Dresdner Nachrichten : 19.09.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187309199
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- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730919
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1873
- Monat1873-09
- Tag1873-09-19
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- Dresdner Nachrichten : 19.09.1873
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lt«n- e ls"«r»ü. rn-w Ä''»: - ain.elne «ummem I Rar. «ull-«e: »>,»Ü0 ür-mpl. Für die Rückgabe elnge- sandter Manuscripie macht «ich die Medactlo» nicht »erbindlich. Inseraten-Annalmie au«- tvärtS' ttaaasu'jtviii uuck Vvalar in Ha,»bürg, Ber it», Wien, Leipzig, Basel, >re»Iau, Nranlfurt a, M. — kuck, bl-,»»« in Berlin, Leipzig, Wien, Hampnrg, Ürankfnrt^a. Mün- Nranlfurt a, Bi, — I r. Val»t in ülmnnis, — Uu- p», Inrütta, ituUiar L La, tn Paris. Tageblatt skr Unterhaltung nnd GeMstsverlehr. . Druck und Eigenthum der Herausgeber: Litpsch ök NetÄardt in Dresden. Verantwortl. Redacteur: Illll'tt» Netchardt. N»M . LLkUe» «,r Ein« »arantic sit« da» ntchsttL-ta- ErtKeS nen der Inserat« idtM nicht gegeben. »uSwilrtige Enno«-«» «uiträge pan UN» nnbp kannten Firmen ». Per» sone» insirircn wir nur aeaen Pranumerairdo- Haplang durch »rtet- marken oder Poltetnsals- lung. 9 Silben kosten >>/, Nar. Auswärtige können die Zahlung auch aus eine DreSbnerNirma anweilen. Die Lxp. Nr: 362 Achtzehnter Jahrgang MItredactrur ^ Für das Feuilleton: vr Linll »ivrvv- Dresden, Freiag, 19. September 1873. Politisches. Wenn in derPolitik rechteStillc eingetreten ist, schickt der liebe Gott die Könige zu einander. Fürstenreisen, Fürstenbesuche, Für stenzusammenkünfte sind dann ein wahres Labsal für Zeitungsschrei ber. Meterlange Artikel überDas, wntz diese Reisen für Zwecke und Erfolge haben, lassen sich da wie Butter zusaminenschrei' en. Die italienische Presse begleitet die königliche Reise mit fast noch lauterem Eviva! als die Bewohner von Eisenbahnstationen den Reisenden selbst; die österreichische Journalistik, soweit sie nicht wie die ultra montane zähncknirrschcnd bei Seite steht, würdigt die Zusammen kunft der Häuser Savoyen und Habsburg unbefangen und wägt nüchtern das beiderseitige Staatsinteresse ab. Unsere Eolleginnen in Berlin thun zumTheil etwas vornehin und verschnupft wegen der Lainarmora scheu Enthüllungen, doch bricht sich die Erkenntnis; Bahn, daß freundliche Beziehungen zwischen Deutschland und Italien ein Bollwerk gegen die Jesuiten werden können. Die Zeitungen Frank reichs sind wegen dieser italienischen Reise in lebhafter Unruhe, die sie nur schlecht unter der Maske der Gleichgiltigkeit verstecken. „Bah! Was wollen Fürstcnzusammenkünfte heutzutage noch sagen?" — raisonnirt man „Wie viel wurde über die Dreikaiserzusammcnkunst in Berlin im vorigen September gesprochen und ivie Wenig ist dabei herausgekommen I" Und doch hat unzweifelhaft der Fürstcncongrcß vom vorigen Jahre die Annäherung der drei Kabinette und ihr gutes Einvernehmen in einer für den Weltfrieden überaus erfolgreichen Weise gefördert. Wir leben nun einmal, leider Gottes, in Bezug auf Erhaltung des Friedens von der Hand in den Mund; jedes friedlich verlaufende Jahr ist uns doppelt willkommen. Wenn daher die glän zenden Schauspiele in Wien und Berlin, ivie wir nicht zweifeln, dem Weltfrieden zu Gute komme», so sind die Sympathie» des deutschen Volks dem königlichen Reisenden aus Italien von vornherein gewiß. Das rechte Centruin der französischen Nationalversammlung hat sein Mitglied Herrn v. Larcy nach Froschdorf gesendet, um bei dem Thronbewerber den Erlaß einer Constitution mittelst Kammer beschlusseS und Beibehaltung der Trieolore als letzte, aber unbedingt zuzugestehende Forderung zu stellen. Wenn nicht Rom ein klebriges thut und Heinrich von Bourbon zu diesen Zugeständnissen veranlaßt, wird er sich gewiß nicht zu denselben verstehen; dann aber ivird das rechte Centrum in der Nationalversammlung gegen seine Thron besteigung stimmen. Nachdem jetzt die letzten preußischen Feldgendarmen die fran zösische Grenze überschritten haben, füllen sich die Pariser Blätter mit Jubelartitcln, untermischt von den gewöhnlichen ohnmächtigen Drohungen und Gemeinheiten. Zur Feier des Tages erschien, ivie man der „N.- Z," telegraphirt, ein Gedicht von Victor Hugo, betitelt „Die Befreiung des Gebietes; der Erlös zum Besten der Elsässer und Lothringer", ein ganz ungeheuerliches Machwerk, welches an Monstrositäten Alles übertrifft, was bis jetzt von dem alten Manne geleistet worden ist. Kaum ist Seine Widerwärtigkeit der Schah von Persien in das Land der Nachtigallen, der Rosen von Schwas und der fortwähren den Hungersnoth zurückgekehrt, so hat er auch seinen Premierminister, Gasteiger Khan, verhaften lassen. Dieser Gros; Vezier ivar sein Begleiter und Führer durch Europa. Die officielle Presse Persiens versichert, der Groß-Vezier habe sich auf derTour die größten Unter schleife erlaubt; unabhängige Federn hingegen melden, das; dieser offeneKopf dcmSchah empfohlen habe, Reformen in der Verwaltung Persiens einzuführen und sich die Erfahrungen, die er mittelst seines NundreisebililetS durch Europa habe sammeln können, zum Besten des armen Volks von Persien zu Nutzen zu machen. Jede dieser Les arten klingt glaubwürdig; vielleicht treffen sic beide zusammen zu. Wer im auswärrigen Amte des deutschen Reichs die Unter staatssecrctärstelle erhalten soll, darüber verlautet täglich etwas An deres. Erst ivar es ganz sicher Herr v. Balan, Gesandter in Brüssel, dann war kein Zweifel, daß nur Herr v.Keudel, Gesandter in Rom, der Glückliche sein würde, bis auch dieser abgelöst wurde von dem jetzigen Staatssccretär v. PhilipSborn, der allein Anwartschaften auf die Stellvertretung Bismarck s haben sollte. Jetzt telegraphirt man als etwas ganz Bombensicheres der Kölnischen Zeitung, das; nunmehr Herr v. Bülow dazu ernannt sei. Dieser Diplomat würde dann eine ganz merkwürdige Carriere machen. Früher war er Ge sandter des dänischen Königs beim deutschen Bundestage in Frank furt und stimmte als Vertreter Holsteins gegen die Execution, die der deutsche Bund gegen den dänischen König als Herzog von Hol stein vollstreckle. Jetzt vertritt er das Großherzogthum Mecklenburg im deutschen Bundesrathe und hat sich im Reichstage mehrfach aus gezeichnet, indem er sich der undankbaren Aufgabe, die Junkerwirth- schast in Mecklenburg zu rechtfertigen, mit Muth und vielem Geschick unterzog. Wenn er in Zukunft der alter ego BiSmarck's werden sollte, so wäre das ein seltsamer Abschluß einer viclbcwcgten Lauf bahn. Uns gefiele an der Beförderung des Herrn v. Bülow, der früher gegen Deutschland und jetzt der Neaction diente, eigentlich nur der Umstand, daß einmal auch mit der Anstellung von Nichtpreußen in wichtigen Ressorts des Reiches der Anfang gemacht würde. Nicht selten finden wir in auswärtigen Zeitungen die Notiz, baß in einigen Städten das condensirte australische Fleisch in Auf nahme kommt. Lange Jahre kennt man es schon in London, ohne daß cs jedoch ein beliebtes Genußmittel geworden wäre. Endlich hat man dort das Vorurtheil fallen lassen und verzehrt Hunderte von Centnern dieses sehr billigen Nahrungsmittels. Sollten nicht auch Dresdner Kaufleute so intelligent sein, bei den enormen Flcischprei- sen das um ein Drittel billigere condensirte australische Fleisch in den Handel zu bringen und so an der Heranziehung eines kräftigem Geschlechts zu arbeiten? Locales und Sächsisches. — Vom Wetter schlecht behandelt, aber unterstützt von den thatlräftigen Sympathien eines verhältnißmäßig zahlreichen Publi kums ging gestern in dem dazu reservirten Centrum des Königlich Großen Gartens das Fest des Albertvereins vor sich. Die Wahl eines Wochentags hierzu erwies sich als nicht vortheilhaft. Auf einen Sonntag hatte man, wie wir hören, aus dem an sich lo- bcnswerthen Grunde das Fest nicht verlegt, um nicht den an einem Wochentage unentgeldlich spielenden Militairmusikchören, welche kaum erst vom Cantonnement zurückgekehrt sind, den Verdienst zu nehmen. Indessen — der Albertverein ist bei seinen der Allgemein heit dienenden Zwecken auch auf Masseneinnahmen angewiesen. Wiederholt man künftig dieses Fest, so wähle man nur einen Sonn tag; die Massen der Festtheilnehmer werden vann so viel Einnahmen der Kasse zusühren, daß den Militairchören Nichts zu entgehen braucht. Auch läßt sich ja die Absperrung des dem Volke offenstehenden Gro ßen Gartens nur durch die dem Volke zu Gute kommenden Zwecke des Albertvereins rechtfertigen. Hierfür räume man dann aber den ganzen Garten ein; es wird dann vermieden, daß sich die Mi- litairkapcllen zu nahe sitzen und die Melodiken der einen mit denen der andern mischen, wie es unvermeidlich ist, wenn sieben Kapellen, abgesehen vom Damen-Orchester, rings um das Palais concertiren. Auch geben wir anheim, ob sich nicht die Mitwir kung des Orpheus und anderer wackerer Gesangvereine empfiehlt. Auch bei diesen Corporationen wird man gern bereit sein, die löb lichen Zwecke des Albertvereins zu unterstützen, und ihre Zuziehung empfiehlt sich schon deshalb, weil deren Angehörige und Freunde die Einnahmen eines Festes erheblich steigern würden. Abgesehen von diesen Wünschen, deren Erfüllung der Zukunft Vorbehalten bleibe, kann man dem Directorium des Albertvereins nur nachrühmen, daß es verstanden hat. in sehr kurzer Zeit die geschmackvollen Unterlagen für ein edles Fest zu schaffen. Rings um das Palais bauten sich zier liche mit Tannenreis geschmückte Hütten auf, in denen sich zahlreiche liebliche Mädchengestalten und mitunter auch solche Damen, welche dies längst gewesen waren, Erfrischungen feilhiclten. Es wurde munter gekauft. Auch fanden die Erfrischungen, welche meist Geschenke waren, (so hatte die Weinhandlung von Höpfner und Verlach und gewiß auch andere mehrere Hundert Flaschen Weine und Liqueure geliefert vielen Absatz. Einen großen Gabrntempel hatte man diesmal nicht errichtet, sondern die Geschenk« in 4 Gewinnhallen ver theilt. Es waren gegen 2000 Geschenke eingegangen, darunter Nähmaschinen und kostbare Schmuckgegenstände. In den zei tigen Nachmittagsstunden bemerkten wir die hohe Präsidentin des Albertvereins, I. K. H. die Kronprinzessin, sowie II. KK. HH. den Prinzen und die Prinzessin Georg, die sämmtlich mit großer Huld sich unter dem Publikum bewegten und—bei den Loosankäu fcn auch manche Niete zogen. Gegen Abend erschien auch S. K. H. der Kronprinz. Seine Gemahlin ließ sich die Directrice des Damen- Orchesters vorstellen, dem auch das prinzlich Georg'sche Paar Auf merksamkeit und Beifall widmeten. Die Künstlerinnen sehen superb aus: 40 Mädchen in rosa-seidner Uniform — das war schon der Anziehungspunkt des Festes. Um den Teich herum und in den an grenzenden Partien entwickelte sich ein reges Leben. Der Teich selbst war mit den Colossalbüsten des deutschen Kaisers, unseres Königs, der Kronprinzen von Sachsen und Preußen und der Prinzen Georg nnd Friedrich Carl, sowie mit mehreren Transparenten geschmückt. Die Beleuchtung der Baumgänge des Gartens und des Teiches, welche gegen halb 7 Uhr begann, gewährte einen zauberhaften Anblick. Eine halbe Stunde später eröffnete die Dresdner Lieder tafel in den Räumen des Nesmüller'schen Sommertheaters eine sehr genußreiche Production, die außer in patriotischen Gesän gen in einem vom Lehrer Bieber verfaßten und vorgetragenen wir kungsvollen Prologe und in der überaus burlesken Opernparodie die Barden" bestand. Beim Schluffe unseres Blattes hatte sich der Festplatz mit Tausenden von Theilnehmern gefüllt, die auf das Fröhlichste verkehrten. — In Betreff der Landtagsmahlen sieht es heute für die Con- servativen etwas günstiger aus. Im ländlichen Wahlkreise von Großenhain hat der Rittergutsbesitzer Richter von Baselitz den bis herigen liberalen Vertreter Schulze auf Kmehlen mit 1243 gegen 217 Stimmen aus dem Sattel gehoben. Auch hat nach dem Fal- kcnsteiner Amtsblatt im 24. (ooigiländischen Wahlkreise nicht der bisherige liberale Abg. Eule, sondern der Baumeister Hartwig in Falkenstein die Mehrzahl der Stimmen erhalten. Doch dürfte es dort zur engeren Wahl kommen, da nicht weniger als 4 Candidaten in Frage waren und zwar erhielt Hartwig 493, Advocat Schanz in Oelsnitz 325, Bürgermeister Keil daselbst 174 und Eule 176 Stim men. Die bisherigen Abg. Barth-Stenn (Mittelpartei) und Mai- Fortschritt) sind in ihren Wahlkreisen ohne besonderen Wahlkampf mit 34k von 499 und mit 688 von 748 Stimmen gewählt worden. — In einer vor Kurzem durch den Vorstand des hiesigen Localvereins selbstständiger Apotheker berufenen Versammlung wollte man über den Antrag eines Mitgliedes: „Die hiesigen Officinen, dem Beispiele anderer großen Städte entsprechend, werden während der Wintermonate um 9 Uhr Abends geschloffen", verhandeln. Da aber nicht alle Mitglieder anwesend waren, so beschlossen die ver- ammelten Herren, diese Neuerung, die in humaner Gesinnung den wirklich höchst angestrengten Gehilfen in den Officinen eine wohl- thätige und wahlberechtigte Erleichterung schaffen soll, einseitig durch zuführen. Es ist dies den Herren Apothekergehilfen umsomehr zu ;önnen, als ihr Salair ohnehin nur selten ihremBildungsgrade cnt- pricht. Bei jenem Beschlüsse nahm man an, daß die anderen, nicht anwesyrden Herren College» diesem Beispiele folgen würden. Trotz dem nun das Publikum durch diese Neuerung durchaus nicht beein trächtigt wird, da ja immer in den Officinen für dringende Fälle das Nöthige durch Nachtklingeln zu erlangen ist, giebt es doch Apotheken besitzer, di« diese humane Maßregel verwerfen. Einer der Herren hat, so viel wir hören, sogar erklärt, daß er, wenn auch alle übrigen Apotheken um 9 Uhr schlössen, dann erst recht bis lO UHr und unter Umständen sogar — wahrscheinlich um die anderwärts ausfallende Stunde wieder einzubringen — bis 11 Uhr offene Lfficin halten würde. Am würdigen Alten in Treue halten, ist gut, aber am kräftigen Neuen sich stärken und freuen, wird auch Niemand reuen. — Der Socialdemokrat Hepner, welcher an, 10. d. M. wegen verbotswidriger Rückkehr nach Leipzig vom Polizei-Amte in Haft genommen wurde, ist wieder entlassen, aber dem königl. Gerichts amte Leipzig 1., vor welchem gegen ihn noch eine Untersuchung schweben soll, zugesührt worden. — Ein hiesiger Bäckermeister richtet gegenüber unseren häufi gen Schilderungen zu kleiner Weißwaare einen lebhaften Appell an unser Gerechtigkeitsgefühl, indem er uns um Aufnahme des Folgen den bittet: Die dermalige Lage der Bäcker, namentlich der kleineren Bäcker, giebt ihnen zu den verschiedensten Klagen Anlaß, aus denen hervorgehen dürfte, daß infolge der immer höher geschraubten Mehl preise, der Verteuerung der Miethen, der Löhne und Lebensbedürf nisse ihr geschäftlicher Gewinn mitunter ein nur geringer ist. Ge genüber den erhöhten Ausgaben, die der Bäcker hat, soll er doch fort und fort seine Weißwaare, die bekanntlich im Preise nicht gestiegen ist — letzteres war bisher nur beim Brode der Fall — in der alten gewohnten Größe, aus der Zeit stammend, wo das Mehl rc. noch fast um die Hälfte weniger als jetzt kostete, liefern. Wird das Ge wicht auch bei der Weißwaare nicht, wie beim Brode, behördlich überwacht, so sorgt doch die Concurrenz glücklich situirter großer Bäckereien genügend dafür, daß nicht zu klein gebacken wird. Zu theure Mehleinkäufe namentlich zwingen den kleineren Bäcker mit unter, sein Fabrikat accurater zu wiegen, als es mancher seiner besser situirten College» thut, und so wird die Semmel dann kleiner. Für die wirklich fatale Lage mancher Bäcker spricht deutlich genug, daß bereits mehrere hier am Platze ihre Geschäfte aufgeben mußten und nicht aus Mangel an Abnehmern, sondern weil sie eben zusetzen mußten. Uebrigens trifft die Bäcker hinsichtlich der wahrhaft Schrecken erregenden Kleinheit der Semmeln, die man in manchen Restaurationen bekommt, kein Vorwurf, denn diese werden häufig von den Restaurateuren selbst, um sie billiger zu bekommen, so klein bestellt. — Es wird bald nöthig werden, daß man wie der Spanier „den Dolch im Gewände" trägt, um einigermaßen beruhigt Abends in und um DKNkn spazieren gehen zu können. Schon wieder wird uns von einem befreundeten Herrn erzählt, daß am Mittwoch Abend gegen 9 Uhr einer seiner Bekannten auf der Kreuzung der Thier garten- und Dohnaischcnstraße, als er nach Hause gehen wollte, von zwei Kerlen dermaßen räuberisch angefallen worden ist, daß er sich seines Lebens gefährdet halten mußte. In seiner Angst hat er seist Taschenmesser ergriffen und dem einen dieser erbärmlichen Strolche drei Stich« beigebracht, worauf sie Beide entflohen sind. Da der An gefallene der Dunkelheit wegen die Persönlichkeiten nicht näher be schreiben kann, so dürfte vielleicht die allgemeine Kenntnißnahme von den drei Verwundungen zur Entdeckung dieser Straßenräuber führen. — In der vorvergangencn Nacht ertönte auf dem Altmarkte wiederholt der laute Ruf „Halt' auf!" Zugleich sah man, wie hin ter einem Manne, der über den Altmarkt weglief, verschiedene Leute herjagten. Viele Hunde sind bekanntlich des Hasen Tod, und so ge lang es mit Hilfe einiger aus den benachbarten Straßen hervortre tender Wächter, den Flüchtling aufzugreifen. Er wurde beschuldigt, unweit der Löwenapotheke einen anderen Mann derart geschlagen zu haben, daß letzterer besinnungslos auf einem dortigen Steinhaufen liegen geblieben sei. Thatsache war, daß dort wirklich ein Mann in bewußtlosem Zustande lag, der später mittelst Sicchkorbes in das Krankenhaus gebracht werden mußte. Den Thäter, welcher der Mißhandlung dieses Mannes beschuldigt wurde, brachte man aus die Polizei. — Ein Fremder, der in der vorvergangcnen Nacht in einem hiesigen, in der Altstadt gelegenen Gasthause übernachtete, vermißte am Morgen beim Erwachen seine Uhr. Er erstaunte über diesen Verlust umso mehr, da er, wie er wenigstens glaubte, nur allein in dem fraglichen Zimmer geschlafen hatte und schlug natürlich Lärm. Hierdurch stellte es sich heraus, daß der Hausknecht einem jungen unbekannten Mann, der unter dem Vergeben, er habe den Haus chlüssel vergessen und könne in Folge dessen nicht in sein Logis, um Nachtlager gsbeten, solches gewährt und ihn in dem Zimmer des Fremden, in dem sich noch ein leeres Bett befand, untergebracht hatte. Der junge Mann hat sich frühzeitig aus dem Gasthause ent- ernt und wahrscheinlich die Uhr seines unfreiwilligen Schlaskollcgen als Andenken mitgenommen. — Am Mittwoch Nachmittag ist in der Waisenhausstraße, Ecke der Victoriastraße, ein sechsjähriges Mädchen durch eigene Schuld, weil eS nach Aussage von Augenzeugen förmlich in die Ge fahr hincingelaufen ist, durch einen Wagen überfahren worden, glück sicher Weise jedoch anscheinend nicht erheblich beschädigt worden, da sie sich selbst zu Fuß nach Hause begeben konnte — Wie wir hören, hat sich neuerdings in unserem Nachbar- dorfc Plauen znr großen Befriedigung der dortigen Einwohner ein praktischer Arzt niedergelaffen. Hieran schließt sich der nahe liegende Wunsch, daß nunmehr auch bald Rath zu einer Apotheke daselbst ge schafft werden möge. — Als vorgestern Vormittag ein Privatgeschirr vor einem Hause der Waismhausstraße hielt, kam plötzlich ein Pferdebahn wagen die gedachte Straße entlang und so nahe an das erstgevachtc Geschirr herangesahren, das; dieses beinahe umgeworfen morden wäre. Wie der Kutscher des Privatgeschirrs behauptet, hätte der Kutscher des Pferdebahnwagcns das vorgeschriebene Zeichen zum Ausweichen nicht gegeben. — In dem Hause Nr. 21k der Camenzer Straße und zwar in der Hausflur, welche durch eine Scheidewand von Holz in zwei
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