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Dresdner Nachrichten : 25.11.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187311252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18731125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18731125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1873
- Monat1873-11
- Tag1873-11-25
- Monat1873-11
- Jahr1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 25.11.1873
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, In einem Damyrgarderobegeschäft der Altstadt wurde gestern Mittag eine alte, über 70 Jahre zählende Frau bei der Entwendung eine« Paletot« angehalten und der Polizei übergeben. Diese erkannte in derselben eine alte, hartgesottene Sünderin, die Weberswüt»« Miller au« Alteibau, die wegen EigmthmnSvei brechen schon Zucht haus- und andere Strafen in Menge verbüßt hat. Die alte, noch rüstige Diebin war bekleidet mit einer sog. Diebsfuhre, d. h. einem unten zusammengenähten Doppelrock, der mit dem Schlitz nach vorn getragen wird' und einem großen Sacke gleicht, und scheint zwei Ge nossinnen bei sich gehabt zu haben, die leider entkommen sind. — Vorgestern Mittag kehrte ein Mann aus der Oberlausitz, der auf dem Heimiveg begriffen war, im Ballhause auf der Bautzner Straße ein, um ein Glas Bier zu trinken, und legte einen Sattel mit Zubehör, Zaum mit Kandare, zwei buntwollene gefütterte Decken und zwei bunte Gurte an der Einfahrt des Hauses nieder. Rach dem er seinen Durst befriedigt hatte und wieder herauskam, war der Sattel nebst allen andern Gegenständen verschwunden und ist bis jetzt noch nicht wieder erlangt worden. — In einer Fabrik auf der Ammonstraße ist bereits vor meh reren Tagen eine dort beschäftigte, von hier gebürtige Arbeiterin mit dem rechten Vorderarm einem Kammrade zu nahe gekommen, wodurch sie neben einer bedeutenden Fleischwunde auch noch eine Knochenverletzung davon getragen hat. Die Schuld hievan soll sie lediglich allein treffen. — Vor Kurzem wurde ein Fenster in einem auf der Waisen- hauSstraße rückwärts nach der Promenade hinaus gelegenen Logis mittelst einer Bleikugel eingeschossen. In diesem Falle soll es aber gelungen sein, den Thäter in der Person einesCommis zu entdecken, der die Kugel mittelst eines Teschinü aus einer, auf der Kreuzstraße ;;nd zwar rückwärts nach der Promenade hinaus gelegenen Wohnung abgeschossen hat. Eine strenge Ahndung des von ihm verübten Un fugs dürste schon zur Abschreckung für Ändere wohl qm Platze sein. — Ein Flaschenkorb mit mehr als einem Dutzend Glaüflaschen ist vor einigen Tagen, und noch dazu zur Mittagszeit, von einem Handwagen entwendet worden, den ein Arbeiter auü einer hiesigen Mineralwasserfabrik so unvorsichtig gewesen ist. kurze Zeit ohneAuf- sicht auf dem BiSmarckplatze stehen zu lassen. — Die in Dresden aufhältlichen Schweizer haben neuerdings einen „Schweizer-Verein" gebildet, der die Liebe zu ihrem gemein- 'jamcn Baterlande pflegen und u. a. auch hilfsbedürftigen Lands leuten unterstützend an die Hand gehen soll. — Eine heitere Geschichte passirte während des OrkaneS am Sonnabend Abend auf der Lstra-Allee. Einein Herrn entführte ver Sturm seinen hochfeinen Evlinder und trieb ihn gerade r«>.tcr die Pferde eines Bierwagcns. Das eine Pferd trat darauf und zum Ueberfluß ging auch ein Wagenrad darüber. Der Herr hob den Hut zwar auf, klarste mit seinem zierlichen Stückchen daran herum, warf ihn dann aber mit der größten Verachtung dem davon fahren den Bicrwagen nach und ging mit bloßem Kopf und vom Wind .zer zausten Haar davon. — Herr Pro». 0r. Flicke auö Leipzig, welcher bereits am Sonntag vor aciit Tagen in der Vcriammlung dcö hiesigen Eu- st.w-Atob - ZwcigvercinS einen eingehenden Vortrag über das Gustav-AtottS-Wcrk gehalten hat, wird auch bei der mcrgen Abend 5, Ubr im Stngeiaalc der Kreuzschule stattfiudendc» Jahresfeier deö G u sl a v - »A d o i s - F r a u e n v c r c i n ö die Festrede balten und über den Segen der Frau in ihrer Mit arbeit auch sür den Gustav-Adols-Vcrein sprechen. — An dem königl. Gymnasium zu Ncu stabt- Dresden, welches Ostern 1874 mit allen Elassen eröffnet werken soll, werten Anmeldungen zur Ausnahme Montag und Dicnslag,'den 1. und r. Dccbr., sowie Montag und Dienstag den 8. und l>. Dccbr. Vormittags von IG 2—1 Uhr und Nachmittags von 3—0 Ubr im Sitzungssaal: dcö Ncustädtcr KirchenvorstandoS, an der NeustädterKircdc Ar. 4 parterre, von dein designirtcn Rector Prot. Do. Jlberg entgegengenommen werden. Au-ziniebiiieiidc sind au einem der gedachten Termine persönlich vorznftclicn und haben hierbei den Geburto- oder Taufschein, den Impfschein und ei» Zeugnis) über den bisher genossenen Unterricht vorznlegen. — Im Vi»t 0 ria - Sal 0 n tritt die berühmte Braatz'sche GymnasrikergciAischcht nur noch diese Woche und Sonntag zum letzten Male ans. Wer eie treulichen Leistungen dieser Leute in ihrer Vielseitigkeit und Sicherheit verfolgt bat» wird ihnen ein freundliches Andenken wohl bewahre». Der Späße der schwarzen Herren Pastor und Anderson wird das Publikum nicht müde und alle Abende müssen sie drei, vier Zugaben bringen. Obschon nun ein großes Personal und jeden Abend reiche Abwechslung vorhanden ist, so hat Dir. Schmiedcr doch kür nächsten Ersten eine Anzahl neuer Kräfte cngagirt. die sich In den ersten Tagen des Deccmbcr producircu und unter denen mehrere Berühmtheiten in ihrem Genre sein werten. — In einem Dorfe bei Waldheim wurde kürzlich ein Mühl bursche Schmidt aus Wurzen verhaftet, der sich als ein junges Mädchen aus einem Dorfe bei Meißen entpuppte, das früher schon in Wurzen unter männlicher Kleidung mancherlei Unfug verübt, auch schon im Zuchthause gesessen hatte. Dermalen ist sie wieder verschiedener Diebereien angeklagt. — Zu Anfang ihrer Laufbahn war sie „Seiltänzer" gewesen. — Snbbaitati 0 nen den 26. d. ln den Gerichtsämtern: Zwickau: Johann Eincnkel Haus und Garten in Niederplanitz, 277.7 Thalcr tarnt: Wilsdruff: Johann Nöster'ö Grundstück in Klcinschönbcrg, 4004 Thaler tarnt. — Verlautbarungen im Hankelöregister. Die bisherige Firma: F. N. Seiler lautet nun: „Adelheid Bernhardt, vorm. F. R. Seiler"; Inhaberin Fräulein Anna Adelheid Bern hardt hier. - Aus dem Vorstände der Finna: „Dresdner Prcß- hesen-u.Kornspicituöfabrik neust I. L.Bramsch) ist Herr Eduard Mutier auSgcichicden und an dessen Steile Herr Earl Louis Wilhelm August Siebmami eingetrelcn. Die Herrn Otto Erocbcr von der Finna: Vollsack u. Eo. erthcilt gewesene Procura ist er loschen. — Tagesordnung für die 14. öffentliche Sitzung der 2. Kammer, Dienstag, den 25. November 1873. Vorm. IN Ubr. I. Vorbcralhnng über den Antrag des Abg. Or. Meischner aus Vorlegung eines Geictzentwuriö gegen das Einwecsen und Zu- sühren von den fließenden Wässern schädlichen und diese verun-! reinigenden Stoffen. 2. Vorbcrathung über den Antrag dcö Abg. Walter und Genossen um vicrwöchentliche Vertagung der j Kammersitzungcn nach vorheriger Wahl und Eonstituirung der Deputationen bei künftigen Landtagen, sowie um Zusendung des! FinanzgcsctzcS und der Budgetvorlage an sämmtliche Abgeord nete vor Eröffnung dcS Landtags. 3. Bericht der vierten Depu tation über die Petition von Meißner und Hoffmann In Dresden wegen ihrer im Jahre >80«, z„m Zwecke der Scyanzcnbauten ab getretenen Grundstücke. 4. Mündliche Berichte der vierten Depu tation über die Petitionen a) dcö Lacklabrikanten Dictze in Leip zig, die Vereinfachung der Rechtspflege betreffend. Gutachten: Die Petition ans sich beruhen zu lassen, d) Der verebel. Tcubert in Treuen wegen ihr angeblich zugciügtcr Eigenthumö- und Er- wcrbsbccinträchtigung. Gutachten: Tic Petition auf sich be ruhen zu lassen, c) Jüchtzcr'S in Groitzsch um Erweiterung dcö TissidentcngcsetzcS. Gutachten: Nach 8 1I5e., 0. und g. der LandtagSordmmg als unzulässig zurückzuweiscn. — Witterungs-Beobachtung am 24. November, AbdS. 5II. Barometerstand nach Dito .v Bösolt hier: 27 Paris. Zoll 10 L. iseit gcst. gestiegen 1Z.4'/-L.).— Thermometer nach Recnimnr: 7l Grad über Null. — Die Schloßihurmfahne zeigte Wcst- Wind. - Himmel bewölkt. " - GlblMie in Dresden, 24. November. Mittags: 8°6"oker 1 Met. 27 Cent, unter «>. — Biidwciö: 1' 3" unter 0. - Prag —' K" unter 0. — Kollin: K" unter 0. — Lritmeritze 1' v" unter 0. — Melnick: I' 4'/?' unter 0. rschtckite. Dentfche« Sketch. Bon Sekten der kaiserlichen Admiralität wird für das nächste Frühjahr eine Expedition, dcstcbenb aus einem Panzerschiff und zwei Korvetten, nach China und Japan vorbereitet, welche die Bestimmung haben soll, drei Jahre In den ostaflatlschen Gewässern zu verbleiben. In der Sitzung de« preußischen Abgeordnetenhauses vom 24. stand auf der Tagesordnung die Interpellation dcö Abg.Duncker in Betreff der sielen Elicnbahmadrt der Reichvtagsabgeordneten, sowie bezüglich de« Termins der Vcrusung dev Reichstags. Der Vicepräsidcut dcö StaatSminiilcriumS, Eampbausen, antwortete: die Auflösung und Wiederberustnig de« Reichstags sei Präroga tive de« Kaisers: der Buudcörath könne darüber nicht beschließen. Das preußische Ministerium sei nicht in der Lage, über diesen Punkt Auskunft zu geben. Betreffs der srcicn Eiscnbabnjahrt der StclchstagSabgcortnete» sei noch kein Beschluß gefaßt*, die Verhandlungen darüber betäuben sich noch in der Schwebe. DaS Ministerium lehne cö ab. hierüber Auskunft zu crthciien Auö Labes (Pommern) wird der „Tribüne" ein Seitcnstück zu der Frankiurter Geschichte von dem taUchen Zehnmarkstück be richtet. das aber einen noch übleren Auögang sür die Betroffenen gehabt. ES wollten nämlich drei Knaben vor etwa 4 Monaten bei einem Materialisten in L. einen preußischen Tbaicr wechseln; der Materialist glaubte diesen Tbaicr für einen falschen zuerst», ncn und übergab Ihn der Pollzciverwaltung rclp. der Staatsan waltschaft. Diese erhob gegen die Knaben, vie sich im 'Alker von 14 biS 1K Jahren befinden, die Anklage wegen vcrsucbter Ver ausgabung falschen Geldes und die KreiSgerlchiS-Deputation dev Städtchens verurtheilte auf die Angabe dcö Materialisten hin leben der Knaben zu 14 Lagen Gcfängniß, abgesehen von der Untersuchungshaft, die sie büßen mußten, und zieht die Kosten von den armen Eltern im ErccutionSwcgc ein! 'Nachdem die Knaben die Strafe abgcbüßt, schickt das Gericht den Thaler an die k. Münze nach Berlin. Es stellt sich heraus, daß der Tbaicr vollständig acht ist, und die Münze schickte den Wcrlh dasür zu rück mir Vcrthcilung an die Knaben. Oesterreich. Daö Abgeordnetenhaus hat gestern in zwei Sitzungen, deren erste Vormittags begann, während die zweite bis in die Nacht währte, die Generaldebatte über die Regierungs vorlage, betr. daö 8»-Millioncn-Anlche» vollendet. Der Finanz- »linislcr de PrctiS hob hervor, daß dir Negierung a» dem Prin- cip der Selbsthilfe scsthalte und die StaatSl'ilfe nur so weit ein- tretcn lassen wolle, a!ö unverschuldete Ereignisse die Calainität berbeigciiwrt hatten. Tie Intention der Regierung sei im Bio- tivenberichte ganz deutlich ausgesprochen und berechtige zu keiner andern Deutung. Tic verlangt? groß? Summe sei Gewähr dalür, daß das Mißtrauen gebannt wird und daß vielleicht nur eine schr kleine Summe gebraucht werden wirb. Die Steuerträger würden mit den Zinsen der Anleihe nicht belastet werden. Zur »Rcgu- iirnug der Valuta sei die Nückzichung der schwebenden Schuld durch die Ausnahme eines SIlberanlchcnö nothwentig. Deshalb erschien cö dcrRegieruna zweckmäßla, den setziam aünstigen Mo ment zur Beschaffung eines Lheiicü dcs Silvcrstockcö zu benutzen. Am »Montage findet die Spccialdcbalte dcö AnIeihegesetzciitwucleS statt. Frankreichs Am 20. trüb nm 8 Uhr, meldet die „Assem blöe Nationale", als der General Ehangarnicr sich kaum nach per Nachtsitzung von Vexsaillcs aus zwei oder drei Stunden zur Ruhe begeben hatte, empfing er auch schon eine Deputation von achtzig Pariser Kauflcntc», »reiche ihn baten, in der Nationalversamm lung trotz Allctcm den Antrag aus Wiederherstellung der Mo narchie cinznbringen. Der General erwiderte, seine Ucberzcu- gungen seien die alte», aber er müsse sich erst behutsam seinen FcltzugSplan anöcnbeiten und den rechte» Augenblick sür die Er Lsfnung des Kampfes abwarten, zu diesem Behuf müsse er erst kcu Marsch dcö Feindes beobachten und sich nicht von den Freun den selbst zu einem Fehler hinrcißcn lassen. Der Gras v. Ehambord hat, der „Agcnce HavaS" zufolge, das sranzösischr Gebiet verlassen. Wie verlautet, ist der franzö sische Botschafter in Berlin, Vicomte de Gontaut-Biron, alö Mi nister der auswärtigen Angelegenheiten in Aussicht genommen und Grat Chaudorty zum Untcrstaatvsecrctär bestimmt. Llrncrika. Die Newporker Zeitungen vom d. äußern sich sehr unverzagt über die in Folge der jüngsten Panik entstehenden Arbeitseinstellungen. In vielen Gegenden ist das Geschält, wenn auch nickst ganz und gar snSpcntirt. säst gänzlich lahm gelegt. In Philadelphia werken kaum irgendwelche Geschälte gemacht. In einer Ueberffcht über die Situation bemerkt der „Newpork- Hexald", daß, falls man nicht durch öffentliche Unternehmungen hilft und nicht die öffentlichen Wohlthätigkcitöanstalten cinschi eiten,' um den cristirenden Nothstand zu lindern, dcrfclbc sich ln Raub und Mord Luft machen müsse. Tie Zahl der beschäftigungslosen Menschen in Philadelphia ist 32,(X!0. In Boston hat die Ost bahngesellschaft die Arbeitsstunden um 2» Piment vermindert und eine entsprechende Rednction der Löhne eintretcn lassen. In Cahons, Ncwvork, sind die Fabriken fast gänzlich geschloffen und 10M> -Hände müssig. In Rcading haben 18 große -Hut- fabrlken plötzlich ihre Tbatigkcit eingestellt und 2000 Mensche» sind brodioS geworden. Diese Fabriken waren die großen Licstc- nngSmagazine dcS Ncwvorker Marktes, aber daö Geschält Ist so flau, daß rö nothwentig würbe, die Arbeit gänzlich cinzustelien. Die Zuckerraffinerien sind von der Panik ebenfalls ernstlich be troffen und die Arbeiter werben massenhaft entlassen. ES herrscht auch ein ernstlicher Druck in den Petroleum Rasfinerien, da der Exporthandel stockt und der heimische Handel auö Mangel an Geld und Vertrauen gelähmt Ist. In den Hauptfabrikcn haben bis jetzt noch keine ArbcitSsnspenffonen staltgeinnben, aber sobald die vorhandenen Bestellungen vollendet sind, werden Tansente von Arbeitern ihr Brob verlieren", lieber denselben Gegenstand entnehmen wir der „N.-B. H. Z." folgende Notiz: „<ZS sicht einer Ironie des Schicksals ähnlich, baß die Arbeiter kaS Ziel, sür welches sie so lange gekämpft — Verkürzung der Arbeitszeit - jetzt gegen ihren Willen ausoctrovirt erhalten. Zahlreiche Firmen finden cö In ihrem Interesse, nur 8 Stunden dcö Ta- gcö, Andere nur vier Tage per Woche arbeiten zu lassen, und Viele haben die Arbeit ganz snSpcndrt. Von allen Seiten mehren sich die Anzeichen, daß unsere arbeitende Bevölkerung einen sehr schweren Winter vor sich hat. Die Eagle Nüsts in West EhclmSiorb, Muss., arbeiten nur drei Viertel Zeit, ebenso die Lowell Wolicnspinncrcien, weiche 1200 Arbeiter beschäftigen und eine halbe Million Spindeln und etwa l:i,0»0 Webstüblc betreiben, und die bedeutendste Fabrik in Granilcville halbe Zeit. Die Wollcnwaarcn-Fabrikcn. sywie verschiedene Eisengießereien bei Louiöville, Kentuckv, haben die Löhne 1.5—20 Proccnt rcdn- cirt. Jn Schcncctakv. Ncwvork, ist die Arbeitszeit in der Shawl- Fabrik von James Roy unp Eo.» welche 200 Arbeiter beschäf tigt, um die Hälfte rckucirt worden. Eine gleiche Verkürzung der Arbeitszeit ist in den meisten Fabriken in Fall River, Masst, cingetreten. Die Taunton Car Company hat die Löhne um 25 Proccnt redncirt. Die Arbeiter der Baumwollwaarcn-Fabrik in Alerandria bei Washington haben in einen Lohnabzug von 25 Proccnt gewilligt, da andxrnfalls die Fabrik geschlossen worden wäre. Die Ingenieur-Offiziere haven Befehl erhalten, die Häfen an der Küste in VcrthcibigungSznstand zu setzen und Vorbereitungen zur Abwehr gegen etwaige Angriffe von der Sccscitc her zu treffen. Die ArtiUerie-Eommisslon ist bereit, die Armee zu vcr- proviantiren und sie mit dem vollständigen Kriegsmaterial zu verleben. — Die Nachricht, daß die Negierung bereits ein Ulti matum an Spanien gerichtet hätte, bestätigt sich nicht. Der Schritt, welchen die Regierung gcthan hat, beschränkt sich aus den neuerlichen Erlaß einer 'Note an daö Madrider Cabinet, in welcher die bisher offiziell vorliegenden Thatsachcn in der Ange legenheit des „VirglniuS" constatirt werden und wiederholt Ge- nugthuung verlangt wird. Aeitillrton. ff u. II. Gluck'S „Jphigenka", am 22. im JnstrliiiS- Hoitbcater zur Wiedereröffnung gegeben, hatte nur spärlichen Be such zu Wege gebracht. Damit erlischt für die Intendanz keines wegs die Pflicht, den durch die moderne große Oper veränßcr- "chtcn Krnistgeschmack deö Publikums allmählich wi lichten Kunstgescl,mack deö Publikums allmählich wieder in edlere Bahne» zu lenken. DaS klassische Musikdrama und die rhythmisch und melodisch gcistsprühendc feinere Spielopcr sind die würdigsten Ziele einer vom Lande und dem Könige so reich subventionirten Bühne. Der'" - - -- - - -- - "" durch die Opern, der Geschmack aen. Das Argument: die große Over sei Isik dliebe leer, ist abgeschmackt. Wäre bat kremkct. 'Unsere vorzüglichsten ^ängcr'ivlffcn kaum mit klassischen Rolle» umzuachcn. Woher kommt aber da» Wort „klastische Ruhe"? ES bedeutet den Gegensatz zu moderner Lelrensckzaftllch- kelt, cö bedeutet die den Gesetzen dcö plastisch Schönen entspre chende Mäßigung der Affekte. Krau Kainz singt dieJphIgenta mit ihrer wundervoll liebreichen Stimme sehr schön. Aber die feste rhythmische Gliederung, die dem »Ausdruck das Hoheilvolle, bestimmt und ruhig Wirkiame verleihen, lassen zu wünschen. Im Spiel auch Herrscht da- Milde u»h freundlich Bewegte zu lehr vor. LovenSwerlb sich mühend in der ruhigen Grunoftlm- mimg zu verharren, erwies sich Herr v. Witt, dessen Gesangs« Vortrag ungcmcin gegen früher gewann. Herr Degele batte die wahrhaft ergreifenden Mvmente nicht da. wo er außer Raub und Band gcrleth und in starker Modernität des Ausdrucks sich Nberbot, sondern da, wo er Maß hielt. Im selben Sinne Ist der gesanglich tüchtigen »Ausführung des TheaS seiten Hrn. Schass- ganz zu erwähnen. Frl. Malten erfüllte ihre kleine Rolle alö Diana vollkommen. Auch Frk. Reutberais erste Prlcstcrln. rl. Pichler zu beurthrilen fehlt e« fast an passenden Mi otiven. >aß die Intendanz ihr eine ihr völlig heterogene Rolle übergab, mag sie außerhalb der Buhne auöjechten. Wie kommt das Publikum dazu, die Verdrossenheit der so talentvollen Sä»- untagbarcn Augenverdrehungen als >om vanve und dem .ironige w reich nwvennonnien : öffentliche Kunstgcschmack Ist variybel, bildsam. Wie dem jetzigen Pariser Geschmack comorm -- großen Geschmack herabgcgangen ist, so kann er auch wieder Or- Lvb. weit zurück gcrin zu entgelten, ihre ganz Tragik acccptircn zu müssen ? — Die Regie bat uns den An blick der Larven icin wobi zu rühmenden Fortschritt) erspar), ehester, Chöre und Leitung ll)r. Rietz) verdienen ' - ^ ch »Nur im Eumenytcnchor, vlieben^die, räumlich etwa posllttcn Frauenstimmen, manchmal unbörbar. ff dl. N. Die Wiedereröffnung des A 1 bert - TheaterS in der Neustadt erfolgte, wie seiner Zeit die Eröffnung, mit einem klassischen Stücke und Fräulein Ulrich in der Titelrolle. Damals die dcnische, antikisircnde Jphigenia. dlcüinai Pbädra. jenes Meisterwerk »Racine, in dessen durch Schiller bewirkter Ilebersctz- ung sich griechischer, französischer und deutscher Geist die Hand reicht. Seit den Gastspielen der Jauaujchcck und der Ziegler ist Ppadra nicht über die diesige Bühne gegangen. Auch die Ncu- ciiistndirnng der Tragödie wird, vielleicht »ach der einen oder anderen Wiederholung. aus längere Zeit von der Bühne ver schwinden. ES liegt im materiellen Zuge imscrer Zeit, elastische »Werke nur als Fcicrtagökost zu bewachten und leider ist die Zahl der „Gebildeten" nicht gering, die aus ihrer Ueberzeugung kein Hehl machen, daß sie ein Trauerspiel nicht „aliözuhcilten" ver mögen, OffenbachS Melodien eigentlich viel imcrciiantcr seien, aiS eine ernste symphonische Tondichtung und ein pikantes Genre bild entschieden de» Vorzug vor einem historischen Gemälde ver diene. Kunstanstaltcn werden sich hierdurch nicht irre machen lassen dürie». Empfiehlt sich doch schon die elastische Tragödie aus dem Grunde. daß sie an die Tcclamation schwierige Ansor- kerungcn stellt! Und es giebt, Gott sei Dank, immer noch eine andächtige Gemeinde Kunstsinniger, die sich an dem idealen Hauche, der durch die elastischen Dichtungen weht, erquickt und stärkt. „Phädra", die den Regungen dcö weiblichen Herzens auch in ihre »Verirrungen mit der Fackel der Poesie folgt und ci». wenngleich unserer Anschauung entrücktes, menschliches Problem sittlich-rein löst, wird allezeit aus eine wanne Ausnahme bei dieser Gemeinde rechnen dürfen. Auch die streiige Beobacht ung der drei Einheiten der elastischen Tragödie der Franzosen - der Einheit dcS OrtS, der Handlimg und der Zeit — wirb heut- iutage eine freundlichere Beurtheilung finden, alö zu LessingS Zeiten. Daö unsterbliche Verdienst dieses großen Dramaturgen war cö. das deutsche Theater von den cinschnürrnben Consegucn- zc» dieser mißverstandene» Theoriccn dev »Aristoteles, wie sie die Franzosen ausiaßtcn, zu retten. Diesen Erfolg bat Lessing unbe stritten gehabt. Heutzutage aber, da unsere Dramatiker in daö andere Extrem lallen unb eine Verwilderung ärgster Art in den Kunstaesctzcn cingcrisscn ist, bietet ein sich in den strengsten aca- dcmischcn Gesetzen bewegendes Stück den dochwlllkoiiunencn An blick beS Gegensatzes. Fräulein Ulrich wendet sich letzt vorzugsweise der Tragödie z». Den Blüthenkranz, den ihr die Muse dcö Lustspiels um die Stirn gewunden, möchte sic vertauschen mit dem Lorbeer der Tragik. ES ist unmöglich, daß ein so hcrvorragentcS Talent, wie kaS dcS Fräulein Ulrich, hierbei wesentliche Fehlgriffe tbäte, interessant wirb jede derartige Rolle in ihren -Händen werten manche aber vielleicht nur interessant. Ihre Phädra nähert sich jedoch hart dem Ideale, daö der Künstlerin vorgeschipebt haben wird: Ein Muster In der Dcclamation und klassisch in ihren Be wegungen, verkörperst ihre Phädra daS sich ihrer verbrecherische» Liebe zu ihrem Sticisohne bewußte Weib. Allein die wilde Dä monie der höchsten Leidenschaft, wie sie sich in dem Gcsiäntniß gegenüber Hippolyt auöspricht, verträgt die Naturlaust unge zügelter Empfindung nock' in höherem Grade. Meisterhaft jedoch war ihre erste Scene, da sic, entschlossenHnngcrö zu sterben, sich ihre verbrecherische Leidenschaft durch ihre Vertraute abschinelchcl» läßt; ebenso erschütternd wirkte ihre Stcrbcscene. Fräulein Ulrich fesselt durch geistvolle Behandlung dcö »Versbaues unb charakteristische Vertiefung der geringste» Andeutung deö Dich- tcrö; aber cö liegt in den Grenzen Ihres Talcntö, wenn mehr das leidende, alö das leidenschaftliche Weib. daS fast betäubend zu wirken hat. in ihrer Darstellung überwiegt. — Für de» Hippolyt hatte Herr Richelieu redlichen Willen und fleißiges Streben mitgebracht: aber seine »Verwendung ln der Tragödie sollte vorsichtiger geschehen. Sein Naturell weist ihn auf eine nüchterne Darstellung hin, während von Hippolyt ein erfrischen der Hauch deS thatendursttgen griechischen HcldcnjünallngS aus zugehen hat. Er war in der großen Scene des Licbcögestänb- niycö der Phädra denn doch etwas zu unbedeutend. — Von Fräulein Berg hätten wir eine etwas schärfere Hervorhebung der vcrtammlichen Geschäftigkeit gewünscht, welche die Vertraute Vhädra'S befähigt, ihre Herrin zum entsetzlichen Thun auszu stacheln. — Recht srenndlich führte Fräulein Th eisen die Aricia, wohlansprechenb -Herr P 0 rtb die edle männliche Kraft dcö Tbeseus vor; die Erzählung des Todes Hipvolyt'ö durch Theramcn — Herrn Iafss — war ein Mustcrslüek durchgeistig ten VortragS. ff Die am Bußtage stattgcbabte Musikaufführung in der cvang. Hokkirche macht: an die dlSponiSlen Kräfte hob? 'Anforde rungen. Trotzdem verdient cö ehrenden Dank, wenn Herr Ecmtox Lorenz Schütz'S Passion sin der vorzüglichen Ricdcl'schcn Be arbeitung) vortührtc. Schütz, 1585 zu Köstritz im Volgtlande ge boren und Schüler dcö VenctiancrS Gabriel!, war der erste, der in daö deutsche Oratorium Recital!» undjAricn in älterem Sinne cinsührte. Der alS chursächstschcr Kapellmeister verstorbene Autor gelangt also nun mit Recht endlich zu der ihm gebührenden histo rischen Würdigung. Mozart'S ,..5vo verum" und Lieder von Richter (lebt in Leipzig) und Chcrubini vervollständigten das Programm. In den Soli w Ust best Ust beschäftigst . .. wirkend. — Daß der »Aufenthalt In dieser Kirche bei solchen Mu sikcn zu den Annchinlichkcilcn deö Lcbenö zähle, soll nicht be hauptet werden. ff Wenn Alles geht, wie es gehen soll, findet am Donnerstaa die erste Aufführung der Oper „Mignon" von Slmbr. Thomas im königl. Hosthcatcr statt. ff Freitag den 28. Novbr. gastirt in Shakespeare S „Winter märchen Fräulein Hab erlaub vom Leipziger Statltheatcrzuni ersten Male in Dresden. Bei Gelegenheit der Aufführung von Kobcrsteln's „Um 'Nancy" in Leipzig, machten wir auf daS fehl hervorragende Talent dieser jungen Tragödin aufmerksam. ff Im Ncustädter Hoffheater findet heute die mehrfach ver schobene erste Aufführung deö „verarmten Edelmanns" statt, dessen treffliche Besetzung den Theaterfreunden vielen Ge nuß verspricht. ff Mittwoch beginnen die durch gediegene Programme wohl verdienten Trlosoircen der Herren R 0 llsuh, Seclmann und Bürchl Im Hctel de Sare, ff Frau Schmidt-Zimmcrmann von Dresden hat dieser Tag« In Mainz ein Gastspiel begonnen. ff In hiesigen KNnsnerkrciscn ist man zu einem lebhafte» rung de» Denkmals küi ctßen. Von dem acadc- prämiirstn E'n twnrse ist Herr Bildhauer Hultsch bei bei «ü In den Soli war der leider amThcatersowcnlgalöSo- zie Hoitheatcrsängcr Dickel mit gutem Gelingen mit- Melnungskricg gelangt über die Ausführung de» Denkmals „Albrecht den Beherzten" in Meißen. Von dem acc misch vrämiirstn E'ntwnrse ist Herr Bildhauer Hultsch bet AuS«übrung wesentlich abgewichen und man erwog nur
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