter Herzog von Broglie hat an einem vom Präfecten des De partements de l'Eure gegebenen Diner theilgenommen und einen Blinkspruch Pouyer-Quertier's mit einer Rede erwidert, in der er , A. erklärte: Der von der Regiemng aufgenommene Kampf gelte veder den bestehenden Institutionen, noch der öffentlichen Meinung, sondern ausschließlich den die gesellschaftlich« Ordnung gefährdenden lestructiven Principien. Der Kampf sei gefahrvoll und könne lange Pest dauern, denn das bekämpfte Uebel trete in allen möglichen sonnen und Gestalten auf. ES bedürfe daher eines festen Zusam- nenstehenS aller gut gesinnten Männer — und die Regierung iei bestrebt, die Vereinigung derselben aufrecht zu erhalten. .Die selbe bilde die Stärke der Nationalversammlung, deren Mit glieder ihre persönlichen Ansichten und Gefühle diesem Ziele ,um Opfer gebracht hätten. Die Nationalversammlung werde die irnstcn politischen Probleme, die vorlägen — sobald der Augenblick, >ich damit »u befassen, gekommen sei — durch ihr« Berathungen und chne jede Leidenschaft erledigen, dieselbe werde von allen Prätcnsio- "n, von jeder persönlichen Vorliebe sich fern zu halten wissen, stachdem de« Redner demnächst des Gefühls warmer Dankbarkeit ge- M. IkAZ» dje AatiPnalvÄammlsmg hem PMtzenten Thiers entgegentrage, spendete er dem Marschall-Präsidentcn, dessen Loyalität Alles weit übertreffe, was von allen Parteien angenommen worden sei, der das natürliche Oberhaupt aller gutgesinnten Leute sei und den an der Spitze Frankreichs zu sehen, man für das größte Glück halten müsse, die größten Lobsprüche und schloß mit den Wor ten : „Reihen wir uns um ihn, der in seinem öffentlichen Leben und in seinen Beziehungen als Privatmann das Muster eines Ehren mannes ist." Oesterreich. Mriglnalbrict auS Wien. V.) Ebenfalls cha rakteristisch ist die starke Vertretung landwirthschaftlichcr Producte und Maschinen. Drei Factoren sind eö, die diese Ausstellung von den früheren wesentlich unterscheiden, nämlich die starke Betheilig ung des Orients, die starke Vertretung der Landwirthschast und der starke Besuch von circa »0 Restaurationen, die allein im SluSstellungsreviere liegen. Die früheren waren weit mehr als wandernde Jndustriemuscen zu betrachten, bei denen Kunst, Hand werk und Fabrikation besonders ftorirtcn. Hier tritt zum ersten Male die Landwirthschast als äquivalenter Factor mit auf, zur Seite und alö Zwlllingsbrudcr der Industrie an der Hand der Hand der Hebamme, die den Namen „Handel" führt. (Also dies mal nicht VcnuS, wie in Schandau.) Industrie. Landwirthschast und Handel sind ja die Grundpfeiler uinercö modernen staatlichen Gebäudes. Zeitgemäßer ist freilich die Ansicht, daß „Pulver, Blei und etwas Dampf dabei" die Welt regieren und der nom-üs rorum das Geld sei, natürlich österreichische Silbergulden ausge schlossen. denn eines so verbrecherischen antinatlonalliberalen Gedan kens, dieselben noch sür,.Geld" zu halten, bin ich nicht fähig. Bei alle dem kann ich in den Theorien der politischen „Siebenmenenstiesler" kein Heil erblicken undneigemich mehr dem „gemäßigten Rückschritte" zu. Kürzlich bekam ich in Folge eines „Leid-ArtikelS" der „Dresdner Presse" über „Massenkapitalien" oder „Kapitalien massen" einen schwachen Cholcraanfall. Doch genug mit den po litischen Hausse und Baisse-Parteien und ihrem politischen Grün- dcrthume. „Der Hände Fleiß, des Geistes Ruhm, steht über scdem Gründcrthum, das nicht.der Arbeit Segen spürt, den Se gen*) Andrer nur entführt". Wir leben In einer cigenthümlichcn Zeit. Vieles ist untcrwühlt und untergraben und manches hohe Gebäude hat vielleicht keinen festen Grund mehr, die stolze Säule „kann stürzen über Nacht". Hier in Wien glaubt man aus einem kleinen Vulkan zu leben. Wird die Wiener Bevölkerung die Elaslicität besitzen, nach Schluß der Ausstellung in ihre ursprüng liche Form ohne „Schmerzen" zurückkchren zu können? Bei der Leichtlebigkeit der Oesterreicher wird man doch schließlich cmneh- men können, daß sie sich, wie die Pariser bei der Belagerung, in das Unvermeidliche zu fügen verstehen. Rur Ter vermag jetzt getrost in die Zukunst zu schauen, der sich frei von Leidenschaften zu erhalten gesucht hat und mit einsachem Wesen anspruchsloses Streben verbindet. Besitzt er Labei „Mittel", dann braucht er keinen „Titel". Unsere moderne Zeit kann Gegensätze nicht lei den und sucht Alles zu nivelUrcn. Die anerkannt t(notigsten Ni- vellirungS - Instrumente stnv die Kanonen. Auch Industrie und Landwirthschast standen sich gegenüber. Heute ist cö anders ge worden. Da die Industrie nicht zur Landwirthschast werde» kann, so wird die Landwirthschast zur „Industrie". Alles wird schließ lich zur Industrie und die Industrie wird zum Handel, das ist der Erde „Wandel". Wenn bisher die thierische Arbeitskraft vom Landwirthc anögebentet wurde, so genügt diese nicht mehr, der rationelle und industrielle laudwirthschaftllche Betrieb erfordert größere Kraitlcistunge» und mau muß den menschlichen Arm durch die Maschine, die Pierdckraft durch Dampfkrast ersetzen. Außerordentlich interessant ist die Ausstellung des österreichischen Ackerbau- Minister,umS, der Salinen- und Tabakregie. Die be treffenden zahlreichen AusstcUimgSobiccte sind in einem besonde ren großen Gebäude untergebracht, das zwischen der Maschinen halle und dem Industriepalaste in der Nähe der orientalischen Ab- thcilung derselben liegt. In dieser Ausstellung ist z. B. eine hi storische Pflugsammlung sehr interessant, welche gegen IM ver schiedene Pflüge, wie sie von frühester Zeit an bis heutigen Ta ges bei den verschiedenen Völkern der Erde in Gebrauch gewesen und noch sind, enthält. Da sicht man den siamesischen Pflug (während man bisher nur die Zwillinge kannte), den hinbostani- schen Pflug, den Rcisvflug der Insel Ceylon, den chinesischen Pflug, den erzgebirgcr und altcnburger, den ungarischen, schwe dischen und mecklenburger Pflug und wie sie sonst alle heißen. Bemerkenswerth ist eine altrömische Pflugschar, welche neben römischen Münzen in Görz gefunden worden ist. Nicht uninter essant sind ferner auch die verschiedene» Pflugbespannungen und die Bodenbcarbeitungsgcräthe der asiatischen Völker, als Hauen, Sicheln, Gabeln, Spaten rc. Man erkennt aus denselben, aui welcher Stufe die Bearbeitung in diesen Ländern »och steht und kann die Beschaffenheit des Bodens und den Ertrag darnach ab schätzen. Aenßcrst sehenswert» und lehrreich sind die Gegenstände der forstlichen Abtheilung. die einzelnen Länder Oesterreichs bil den immer eine Sammlung für sich, die dem Bescimuer ein dcut- lichcs Bild des Forstbestandcs und der Bewirthschastung giebt. In dieser Beziehung bietet Oesterreich, was kaum ein zweites Land zu bieten vermag. Ganz besonders bieten die sogenannten Stammscheiben und Ausschnitte den Holzfrcundcn, und zu diesen zähle ich mich, den reichhaltigsten Stoff zu allerhand Betracht ungen. Daun sei eine schöne Sammlung seltener und merkwür diger Veränderungen der Hölzer, wie z. B. Darstellungen der ncichthciligen Folgen schlechter Behandlung der Wälder. «' Stämme und Anpflanzungen durch eine den alten Gewohnheit huldigende, ln falschen Anschauungen lebende Landbevölkerung Hervorgehobe». Neben den prachtvollsten Schaustücken in Puchen-, Fichten-, Kiefern-, Lärchenhölzern rc. im Alter bis zu 200 Jah ren mit colosscilem Durchmesser erblickt man Abnormitäten von Holzbildungen der sonderbarsten Art. Die großen Stücke sind im Freien zum Tbeil pyramidenförmig ausgestellt, die ander» Sehens. Würdigkeiten im Innern deS Gebäudes erponirt. Abnorm« Er scheinungen an GebirgSbölzern. z. B. In Folge von Lawinen- rutschcn, durch Adbrrchen deS Wipfeltrleveö, durch allerhand Verwundungen, Schaustücke von Holzkrankhciten, Beschädigungen und Mißbildungen der seltensten Art sieht man hier in Pracht exemplaren ausgestellt. Der Preis des Holzes ist in Oesterreich in bolzrcichen Distrikten noch ein außerordentlich billiger. An ge wissen Holzlagerplätzen wird der Kubikmeter Brennholz auS Krai- ner Forsten mit circa 2>/§ Gulden bezahlt. VemerkenSwerth ist dann noch die schöne und complete Sammlung forstschädlicberJn- secten rc., die allerdings vielleicht noch reichhaltijzcr und systema tisch geordneter als hier in einem österreichischen Erzherzoge einen „höchsten Aussteller" gefunden haben. Ferner sei die schöne Mineraliensammlung in dem Ausstellungögebäute des österrei chischen Ackerbau-Ministeriums, der Salinen- und Tabaksrcgie erwähnt. In der Mitte des eine» Ganges siebt ein kolossaler Kessel mit Quecksilber, dessen Inhalt 150 Etr. wiegt und circa 50,000 Thaler koste» soll, wie ein dabeistehenter Herr bemerkte. Daneben sind die verschiedenartigste» Onecksilbervroducte, al» Zinnober ic. zu sehen, ferner eine schöne Sammlung von Gestein arten, sowie an den Wänden und aus Tischen vortreffliche gra phische Darstellungen, die in einer Verdeutlichung der Ertrage, resp. des Steigens und Fallend der Produktionsmengen, der ver arbeiteten Quantitäten von Rohmaterialien, der gewonnenen Halb- und Ganziabrikate und der erzielten Durchschnittspreise gipfeln, in der Regel gleich mit der Erschaffung der Welt be ginnen und an gutein Willen nichts zu wünschen übrig lassen. Die graphische Darstellung ist jetzt in Mode gekommen, denn „sehen will die Welt und nicht mehr glauben." Die österreichischen Aussteller scheinen angewiesen worden zu sein, alles, was sich durch Abscisse und Ordinate darNellen läßt, graphisch zu behan deln und sind diesem Beichte aus der großen „Weltparade" im Prater getreulich nachgekommcn. Hier zeigt ein österreichischer Bartwichsfabrikant durch graphische Darstellungen die Verbrei tung seiner unübertrefflichen Erfindung über die Erdoberfläche, dort erklärt uns Mauthner in seinem Pavillon graphisch, nach welchen Himmelsgegenden er seine Preßhefen versendet, Bier- Dreher zeigt auf vielen Tafeln die Preisschwankungen der Gerste von Hermann dem Cherusker biö aus Kaiser Franz Joseph und ein österreichischer Stannebein zeigt uns graphisch hell und klar, daß ec nie im Irrthum war. Nun giebt es stellenweise noch viel Schönes auf der Erde (wie könnten sonst Aesthctiker existiren?) und dazu gehören entschieden auch die Ordinalen, doch schöner als Alles und noch vielmehr dazu, ist (bekanntlich) das Integral von a bis u. So integriere vor einigen Tagen ein Arbeiter in der Nähe des persischen Pavillons den Buckel eines biedern Mor» genländers ohne Anwendung von Kunstgriffen so schön, daß jedem, Mathematiker darüber vor Freuden die Singen übergegangen wären. Die reichhaltige Ausstellung der österreichischen Salinen fesselt die Ausmerksamkeit In hohem Grade. Dieselben protucirens zusammen im Jahre mit circa 4000Arbeitern gegen 5 Millionen Centner Stein-, Sud- und Seesalz. Einige prachtvoll gearbeitete. Obelisken (wahre Meisterstückes in verschiedenartig gefärbtem Salz mil Rclieiausschmückung zieren diese Sammlung. In dieser Saiz- auSstellung bcflndct sich der Besucher wie der Hering in der Salzlake, das Wasser läuft ihm im Munde zusammen und der Gcneralkircctor hat wohl gethan, die große Weinkosthalle in dar Nahe zu errichten. Lange hält man eS hier, wenn man nicht selbst zur Salzsäule werden will, nicht aus, und wenn man dem lieblichen Dufte folgt, der uns von jener Richtung cntgegcnweht, so ist man bald in der Abthellung der Tabakregie und hier kann man je nach dem Standpunkt und nach Passion sich sowohl am Anblicke des feinsten Glimmstänaeichens, so dünn wie eine Strick nadel, wie der robustesten „Ziehgarren", von der Größe de» Freiberger Bauerhasen, erfreuen. Die österreichische Regie hat im vorigen Jahre >000 Millionen Cigarren und Cigaretten, 500,000 Eentner Rauchtabak und M.000 Centner Schnupftabak» zusammen im Wcrthe von 55 Millionen Thalern erzeugt. Der GesammterlöS aus dem ausländischen Absatz hat nur circa :Z5,000 Thaler betragen, so daß Oesterreich iüc sich allein mehr als 50 Millionen Thaler in einem Jahre verausgabt hat, um Luft, Mund und Nase zu verunreinigen. In der Nahe des öster reichischen Ministerialgebäudes liegen die Pavillons des Fürsten Schwarzenberg und des Herzogs August von Coburg-Gotha. Alles, was aut den Besitzungen dieser Herren fleucht und kräucht, auf freiem Felde und hinter dem Busche, waö hüpft und singt, was schwimmt und bellt, sieht man getreulich ausgestellt. Unter den vielen Ausstellungen land- und forstwicthschamlcher Erzeug nisse aller Art rc. seien noch besonders die Ausstellung Elsässer Landesproducte, der Pavillon der ungarischen Staatsiorstverwal- tung, die Ausstellung der Krainer Forstprobucte und die deS Erzherzogs Albrecht, die Meierei der lcmdwirthschciftllchen Gesell- schast und in Betreff lcindwirthschastlicher Maschinen die großen Agricuiturballen mit ihren Annexen besonders hervorgehoben. Die landwirthschastlichen Maschinen aller Art, von denen ich später noch specicllcr berichten werde, sind auf der Ausstellung äußerst zahlreich vertreten. Auf diesem Gebiete sind auch seit der Pariser Ausstellung wesentliche Fortschritte zu verzeichnen. Locales uud Sächsisches. — Se. k. H. der Kronprinz von Sachsen wird als General- Jnspector in der Zeit vom 3. bis 6. September die 9. Division bei Bunzlau resp. Lauban inspiciren. — Der gestrige Cholera-Bericht lautet: erkrankt 1, gestorben 1, in Behandlung verblieben 5, nämlich 4 in der Cholerastation des hiesigen Stadtkrankenhauses und 1 in Privatpflege. — Ein frecher Raubanfall wurde am Sonnabend Nachmittag kurz nach 6 Uhr in der Nähe des friedlichen Blasewitz verübt. Eine dort zum Sommcrlogis wohnende Gattin eines hiesigen Kaufmanns promenirte, den schönen Abend zu genießen, mit einer Freundin und. ihren Kindern am Saume des Waldes, der von Blasewitz nach Striesen führt, und war zufällig einige Schritte vor den Ihrigen, als auf sic ein Kerl aus dem Walde zukam, ihr die goldne Uhr und Kette vom Leibe riß und ehe sie sich noch von ihrem Schrecken üb« das Attentat erholen konnte, bereits im Walde verschwunden war. DaS Subject war mit einer blauen Mütze bekleidet. — Ein I2jähriger Knabe, der Sohn eines in der Mathilden straße wohnhaften Schneiders, ist vorgestern Nachmittag beim Baden ist offener Elbe ertrunken. Seinen Leichnam hatte man bis gestern noch nicht gefunden. — Jener Fremd«, der sich nach unserer gestrigen Mittheill- ung am Sonnabend in einem Gasthause der Alrstadt erhängt hat, ist, wie aus Papieren hervorgeht, die man bei ihn gefunden Hot, ein 75jähriger Zahnarzt aus Walderode bei Hamburg, Nam«n» HeinS, welcher au» Mangel und Lebensüberdruß stinem Leb»n «in, Ende gemacht zu haben scheint. — Das unter der sittlich-keuschen Aegive der Herren Bkirg«n meister Koch und Stephani stehende und von den echten Blumen d»«, Nationalliberalismus, Biedermann, GeorgiundConsorten imStadt-- verordnetencollegium repräsentirte Leipzig hat am vorigen Freitag und am Sonnabend Abend Scencn erlebt, welche selbst GKpy- Hüttner aus dem Häuschen bringen werden. In der großen See stadt sind jetzt Jäger einquartirt; von diesen wollten sich nun am vorigen Freitag einige in dem weltverrufenen Pleißengäßchen mit den daselbst domicilirten Dämchen amusiren. Nr. 2 der genannter Gasse war es, wo die Sache für die Jäger eine etwa» schiefe Wentzt ung nahm; sie sind jedenfalls etwas sehr soldatisch cmfaetrrt«, denn ihre HinauSwimmelung «othwendig im Gefolge hatte; wurde einem Jäger ein nicht unksdcutefldör Klapp« qetab Herren Jäger, herch ihm, Mße»h«g M s
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